"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Montag, 28. Juli 2014

Bolivien Teil 2: was man nicht alles mitmacht...

Cochabamba


In La Paz hatte ich für günstige 50 Bolivianos (ein bisschen mehr als 5 Euro) einen super Sitzplatz oben ganz vorn am Fenster ergattert. Die nächste 8-stündige Nachtfahrt nach Cochabamba stand bevor. Ich war recht gut gelaunt – bis zu dem Zeitpunkt, als ich aufs Klo musste. Natürlich sollte man das versuchen zu umgehen, aber das ist nicht immer umsetzbar. Ich wollte also die örtliche Sanitäranlage aufsuchen, die dann zu meiner Überraschung verschlossen war. Ich bin zum Busfahrer und Co-Piloten gegangen und hab gefragt, ob und wann wir einen Toilettenstopp einlegen würden. „In 20 Minuten“. Gut, konnte ich mit leben. Ich bin dann in völliger Dunkelheit zurück auf meinen Platz gestolpert und habe gewartet. Nach 30 Minuten bin ich dann erneut hinunter, die Dringlichkeit nahm zu. Man vertröstete mich auf den nächsten Ort, aber am Ende der Staubpiste war nichts zu sehen. Ich wurde ungeduldig und auch leicht pampig. Wo denn das Problem sei, mal kurz am Straßenrand anzuhalten und warum überhaupt das Klo verschlossen sei. Die Verantwortlichen grummelten etwas Unverständliches in Spanisch und dann war Ruhe. Ich setzte mich demonstrativ auf die Stufen neben die beiden und schnauffte. Aber auch diese Signale bewirkten nichts.

Nach einer Stunde und 10 Minuten nach meiner ersten Anfrage hat es mir gereicht und ich habe die beiden dann angeblöfft, das jetzt verdammt viel Zeit vergangen ist und ich ganz dringend muss (zum Glück hat mein Spanisch dazu gereicht ;D). Naja und dann hat es doch gewirkt und der Bus hat am Straßenrand angehalten. Ich rausgesprungen und im Dunkel der Nacht ein Platz gesucht, da hat der Busfahrer Gas gegeben und angetäuscht, loszufahren. So ein Blödmann!
Witzigerweise haben wir 15 Minuten später einen offiziellen Toilettenstopp eingelegt...

Ich bin 5.30 Uhr in Cochabamba am Busterminal angekommen. Zu der Zeit konnte ich ja meinen Gastgeber nicht wach machen. Ich habe also zwei Stunden am Terminal verharrt. Dann bin ich 7.30 Uhr mit dem Taxi zum Host und habe erst einmal 2 Stunden geschlafen. Dann gabs Frühstück und im Anschluss sind wir alle zusammen (mein Gastgeber aus Costa Rica und seine Frau aus Kolumbien) zur Christusstatue gefahren. Im Anschluss sind wir essen gegangen und am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen. Meine Gastgeber luden mich zu allem ein. 


Der Rest der Tages verlief ruhig. Am Folgetag waren Freunde zum Mittagessen ins Haus eingeladen. Im Gegensatz zum Vortag gab es aber kein Frühstück mehr und auch zum Essen war ich nicht eingeplant. Kein Problem für mich, nur hat es mich ein bisschen verwundert, weil der erste Tag doch so komplett anders war...

Ich verbrachte dann den Tag im Zentrum der Stadt. Dort gibt es nicht viel zu sehen, aber die Zeit verging dennoch schnell mit Rumschlendern und Co. Im Park hatte ich noch ungewöhnliche Unterhaltungen. Die eine war mit einem älteren Peruaner, der aber russische Wurzeln hat (dementsprechend europäisch aussah) und den ich für recht intelligent gehalten habe. Am Ende des Gesprächs erzählte er mir aber von einem Film dessen Handlung sich hauptsächlich um Prostitution drehte und der Mann wollte nicht aufhören, mir vom Film zu erzählen. Deshalb musste ich ihn unhöflich (nach vorheriger Ankündigung zum Ende zu kommen) unterbrechen und bin dann gegangen. 


