"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 7. November 2014

Das Ende einer großartigen Reise

Treue Leser und Weggefährten meiner Reise,

vor fast genau fünf Wochen bin ich zurückgekehrt. Und es fühlt sich schon verdammt viel länger an. Der Alltag hat mich wieder. Die ersten zwei Wochen waren super schön: Der tolle Empfang meiner Familie, Freunde treffen, endlich wieder essen, was man vermisst hat (auf Platz 1 sicher Nutella :D), Sport machen, Fernsehen schauen und in meinem geliebten Bett schlafen. Ja sogar das Langweilen hatte ich vermisst. Es ist schön, seine Wäsche wieder regelmäßig und nicht von Hand waschen zu müssen, selbst kochen zu können und alle meine vermissten Kleidungsstücke durchzuprobieren. Ich bin angekommen. Doch diese Euphorie hielt leider nicht allzu lang an.

Je länger ich wieder zu Hause bin, desto stärker wird mein Verlangen, wieder auszurücken. Es ist keine Flucht, obwohl die Bürokratie in Deutschland dies durchaus vermuten lassen könnte. Es ist eher der Drang nach einem neuen Abenteuer. Ich bin offensichtlich reisesüchtig.
Ich könnte ich mir durchaus vorstellen, jetzt in Deutschland einer Festanstellung nachzugehen (am liebsten natürlich in Verbindung mit einem Auslandsbezug). Allerdings schau ich mich doch vermehrt wieder im Ausland um, primär in Südamerika. Ich habe die Mentalität dort zu schätzen gelernt; die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Das könnte man als Außensteher auch so betrachten, dass ich meiner Weltreise hinterher trauere und dort wieder anknüpfen möchte. So ist es aber nicht. Das Klima und die europäisch angehauchten Lebensverhältnisse sind für mich erträglicher als 85 Prozent Luftfeuchtigkeit oder Meerschweinchen zum Frühstück. Und erträglicher als schlecht gelaunte Menschen in Deutschland ;)

Natürlich möchte ich das nicht verallgemeinern und es ist auch Vieles in Deutschland besser als anderswo auf der Welt (Ordnung, Pünktlichkeit und das Gesundheitswesen z.Bsp.). Aber da ich noch jung, ungebunden und verrückt genug bin, würde ich einen Abschnitt meines Lebens gern erneut außerhalb Deutschlands verbringen.

Rückblick...

Auch wenn der letzte Eindruck meiner Reise ein negativer war (Erinnerung: Diebstahl meiner Kamera), so war er einer der wenigen. Zehn Monate voller Abenteuer, kein Tag glich dem anderen.
Ich bin unendlich dankbar für die Chance, die Welt ein bisschen besser kennengelernt zu haben, in unterschiedliche Kulturen eingetaucht zu sein, neue Freunde auf der ganzen Welt gefunden zu haben und in meiner Persönlichkeit etwas gewachsen zu sein.
Manchmal wusste ich nicht, wo ich am Folgetag sein würde. Manchmal wusste ich nicht, wo ich schlafen sollte. Doch immer gab es eine Lösung. Ich vertraute auf das Schicksal, das Gute im Menschen und letzten Endes auch mir selbst.

Es waren zehn Monate, unheimlich intensive Monate, aber auch unendlich schnell vorbeigehende. Ich bereue nichts, was ich getan oder nicht getan habe (manchmal nur Dinge, die andere getan haben). Ich würde alles genau so wieder machen (bis auf den Vulkanausflug in Flip Flops ;) ).
Und ich weiß, dass ein Ende auch immer einen Neuanfang mit sich bringt.

Hiermit beende ich die Berichterstattung über meine Weltreise. Ich bedanke mich herzlichst für all die treuen Leser (aktuell 17.000 Zugriffe auf den Blog -wow!!!) und warmen Worte, die mich oft erreichten. Und bei der Firma 100zehn, durch die ich das Lenovo IdeaPad erhielt und jetzt auch offiziell mein Eigen nennen kann :)

Ich hoffe es gibt eine Fortsetzung. Wenn, dann hier.

Bis bald,

Caro - Eure Weltenbummlerin außer Dienst.


Hier noch ein paar interessante Fakten für euch:

Die wohl am häufigsten gestellte (und gedachte) Frage: Was hast du ausgegeben?
Weniger, als mein Budget vorsah. In Zahlen: um die 6500-7000 Euro KOMPLETT

Was während zehn Monaten abhanden gekommen ist:
ein Shirt, einmal Unterwäsche, 3 Schrauben von meinem Netbook, das Portemonnaie meiner Mum in Peru, ein Teller der Kochausrüstung beim Trekking in Torres del Paine, meine Kamera :(((

Was während zehn Monaten kaputt gegangen ist:
eine Sonnenbrille, mein Mini-Reise-Glätteisen, meine geliebten Nike-Schuhe, mein Tagesrucksack, mein Bikini (woher kommen diese komischen Flecken?), diverse Male meine Flip Flops

Hatte ich jemals Heimweh?
Ja, nach ca. 6 Wochen bei meiner Ankunft in Myanmar, auf der Fahrt zum Krankenhaus in Papua-Neuguinea und als meine Mum wieder nach Deutschland zurückflog

Kam es jemals zu einer gefährlichen Situation?
Für mich selbst brenzlig würde ich nur die Taxifahrt nachts um 2 Uhr in Guatemala beurteilen, bei der der Taxifahrer seine Hand zu lang auf meinem Oberschenkel liegen ließ und die sich entzündeten Kratzer meiner Vulkanbesteigung in Papua-Neuguinea, woraufhin ich nicht um einen örtlichen Krankenhaus-Besuch herum kam.

Was waren die schönsten Erlebnisse?
-Paragliding in Nepal
-Gebetsgesängen der buddhistischen Mönche in Bhutan lauschen
-Sonnenauf- und Sonnenuntergänge in der Tempelstadt Bagan sowie meine Ballonfahrt in Myanmar
-Motorrollertour und mit einheimischen Kindern zusammen baden in Laos
-Shopping in Bangkok
-mit Walhaien schnorcheln auf den Philippinen
-das Gefühl zu haben, die erste und einzige Backpackerin in ganz Papua-Neuguinea zu sein
-mit einem Fischer angeln gehen auf Fiji
-endlich wieder ungesundes fettiges mexikanisches Essen in Mexiko :)
-per Anhalter zu einer wenig populären Tempelanlage in Guatemala
-Vulkanaufstieg in El Salvador
-zelten am Strand in Panama
-Titicaca-See und die Salzwüste Uyuni in Bolivien
-5-Tages-Trekking im Nationalpark Torres del Paine in Chile
...und natürlich all die grandiosen Personen kennenzulernen, die Teil meiner Reise waren


Welche Länder fandest du am tollsten?
Bhutan, Papua-Neuguinea, Bolivien und Argentinien

Welche Länder fandest du weniger cool?
Nepal (zumindest Kathmandu, zu chaotisch für mich), Fiji (angebliches Paradies, aber in Thailand, Indonesien und den Philippinen gibt es mehr Kultur, günstigere Preise und wohl auch besseres Essen).

