Mendoza
Mein erster Eindruck der Stadt war
etwas fade. Gut, ich bin morgens 7.30 Uhr angekommen. Aber man hat ja
nun einmal immer einen ersten Eindruck von einer Stadt und der in
Mendoza war weniger überwältigend. Ich lief zu meinem neuen
Gastgeber, der mich pünktlich 8 Uhr vor seiner Wohnung in den
letzten Zügen seiner vorher ergehenden Partynacht begrüßte. Er
musste mindestens genauso müde sein wie ich. Wir erzählten ein
bisschen, tranken Kaffee und dann haben wir beide noch einmal ein
Nickerchen gemacht. Andres musste zwei Uhr am Busterminal sein um zu
seiner Arbeit zu fahren (Portier in einem Hotel). Ich habe die Stadt
erkundet. In Mendoa sind die meisten Geschäfte zwischen 13 und 16
Uhr geschlossen (Siesta). Viele Alternativen für Unternehmungen gab
es nicht. Leider meinte das Wetter es nicht so gut mit mir, ab ca.
15.30 Uhr regnete es leicht.. Ich lief herum, aß zu Mittag und
entschied dann wieder etwas in der Wohnung zu entspannen.
Was die Stadt nicht bietet versuchen
anscheinend deren Bewohner Wett zu machen. Ich wurde diverse Male
angelächelt und mir wurde drei Mal zugewunken (zugegebenermaßen nur
von männlicher Seite). Ich bekam eine Cola im Restaurant gratis
obwohl ich diese nicht bestellt hatte und mir wurden Rabatte bei
meinen Einkäufen gewährt (sogar von einer Frau ;) ). Selbst die
Zeugen Jehovas sind hier mehr als freundlich (eine Gruppe
Jugendlicher Zeugen Jehobass sprach mich auf der Straße an).
Es war Samstag und wir wollten
eigentlich ausgehen. Jedoch kam Andres erst 1.30 Uhr von der Arbeit
zurück und ich war bereits eingeschlafen. Zuvor wollte ich noch ein
Konzert im Museum besuchen, das aber ausfiel. Dafür habe ich Sonntag
sehr genossen. Bei strahlendem Sonnenschein bin ich mit Andres zu
einem Aussichtshügel gelaufen. Die Sicht war ganz okay, viel mehr
habe ich genossen mal nicht den Druck zu haben, die sehenswertesten
Attraktionen anschauen zu müssen. Wir sind einfach spazieren
gegangen und haben anschließend im Park relaxt. Uns gegenüber saßen
fünf Frauen die bei Matetee und Cumbia-Musik ihren Sonntag
zelebriert haben. AN diesem Tag haben wir zudem extrem viele kleine
weiße flauschige Hunde gesehen. Muss wohl ein Sonderangebot gewesen
sein...
|
Pizza time! |
Montag war mal wieder ein Reisetag. Ich
wollte nach Cordoba trampen. Die zur Autobahn führende Straße lag
zum Glück irekt neben dem Busbahnhof und ziemlich zentrumsnah. Doch
mein Standort war semioptimal weil Autos an der Schnellstraße
schlecht halten konnten. Deshalb stellte ich mich strategisch an eine
Ampel (was viele Reaktionen vor allem männlicherseits in den Autos
hervorrufte). Ich stand mal wieder gefühlt eine Ewigkeit da (30
Minuten?) bevor mich ein Herr mit in den nächsten Ort (San Martin)
nahm. An der Autobahn hielt wenig später ein Trucker für mich an
und nahm mich etwa 250 Kilometer zum nächsten Autobahnkreuz mit. Der
Herr war äußerst sympathisch, schenkte mir 2 Pesos, ich gab ihm im
Austausch 10 Eurocent. Ich hatte mich noch nicht einmal positioniert
da hielt schon der nächste Trucker an, um mich ca. 2 Kilometer
hinter einen Ortsausgang zu fahren ( er meinte dort wären meine
Chancen um ein vielfacher höher, wobei der Ort vielleicht aus ein