Am Sonntag haben wir mit dem Auto der Gastgeber einen Ausflug in die umliegenden Dörfer und zwei Stauseen unternommen. Auf dem Weg zum ersten Haltepunkt gab es Stress zwischen dem Ehepaar woraufhin die Frau im Auto geweint hatte. Mir war das äußerst unangenehm. Zum Glück hat sich die Stimmung schnell wieder entspannt und alles war gut. So konnten wir bald wieder im Auto zu kolumbianischer Musik klatschen, singen und halbwegs dancen :)
Stausee Corani


zweiter Stausee

Der Tag war recht schön, eine Mischung aus Natur und dörfischem Leben. Wir hatten das Glück, dass in einem Dorf mal wieder eine Parade war. Ich hatte auf dem Markt dann noch Gemüse gekauft, da ich am Folgetag kochen wollte. Es gab Pasta mit Gemüse in Käsesoße. Hat allen Beteiligten gut geschmeckt :)
in Tarata

in Cliza


Santa Cruz

Am Abend (es war Montag) wollte ich dann weiter nach Santa Cruz. Am Busbahnhof angekommen hatten aber alle Gesellschaften, bei denen ich angefragt hatte, keine freien Plätze mehr. Ich geriet schon leicht in Verzweiflung, als ich dann zu einer Dame geführt wurde, die mir für 80 Bolivianos den letzten Platz in ihrem Bus angeboten hat. Leider direkt neben dem WC, das dieses Mal nicht verschlossen war. Da ich keine Alternativen hatte, kaufte ich das Ticket. Wenigstens konnte ich das WC dann auch nutzen (die Fahrt dauerte 10 Stunden).

In Santa Cruz angekommen nahm ich einen Bus zur Adresse meines nächsten Gastgebers. Ich bin in ein Bus geraten, dessen Fahrer einen schlechten Tag hatte. Und im Bus neben uns genau das gleiche. Die schreiten sich schon diverse Male auf der Straße an. Die beiden Fahrer hatten wohl ein Problem miteinander und an einer roten Ampel sprang unser Fahrer aus dem Bus und ging ans Fenster vom Fahrer des anderen Busses. Aber zum Glück war dessen Scheibe zu. Nicht sehr professionell dieses Verhalten vor allen Fahrgästen!

Mein Gastgeber ist gebürtiger Argentinier in meinem Alter. Ich kam 9 Uhr vor seinem Haus an, es gab keine Klingel. Ich klopfte ans Tor, seine Miniaturhunde kläfften dahinter (er verkauft die Welpen. Für einen Rehpinscher-Welpen bekommt er gute 500 Dollar). Aber keine Spur vom Host. Da meine dt. Simkarte in Bolivien nicht funktioniert und kein öffentliches Telefon in Sicht war, fragte ich den Straßenkehrer ob ich sein Handy benutzen dürfte. Es klingelte aber Joshua nahm nicht ab. Prima. Was jetzt? Ich setzte mich vor sein Tor, gab mir selbst die Deadline bis 9.30 Uhr und wollte dann ins Zentrum fahren und ein Hostal suchen. Dann hat der Straßenkehrer noch einmal angerufen und Josh nahm ab. Ich sagte ihm, ich sei vor seinem Haus und dann kam er endlich raus.
Dem Straßenkehrer gab ich ein bisschen Geld für den Anruf.

Im Haus angekommen war eine weitere Surferin da. Soweit kein Problem. Doch gab es nur eine Matratze, die nicht gerade für zwei Personen ausgelegt war. Dann zeigte mir Josh das Bad- eine Dunkelkammer ohne Licht und ohne warmes Wasser. Zudem musste man immer das Haus verlassen, wenn Josh ging und rein kam man auch nur mit ihm, weil er keinen Zweitschlüssel hatte. Nach der Erfahrung am Morgen dachte ich mir: nein, hier wollte ich nicht bleiben. Josh „vermittelte“ mich an seinen Kumpel. Brasilianer, Medizin-Student und echt nett. Sprach leider nur kein Wort Englisch und wohnte noch schlimmer (ein Zimmer mit einem Bett, Schrank, Kühlschrank, Herdplatte; Klo und kalte Dusche waren draußen und wurden mit 4 anderen Studenten geteilt). Aber hey, ich hatte genug vom Umherziehen und nun war auch schon die Hälfte des Tages vergangen und ich bin einfach geblieben (Arthur war dann Gentleman genug, um die Nacht in der Hängematte vor dem Zimmer zu verbringen).
Bolivianisches Studentenzimmer