Wo geht’s als nächstes hin?
Ich war bereits in Amsterdam, um mich mit jemanden zu treffen, den ich in Bolivien kennengelernt hatte. Sonst ist erst einmal nichts geplant (vielleicht spontan über Silvester).

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Argentinien Teil 3 – Ein Ende mit Schrecken

Buenos Aires

Wenn man in dieser Stadt in Couchsurfing eine/n Gastgeber/in sucht, werden über 40.000 Personen vorgeschlagen. Das war mir zu viel. Also drehte ich den Spieß um und eröffnete in der Buenos Aires Couchsurfing-Gruppe ein Gastgeber-Casting. Ich beschrieb, was ich in den fünf Tagen erleben wollte (darunter Tango, ein sehr gutes Steak essen, Party). Neben ein paar doofen Kommentaren meldeten sich auch ein paar nette -natürlich ausschließlich- Herren. Ich hatte zwei Favoriten, Eduardo und David. David hat letzten Endes das Rennen gemacht weil Eduardo über 50 Jahre alt ist und ich nicht davon ausging, dass er mit mir die Nächte zum Tag machen wird.

Ich traf die richtige Entscheidung. David holte mich vom Busbahnhof ab und war mir gleich sympathisch. Es war bereits 23.30 Uhr aber wir quatschen in der Wohnung noch bis halb 2.

Der nächste Tag begann etwas schleppend. Ich machte die Planung für die folgenden verbleibenden Tage (ich ja so deutsch!). Ich aß dann noch mit David zu Mittag und verließ gegen 14.30 Uhr die Wohnung. Just in diesem Moment fing es zu regnen an. Erst nur ein paar Tropfen, dann schüttete es wie verrückt, sogar Hagel war dabei. Ich flüchtete in eine Bushaltestelle. Toller erster Tag! Aber da meine Zeit begrenzt war musste ich da durch. Einen Regenschirm hatte ich nicht. 


Als der Regen nach einer Weile weniger wurde rannte ich zur nächsten Metrostation. Ich fuhr in die Innenstadt um eine Stadtkarte zu besorgen. Es regnete immer noch stark. Ich suchte Unterschlupf unter einem Vordach eines Cafés. Ich wollte nicht meine Zeit wartend im Regen verbringen. Also lief ich dann im Regen etwas in der Innenstadt herum (da Buenos Aires eine Millionenstadt ist wird dieser Teil Mikrozentrum genannt). Aber das macht keinen Spaß im Regen, also hab ich mich dann erst einmal in ein anderes Café gesetzt, ein Käffchen getrunken und die Stadtkarte studiert.

Dann hörte es fast auf und ich lief weiter herum. Ich besuchte ein paar Kirchen (sehr praktisch, wenn
es regnet), das Regierungsgebäude, das kleinste Haus Buenos Aires´ und den German Club. Auf diesen wurde ich durch einen anderen Couchsurfer aufmerksam. Der deutsche Klub liegt im 23.(?) Stock eines Hochhauses und von dort hat man eine nette Aussicht auf die Stadt. Zuerst wollte man uns nicht gewähren lassen aber dann hatte der Securitymensch seine Meinung geändert. Leider reflektierten die Fenster zu sehr, um gute Fotos zu machen.



kleinses Haus
 

Regierungsgebäude

Allzu lang wollte ich da jedoch nicht bleiben, weil David und ich zu einem Couchsurfing-Treffen gehen wollten. Das versprach von 22 bis 23 Uhr kostenlose Pizza und günstige Preise für Getränke. Als wir kurz nach 22 Uhr ankamen war nur eine weitere Person in der Bar. In der Gruppe hatten 70 zugesagt. Lag es am Regen? Oder sind die Leute hier einfach nicht zuverlässig? Es kamen noch zwei weitere Personen, aber Pizza wurde uns noch nicht serviert. Es hieß man warte noch bis mehr Leute kämen. Also warteten wir mit dem Verzehr der Getränke ebenfalls darauf. Nach ca. 30 Minuten waren wir dann 15 bis 20 Leute. Die Runde war recht nett, aber ich war mit zwei Brasilianern die einzigen Reisenden und ein paar der Anwesenden konnten kein Englisch. Mitternacht sind wir nach Hause.


Freitag.
Friedhofs- und Kulturtag. Die Sonne schien und der Tag war perfekt. Der Friedhof Recoletta ist der Friedhof der Reichen und Berühmten, mit vielen Mausoleen und Tempeln in verschiedensten Baustilen für bekannte Politiker wie beispielsweise Evita Perón. Es gab kaum Blumen im Friedhof, dafür aber umso mehr Touristen. Es werden sogar Touren angeboten. Die Gruften protzten Reihe an Reihe. Ich mochte den Friedhof sehr! Danach ging es weiter zum Kunstmuseum, das kostenlos und das größte und bedeutendste Argentiniens ist. Hier sind u.a. Originale von Gogh zu sehen.





auf dem Weg zum Museum
im Museum

Im Anschluss bin ich zum nationalen Kongress Gebäude gelaufen und auf meinem Rückweg zur Ubahn (David und ich wollten eigentlich im Restaurant essen gehen), sah ich zwei ewig lange Schlangen vor einem Theater stehen. Ich ging herein und erfuhr, dass es an diesen Tagen kostenlose Vorstellungen gab. Ich ging wieder heraus und fragte ein Mädel in der Schlange, ob ich mich zu ihr stellen könnte. Dank ihr bekam ich zwei Karten mit super Sitzplätzen für die Abendvorstellung um 20 Uhr. Es war kurz nach
18.30 Uhr. Ich versuchte David anzurufen und ihm mitzuteilen, dass wir heute dann doch ins Musical gehen können, so er wollte. Aber er ging nicht ans Telefon. Bei meinem 2. Versuch kurz nach 19 Uhr war es bereits zu knapp für ihn, zu erscheinen. So gab ich meine 2. Karte beim Kontrolleur ab. Hätte ich nicht machen sollen da sich eine ältere Dame neben mich setzte. Soweit nicht schlimm, aber dann sah ich ihre Fingernägel – oder das, was davon übrig war. Kaum saß sie neben mir, fing sie an, ihre Nägel zu kauen. Ich fand das extrem ekelig. Und musste ihr das auf eine nettere Weise mitteilen. Aber interessierte sie nicht weiter. Zum Glück fing die Vorstellung bald an und das Licht ging aus.

Obwohl wieder alles in Spanisch, nein, Castellano war (das Spanisch der Argentinier ist die größte Herausforderung für Leute, die Spanisch noch nicht gut verstehen, denn jedes doppel L, was in Spanisch als „j“ ausgesprochen wird [siehe Majorca], wird von den Argentiniern als „sch“ ausgesprochen [wäre dann Maschorca], ebenso beim „y“ [nicht yo, ich, sondern „scho“]) verstand ich dieses Mal viel. Und die Situationskomik war ebenso unterhaltsam. Es wurde viel gelacht!