paar hundert Personen bestand). Und dann stand ich in der prallen
Nachmittagssonne und kein Auto kam. Und wenn, dann bog es vorher in
den Ort ab. Oder fuhr einfach vorbei. Dann hielt ein kleinerer Truck
und ein Typie in den geschätzten Mitt-Dreißigern stieg aus um mir
am Nebensitz Platz zu machen. Er war sichtlich nervös und während
der Fahrt sagte er Dinge wie dass er es nicht glauben könne eine
deutsche Tramperin in seinem Truck zu haben, dass er -mit viel
Respekt- mir mitteilen möchte wie hübsch ich doch sei und er mich
gern scherzhaft seinen Freunden als Freundin vorstellen wollte. Diese
Aussagen waren mir etwas unangenehm, aber der Typie war harmlos. Und
nett. Er ist halt ein Farmer und ich glaube er hat im normalen Leben
nicht so viel Kontakt zu (ausländischen) Frauen :)
Diese Fahrt dauerte auch nur eine
Stunde, dann wurde ich von einem älteren Herren in klimatisierten
Auto bis zum nächsten Ort mitgenommen (ca. 50 Kilometer), um dort
von einem weiteren Mann ca. 2 Kilometer zum Ortsausgang gebracht zu
werden um letzten Endes dort von zwei Herren im Kleintransporter mit
Maschinen die restliche Strecke nach Cordoba zu fahren. In jeder
Rechtskurve viel der Kompressor neben mir auf mich.
Nach ca. 722
Kilometern und 12,5 Stunden war ich in Cordoba. Die beiden Herren des
Vans waren so superlieb und haben mich zu meiner Adresse gefahren
gegen 21 Uhr 30 müsste ich angekommen sein (Ersparnis: 306
Pesos).
Cordoba
Gefiel mir auf Anhieb gut. Den ersten
Tag bin ich durch die Stadt geschlendert, habe im Park
entspannt und
das schöne Wetter genossen. Cordoba bietet in der Stadt selbst bis
auf recht viele Museen, Denkmäler und angeblich an die 50 Theater
nicht viele „Touristenhotspots“. Es war Dienstag und mittwochs
haben etliche Museen kostenlosen Eintritt, weshalb ich mir diesen
Ausflug für den Folgetag aufhob. Am Abend lief ich an einem Theater
vorbei, vor dem eine recht lange Schlange an Menschen stand. Alle mit
einem weißen Zettel in der Hand. Ich fragte eine der Personen, ob es
eine kostenlose Vorstellung sei.
Aber es handelte sich um eine
Vorführung für einen speziellen Personenkreis mit Einladungen. Ich
habe es dennoch geschafft herein zu gelangen (mit Selbstbewusstsein
durch die Tür getreten vorbei an dem Herren, der die Einladungen
einsammelte und eben in ein Gespräch verwickelt war). Das Theater
war bereits brechend voll. Mir blieb ein Sitz gang oben. Es war heiß.
Dann traten zwei Komiker auf die Bühne. Leider ist mein Spanisch
noch nicht ausreichend um Ironie und Sarkasmus zu verstehen. Ich fand
alles ganz unterhaltend. Aber nach einer halben Stunde hatte es mir
auch gereicht. Ich bin gegangen, schließlich musste ich am nächsten
Tag fit sein.
Hiwad (Trekking Partner in Torres)
hatte mir erzählt, dass er in Cordoba günstig einem Tandemsprung
gemacht hatte. Ich habe im Internet Preise verglichen (es gibt hier
nur zwei Anbieter und einer davon war in einer Wartungspause) und
dann über ein Hostal gebucht. Am nächsten Morgen: Fallschirmsprung!
Für einen Sprung aus einer Höhe von 2500 Metern inkl. Video und
Fotos zahlt man 2560 Pesos (mit meiner Schwarzmarktrate waren das
ungefähr 88 Euro. In Deutschland hatte ich ohne Beweismaterial dafür
aus einer Höhe von 3500 bis 4000 Metern knapp 200 bezahlt).