Ich bin mit Arthur Mittagessen gegangen. Also eigentlich habe nur ich gegessen, denn er ernährt sich gerade nur von Eiweiß (Muskelaufbau und so). Recht frech war, dass Arthur uns einen Liter Limonade zum Essen bestellte (kam stilecht in einem 1-Liter-Plaste-Messbecher), mit trank aber mich hat zahlen lassen. Naja, war ja jetzt nicht viel und ich penn ja bei ihm, aber dennoch, es geht ums Prinzip!

Im Anschluss ging ich in den Zoo in Santa Cruz. An dieser Stelle möchte ich jeden zukünftigen Touristen in Santa Cruz dazu auffordern, NICHT diesen Zoo zu besuchen. Die Käfige sind mehr als nicht artgerecht und es lagen zum Teil Plasteabfälle im Futter der Tiere. Die Besucher, die dann noch an jedem Gitter klopfen und rütteln, damit sich die Tiere bewegen, waren keinesfalls besser.
ganz traurig!


der Name ist der Burner...

Danach bin ich noch ins Zentrum gefahren. Dort gibt es auch nichts zu sehen außer den zentralen Platz. Ich fand Santa Cruz bisher am wenigsten sehenswert von allen Orten in Bolivien. Ich wollte eigentlich zwei Tage hier verbringen, hatte aber das Gefühl bereits am ersten Tag alles gesehen zu haben. Nachdem ich erfahren habe, dass mich ein Ausflug mit einer Agentur zu den nahegelegenen Sanddünen außerhalb der Stadt 65 Dollar kosten sollte (für Hin-und Rückfahrt und 3 Stunden Aufenthalt, mehr nicht) und es auch Busse dahin geben soll, das aber für eine alleinreisende Frau zu gefährlich sei, habe ich entschlossen am Folgetag bereits weiterzureisen.

Ein Bankautomat mit dem Namen "kooperativ Jesús Nazareno"


Samaipata

Mit einem etwas größeren Auto ging es für 30 Bolivianos ins ca. 3 Stunden entfernte Samaipata. Mit mir im Auto zwei Bolivianerinnen und drei deutsche Mädels aus dem Raum Frankfurt. Wir kamen ins Gespräch aber irgendwie blieb da immer noch eine Distanz zwischen uns. Die drei waren einfach etwas steif.

In Samaipata angekommen wurde ich mit dem Auto bis vor meine im Internet recherchierte Unterkunft gefahren. 30 Bolivianos die Nacht in einem Doppelzimmer für mich allein inkl. warmen Wasser (Alojamiento Vargas). Die Betreiber sind ein älteres Ehepaar, er recht grummelig aber das Omchen ganz lieb. Frühstück war natürlich nicht inklusive, aber ich durfte in ihrer Küche frühstücken und hab heißes Wasser für meinen Instantkaffee bekommen.

Ich habe dann das Örtchen erkundet und bin in einer Reiseagentur auf die drei Mädels gestoßen. Ich wollte auch einen Tagesausflug machen und je mehr Personen, desto günstiger. Also habe ich mich dann etwas an ihre Fersen gehangen. Wir hatten dann eine Agentur gefunden, die uns allen zusagte. Die Mädels wollten zwei mal einen Tagesausflug machen, mir reichte ein Tag. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen. Ich aß noch für 10 Bolivianos ein paniertes Hühnchenfleisch mit Reis und Salat und schaute mir einen Film auf meinem Laptop an und ging früh ins Bett.

