"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Sonntag, 29. März 2020

Neuseeland - eine neue Ära: Auf in den Süden!


Auf in den Süden!



Die Südinsel begrüßte uns mit vielen Bergen, Weinreben und Sonne. Es galt eine Unterkunft zu finden. Wir entschieden uns für Nelson, denn die Stadt hatte einen recht schönen Strand und war auch halbwegs groß. Zudem wussten wir von einem anderen Reisenden, dass es noch freie Parkplätze auf dem Campground mit Toiletten und Wasserversorgung gab. Und ganz zur Not war dort die Chance auch größer, eine Arbeit mit dazugehöriger Unterkunft zu finden.

Wir kamen 20 Uhr auf dem Parkplatz an und sahen schon ein paar Vans stehen. Das war ein normaler Parkplatz in einer Art Einkaufspassage mit Zugang zu öffentlichen Toiletten sowie ein Duschhaus (mit Waschmaschinen) und Trinkwasser.

Vor Ort war schon Pierre aus Frankreich, den wir ganz am Anfang in Auckland mal kurz getroffen hatten (über Couchsurfing) und mit dem wir ab und an in Kontakt waren. Und ein paar andere Reisende, die auch nicht wussten, wie sie sich jetzt damit verhalten sollten. 

Wir verbrachten die Nacht auf dem Parkplatz. Am nächsten Tag aßen wir Frühstück und fuhren zum Strand, bevor das auch unter die Sanktionen fallen sollte. Am Nachmittag wurden bereits alle öffentlichen Toiletten am Strand geschlossen. Zum Glück war die outdoor Dusche noch zugänglich, denn das Waschhaus auf dem Parkplatz hatte auch an dem Tag nur bis 10 Uhr auf und schloss auf unbestimmte Zeit. 

Tahunanui Strand von Nelson

Zurück auf dem Parkplatz unterhielten wir uns mit den anderen Reisenden (ein Pärchen aus Frankreich, zwei Deutsche und zwei Belgier). Das hatte schon fast Züge einer Parkplatzparty. 18.30 Uhr vibrierten alle Handys gleichzeitig. Jeder bekam eine Warnmeldung auf seine einheimische Nummer. Darin stand, dass Mitternacht Level 4 in Kraft tritt und man dann dort bleiben soll, wo man sich gerade befindet. Dass man keinen Kontakt zu anderen außer denen haben soll, mit denen man zusammenlebt und dass das Ganze ein paar Wochen andauern wird. Die Stimmung schlug um.

Und dann wurde es ernst.


Wir hatten von anderen Quellen erfahren, dass man wohl im Van bleiben dürfte, solange der wirklich self contained (also selbstversorgend) ist. Ja, wir hatten Wassertanks und ein Chemieklo. Aber das wollte keiner von uns für vier Wochen nutzen. Wir hofften auf dem Campingplatz bleiben zu dürfen und die öffentlichen Toiletten zu nutzen.


der tolle Parkplatz, der uns noch Ärger bereiten sollte

Aus dem Nichts kam auf einmal ein Mann im Auto herangefahren, der ziemlich verwahrlost aussah (und dessen Hosenstall auslandend offen stand). Wir wussten nicht so wirklich, was er wollte, bis er uns fragte, ob wir noch einen Schlafplatz bräuchten. Er hätte im Hostel ein Apartment mit 6 Schlafplätzen. Da hatten die 3 Pärchen sofort zugesagt. Er meinte er hätte auch Doppelzimmer, also gingen Silja, Sarah, Pierre und ich auch mal mit hin (schon aus reiner Neugier ;) ). Das Apartment war wirklich ganz nett! Ein Zimmer mit vier Betten, ein Doppelzimmer im Durchgang und eine eigene Küche sowie Bad. Pro Woche sollte das 450 NZDollar kosten. Sogar ein Schnäppchen in diesen Zeiten!