Nachts gingen David und ich noch spontan aus. Es war Freitag Nacht und ein Couchsurfer hatte mich zu einem Club „eingeladen“ (er ist dort Türsteher und wenn wir seinen Namen am Eingang erwähnen würden, würden wir kostenlos herein kommen).

Die Clubszene in Buenos Aires ist speziell. Hier passiert alles etwas später. 23 Uhr oder noch später sieht man immer noch Menschen Abendbrot essend im Restaurant. Deshalb starten die Partys auch erst um ca. 2 Uhr. Wir waren bereits 00.45 Uhr im Club, der nicht so voll, dafür aber zu hell war. Selbst in den Toiletten war weniger Licht vorhanden. Die Musik war dafür ganz gut und schließlich waren wir kostenlos reingekommen. Die Partymeute, vor allem die Damen waren sehr unterhaltsam. Die Klamotten, die sie trugen, hätten auch perfekt eine „bad taste“-Party sein können. Leo-Print, Leggins, manche sahen aus als würden sie äußerst sexy zum Sportunterricht gehen, manche waren sehr schlampig angezogen. Aber durchaus unterhaltsam.
Gegen halb drei, als es nicht voller sondern leerer wurde, gingen wir nach Hause.

Samstag
hässlich aber nicht selten
War ein Shopping Tag! In bestimmten Gebieten fanden sogenannte „ferias“ statt, eine Art Straßenmarkt mit Kunst- und Handwerkshändlern. Woanders war der Ramschmarkt Buenos Aires. Im Gebiet „Once“ bekommt man Klamotten, Accessoires und sonstige Güter zu kleinen Preisen. Dafür sind die Straßen mit Menschen überfüllt. Ich lief dann noch bis zum Obelisk und bin frühzeitig zur Wohnung zurück, weil ich die bevorstehende Partynacht organisieren musste. David war bei der Hochzeit seiner Freunde. Ich hatte in der Gruppe bei Couchsurfing nach partywütigen Mitstreitern gesucht und auch welche gefunden. Dustin aus Panama wollte mich eigentlich Mitternacht an der Wohnung abholen. Aber es war 00.30, gerade als ich loslaufen wollte, als er klingelte. Nach einer schnellen Runde Gin Tonic (die Wirkung setzte bei mir bereits zuvor ein), liefen wir los. Ich hatte mich noch mit ein paar anderen Personen (natürlich wieder nur männlich) vorm Club verabredet. Drei weitere Herren standen davor. Einer davon wollte kein Eintritt zahlen und ging. Der zweite (Marcos) wollte nicht, dass ich allein dastehen würde (man weiß ja nie, wer so sein Wort hält und wer letzten Endes wirklich da ist) und als er sah, dass ich nicht allein war, ging er wieder. Herr Nummer drei, Nicolas ging dann mit Dustin und mir hinein.
Dustin, ich und Nicolas

Der Club war voller und dunkler als der am Vortag aber die Musik war recht chillig. Wir entschieden uns, später wieder zu kommen. Nach einer weiteren Runde Gin Tonic und Wein für die Jungs ließ dann mein Erinnerungsvermögen nach. Der Club war voll und ich auch :D Wie die Musik war- keine Ahnung. Aber ich glaube ich mochte es. Nach einer Weile war mir die Lust zu stickig, drinnen wurde geraucht. Ich ging mit Nicolas heraus und wir setzen uns vor den Club auf einen Bordstein. Mir ging es nicht so gut, ich hatte zu viel Alkohol intus. Ich schlief kurze Zeit an der Schulter von ihm ein. Dann hatte ich auch genug und er hat mich nach Hause gebracht.

Sonntag
Der nächste Morgen war grausam. Ich hatte meinen Wecker auf 11 Uhr gestellt, David und ich wollten eine Fahrradtour machen. Aber es regnete und David hatte ebenso noch geschlafen. Ich ging ins Bad und dann wieder zurück ins Bett. Der ganze Tag verlief so. Bis kurz vor 17 Uhr haben wir beide nichts gemacht außer ausnüchtern und schlafen. Das Wetter hatte nicht viel Spielraum zugelassen. Dann überkam mich großer Appetit, schließlich hatte ich bis auf ein paar Kekse noch nichts weiter gegessen.

Ich fragte David ob wir nicht heute zu dem beliebten Restaurant gehen wollten, das immer voll war, wenn ich vorbei lief. Und das war die richtige Entscheidung. Ich orderte ein Steak, das erste argentinische Steak seit drei Wochen meines Aufenthaltes. Und es war gut, verdammt gut! Das ganze Menü kostete 116 Pesos, das entspricht bei der offiziellen Rate etwas mehr als 10 Euro, mit der vom Schwarzmarkt etwa 6 Euro. Das hätte ich schon eher machen sollen!!! Es war so viel, dass ich nur die Hälfte geschafft hatte und die andere mit heim nahm.

schmeckte noch besser als es aussah!

Um die angefutterten Kalorien gleich wieder zu verbrennen, hatte ich mich mit Dustin zu einer Milonga verabredet. Hier lernten wir für 60 Pesos Eintritt die Grundschritte des Tangos, im Anschluss ein paar vom Rock n Roll. Auch hier hatte ich wieder mehrere Personen gefragt bzw. ein Couchsurfer hatte sich angeboten, mit mir Tango zu tanzen, weil er es kann. Aber er wohnt recht weit weg von dort, wo ich hingehen wollte und deshalb war nicht sicher, ob er erscheinen würde. Tat er dann aber. Und ebenso Mauro, der aber nicht tanzen wollte (er genoss die Atmosphäre an der Bar).

So hatte ich am Ende drei verschiedene Tanzpartner (noch ein Typie, der sich in unsere Runde integrierte) und eine Menge Spaß. Der Abend startete 20.30 und endete 1.30 Uhr für mich. Zwischendurch gab es Tanzeinlagen der Profis (äußerst erotisch!) und eine Feier um Mitternacht, weil das Tanzstudio 20-Jähriges feierte (gratis Torte und Sekt inklusive).




Montag
Der Tag fing bereits bescheiden an. Ich verbrannte mir recht doll meine linke Hand beim Wasserkochen. Denn der Deckel der Kanne fiel während des Einschenkens herunter und der heiße Wasserdampf traf direkt auf meine Haut. Glücklicherweise war die Ginflasche noch im Eisfach, die half über den ersten Schmerz hinweg.

Im Anschluss ging es ins Viertel La Boca, das vor allem wegen seiner bunten Häuserfassaden interessant ist. Vor Ort angekommen war ich etwas enttäuscht denn alles hier war super touristisch. Es reihten sich Souvenirläden an überteuerte Restaurants. Auf den Straßen Künstler, Händler und Tangopaare. Die tanzten aber nicht (das gab es nur in den Restaurants), diese stellten sich für Fotos zur Verfügung. Es interessierte mich und ich fragte nach den Preis. Die Herren verlangten 10 Dollar für 3 Posen, einer gewährte einen Rabatt von 5 Dollar. Für mich kein passendes Preis-Leistungs-Verhältnis (ich würde gern wissen, was diese Herren und Damen an einem Tag verdienen. Sie waren ziemlich begehrt!). Mit einem der Herren hatte ich ein kurzes Gespräch. Ich fragte ihn, ob er wirklich Tango tanzen könne oder ob er sich nur für die Fotos in Pose wirft. Er meinte er tanzt seit 15 Jahren und ich sei sehr hübsch. Daraufhin meinte ich, dass er mir ja dann einen Rabatt gewähren könne, aber darauf ist er nicht eingegangen. Es warteten nämlich bereits die nächsten Damen, die ein heißes Foto haben wollten!