Leider regnete es am nächsten Morgen, was mich dazu veranlasste, diesen Tag auszusetzen. Am Tag zuvor war es noch super sonnig und warm, an diesem Tag waren es ca. 9 Grad und nass. Nej, da bezahl ich kein Geld dafür, um Flüsse zu durchqueren, meine Gesundheit zu riskieren und meine Klamotten einzusauen. Ich bin also zur Reiseagentur und habe für den Tag abgesagt. Aber am Folgetag wollte ich dann mitziehen.
in den Straßen Samaipatas

Ich verbrachte meine Zeit bis zum Mittag im Bett, bin dann ein bisschen spazieren gegangen, habe ein Busticket in einem Restaurant gekauft und habe dann in einem Café den Rest des Nachmittags entspannt. Dort habe ich dann noch mit anderen Reisenden gesprochen, die ebenfalls ein Busticket gekauft hatten. Aber günstiger als ich.
Als ich im Restaurant nach den Preisen gefragt hatte, war ich schon skeptisch. Die ersten Preise waren recht hoch (150/160 Bolivianos). Ich meinte, das wäre mir zu teuer und ob es nicht etwas günstigeres gebe. Daraufhin bot man mir nach einem Telefonat mit der Busgesellschaft ein Ticket für 110 Blivianos an. Semi-cama (also halb-Bett). Ich fragte, ob das die günstigste Variante sei und die Frau mit den verdächtig vielem Gold im Gebiss (Erinnerung: Gold in den Zähnen steht nicht für schlechte Zähne sondern für viel Reichtum!) bejahte das. Das es keine weiteren Verkaufsstellen gab und ich keine Zeit verschwenden wollte, kaufte ich unter Zweifel das Ticket. Als ich allerdings erfuhr, dass andere Reisende nur 90 B bezahlt haben (für die gleiche Uhrzeit und die gleiche Gesellschaft), wollte ich vor der Abreise noch einmal dorthin und nachfragen.

Zunächst stand aber der Tagesausflug am Folgetag an. Es regnete nicht mehr und so bin ich mit den Mädels, einer Amerikanerin, einem Franzosen und zwei Belgiern in Richtung Dschungel losgezogen. Die Wanderung war mal wieder schön anstrengend. Man muss auf den Weg unter sich achten, dann auf das Gestrüpp über und neben sich. Und auf den Vordermann. Dazu kamen Auf- und Abstiege. Das ganze war eine erneut Herausforderung. Vor allem weil meine Turnschuhe, die mittlerweile bereits Löcher im Netz haben, absolut kein Profil haben. Sind ja eigentlich auch Laufschuhe. Aber bei mir kommen die eben überall zum Einsatz. Naja und da war es recht anstrengend im Matsch die Balance zu bewahren. Aber ich bin ja mittlerweile etwas geübt darin ;) 




Auf dem Weg durchs Dickicht habe ich dann noch meine Kamera verloren.
Gottseidank lief hinter uns noch ein Träger, der gleichzeitig das Auto fuhr und hat sie mir zurückgebracht (das muss jetzt langsam mal aufhören, ich will nicht noch in den letzten zwei Monaten was verlieren :D).
Wir haben kleine grüne Papagaien gesehen, Heilpflanzen und schöne Ausblicke. Die Strecke war nur 9 Kilometer lang, hat uns aber gut 5 Stunden gekostet. Verpflegung inklusive :)



der Weg
der rote Punkt da bin ich ;)

Kurz geduscht, Sachen gepackt, gegessen und dann zum Verkaufsrestaurant „Nueva tourista“(schon auffällig!). Von der Amerikanerin habe ich mir noch die Worte „Das ist nicht fair, ich möchte einen Teil meines Geldes zurück“ auf Spanisch geben lassen. Ich bin also zur Verkaufstante, habe argumentiert und sie etwas rumgemuckert, abgestritten die Tickets günstiger verkauft zu haben (aber schlau wie ich war hatte ich ein Foto vom Ticket der anderen gemacht) und am Ende hat sie mir mein ganzes Geld gegeben – und natürlich mein Ticket weggenommen. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass es mir nicht primär um die zwei Euro geht, die ich zu viel bezahlt hatte. Ich habe einfach einen recht großen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und fühlte mich nicht fair behandelt.

Wie es sich am Ende herausstellte, lag mein Bauchgefühl genau richtig. Ich wartete mit zwei anderen Reisenden an einer Bezahlstelle für die Straßenbenutzung. Dort musste jeder Bus anhalten und so konnten wir nachfragen, ob Plätze frei seien. In den ersten 5 Bussen war das nicht der Fall. Und dann kam der Bus, bei dem ich bis vor einer Stunde noch ein Ticket erworben hatte. Eine Klappermühle. Da war der Bus mit den zwei fehlenden Fenstern in Peru noch komfortabler.