Die Doppelzimmer, die er uns zeigte, waren hingegen echt nicht schön. Abgeranzt, es hat muffig gerochen und die Wohnung war auch nicht so toll. Dafür sollten wir 200 Dollar die Woche zahlen. Nach ein paar Minuten Bedenkzeit entschieden wir uns aus dem Bauchgefühl heraus dagegen, tauschten aber mit der 6er Gruppe Nummern aus und sie wollten uns ab und an duschen lassen und mit uns abhängen. Dazu sollte es aber gar nicht mehr kommen.

Während wir noch mit den Jungs quatschten, machte Pierre auf dem Parkplatz Bekanntschaft mit einem einheimischen Mädchen, welches ebenfalls zwei Schlafzimmer in ihrem Elternhaus anbot. Und das sogar ganz kostenlos weil sie ebenfalls Couchsurferin war. Das klang nach der perfekten Lösung! Wir verabredeten uns für den nächsten Tag mit ihr und schliefen eine weitere Nacht auf dem Parkplatz, die Autos wurden sichtbar weniger.
 
Nelson nach dem Shutdown: Alles leer und geschlossen



Polizeibesuch

 
Nach dem Frühstück kamen zwei Polizistinnen entspannt auf uns zu. Sie waren super freundlich und stellten uns diverse Fragen (ob wir zurecht kämen, wo wir her kommen, ob wir das mit dem Shutdown gehört haben, ob wir Hilfe bräuchten oder Fragen hätten). Ich fragte, ob wir weiterhin zum Strand dürften. Durften wir. Allerdings nicht mit dem Auto und am Strand langlaufen war erlaubt, aber nicht dort chillen. Und zwei Meter Abstand halten! Okay…

Kurze Zeit später hielt ein weiterer Polizist neben uns an und wollte sicher gehen, dass wir nicht mit dem Auto rumfuhren. Und dann kamen weitere zwei Paar. Zu Höchstzeiten waren sechs Polizisten um uns herum. Und der Ton änderte sich auch. Die zwei Herren vor uns sagten uns, dass es nicht mehr gestattet sei, die öffentlichen Toiletten zu benutzen. Und dass diese wohl bald gesperrt würden. Wir sagten ihm, dass wir 16.30 Uhr mit der Couchsurferin verabredet sind. Und dann gingen sie wieder. Zu allem Überfluss kam auch noch ein Typ mit einer fetten Kamera und machte ungefragt Fotos von uns. Das Ergebnis seht ihr hier: https://www.stuff.co.nz/national/120615490/finding-homes-for-the-homeless-a-priority-as-police-enforce-lockdown

Das Mädchen haben wir nie wieder gesehen, denn sie sagte letztendlich per SMS ab. Ihrer Mum ginge es nicht gut. Mhh. Schlecht. So ging unsere Unterkunft gerade flöten. Genauso wie mein Handyakku, den ich nirgends laden konnte. Es musste schnell was Neues her!

Stunden der Zermürbung


Abstand halten vor dem Supermarkt!
Die Suche begann von vorn, die Zeit lief gegen uns. Am einfachsten wäre es gewesen, in das Hostel vom Vortag zu gehen. Aber das wollten wir alle irgendwie nicht. Pierre suchte nach Airbnbs, ich nach Couchsurfing-Gastgebern sowie in Facebook-Gruppen, Sarah und Silja nach Hostels, Arbeitsplätzen und ebenfalls bei Facebook.
Zwangspause

Die Stunden vergingen, ich musste zwischendurch in den Asia-
Supermarkt und musste um Strom schnorren. Zwischen zwei Kühltheken hockend habe ich dann auf meinem Smartphone alles durchwühlt und angeschrieben, was geht. Bilanz nach ein paar Stunden:

Pierre hatte ein Airbnb gefunden, welches 1800 Dollar im Monat kosten sollte. Sarahs billigstes Hostel kam 11 Euro am Tag. Keine Arbeit. Campingplätze nur self contained. Hilfe-Hotline nur für Touristen, die eben ins Land eingereist sind. Shitstorm bei Facebook als ich in einer Gruppe, in der ich ein Hilfegesuch einstellte, auf die Frage, ob wir nicht von unserer Regierung nach Deutschland zurückgeholt werden wollen, mit „nein, wir möchten bleiben“ geantwortet hab. Da ging´s los…Wir fühlten uns echt nicht mehr willkommen hier. Die Leute haben absolut keine Ahnung über unsere Situation aber feindeten mich wirklich an.