8.30 Uhr. Ich wartete auf meine
Abholung. Dann kam jemand um mich abzuholen. Bis zu meinem Sprung
dachte ich, dass dieser jemand (Name vergessen), mein Sprungpartner
sein würde. Denn er antwortete auf alle meine Fragen (wie oft er
schon gesprungen ist, seit wie vielen Jahren, Hauptjob?) und erwähnte
nie, dass er nicht mein Partner sei. Genauso wenig wurde ich dann am
Hangar gefragt, ob ich gesundheitliche Probleme hätte oder
Sonstiges. Ich musste lediglich unterschreiben, dass ich, so ich
sterbe (dann wohl eher meine Angehörigen), niemanden der Anbieter
dafür zur Verantwortung ziehen kann. Mir wurde der Gurt angelegt,
gezeigt, wie ich mich im Flieger zu verhalten habe und wie beim
Absprung und dann ging es bereits los.
Der Pilot war zwei Jahre jünger als
ich (aber ein Schnuckelchen :D - als wäre ich nicht schon nervös
genug gewesen), mein Sprungpartner hatte eine deutliche Narbe im
Gesicht. Meine Gedanken sagten mir, das sei von einem Sprung gewesen.
Denk an etwas anderes! Ich schaute die ganze Zeit aus dem Fenster. Im
Flugzeug war gerade genau Platz für den Piloten, den Sprungmeister
und mich.
2000 Meter, es wurde ernst: Ich musste
mich auf den Schoß meines Meisters setzen, um festgeschnallt zu
werden.
2500 Meter: Der Pilot zählt rückwärts.
10: die Tür geht auf. Wir robben Richtung Ausgang. Ich musste an der
offenen Flugzeugtür in einer Höhe von 2,5 Kilometern sitzend mit
dem Blick auf den Abgrund auf meinen Sprungpartner warten. Mein Herz
raste. Der Sprungmeister schüttelte dem Piloten noch die Hand,
fragte: „ready?“ (bereit?) und dann ließen wir uns nach vorn
fallen. Ins Nichts.
Ich schrie. Und schrie und schrie. Aber
es war ein euphorisches Schreien. Der freie Fall dauerte in etwa 25
Sekunden, aber es fühlte sich an wie drei. Ein Rausch der Gefühle.
Adrenalin schoss durch meinen Körper.
Dann ein Ruck, zurück in die Realität.
Der Fallschirm öffnete sich und die Gurte schnürten sich in meinen
Körper. Geschafft. Aussicht genießen und realisieren, was gerade
geschehen war. Der Meister machte dann noch ein paar lustige Aktionen
wie kreiseln wie in einem Strudel. Dann kamen wir zurück zur Erde.
Beine aufsetzen, glücklich sein.
Hier eine kleine Bilderserie dazu:
|
jump! |
|
geschafft |
|
und glücklich |
| |
Strudel | |
|
Codoba |
[[kleiner Tipp für alle die
überlegen einen Sprung zu wagen: davon ausgehend dass ihr das
vielleicht nie wieder in eurem Leben machen werdet, entschließt euch
für eine höhere Distanz. Ich empfand meinen ersten Sprung viel
intensiver, kann aber auch daran liegen dass es komplett neu für
mich war und vor mir diverse andere Personen aus dem Flugzeug
gesprungen sind.]]
Gegen Mittag war alles vorbei und
nachdem mein Adrenalinspiegel rapide gesunken war, kam die Müdigkeit.
Ich lief zurück zur Wohnung um ein bisschen zu chillen. Dann bin ich
noch ins Kunstmuseum und habe den Abend im Park ausklingen lassen.
Tag 3 – mal wieder ein Reisetag. Hoch
gestecktes Ziel des Tages: von Cordoba nach Salta zu trampen. Das
sind etwa 870 Kilometer, fast die gleiche Distanz vom Norden
Deutschlands (Flensburg) nach Süden (Konstanz – sind 980
Kilometer). Ich bin mit dem Bus zur Autobahnauffahrt gefahren. Die
Zeit verging, meine Laune auch. Nach etwa 20 Minuten entschied ich
mich für einen Standortwechsel. Auf dem Mittelstreifen der
Autobahnüberquerung laufend hielt ein Auto neben mir am Seitenrand
(bei nicht wenig Verkehr). Ich war mir nicht sicher, ob es mir galt,
denn die Scheiben waren verdunkelt und ich konnte den Fahrer nicht
sehen. Ich schaute mich um und dann rief er mich schließlich heran.