Wir sprangen hinein und jeder von uns zahlte nur 50 Bolivianos (nicht wie im Restaurant 110 B)!!! Auf „meinem Platz“ saß bereits ein Mann, der aber auch nur irgendwo dazu gestiegen war und er musste dann den Sitz für mich räumen. War mir etwas unangenehm, weil er dann auf dem Boden schlief. Aber ehrlich gesagt war das sogar noch die bessere Variante, denn die Sitze waren so gut wie gar nicht gepolstert, ich spürte die Knie meines Hintermannes im Rücken und semi-cama war das auch nicht! Es war ein ganz normaler Linienbus, mit dem wir die nächsten 12 Stunden nach Sucre fahren sollten. Die beiden anderen Reisenden nahmen auf der Einstiegstreppe neben dem Fahrer Platz (wechselten in der Mitte der Nacht aber auch zum Boden zwischen den Sitzen).

Ich konnte so gut wie nicht schlafen, trotz Nackenkissens und Schlafmaske. Wir machten zu viele Toilettenstopps (da kein Klo an Board), die Menschen im Gang verhinderten ein Ausstrecken der Beine und der Mangel an Platz ein halbwegs erträgliches Schlafen. Von meinem Sitznachbarn (Bolivianer) hab ich dann noch erfahren, dass die Locals für diese Fahrt ab Santa Cruz übrigens nur 40 B zahlen. Unsere 50 B 3Stunden nach Santa Cruz waren also bereits Touristenpreise. Aber wir waren froh, überhaupt einen Platz erhalten zu haben.

Jetzt bin ich also in Sucre und die letzten Tage in Bolivien sind bereits verplant.
Freudige (?) Nachricht: ich habe mittlerweile auch meinen Rückflug nach Deutschland gebucht. Ich werde am 1. Oktober wieder offiziell die Vorzüge (?) des deutschen Lebens wahrnehmen können.
Meine Hausarbeit konnte ich auch fertigstellen.

Jetzt heißt es entspannt die letzten zwei Monate genießen! Wenn nur die Nächte nicht so kalt wären...

Liebste Grüße von der wechselwarmen Caro

P.S.: Mein Blog hat seit der ersten Veröffenlichung fast 13.000 Zugriffe. Ich möchte mich hiermit ganz herzlich bei allen interessierten Lesern bedanken!

Freitag, 18. Juli 2014

Bolivien, Baby!

Erster Halt: Copacabana

Hach ich bin jetzt schon verliebt und da bin ich noch keine zwei Wochen hier. Es fing an am Titicaca-See. Noch nie habe ich ein so dunkles, blaues Wasser in einem See gesehen. Mit dem Bus kam ich früh morgens in Copacabana an. Den Namen verdankt der Ort der Form seines Strandes, die der der brasilianischen Verwandten ähnelt.


Ich kam an und landete in einem 4er-Zimmer mit Daniel, auch Deutscher. Das hat ganz gut gepasst, so konnte ich mit ihm zusammen das Spiel Dt. gegen Brasilien anschauen. Und dabei haben wir noch einen anderen Deutschen und zwei Schweizer kennengelernt. Zusammen sind wir nach dem ereignisreichen, aufregenden und unterhaltenden Spiel grölend durch die Straßen Copacabanas gezogen. Entweder waren wir die einzigen Deutschen oder den anderen Dt. zu peinlich, als das sie sich uns angeschlossen hätten.

Jedenfalls an einem Kiosk mit sinkendem Adrenalinpegel unterhielten wir uns mit einem Einheimischen und Daniel umarmte ihn und sang Siegeslieder. Der fand uns wohl so nett, dass er hineinging und eine Flasche Wasser kaufte, die er uns im Anschluss schenkte: „Welcome to Copacabana“. Welch netter Einstieg.