                                                    [hier sollten Bilder von La Boca sein]


Dieser Situation möchte ich noch besondere Aufmerksamkeit an anderer Stelle schenken, also gut merken.

Ich habe dann noch etwas in einem Park gechillt, habe dabei einen kleinen Papageien den Tauben die Brotkrumen klauen sehen und bin zum Theater Colon, dass für seine Akustik berühmt ist. Am Sonntag fand ein Streichorchester-Konzert statt. Die günstigsten Karten kosteten 100 Pesos. Für diesen Preis wollten David und ich rein. Aber als ich an de Kasse nach den Tickets fragte, sagte man mir, dass das Stehplätze seien. Und auf 1 ½ Stunden stehen hatte ich keine Lust. Die nächstbeste Sitzplatzkategorie kostete 250 Pesos und war es mir nicht wert (ich bin ja kein allzu großer Fan von klassischer Musik). 

                                            [hier sollte ein Bild vom Park und vom Theater sein]

 
noch ein bisschen Stadt, hier der Obelisk


In der Wohnung zurück backte ich dann noch eine Runde deutsche Brezn, ein kleines Dankeschön an meinen Gastgeber David. Und wusch den Abwasch der letzten Woche auf, ebenfalls als eine nette Geste. Kurz danach erwähnte David, dass am Folgetag seine Putzfrau käme. Düdüm.

In der Nacht wollte ich das letzte Mal feiern gehen. Der eine Kerl, der am Samstag mit vor dem Club war aber nicht mit herein trat (Marcos), setzte David, ihn und mich auf die Gästeliste. Wir verabredeten und 00.40 Uhr vorm Club. Der war auch schon gut gefüllt (freier Eintritt auf Liste nur bis 1 Uhr), aber es lief Hip Hop und R´n´B. Und ich mag nun einmal elektronische Musik. Aber hey, für einen Montag Abend war das mehr als okay. Wir tranken ein bisschen was, unterhielten uns.
   
                                              [hier sollte ein Foto von David und mir sein]


An einem Punkt musste ich aufs Klo, was genau am anderen Ende des Raumes lag. Ich musste die Tanzfläche durchqueren und hatte nie mit dem gerechnet, was dann folgte:

Nicht nur, dass mich eine Hand voll Männer begrabscht haben, ich wurde an meinen Handgelenken festgehalten und fast zum Tanzen gezwungen. Aber das nicht, weil die Leute so scharf auf mich waren. Das war alles organisiert. Zwei Meter nachdem ich mich befreien konnte, bemerkte ich, dass meine Handtasche offen war. Und gleich danach, dass meine Kamera fehlte. Ich wurde beklaut. Das passierte in einer Professionalität und Sekundenschnelle, dass ich gar nicht reagieren konnte. Auch war das Fach, in dem ich mein Geld und Perso hatte, offen. Aber dort fehlte nichts (ich hätte bevorzugt dass die meine letzten Kröten nehmen anstatt der Kamera). Ich lief zu den Personen zurück, die mich bedrängt hatten, aber keiner wollte was von einem Diebstahl wissen. Dann musste ich erst einmal aufs Klo. Im Anschluss hatte ich die Securitymänner beauftragt, die Verdächtigen anzusprechen. Das Problem war aber, dass es mehrere Personen aus mehreren Richtungen waren, die mich anfassten. Ich konnte keinen eindeutigen Dieb identifizieren und war somit machtlos. Ich informierte David und Marcos aber auch sie konnten mir nicht weiterhelfen.

Wir liefen auf der Tanzfläche herum und ich bekam eine Paranoia. Ich versuchte zu sehen, ob anderen Mädels das gleiche passierte, ob diverse männliche Personen meine Kamera in ihrer Gesäßtasche haben können. Ich sprach sogar ein paar an und bat sie, mittlerweile bereits völlig fertig und aufgelöst, mir den Inhalt ihrer Hosentaschen zu zeigen. Sinnlos. Ich musste mir eingestehen, dass meine Kamera und ich uns nie wieder sehen würden. Und das tat weh. Der Abend war gegessen. Es war bereits nach 4 Uhr morgens und David musste 8 Uhr zur Arbeit. Wir liefen zum Bus und er versuchte mich aufzuheitern. Und ich versuchte das Positive aus der Sache zu sehen, was folgende Punkte sind:

-zum Glück fehlen nur zwei Tage, die restlichen Fotos hatte ich bereits gespeichert
-zum Glück hatte ich keine 10 Dollar für Poserfotos mit den Tangotänzern bezahlt, die ich dann nicht gespeichert hätte
-zum Glück wurde mir nicht mein Portemonnaie gestohlen, welches ich nicht mit hatte
-zum Glück war es am Ende der Reise und nicht am Anfang
-zum Glück war es keine nagelneue, super teure Kamera
-zum Glück waren keine unanständigen Fotos darauf
-zum Glück gibt es ausgleichende Gerechtigkeit, Karma oder wie man das auch immer nennen mag und der Dieb wird nicht verschont bleiben!

Aber ich vermisse sie trotzdem. Sehr sogar.

Ich hatte keine zwei Stunden geschlafen. Obwohl mein Flug erst um 15 Uhr war, musste ich die Wohnung mit David verlassen, weil wir sonst eine Schlüsselübergabe nicht rechtzeitig hinbekommen hätten. Dann aber am Morgen kam die Putzfrau von David, das hatte er vergessen, sodass ich noch 1 ½ Stunden mehr schlafen konnte.

Ich habe dann meine Sachen gepackt und bin zum Bus gelaufen. Der Busfahrer ließ mich passieren ohne dass ich zahlen musste. Wenigstens eine kleine Freude. Am Flughafen angekommen habe ich dann nach Essbarem gesucht, was sich als recht schwierig herausstellt, wenn man nicht exorbitant viel Geld ausgeben will. Wenigstens gab es kostenfreies Wifi.

Das Checkin verlief problemlos. Noch bevor wir starteten schlief ich ein. Am Flughafen Sao Paulo dann die nächste Enttäuschung: mir wurde nicht nur meine zwei Becher Dulce de Leche abgenommen (eine Art Karamellcreme), die ich im Handgepäck mit mir führte (was ich absolut nicht verstehen kann weil ich das Land nicht mal betreten werde und das Einführen in Deutschland kein Problem sein müsste). Tja und dann konnte ich auch nicht den Transitbereich verlassen weil meine Transitzeit nicht lang genug sei. Oder es wäre möglich, dann müsse ich aber 80 Dollar für einen neuen Check-In zahlen. Toll. Jetzt warten meine Freunde in der Ankunftshalle auf mich, denen ich nicht Bescheid geben kann, weil das kostenlose Internet nur 30 Minuten verfügbar ist. Ich fange an, Südamerika nicht mehr zu mögen. Jetzt fällt mir der Abschied auf jeden Fall nicht mehr so schwer.