Er fährt nach Villa Maria, der nächste Ort in 40 Kilometern. Juan
war der Name des Fahrers.
Während der Fahrt erzählte Juan mir
dann, dass er eigentlich gar nicht nach Villa Maria will. Er würde
nur wegen mir dorthin fahren. Morgen sei sein Geburtstag. Ich konnte
es nicht fassen. Ernsthaft? Wer bitte würde so etwas in Deutschland
machen? Ich konnte meine Dankbarkeit nicht annähernd in Spanisch
ausdrücken, wie ich es gewollt hätte. Nicht einmal in deutsch wäre
mir das mit Worten gelungen. Die einzige Dankbarkeit, die ich ihm
zeigen konnte war in Form einer Tafel Schokolade.
Im zweiten, 42 Jahre alten Auto fuhr
ich mit Sänger Dardo. Flapsiger Typ aber ein Unikat. Er sang für
mich. Das einzige was etwas genervt hat war, dass er mich immer mit
seinem Ellenbogen angestuppst hat, wenn er etwas zu sagen hatte. Und
er hatte viel zu sagen...
Fahrer Nummer drei: wieder ein Truck.
Der wollte sogar bis nach Salta fahren! Allerdings nur für 30
Minuten, dann hielten wir an, um einen Reifen wechseln zu lassen.
Dauerte angeblich nur 15 Minuten. Daraus wurden 40, bis ich
entschied, allein weiterzuziehen. Ich glaube ja an Schicksal,
Vorherbestimmung, göttliche Fügung oder wie immer man das nennen
mag. Ich glaube, dass es nötig war, eine andere Mitfahrgelegenheit
zu suchen, denn ich war der Schutzengel der nächsten Familie.
Eine Familie (Mutter, Vater, 2 Kinder)
nahm mich in ihrem Van mit. Ich sollte mich nach vorn setzen und das
würde auch noch seinen Grund haben. Sie erzählten mir, dass sie aus
Mendoza kämen und bereits seit dem Abend des Vortages unterwegs
seien (ohne Schlaf). Es war jetzt früher Nachmittag. Die Sonne
ballerte, die Landschaft lieferte dem Augen keinen Reiz, das Radio
funktionierte nicht, es gab keine Klimaanlage. Wir alle waren müde.
Die Kinder schliefen auf den Rücksitzen, die Mutter neben mir nickte
ebenso ständig weg. Auch ich schloss meine Augen für ein paar
Sekunden. Ich beugte mich nach vorn, um wach zu bleiben. Dann
bemerkte ich, wie der Vater nach links auf die Gegenfahrbahn
driftete. Ein Auto näherte sich. Ich sprach ihn an, er war im
Sekundenschlaf. Wäre ich nicht zu diesem Zeitpunkt auf dem
Vordersitz wach gewesen, hätte es definitiv ein Unfall gegeben.
Dessen waren sich auch die Eltern bewusst. Das änderte aber nichts
daran, dass alles so blieb wie zuvor. Ich hatte für eine Sekunde
überlegt, selbst zu fahren. Ich entschloss mich aber dafür, wach zu
bleiben. Für uns alle.
Kurz vor Tucuman wurde ich wieder im
Nichts herausgelassen. Ein Trucker fuhr dann mit mir über einen
Umweg kurz bis vor Tucuman. Er holte sich noch heißes Wasser am
Automaten an der Autobahn für seinen Matetee (die Automaten gibt es
fast überall). Es war jetzt bereits 18.30 Uhr. 19.30 Uhr würde es
dunkel sein und mehr als 300 Kilometer lagen vor mir. Mit jedem
vorbeifahrenden Lastwagen inhalierte ich eine Wolke Dreck. Keiner
hielt für mein Schild „Salta“ an. Also hielt ich meinen Zettel
„Tucuman“ hoch. Nach einer Weile hielten zwei Frauen an. Sie
meinten was ich mache sei sehr gefährlich (etc) aber nahmen mich
schließlich mit. Ich wollte eigentlich nur bis zur nächsten
Autobahnauffahrt aber die Damen fuhren mich durch die Stadt bis zu
einer anderen Auffahrt (ich glaube das war ein riesen Umweg für sie,
ich war mal wieder sprachlos dankbar).