Ich hatte mir am Folgetag noch das langweilige Spiel Holland-Argentinien mit der Vortragsgruppe angeschaut, Daniel war bereits auf die Isla del Sol gefahren. Zuvor bin ich aber noch den Berg, den alle Pilger an der Copa erklimmen, um eine Heilige zu sehen, hochgegangen. Die Aussicht war unbeschreiblich schön, der Aufstieg unbeschreiblich anstrengend (Höhenluft ließ mich japsen). 

von oben
von unten

Der Titicaca-See ist der höchstgelegenste schiffbare See der Welt. Er liegt auf einer Höhe von 3810 Meter und ist einfach rieeesig (mehr als 8000qm). Eine Hälfte liegt auf peruanischer, eine auf bolivianischer Seite. Die Peruaner spaßen immer: „Titi=Peru, Caca=Bolivien“ (rührt von der Kartenbeschriftung). Hier muss man auf jeden Fall jeden Tag Fisch essen, der frisch aus dem See kommt und unglaublich billig ist (ganzer Fisch mit Beilagen 2,50 Euro)!
Trucha diavolo

Am nächsten Tag wollte auch ich die Sonneninsel besichtigen und dort eine Nacht verbringen.
In der Mythologie der Inka soll der Sonnengott seine Kinder auf einem Felsen der Isla del Sol zur Erde gelassen haben. Dies gilt als Geburtsort der Sonne.
Ich hatte mich mit Daniel dort verabredet und habe die Fußballschau-Gruppe vom Vortag auf dem Boot getroffen. Die Fahrt in den Norden der Insel dauerte gute zwei Stunden. Von dort aus sind wir dann Richtung Süden herunter gelaufen. Da gibt es zwei Wege: einen direkten, dessen Nutzung nichts kostet und einen, der etwas umständlicher ist und an Ruinen, einem „heiligen Stein“ und einem Museum vorbeiführt. Für dessen Nutzung ist aber ein Ticket nötig. Wir haben instinktiv den „richtigen“ Weg gewählt und unterwegs Daniel getroffen, der uns über die Wegesverhältnisse aufgeklärt hat. 



Der Weg von Nord nach Süd sollte eigentlich nur 1 ½ bis zwei Stunden dauern. Er war auch nicht soo herausfordernd (gut es ging ein paar Mal hoch und runter und bei der Höhe ist das nicht zu unterschätzen). Und eigentlich sollte man den Weg nicht verfehlen können. Eigentlich. Aber wir haben es geschafft, uns zu „verlaufen“. Zwischendurch fragte uns ein Mädchen am Wegesrand ganz gezielt nach der Cola und/oder Banane, die Nina in der Seitentasche ihres Rucksacks hatte. Und Nina gab ihr die Banane auch. „Die kriegt doch hier sonst nie eine Banane auf der Insel“, worauf wir nur antworteten, dass das Mädchen mit ihrer Abgebrühtheit das sicher 10 Mal am Tag macht und ihre Mutter sicher die Verkäuferin der Banane im Norden der Insel sei. Danach kam Nina ins Grübeln. Und nach einer Aufforderung bedankte sich das Mädchen dann auch.

Der Umweg brachte uns schließlich über einen anderen Weg ins Dorf Yumani als man eigentlich hineinfindet. Das wiederum kam mir zugute, denn ich fand unterwegs eine Unterkunft, die augenscheinlich erst noch im Aufbau und noch nicht volle Touristen war. Der unschlagbare Preis für einen Euro/Nacht überzeugte mich recht schnell. Das Zimmer war super gelegen mit einem wunderschönen Blick auf den See. Laut der Aussage der Kinder, die dort wohnten sollte es auch warmes Wasser geben...
Yumani
Wir aßen zu Mittag auf der anderen Seite des Dorfes, der Blick war ebenfalls unsagbar schön. Nina, die gerade erst eine Woche unterwegs war, wiederholte den ganzen Weg: „Ach ist das schön hier!“. Und ja, sie hat ja Recht. Ich war dennoch etwas neidisch auf ihre Begeisterungsfähigkeit, die mir nach sieben Monaten Reisen etwas verloren gegangen ist bzw. die eine gewisse Sättigung erreicht hat. Daniel gesellte sich zufällig zu uns. 
Mahlzeit