Deutschland, du hast mich wieder. Mal sehen für wie lange. Epilog folgt!

Herzliche Grüße aus Deutschland,

Caro

Donnerstag, 25. September 2014

Argentinien Teil 2 – Leben auf der Überholspur


Mendoza

Mein erster Eindruck der Stadt war etwas fade. Gut, ich bin morgens 7.30 Uhr angekommen. Aber man hat ja nun einmal immer einen ersten Eindruck von einer Stadt und der in Mendoza war weniger überwältigend. Ich lief zu meinem neuen Gastgeber, der mich pünktlich 8 Uhr vor seiner Wohnung in den letzten Zügen seiner vorher ergehenden Partynacht begrüßte. Er musste mindestens genauso müde sein wie ich. Wir erzählten ein bisschen, tranken Kaffee und dann haben wir beide noch einmal ein Nickerchen gemacht. Andres musste zwei Uhr am Busterminal sein um zu seiner Arbeit zu fahren (Portier in einem Hotel). Ich habe die Stadt erkundet. In Mendoa sind die meisten Geschäfte zwischen 13 und 16 Uhr geschlossen (Siesta). Viele Alternativen für Unternehmungen gab es nicht. Leider meinte das Wetter es nicht so gut mit mir, ab ca. 15.30 Uhr regnete es leicht.. Ich lief herum, aß zu Mittag und entschied dann wieder etwas in der Wohnung zu entspannen. 



Was die Stadt nicht bietet versuchen anscheinend deren Bewohner Wett zu machen. Ich wurde diverse Male angelächelt und mir wurde drei Mal zugewunken (zugegebenermaßen nur von männlicher Seite). Ich bekam eine Cola im Restaurant gratis obwohl ich diese nicht bestellt hatte und mir wurden Rabatte bei meinen Einkäufen gewährt (sogar von einer Frau ;) ). Selbst die Zeugen Jehovas sind hier mehr als freundlich (eine Gruppe Jugendlicher Zeugen Jehobass sprach mich auf der Straße an).

Es war Samstag und wir wollten eigentlich ausgehen. Jedoch kam Andres erst 1.30 Uhr von der Arbeit zurück und ich war bereits eingeschlafen. Zuvor wollte ich noch ein Konzert im Museum besuchen, das aber ausfiel. Dafür habe ich Sonntag sehr genossen. Bei strahlendem Sonnenschein bin ich mit Andres zu einem Aussichtshügel gelaufen. Die Sicht war ganz okay, viel mehr habe ich genossen mal nicht den Druck zu haben, die sehenswertesten Attraktionen anschauen zu müssen. Wir sind einfach spazieren gegangen und haben anschließend im Park relaxt. Uns gegenüber saßen fünf Frauen die bei Matetee und Cumbia-Musik ihren Sonntag zelebriert haben. AN diesem Tag haben wir zudem extrem viele kleine weiße flauschige Hunde gesehen. Muss wohl ein Sonderangebot gewesen sein...

Pizza time!

Montag war mal wieder ein Reisetag. Ich wollte nach Cordoba trampen. Die zur Autobahn führende Straße lag zum Glück irekt neben dem Busbahnhof und ziemlich zentrumsnah. Doch mein Standort war semioptimal weil Autos an der Schnellstraße schlecht halten konnten. Deshalb stellte ich mich strategisch an eine Ampel (was viele Reaktionen vor allem männlicherseits in den Autos hervorrufte). Ich stand mal wieder gefühlt eine Ewigkeit da (30 Minuten?) bevor mich ein Herr mit in den nächsten Ort (San Martin) nahm. An der Autobahn hielt wenig später ein Trucker für mich an und nahm mich etwa 250 Kilometer zum nächsten Autobahnkreuz mit. Der Herr war äußerst sympathisch, schenkte mir 2 Pesos, ich gab ihm im
Austausch 10 Eurocent. Ich hatte mich noch nicht einmal positioniert da hielt schon der nächste Trucker an, um mich ca. 2 Kilometer hinter einen Ortsausgang zu fahren ( er meinte dort wären meine Chancen um ein vielfacher höher, wobei der Ort vielleicht aus ein paar hundert Personen bestand). Und dann stand ich in der prallen Nachmittagssonne und kein Auto kam. Und wenn, dann bog es vorher in den Ort ab. Oder fuhr einfach vorbei. Dann hielt ein kleinerer Truck und ein Typie in den geschätzten Mitt-Dreißigern stieg aus um mir am Nebensitz Platz zu machen. Er war sichtlich nervös und während der Fahrt sagte er Dinge wie dass er es nicht glauben könne eine deutsche Tramperin in seinem Truck zu haben, dass er -mit viel Respekt- mir mitteilen möchte wie hübsch ich doch sei und er mich gern scherzhaft seinen Freunden als Freundin vorstellen wollte. Diese Aussagen waren mir etwas unangenehm, aber der Typie war harmlos. Und nett. Er ist halt ein Farmer und ich glaube er hat im normalen Leben nicht so viel Kontakt zu (ausländischen) Frauen :)
Diese Fahrt dauerte auch nur eine Stunde, dann wurde ich von einem älteren Herren in klimatisierten Auto bis zum nächsten Ort mitgenommen (ca. 50 Kilometer), um dort von einem weiteren Mann ca. 2 Kilometer zum Ortsausgang gebracht zu werden um letzten Endes dort von zwei Herren im Kleintransporter mit Maschinen die restliche Strecke nach Cordoba zu fahren. In jeder Rechtskurve viel der Kompressor neben mir auf mich.
Nach ca. 722 Kilometern und 12,5 Stunden war ich in Cordoba. Die beiden Herren des Vans waren so superlieb und haben mich zu meiner Adresse gefahren gegen 21 Uhr 30 müsste ich angekommen sein (Ersparnis: 306 Pesos).

Cordoba


Gefiel mir auf Anhieb gut. Den ersten Tag bin ich durch die Stadt geschlendert, habe im Park
entspannt und das schöne Wetter genossen. Cordoba bietet in der Stadt selbst bis auf recht viele Museen, Denkmäler und angeblich an die 50 Theater nicht viele „Touristenhotspots“. Es war Dienstag und mittwochs haben etliche Museen kostenlosen Eintritt, weshalb ich mir diesen Ausflug für den Folgetag aufhob. Am Abend lief ich an einem Theater vorbei, vor dem eine recht lange Schlange an Menschen stand. Alle mit einem weißen Zettel in der Hand. Ich fragte eine der Personen, ob es eine kostenlose Vorstellung sei.
Aber es handelte sich um eine Vorführung für einen speziellen Personenkreis mit Einladungen. Ich habe es dennoch geschafft herein zu gelangen (mit Selbstbewusstsein durch die Tür getreten vorbei an dem Herren, der die Einladungen einsammelte und eben in ein Gespräch verwickelt war). Das Theater war bereits brechend voll. Mir blieb ein Sitz gang oben. Es war heiß. Dann traten zwei Komiker auf die Bühne. Leider ist mein Spanisch noch nicht ausreichend um Ironie und Sarkasmus zu verstehen. Ich fand alles ganz unterhaltend. Aber nach einer halben Stunde hatte es mir auch gereicht. Ich bin gegangen, schließlich musste ich am nächsten Tag fit sein.