19 Uhr. Dunkle Wolken. Wenn es jetzt
regnen würde, hätte ich die Schnauze voll. War ich hier richtig?
Keine Trucks, wenig Autos. Hätte ich doch beim Trucker mit kaputtem
Reifen bleibe sollen, der bis nach Salta fuhr? Und dann kam Fabian,
meine Rettung. Der ältere Herr mit lauter Stimme hielt für mich an.
Nach einem kurzen Stopp zum Tanken (viele Autos hier fahren mit Gas,
ist ein Drittel günstiger als Benzin) begann unsere Reise. Es wurde
dunkel und es tröpfelte ein bisschen. Fabian war ebenso seit 5.30
Uhr unterwegs, fuhr aber bedeutend sicherer. Mit durchschnittlich 100
bis 110 Kilometer/ Stunde kamen wir unserem Endziel näher. Auch hier
kam ich zwei, drei Mal ins Schwitzen. Die Autobahnau und größeren
Landstraßen haben im Gegensatz zu Deutschland überhaupt keine
Fahrbahnmarkierung. Es gibt zwar Schilder, wenn eine Kurve kommt.
Aber die kommt manchmal schneller oder kurviger als erwartet. Wir
kamen deshalb ein paar Mal auf die Gegenfahrbahn, aber die war zum
Glück komplett frei.
Die letzten Kilometer zogen sich ewig.
Ich glaube auch, dass sie nicht der Realität entsprachen. Nach 15
Stunden (!!!) (der Bus braucht 13) und 870 Kilometern hatte ich es
geschafft. 22.40 Uhr war ich in Salta. Fabian war wohl auch am Ende.
Er ließ mich an einer Tankstelle heraus. Ich lief weitere 20 Minuten
zu meiner Zieladresse. Mein Gastgeber German war noch wach. Ersparnis
Bus: 588 Pesos.
Salta
Mehr als erschöpft aber glücklich und
ein klein wenig Stolz betrat ich die Wohnung. German offerierte mir
eine Matratze auf dem Boden in seinem (Schlaf)Zimmer. Das Gestell sei
am Vortag zerbrochen, als er sich daraufgesetzt hatte. Ich duschte
noch schnell und wollte nur noch schlafen. German aß. Ich fragte
nach dem Bettzeug. Er war etwas überrascht. German hatte weder
Kissen noch Bettdecke für mich. Alle anderen Surfer hätten eigene
Schlafsäcke. Nur hatte er mir das nicht gesagt..Aber ein Bettlaken
hatte er. So schlief ich auf dem Boden, meine Jeans als Kopfkissen
benutzend und mit meiner Flugzeugdecke (ach wie oft kam die schon zum
Einsatz). Ich glaube in meinem Zustand wäre ich auch stehend
eingeschlafen. Doch mitten in der Nacht dann der HORROR für mich:
German SCHNARCHT! Und ich HASSE Schnarcher. Selbst lautes Atmen nervt
mich ungemein. Müde wie ich war schlief ich aber recht schnell
wieder ein.
Am Morgen dann die nächste
Nervenaufreibung: German steht eine Stunde bevor er zur Arbeit geht
auf. Er war nicht gerade leise darin. Er bügelte sein Hemd neben mir
und am Ende musste ich mit aufstehen, um die Wohnungstür unten
zuzuschließen (German hat nur ein Schlüssel). Ich schlief noch eine
Weile, wusch meine Klamotten, plante Rosario und Buenos Aires. Gegen
Mittag verließ ich das Haus. Sonnenschein wartete auf mich.
|
im Kunstmuseum |
Ich erkundete die Stadt und verglich
diverse Reisebüros. Ich wollte nach Cafayate. Dort gibt es eine
nette „Schlucht“ mit Gesteinsformungen. Günstigster Anbieter für
einen Tagesausflug: 230 Pesos. Eine Einzelbusfahrt nach Cafayate mit
einem öffentlichen Bus: 104 Pesos.