Ich kann zwar nachvollziehen, dass die Bevölkerung echt schlecht auf die Reisenden zu sprechen ist, weil die meisten Coronafälle Reisende waren. Trotzdem hasse ich es, zu pauschalisieren. Und man stellte uns hin, als hätten wir die Situation (Absage der Couchsurferin und Suche nach Alternativen) absichtlich herbeigeführt. Wahnsinn. Ich löschte den Post und trat aus der Gruppe aus. Zu viel für meine sonst eigentlich entspannten Nerven in dieser Situation.

Ich hatte dazu neun verschiedene Couchsurfinghosts angebettelt und einer wollte uns tatsächlich aufnehmen – allerdings nur uns Mädels. Vier Leute waren ihm zu viel (auch nachvollziehbar). Ich hatte ihm quasi schon zugesagt, da kam Kerry, die ich ebenfalls über Facebook kontaktierte, mit einem weiteren Vermittlungsversuch um die Ecke. Sie schickte mir die Nummer von Julie, die sie nur flüchtig kannte, aber die noch Platz haben könnte.

Und dann rief Julie auch mich schon an. Der Stimme und ihren Infos zu urteilen dachte ich, sie wäre eine ältere, alleinstehende Dame. Sie meinte die Etage unter ihr wäre noch frei mit zwei Schlafzimmern und einer Küche. Ich sagte, dass das gut passen würde und wie viel sie dafür haben möchte. Sie meinte „pay as much as you want“. Ich besprach mich mit den Anderen und obwohl keiner von uns wusste, was uns erwarten würde (und ob es da überhaupt Internet gäbe), entschieden wir uns für diese Unterkunft. Ich sagte dem Couchsurfer wieder aber dankte ihm dennoch ausgiebig. Schön, dass es in solchen Zeiten auch noch so helfende Menschen gibt.

Die große Überraschung


Wir fuhren noch einmal einen Großeinkauf holen, denn Julies Haus befindet sich etwas abgelegen am Cable Bay. Der nächste Supermarkt ist 20 Minuten Autofahrt entfernt.

Als wir eintrafen, war es bereits dunkel. Wir fanden es auch schwer, den Eingang zu finden. Der Carport war mit „Treehouse Hidewaway“ beschrieben. Das hätte sie ruhig mal erwähnen können :D

Julie beschrieb das Haus am Telefon mit: „hier ist viel Grün, es lässt sich ganz gut hier aushalten“. Wir tapsten vorsichtig die Stufen des Hanges herunter, denn wir wussten nicht, ob wir richtig waren und was uns erwarten würde. Wir klingelten an einer Glocke und dann kam Julie raus. Sie ist eine nette Dame in den Mitt-oder Endvierzigern (geschätzt). Ihr Sohn war beim Papa. Sie führte uns zu unserem Apartment. Und was soll ich sagen: Schon der Weg dahin war vielversprechend: alles aus Holz, diverse Etagen, alles versteckt und am Ende standen wir vor einem Apartment, welches uns den Atem verschlug.

Ich hatte ein paar durchgelegene, vielleicht schmuddelige aber dennoch liebenswerte Schlafräume erwartet. Aber hier bot sich uns eine Unterkunft, die sonst Pärchen für ihre Flitterwochen buchen und die vom Guardian zu den besten 10 Unterkünften der Südinsel gewertet wurde. Wir konnten unser Glück kaum fassen! Ich hätte Julie am liebsten umarmt. Aber zwei Meter Abstand und so…

Aussicht vom Apartment
Das Meer direkt vor der Tür!
und zum Glück Beschäftigungsmöglichkeiten


Sie meinte ihre Gäste hätten storniert und die Wohnung stünde eh frei. Es wäre auch noch etwas im 4. Level frei, wenn das nicht reicht. Ich meinte nur, dass wir zu 3. Im Van schliefen und das mehr als perfekt sei.