Hiwad (Trekking Partner in Torres) hatte mir erzählt, dass er in Cordoba günstig einem Tandemsprung gemacht hatte. Ich habe im Internet Preise verglichen (es gibt hier nur zwei Anbieter und einer davon war in einer Wartungspause) und dann über ein Hostal gebucht. Am nächsten Morgen: Fallschirmsprung! Für einen Sprung aus einer Höhe von 2500 Metern inkl. Video und Fotos zahlt man 2560 Pesos (mit meiner Schwarzmarktrate waren das ungefähr 88 Euro. In Deutschland hatte ich ohne Beweismaterial dafür aus einer Höhe von 3500 bis 4000 Metern knapp 200 bezahlt).

8.30 Uhr. Ich wartete auf meine Abholung. Dann kam jemand um mich abzuholen. Bis zu meinem Sprung dachte ich, dass dieser jemand (Name vergessen), mein Sprungpartner sein würde. Denn er antwortete auf alle meine Fragen (wie oft er schon gesprungen ist, seit wie vielen Jahren, Hauptjob?) und erwähnte nie, dass er nicht mein Partner sei. Genauso wenig wurde ich dann am Hangar gefragt, ob ich gesundheitliche Probleme hätte oder Sonstiges. Ich musste lediglich unterschreiben, dass ich, so ich sterbe (dann wohl eher meine Angehörigen), niemanden der Anbieter dafür zur Verantwortung ziehen kann. Mir wurde der Gurt angelegt, gezeigt, wie ich mich im Flieger zu verhalten habe und wie beim Absprung und dann ging es bereits los.

Der Pilot war zwei Jahre jünger als ich (aber ein Schnuckelchen :D - als wäre ich nicht schon nervös genug gewesen), mein Sprungpartner hatte eine deutliche Narbe im Gesicht. Meine Gedanken sagten mir, das sei von einem Sprung gewesen. Denk an etwas anderes! Ich schaute die ganze Zeit aus dem Fenster. Im Flugzeug war gerade genau Platz für den Piloten, den Sprungmeister und mich.
2000 Meter, es wurde ernst: Ich musste mich auf den Schoß meines Meisters setzen, um festgeschnallt zu werden.
2500 Meter: Der Pilot zählt rückwärts. 10: die Tür geht auf. Wir robben Richtung Ausgang. Ich musste an der offenen Flugzeugtür in einer Höhe von 2,5 Kilometern sitzend mit dem Blick auf den Abgrund auf meinen Sprungpartner warten. Mein Herz raste. Der Sprungmeister schüttelte dem Piloten noch die Hand, fragte: „ready?“ (bereit?) und dann ließen wir uns nach vorn fallen. Ins Nichts.

Ich schrie. Und schrie und schrie. Aber es war ein euphorisches Schreien. Der freie Fall dauerte in etwa 25 Sekunden, aber es fühlte sich an wie drei. Ein Rausch der Gefühle. Adrenalin schoss durch meinen Körper.
Dann ein Ruck, zurück in die Realität. Der Fallschirm öffnete sich und die Gurte schnürten sich in meinen Körper. Geschafft. Aussicht genießen und realisieren, was gerade geschehen war. Der Meister machte dann noch ein paar lustige Aktionen wie kreiseln wie in einem Strudel. Dann kamen wir zurück zur Erde. Beine aufsetzen, glücklich sein.
Hier eine kleine Bilderserie dazu:





jump!




geschafft
und glücklich

 
Strudel
Codoba

[[kleiner Tipp für alle die überlegen einen Sprung zu wagen: davon ausgehend dass ihr das vielleicht nie wieder in eurem Leben machen werdet, entschließt euch für eine höhere Distanz. Ich empfand meinen ersten Sprung viel intensiver, kann aber auch daran liegen dass es komplett neu für mich war und vor mir diverse andere Personen aus dem Flugzeug gesprungen sind.]]

Gegen Mittag war alles vorbei und nachdem mein Adrenalinspiegel rapide gesunken war, kam die Müdigkeit. Ich lief zurück zur Wohnung um ein bisschen zu chillen. Dann bin ich noch ins Kunstmuseum und habe den Abend im Park ausklingen lassen.

Tag 3 – mal wieder ein Reisetag. Hoch gestecktes Ziel des Tages: von Cordoba nach Salta zu trampen. Das sind etwa 870 Kilometer, fast die gleiche Distanz vom Norden Deutschlands (Flensburg) nach Süden (Konstanz – sind 980 Kilometer). Ich bin mit dem Bus zur Autobahnauffahrt gefahren. Die Zeit verging, meine Laune auch. Nach etwa 20 Minuten entschied ich mich für einen Standortwechsel. Auf dem Mittelstreifen der Autobahnüberquerung laufend hielt ein Auto neben mir am Seitenrand (bei nicht wenig Verkehr). Ich war mir nicht sicher, ob es mir galt, denn die Scheiben waren verdunkelt und ich konnte den Fahrer nicht sehen. Ich schaute mich um und dann rief er mich schließlich heran. Er fährt nach Villa Maria, der nächste Ort in 40 Kilometern. Juan war der Name des Fahrers.

Während der Fahrt erzählte Juan mir dann, dass er eigentlich gar nicht nach Villa Maria will. Er würde nur wegen mir dorthin fahren. Morgen sei sein Geburtstag. Ich konnte es nicht fassen. Ernsthaft? Wer bitte würde so etwas in Deutschland machen? Ich konnte meine Dankbarkeit nicht annähernd in Spanisch ausdrücken, wie ich es gewollt hätte. Nicht einmal in deutsch wäre mir das mit Worten gelungen. Die einzige Dankbarkeit, die ich ihm zeigen konnte war in Form einer Tafel Schokolade.

Im zweiten, 42 Jahre alten Auto fuhr ich mit Sänger Dardo. Flapsiger Typ aber ein Unikat. Er sang für mich. Das einzige was etwas genervt hat war, dass er mich immer mit seinem Ellenbogen angestuppst hat, wenn er etwas zu sagen hatte. Und er hatte viel zu sagen...



Fahrer Nummer drei: wieder ein Truck. Der wollte sogar bis nach Salta fahren! Allerdings nur für 30 Minuten, dann hielten wir an, um einen Reifen wechseln zu lassen. Dauerte angeblich nur 15 Minuten. Daraus wurden 40, bis ich entschied, allein weiterzuziehen. Ich glaube ja an Schicksal, Vorherbestimmung, göttliche Fügung oder wie immer man das nennen mag. Ich glaube, dass es nötig war, eine andere Mitfahrgelegenheit zu suchen, denn ich war der Schutzengel der nächsten Familie.