Dann wurde ich in einem Reisebüro auf
ein Sonderangebot hingewiesen: Purmamarca und Huamahuaca für 260
statt 450 Pesos. Diese beiden Orte sind für ihre farbigen Berge
bekannt. Nach einem weiteren Vergleich entschied ich mich schließlich
dafür. Ich kaufte noch Essen im Supermarkt für den Tagesausflug. Da
fiel mir auf, dass man diverse Rabatte mit unterschiedlichen
Bankkarten erhält (zum Beispiel 20% auf Kekse). Weiterhin möglich:
heute die Nüsse kaufen aber erst im November bezahlen!
7.20 Uhr wurde ich von Germans Haus
abgeholt. Es war Samstag Morgen und dieses Mal musste er wegen mir
mit aufstehen und die Tür abschließen. Der 18-Sitzer-Van war fast
voll. Ich war die einzige Alleinreisende. Zwei Brandenburger waren
mit an Board.
Der erste Ort Purmamarca war mehr als
touristisch. Auf dem Marktplatz gab es Souvenirstände soweit das
Auge reichte. Mich interessierte nur der farbige Berg. Für diesen
legten wir lediglich eine kurze Fotopause ein.
Dann weiter nach
Tilcara (?) wo der allgemeine Tourist optional eine Ruine anschauen
konnte. Preis Ausländer: 50 Pesos. Ich verzichtete und bin
stattdessen auf einen Hügel geklettert. Von dort hatte ich die
Draufsicht auf die Ruinenanlage, die lediglich aus Kakteen und
Wandresten auf einen Hügel gelegen bestand und die Aussicht auf das
Dorf und die umgebenden Berge. Ich glaube ich habe den besseren Deal
gemacht.
|
Micaela |
Nächster Halt: Huamahuaca. Kleiner Ort
mit Kirche, Denkmal und Touristenbuden. Hier sollten wir eine
Mittagspause haben. Optional stand ein Essen für 80 Pesos im
Angebot. Ich hatte mir am Vortag ein halbes gegrilltes Hähnchen für
17 Pesos gekauft. Das war so viel, dass ich nicht alles gegessen
hatte. Die Reste wollte ich den Straßenhunden geben. Dann kam ich
ins Gespräch mit einem fünfjährigen Mädchen, Micaela, dass um mich herum
spazierte. Ich dachte sie würde mich um Geld bitten, tat sie aber
nicht. Vielmehr wollte sie meine Sonnenbrille aufsetzen, machte mit
meiner Kamera Fotos und sagte, dass sie meine Kette schön findet.
Dann fragte sie, was in meiner Tüte sei. Ich sagte ihr, die Reste
meines Mittagsessens. Ich zeigte ihr mein zerfetztes Huhn und sie
meinte, sie hatte noch kein Mittagessen. Ich bot ihr das Huhn an, sie
nahm sich ein paar Stücke. Ich hätte gern noch mehr gehabt. Die
Knochen bekamen die Straßenhunde.
Der vorletzte Stopp: Maimara. Hier gibt
es einen Gebirgszug mit Farbeinlagerungen (von den verschiedenen
Erzen sowie Magnesium,.).
Nur ein Fotostopp bevor es dann für
den letzten Aufenthalt von 30 Minuten nach Jujuy ging. Icch kaufte
mit einen nötigen Kaffee. An diesem Tag sind wir auch wieder mehr
als 500 Kilometer gefahren.
Das bedeutete: am letzten Tag: Ruhetag.
Es war Sonntag. Ich lief zum Kunsthandwerk-Markt, der mehr als weit
vom Stadtzentrum entfernt liegt (35 Minuten laufen) und traf mich mit
German zum Mittagessen (Salta ist bekannt für seine Empanadas –
gefüllte Teigtaschen). Dann bin ich noch zum
Museo
de arquelogía de alta Montana gegangen. Es zeigt einee Ausstellung
die sich auf die Inkakultur und insbesondere die Kinderopfer
konzentriert, welche die Inka auf einigen der umliegenden Andengipfel
darbrachten. Besonders drei Kinder erlangten dadurch Berühmtheit,
dass man sie erfroren auffand. Vor 500 Jahren gab es wohl eine Dürre.