Wer noch mehr Eindrücke haben möchte, kann hier mal nachschauen: https://www.cablebaylodge.nz/

Nun ging es noch darum, wer wo schläft. Diese wichtige Entscheidung haben wir mit einer Schätzwette getroffen. Die Frage war, wie teuer wohl eine normale Nacht in diesem Apartment wäre. Pierre sagte 128, ich 150, die Mädels 200 und mehr. Am Ende waren es 400 NZD O_o

Zum Glück tauschen wir aber nach einer Woche mal durch, der Fairness halber =)

Resümee.


Wir wussten nicht, ob es richtig war, kurz vor knapp auf die Südinsel zu flüchten. Wir wussten nicht, ob es richtig war, das Hostel abzusagen. Und die gratis Unterkunft beim Couchsurfinggastgeber. Aber wir haben alles richtig gemacht, würde ich sagen. Ich könnte mir fast keinen besseren Ort vorstellen, um die Isolationszeit zu verbringen. Und dann hier auch meinen Geburtstag zu feiern.

Silja hatte eine Phase, in der sie kurz davor war, sich für die Rückholaktion eintragen zu lassen. Aber zum Glück hat sie ihre Meinung wieder geändert. Wir stehen das jetzt hier zusammen durch. Das ist jetzt schon eine unvergessliche Zeit und das schweißt uns zusammen. Die Stimmung ist übrigens immer noch bestens. Weil wir das Beste daraus machen. Ab jetzt gibt’s auch keine Ausreden mehr für Sport! ;) (okay, außer die neue Erkältung, die ich dank der Kältetheken-Ladezeit wieder an der Backe habe -.- ).

Ich hoffe trotzdem, dass wir bald weiterziehen dürfen, denn sonst könnte sehr bald der Winter vor der Tür stehen und dann wird’s im Van nicht nur eng sondern auch verdammt kalt…

Es bleibt spannend. Viele Grüße aus der ungeplanten Notunterkunft.

Caro 



Neuseeland - unfreiwillige Planänderung


So schnell sind wieder zwei Wochen vergangen. Viel gesehen haben wir dieses Mal allerdings nicht, denn die Auswirkungen von Corona haben uns schneller eingeholt, als gedacht. Doch von vorn:

Nachdem wir unsere Batterien bei David wieder aufladen konnten, entschlossen wir, das hübsche Städtchen Napier zu überspringen und direkt gen Süden zu fahren, aus der Angst, dass die Fähren bald ihren Verkehr einstellen könnten. 


Auf dem Weg nach Wellington haben wir einen Abstecher zu den „Putangirua Pinnacles“ gemacht. Die Pinnacles sind eine bizarre Felsnadel-Landschaft & ein gut verstecktes Highlight in der Wairarapa Region. Für alle Herr der Ringe Fans ein Muss, für uns eine nette Abwechslung und mal wieder Anlass für eine kleine 3-stündigen Wanderung (die 25 Minuten Aufstieg zur Aussichtsplattform haben uns nicht gereicht ;) ). Ich war wieder halbwegs fit und das war eine gute Strecke, um mal wieder etwas Bewegung zu haben. 

Danke für den Hinweis :D
Am Ende hatten wir mehr Bewegung als wir geplant haben, denn wir sind irgendwie vom Weg abgekommen (der nur durch kleine orange Dreiecke ab und an ausgezeichnet war) und der Pfad, den wir einschlugen, wurde immer steiler und steiler. Das ist auf den Fotos gar nicht so ersichtlich. Irgendwann hatte ich, die Unerschrockene, keine Lust mehr auf diesen Weg und es schien auch nicht besser zu werden. Nachdem auch Sarah und Silja gesehen haben, dass es kein Weiterkommen gab, kehrten wir um und suchten nach Alternativen. Wir sind einen Hang hochgekraxelt und haben dann zum Glück wieder auf den rechten Weg gefunden. Der war im hohen Weidegras neben einer Kuhkoppel auch gut versteckt.