Eine Familie (Mutter, Vater, 2 Kinder) nahm mich in ihrem Van mit. Ich sollte mich nach vorn setzen und das würde auch noch seinen Grund haben. Sie erzählten mir, dass sie aus Mendoza kämen und bereits seit dem Abend des Vortages unterwegs seien (ohne Schlaf). Es war jetzt früher Nachmittag. Die Sonne ballerte, die Landschaft lieferte dem Augen keinen Reiz, das Radio funktionierte nicht, es gab keine Klimaanlage. Wir alle waren müde. Die Kinder schliefen auf den Rücksitzen, die Mutter neben mir nickte ebenso ständig weg. Auch ich schloss meine Augen für ein paar Sekunden. Ich beugte mich nach vorn, um wach zu bleiben. Dann bemerkte ich, wie der Vater nach links auf die Gegenfahrbahn driftete. Ein Auto näherte sich. Ich sprach ihn an, er war im Sekundenschlaf. Wäre ich nicht zu diesem Zeitpunkt auf dem Vordersitz wach gewesen, hätte es definitiv ein Unfall gegeben. Dessen waren sich auch die Eltern bewusst. Das änderte aber nichts daran, dass alles so blieb wie zuvor. Ich hatte für eine Sekunde überlegt, selbst zu fahren. Ich entschloss mich aber dafür, wach zu bleiben. Für uns alle.

Kurz vor Tucuman wurde ich wieder im Nichts herausgelassen. Ein Trucker fuhr dann mit mir über einen Umweg kurz bis vor Tucuman. Er holte sich noch heißes Wasser am Automaten an der Autobahn für seinen Matetee (die Automaten gibt es fast überall). Es war jetzt bereits 18.30 Uhr. 19.30 Uhr würde es dunkel sein und mehr als 300 Kilometer lagen vor mir. Mit jedem vorbeifahrenden Lastwagen inhalierte ich eine Wolke Dreck. Keiner hielt für mein Schild „Salta“ an. Also hielt ich meinen Zettel „Tucuman“ hoch. Nach einer Weile hielten zwei Frauen an. Sie meinten was ich mache sei sehr gefährlich (etc) aber nahmen mich schließlich mit. Ich wollte eigentlich nur bis zur nächsten Autobahnauffahrt aber die Damen fuhren mich durch die Stadt bis zu einer anderen Auffahrt (ich glaube das war ein riesen Umweg für sie, ich war mal wieder sprachlos dankbar).

19 Uhr. Dunkle Wolken. Wenn es jetzt regnen würde, hätte ich die Schnauze voll. War ich hier richtig? Keine Trucks, wenig Autos. Hätte ich doch beim Trucker mit kaputtem Reifen bleibe sollen, der bis nach Salta fuhr? Und dann kam Fabian, meine Rettung. Der ältere Herr mit lauter Stimme hielt für mich an. Nach einem kurzen Stopp zum Tanken (viele Autos hier fahren mit Gas, ist ein Drittel günstiger als Benzin) begann unsere Reise. Es wurde dunkel und es tröpfelte ein bisschen. Fabian war ebenso seit 5.30 Uhr unterwegs, fuhr aber bedeutend sicherer. Mit durchschnittlich 100 bis 110 Kilometer/ Stunde kamen wir unserem Endziel näher. Auch hier kam ich zwei, drei Mal ins Schwitzen. Die Autobahnau und größeren Landstraßen haben im Gegensatz zu Deutschland überhaupt keine Fahrbahnmarkierung. Es gibt zwar Schilder, wenn eine Kurve kommt. Aber die kommt manchmal schneller oder kurviger als erwartet. Wir kamen deshalb ein paar Mal auf die Gegenfahrbahn, aber die war zum Glück komplett frei.

Die letzten Kilometer zogen sich ewig. Ich glaube auch, dass sie nicht der Realität entsprachen. Nach 15 Stunden (!!!) (der Bus braucht 13) und 870 Kilometern hatte ich es geschafft. 22.40 Uhr war ich in Salta. Fabian war wohl auch am Ende. Er ließ mich an einer Tankstelle heraus. Ich lief weitere 20 Minuten zu meiner Zieladresse. Mein Gastgeber German war noch wach. Ersparnis Bus: 588 Pesos.

Salta

Mehr als erschöpft aber glücklich und ein klein wenig Stolz betrat ich die Wohnung. German offerierte mir eine Matratze auf dem Boden in seinem (Schlaf)Zimmer. Das Gestell sei am Vortag zerbrochen, als er sich daraufgesetzt hatte. Ich duschte noch schnell und wollte nur noch schlafen. German aß. Ich fragte nach dem Bettzeug. Er war etwas überrascht. German hatte weder Kissen noch Bettdecke für mich. Alle anderen Surfer hätten eigene Schlafsäcke. Nur hatte er mir das nicht gesagt..Aber ein Bettlaken hatte er. So schlief ich auf dem Boden, meine Jeans als Kopfkissen benutzend und mit meiner Flugzeugdecke (ach wie oft kam die schon zum Einsatz). Ich glaube in meinem Zustand wäre ich auch stehend eingeschlafen. Doch mitten in der Nacht dann der HORROR für mich: German SCHNARCHT! Und ich HASSE Schnarcher. Selbst lautes Atmen nervt mich ungemein. Müde wie ich war schlief ich aber recht schnell wieder ein.

Am Morgen dann die nächste Nervenaufreibung: German steht eine Stunde bevor er zur Arbeit geht auf. Er war nicht gerade leise darin. Er bügelte sein Hemd neben mir und am Ende musste ich mit aufstehen, um die Wohnungstür unten zuzuschließen (German hat nur ein Schlüssel). Ich schlief noch eine Weile, wusch meine Klamotten, plante Rosario und Buenos Aires. Gegen Mittag verließ ich das Haus. Sonnenschein wartete auf mich.

im Kunstmuseum

Ich erkundete die Stadt und verglich diverse Reisebüros. Ich wollte nach Cafayate. Dort gibt es eine nette „Schlucht“ mit Gesteinsformungen. Günstigster Anbieter für einen Tagesausflug: 230 Pesos. Eine Einzelbusfahrt nach Cafayate mit einem öffentlichen Bus: 104 Pesos.

Dann wurde ich in einem Reisebüro auf ein Sonderangebot hingewiesen: Purmamarca und Huamahuaca für 260 statt 450 Pesos. Diese beiden Orte sind für ihre farbigen Berge bekannt. Nach einem weiteren Vergleich entschied ich mich schließlich dafür. Ich kaufte noch Essen im Supermarkt für den Tagesausflug. Da fiel mir auf, dass man diverse Rabatte mit unterschiedlichen Bankkarten erhält (zum Beispiel 20% auf Kekse). Weiterhin möglich: heute die Nüsse kaufen aber erst im November bezahlen!

7.20 Uhr wurde ich von Germans Haus abgeholt. Es war Samstag Morgen und dieses Mal musste er wegen mir mit aufstehen und die Tür abschließen. Der 18-Sitzer-Van war fast voll. Ich war die einzige Alleinreisende. Zwei Brandenburger waren mit an Board.