Der Sonnengott sollte milde gestimmt werden. Die Inkas brachten Opfer
dar. Neben Krügen und Schmuck eben auch die schönsten Kinder der
reichsten Familien. 30 Tage dauerte es um einen Gipfel von fast 6000
Metern mit den Kindern zu erklimmen. Bei Temperaturen bis -30 Grad
und Schmerz betäubte man sie mit Alkohol. Der brachte sie am Ende
zum Einschlafen. Konserviert für die Ewigkeit fand man sie 1990.
Seitdem wird jeweils immer nur eins der Kinder (ein
Junge sechs Jahre, ein Mädchen sieben, ein Mädchen 15)
im Museum gezeigt (die anderen werden zu Konservierungszwecken in der
Kühltheke sozusagen aufbewahrt). Faszinierend aber etwas merkwürdig
zugleich. Fotos waren nicht erlaubt, aber wer mehr Interesse hat,
findet mehr Infos hier: LINK
Am Abend habe ich dann noch meine
Anhalter-Aktion für den Folgetag geplant. Rosario war mein Ziel.
Aber bei mehr als 1233
Kilometern Entfernung an einem Tag nicht machbar. Ich hatte
zwei Optionen: wieder zurück nach Cordoba und von dort den Nachtbus
(sechs Stunden, 240 Pesos) oder nach Santiago del Estero und von dort
den Bus (10 Stunden, 509 Pesos). Die Strecken würden nach ca. 200
Kilometern sich trennen. Ich ließ das Schicksal entscheiden. Und das
Schicksal meinte es gut mit mir. An der Tankstelle stehend mit meinem
Schild „Metan“ (nächst größere Stadt) sprach mich Roberto an.
Es war ca. um neun Uhr. Er wollte mich mitnehmen. Im Auto fragte ich
ihn dann, was sein heutiges Tagesziel wäre. Cordoba. Perfekt!
|
Roberto und ich |
Wir hatten eine sehr nette Fahrt. Ich
war die Co-Pilotin und das Service-Personal (reichte ihm Wasser,
teilte mein Gebäck), er lud mich zum Essen ein. Wir lachten viel
miteinander und hatten eine gute Zeit auf der Straße! Mit einer
Wartepause von ca. einer Stunde (Roberto musste etwas geschäftliches
erledigen) waren wir kurz nach 21 Uhr in Cordoba. Es fiel mir richtig
schwer mich zu verabschieden. Wie schnell man doch innerhalb kurzer
Zeit jemanden kennenlernen und mögen kann! Ich kaufte mir ein Ticket
für den Bus Mitternacht.
Der Bus war ziemlich leer. Neben mir
saß Juan. Juan kam von einem Festival, welches am Wochenende in
Cordoba stattfand und war mindestens genauso platt wie ich. Wir
redeten nicht viel, alle schliefen schnell ein.
Rosario
In Rosario angekommen (es war sechs Uhr
morgens) unterhielt ich mich dann mit Juan. Witzigerweise wohnt er in
einer Stadt mit fast einer Millionen Einwohnern nur eine Straße
weiter als mein Gastgeber. Wir fuhren zusammen im Bus und
verabredeten uns für später. Mein Gastgeber Pablo war ziemlich
beschäftigt sodass ich recht froh war, dass Juan am Nachmittag Zeit
hatte. Wir verbrachten den Tag zusammen in Rosario, am Abend lud er
mich zur Geburtstagsparty seines Bruders ein. Es wurde spät...
|
Geburtshaus Che Guevara |
Am nächsten Tag waren sowohl Juan als
auch Pablo beschäftigt, sodass ich allein loszog. Es war eine Art
Feiertag für die Leute vom Handel, weshalb viele Geschäfte
geschlossen waren. Ich genoss die Sonne am Fluss. 19 Uhr sollte mein
Bus nach Buenos Aires abfahren.
Hier kam ich gestern Nacht 23 Uhr an.
Buenos Aires!!!
Die Stadt ruft mich. Mir bleiben 5
Tage. Und ich werde jeden einzelnen genießen! Ein Report folgt.
Wir sehen uns bald, Freunde!
Saludos aus Buenos Aires,
Caro