wo lang?
das sind aber auch ungewöhnliche Wanderwege


jaaaa wieder auf dem richtigen Pfad


Wir sind dann noch bis in den Ort Featherston gefahren. Als wir uns abends im öffentlichen Pavillon
Porree mit Kartoffeln gekocht hatten, hielt ein Auto neben uns. Wir dachten, wir bekämen einen Anpfiff weil das nicht erlaubt war. Am Ende meinte der Kiwi aber, dass Corona jetzt in der Stadt angekommen wäre und ob wir einen Job bräuchten. Wir haben dankend abgelehnt. So schnell wären wir zu Arbeit gekommen ;) In der Nacht hatte Silja das erste Mal vorn auf den Vordersitzen gepennt, um eine Alternative zum beengten Schlafplatz hinten auszuprobieren. Der Schlafplatz ist durchgefallen.

Kleine Anekdote zum Van-Leben:
Wir waren nach unserem Frühstück auf der Suche nach einem Frischwasserspender, um die Tanks für´s Kochen sowie unsere Trinkflaschen aufzufüllen. Als wir ihn in der Stadt dann endlich gefunden hatten, haben wir gar nicht bemerkt, dass wir die ganze Zeit mit offener Seitentür durch Featherston gefahren sind…Wir fühlen uns eben wie zu Hause :D

Am nächsten Morgen hatten wir das große Glück, im Supermarkt warme Croissants zum Frühstück kaufen zu können. Wie man doch die kleinen Dinge zu schätzen lernt =)
Danach ging es in die Hauptstadt.

Wellington – neue Entscheidungen mussten her


Es war Sonntag, der mittlerweile 18. Tag unseres Camperlebens. Trotz des Alert Levels 3, was bereits landesweit ausgerufen wurde, fand der Wochenmarkt mit diversen Foodtrucks statt. Massenveranstaltungen über 100 Leute wurden hingegen abgesagt, Museen und andere öffentliche Plätze hatten geschlossen, Home-Office wurde angekündigt und auch einige Schulen stellten den Unterricht ein. Aber der Markt war zugänglich. So richtig verstanden haben wir das nicht.

Es war super windig am Hafen, so machten uns zum botanischen Garten auf. Dort war es wesentlich besser. Und hier wurden uns die Auswirkungen von Corona richtig deutlich:
Weil wir kurz in einem Café standen, mussten wir uns in eine Liste eintragen, in der alle Gäste mit Kontaktdaten aufgenommen wurden (Datenschutz ist wohl gerade das kleinste Problem). Alle Gebäude im botanischen Garten waren geschlossen (Museum, Sternenwarte), aber man konnte noch mit dem Cable Car (Menschen auf engstem Raum) zum Aussichtspunkt hochfahren und sich ins Café setzen. Mhh.


Es war Sonntag und der Sonntag hat sich mittlerweile als Gönn-Tag bei uns etabliert. Deshalb sind wir in ein Café gegangen, dass für seine heiße Schoki bekannt ist. Und die war nicht so schlecht. Viel besser waren aber die Pralinen, die man gratis zur Schoki dazu bekam. Nom nom nom. Corona-Einfluss hier: Man durfte nicht mehr Cash bezahlen aus Hygiene-Gründen.




Let´s get naked.


Beim Einkauf im Supermarkt (es waren zwei) haben wir kein Mehl mehr bekommen. Wohl doch
keine Pancakes zum Frühstück? Dann haben wir viele Fertigessen (indisch) geholt, so an die 15 Stück (also 5 Gerichte pro Person - man weiß ja nie). Und da wollte die Dame an der Kasse fast den Zeigefinger heben und die Menge beschränken. Doch dann kam der Security Mann dazu und hat schon richtig erkannt dass eine Packung nur eine Portion ist. Und dann gab´s am Ende keine Probleme.