Der erste Ort Purmamarca war mehr als touristisch. Auf dem Marktplatz gab es Souvenirstände soweit das Auge reichte. Mich interessierte nur der farbige Berg. Für diesen legten wir lediglich eine kurze Fotopause ein. 


















Dann weiter nach Tilcara (?) wo der allgemeine Tourist optional eine Ruine anschauen konnte. Preis Ausländer: 50 Pesos. Ich verzichtete und bin stattdessen auf einen Hügel geklettert. Von dort hatte ich die Draufsicht auf die Ruinenanlage, die lediglich aus Kakteen und Wandresten auf einen Hügel gelegen bestand und die Aussicht auf das Dorf und die umgebenden Berge. Ich glaube ich habe den besseren Deal gemacht.






Micaela
Nächster Halt: Huamahuaca. Kleiner Ort mit Kirche, Denkmal und Touristenbuden. Hier sollten wir eine Mittagspause haben. Optional stand ein Essen für 80 Pesos im Angebot. Ich hatte mir am Vortag ein halbes gegrilltes Hähnchen für 17 Pesos gekauft. Das war so viel, dass ich nicht alles gegessen hatte. Die Reste wollte ich den Straßenhunden geben. Dann kam ich ins Gespräch mit einem fünfjährigen Mädchen, Micaela, dass um mich herum spazierte. Ich dachte sie würde mich um Geld bitten, tat sie aber nicht. Vielmehr wollte sie meine Sonnenbrille aufsetzen, machte mit meiner Kamera Fotos und sagte, dass sie meine Kette schön findet. Dann fragte sie, was in meiner Tüte sei. Ich sagte ihr, die Reste meines Mittagsessens. Ich zeigte ihr mein zerfetztes Huhn und sie meinte, sie hatte noch kein Mittagessen. Ich bot ihr das Huhn an, sie nahm sich ein paar Stücke. Ich hätte gern noch mehr gehabt. Die Knochen bekamen die Straßenhunde.




Der vorletzte Stopp: Maimara. Hier gibt es einen Gebirgszug mit Farbeinlagerungen (von den verschiedenen Erzen sowie Magnesium,.). 




Nur ein Fotostopp bevor es dann für den letzten Aufenthalt von 30 Minuten nach Jujuy ging. Icch kaufte mit einen nötigen Kaffee. An diesem Tag sind wir auch wieder mehr als 500 Kilometer gefahren.

Das bedeutete: am letzten Tag: Ruhetag. Es war Sonntag. Ich lief zum Kunsthandwerk-Markt, der mehr als weit vom Stadtzentrum entfernt liegt (35 Minuten laufen) und traf mich mit German zum Mittagessen (Salta ist bekannt für seine Empanadas – gefüllte Teigtaschen). Dann bin ich noch zum Museo de arquelogía de alta Montana gegangen. Es zeigt einee Ausstellung die sich auf die Inkakultur und insbesondere die Kinderopfer konzentriert, welche die Inka auf einigen der umliegenden Andengipfel darbrachten. Besonders drei Kinder erlangten dadurch Berühmtheit, dass man sie erfroren auffand. Vor 500 Jahren gab es wohl eine Dürre. Der Sonnengott sollte milde gestimmt werden. Die Inkas brachten Opfer dar. Neben Krügen und Schmuck eben auch die schönsten Kinder der reichsten Familien. 30 Tage dauerte es um einen Gipfel von fast 6000 Metern mit den Kindern zu erklimmen. Bei Temperaturen bis -30 Grad und Schmerz betäubte man sie mit Alkohol. Der brachte sie am Ende zum Einschlafen. Konserviert für die Ewigkeit fand man sie 1990. Seitdem wird jeweils immer nur eins der Kinder (ein Junge sechs Jahre, ein Mädchen sieben, ein Mädchen 15) im Museum gezeigt (die anderen werden zu Konservierungszwecken in der Kühltheke sozusagen aufbewahrt). Faszinierend aber etwas merkwürdig zugleich. Fotos waren nicht erlaubt, aber wer mehr Interesse hat, findet mehr Infos hier: LINK

Am Abend habe ich dann noch meine Anhalter-Aktion für den Folgetag geplant. Rosario war mein Ziel. Aber bei mehr als 1233 Kilometern Entfernung an einem Tag nicht machbar. Ich hatte zwei Optionen: wieder zurück nach Cordoba und von dort den Nachtbus (sechs Stunden, 240 Pesos) oder nach Santiago del Estero und von dort den Bus (10 Stunden, 509 Pesos). Die Strecken würden nach ca. 200 Kilometern sich trennen. Ich ließ das Schicksal entscheiden. Und das Schicksal meinte es gut mit mir. An der Tankstelle stehend mit meinem Schild „Metan“ (nächst größere Stadt) sprach mich Roberto an. Es war ca. um neun Uhr. Er wollte mich mitnehmen. Im Auto fragte ich ihn dann, was sein heutiges Tagesziel wäre. Cordoba. Perfekt!


Roberto und ich
Wir hatten eine sehr nette Fahrt. Ich war die Co-Pilotin und das Service-Personal (reichte ihm Wasser, teilte mein Gebäck), er lud mich zum Essen ein. Wir lachten viel miteinander und hatten eine gute Zeit auf der Straße! Mit einer Wartepause von ca. einer Stunde (Roberto musste etwas geschäftliches erledigen) waren wir kurz nach 21 Uhr in Cordoba. Es fiel mir richtig schwer mich zu verabschieden. Wie schnell man doch innerhalb kurzer Zeit jemanden kennenlernen und mögen kann! Ich kaufte mir ein Ticket für den Bus Mitternacht.

Der Bus war ziemlich leer. Neben mir saß Juan. Juan kam von einem Festival, welches am Wochenende in Cordoba stattfand und war mindestens genauso platt wie ich. Wir redeten nicht viel, alle schliefen schnell ein.

Rosario


In Rosario angekommen (es war sechs Uhr morgens) unterhielt ich mich dann mit Juan. Witzigerweise wohnt er in einer Stadt mit fast einer Millionen Einwohnern nur eine Straße weiter als mein Gastgeber. Wir fuhren zusammen im Bus und verabredeten uns für später. Mein Gastgeber Pablo war ziemlich beschäftigt sodass ich recht froh war, dass Juan am Nachmittag Zeit hatte. Wir verbrachten den Tag zusammen in Rosario, am Abend lud er mich zur Geburtstagsparty seines Bruders ein. Es wurde spät...





Geburtshaus Che Guevara

Am nächsten Tag waren sowohl Juan als auch Pablo beschäftigt, sodass ich allein loszog. Es war eine Art Feiertag für die Leute vom Handel, weshalb viele Geschäfte geschlossen waren. Ich genoss die Sonne am Fluss. 19 Uhr sollte mein Bus nach Buenos Aires abfahren.

Hier kam ich gestern Nacht 23 Uhr an.

Buenos Aires!!!

Die Stadt ruft mich. Mir bleiben 5 Tage. Und ich werde jeden einzelnen genießen! Ein Report folgt.

Wir sehen uns bald, Freunde!

Saludos aus Buenos Aires,

Caro