Zum Glück hatte unser Couchsurfinghost in Wellington Mehl zu Hause. Und dazu war er ein ganz besonderer Gastgeber:

Ich hatte einen öffentlichen Trip auf dem Portal gepostet, weil ich wusste, dass es schwer würde, in der Hauptstadt einen gratis Stehplatz für Queenie zu finden. Ich hatte auch selbst ein paar Leute angeschrieben. Ohne Erfolg. Dann meldete sich Greg bei mir. Sein Profil wurde mir als erstes angezeigt aber ich hatte ihn nicht gefragt, denn er ist Nudist und lebt diesen Lifestyle auch in seinen eigenen Wänden - und erwartet das schon auch von seinen Gästen. Da ich im ersten Impulse auch nicht sofort von dieser Idee begeistert war, schrieb ich ihn nicht an. Und dann schrieb er mir.  Ich fragte die Girls. Natürlich waren alle erst einmal verhalten. Aber Sarah ist genauso ´ne verrückte Nudel wie ich und war gleich mit am Start. Silja brauchte etwas mehr Bedenkzeit. Am Ende einigten wir uns auf einen Kompromiss für sie und Greg war auch völlig fein damit.

Unser Gastgeber sollte erst abends gegen 22 Uhr eintreffen, aber er hatte uns den Schlüssel hinterlegt, sodass wir bereits in die Wohnung konnten. Uns erwartete eine kleine, etwas chaotische aber super warme Wohnung. Zwei Heizkörper standen bereits auf 30 Grad - haha. Was er damit wohl bezwecken wollte?

Wir als erstmalige Nudistensurfer wussten nicht so richtig, wie wir ihn (und damit meine ich unser Dress) begrüßen sollten. Denn er kam ja augenscheinlich angezogen zurück. Wir entschieden uns für eine Kompromisslösung in Unterwäsche und Shorts. Die letzten Minuten waren so richtig witzig und aufregend, weil wir alle nicht wussten, wie wir reagieren würden. Und weil die gesamte Situation an sich super merkwürdig war.

Und dann kam Greg. Er betrat die Tür, schüttelte jeden die Hand und wir plauschten ganz normal. Sympathischer Typ! Irgendwann ging er dann ins Bad und kam nur noch mit einem Handtuch um die Hüften zurück. Naja und nach einem weiteren Weg war er dann nackt. Wir waren dazu noch nicht bereit und gingen letzten Endes wieder angezogener schlafen. Aber Sarah und ich machten den Deal, dass wir am nächsten Morgen die Pancakes nackig zubereiten würden.

Der nächste Morgen


Greg schlief noch, was wir deutlich hörten. Also setzten Sarah und ich den Plan in die Realität um. Und es fühlte sich gar nicht mehr so merkwürdig an. Irgendwann wachte Greg dann auf und hüpfte ebenfalls nackt durch die Wohnung. Am Ende saßen wir alle am Tisch mehr oder weniger nackt und aßen zusammen. Dann machten wir uns fertig und Greg nahm uns mit in die Stadt.

wie passend in dieser Zeit...
Wir schlenderten durch die Straßen, hatten Spaß in einigen Läden (in manchen mussten wir uns eintragen, in manchen nicht) und liefen auf den Berg Victoria hoch. Auf dem Weg zu einem anderen Café kam dann die Nachricht, dass Level 3 auf 4 angehoben wird und es in den nächsten 48 Stunden einen absoluten Shutdown geben wird. Das bedeutet, dass jeder dann zu Hause bleiben muss, alle Läden, Schulen, Restaurants etc. bis auf die Lebensmittelhändler, Doktoren, Apotheken und so weiter geschlossen werden. Und dass man nicht mehr reisen darf. Nur noch kurze, nötige Autofahrten zu eben diesen Geschäften, die noch offen waren. 



Ausblick vom Mt. Victoria


Und dann waren wir mittendrin.


Zum Glück hatten wir noch eine Fähre auf die Südinsel buchen können. Einen Tag nach unserer Abfahrt gingen die letzten. Es waren zwar nationale Flüge ebenfalls noch buchbar, aber Queenie hätte da nicht mitgekonnt. Wir wussten nicht, ob das die richtige Entscheidung sein würde. Der Norden gilt als günstiger und wärmer. Aber wer weiß, wie lange der Stillstand anhalten sollte. Und wir hatten zu dem Zeitpunkt noch den kleinen Hoffnungsschimmer, vielleicht doch sehr langsam aber irgendwie weiterfahren zu können. Diese Hoffnung wurde allerdings sehr schnell zerschlagen. Trotzdem hatten wir Glück im Unglück. Dazu aber später mehr.

Das Café in Wellington hatte sich schnell erledigt, denn selbst wenn wir gewollt hätten, hatte das Restaurant vor unserer Nase bereits angefangen, dicht zu machen. Wir entschieden, zurück zur Wohnung zu laufen (50 Minuten) und im Supermarkt noch ein paar Einkäufe zu erledigen (weil es auf der Nordinsel günstiger sein sollte als im Süden). Naja und weil wir uns darauf vorbereitet haben, vier Wochen lang zur Not im Van zu überleben. Wir haben uns auf alles eingestellt und das Schlimmste erwartet, aber es lief noch (oder wieder) ganz human ab.

Wir haben sofort einen Parkplatz gefunden und es waren auch nicht so viele Menschen drin. Greg, der im Supermarkt arbeitet, meinte aber, dass es schon eine schlimmere Zeit gab, in der 10 Leute reingelassen wurden, als 10 raus kamen.

Bis auf Schokocreme, Wraps, kleine Portion Reis (1kg und nicht 5 oder 10) und Kaffeepulver haben wir alles bekommen. Das indische Essen hatten wir ja bereits gekauft *haha. Abends wollten wir eigentlich noch mit Greg zusammen kochen aber der musste länger wegen der Umstände im Supermarkt bleiben.

Wie geht´s weiter?

 

Bluebridge Fähre

Am Dienstag, den 24.03. um 13.30 Uhr sollten wir und Queenie die Fähre nehmen. Etwa drei Stunden vor der Abfahrt erhielt ich eine SMS der Fährgesellschaft. Kurzer Herzstillstand, weil die SMS mit den Worten „We are sorry“ begann. Sollten unsere Pläne alle durchkreuzt werden?



Aber Glück gehabt, die Fähre hatte nur Verspätung. Wir haben noch kurz im Baumarkt angehalten und Gaskartuschen gekauft. Wir wollten ja für vier Wochen sicher Essen zubereiten können. Und dann ging es auch schon auf die riesige Fähre. Wir entschieden uns für Bluebridge, denn die war etwas günstiger und die Fährzeiten kamen uns entgegen. Die Überfahrt sollte etwa 3,5 Stunden dauern, am Ende waren wir etwa 18 Uhr in Picton.
Bye Bye Nordinsel!

Hier eine kleine Zusammenfassung sowie Statistik unserer Zeit auf der Nordinsel (drei Wochen und 1 Tag komplett, zwei Wochen und 5 Tage im Van):

Ups :D
·         Wir haben in 2,5 Wochen reine Reisezeit vier Mal Couchsurfing betrieben
·         Haben für drei Stellplätze bezahlt
·         Haben 3 Mal eine Waschmaschine benutzen können
·         Haben 4 Mal zu dritt hinten geschlafen
·         Hatten nur 2 Tage Regen (whoop whoop)
·         Haben leider unfreiwillig zwei Vögel mit der Windschutzscheibe mitgenommen (sorryyyyy!!!)
·         Ich war einmal krank
·         Haben uns 0 Mal gestritten (Yay!)
·         Haben eine Haarspange und ein Messer verloren
·         Haben es geschafft, einen Campingstuhl (nicht unsere Schuld), ein Kehrblech, die Holzkiste sowie Vorhänge zu schrotten (alles repariert!) und den Riss in der Frontscheibe hat sich vergrößert
·         Hatten 0 Probleme mit Queenie
·         Haben 11 Mal getankt
·         Haben dafür 613.63 Euro ausgegeben
·         Sind ganze 3444 Kilometer gefahren!