Nachdem die Fußball-Truppe die Insel verlassen hatte, haben Daniel und ich im Garten seines Hostels gechillt, sind einen Kaffee trinken gegangen und haben den Sonnenuntergang gesehen. Dabei hatten wir eine Unterhaltung mit zwei sehr liebenswürdigen Kindern. Leider endete diese damit, dass uns die Kleinen mit bereits schwarzen Flecken auf ihren Milchzähnen erst nach Süßem und dann nach Geld gefragt haben...Wen kann man dafür beschuldigen? Die Eltern, die die Kinder dazu viell. anstacheln? Touristen, die bereits Dinge gegeben haben oder die Süßwarenindustrie selbst? Von uns haben sie jedenfalls nichts bekommen (es gibt auch keinen Zahnarzt auf der Insel!)...

Schwer, nein zu sagen..

Nach dem Abendessen bin ich noch mit zu Daniels Hostel und habe mir dort die Zähne geputzt. Ich war mir nicht sicher, ob es in meiner Unterkunft schon Elektrizität gab (später fand ich sogar Licht in meinem Zimmer). Der Vollmond wies mir den Weg.
Ich hatte mich entschlossen, den Sonnenaufgang sehen zu wollen (ist ja schließlich der Geburtsort der Sonne!). Zu meiner Freude musste ich dafür nicht einmal aus meinem Bett aussteigen (was ich für die Fotos dann aber doch getan habe).
Aussicht von meinem Budget-Zimmer

Anschließend wollte ich duschen und stellte fest, dass es keinen Drehregler für die Dusche gab. Ergo: kein Wasser. Und auch die Toilette funktionierte nur mit manueller Spülung. Für einen Euro (im Vergleich: Daniel zahle drei), war das aber vollkommen ok und da ich eh mit Daniel zum Frühstück in seinem Hostel verabredet war, duschte ich dort noch fix.

Ich hatte im Kiosk ofenfrische Brötchen geholt und eine Art bolivianisches Nutella. Dies war leider nicht so geschmackvoll und auch nur in Bröckelstückchen auf dem Brötchen zu verteilen. Aber es war trotzdem ein Genuss :)

Im Anschluss fuhren wir wieder nach Copacabana (1 ½ Stunden) und kurze Zeit zusammen im Minivan nach La Paz (ca. 3 Stunden). 


La Paz- Oh mein Gott!

Aus dem Bus heraus
Der erste Eindruck, als wir am Rande der kegelförmig nach unten verlaufenden Metropole La Paz angekommen waren, war überwältigend. Aber eher im negativen Sinne. Ein chaotischer Verkehr, eine ärmlich erscheinende Gegend und Abgase überall. Zum Glück befanden wir uns erst in El Alto, einem eigenständigen Bezirk nah zu La Paz. Hier wohnt die ärmere Bevölkerung. Denn für La Paz gilt: je reicher die Person, desto tiefer gelegen wohnt sie. Denn je tiefer man wohnt. Desto wärmer ist es und desto einfacher ist es (weniger Höhenluft). La Paz erhebt sich bis auf Höhen von knapp über 4000 Meter.

Wir wurden am Friedhof herausgelassen. Daniel lief Richtung seines Hostels, ich nahm einen Bus zu meinem Couchsurfing-Host. Seine Putzfrau hat mich hereingelassen. Noah selbst (Fotojournalist aus den USA, lebt seit 10 Jahren in Bolivien) kam erst 21 Uhr. Dafür hatte ich aber Zugang zum super schnellen Internet und konnte ein paar Dinge erledigen. Als Noah ankam sind wir dann noch zusammen zu einer Café-Eröffnung gegangen, bei der es Live-Musik und Schnaps und Kaffee gab. Im Anschluss sind wir dann alle noch auf eine WG-Party gefahren, die aber recht lahm war, weshalb wir halb zwei gegangen sind (wir wurden auch aufgefordert zu gehen, da ein Teil der Partycrew feiern gehen wollte).

Ich war mit Daniel um 11 Uhr zu eine „Free Walking Tour“ in La Paz verabredet. Die Mädels haben das auch echt gut gemacht. Der Treffpunkt war vor einem Gefängnis und bereits hier erfuhren wir die unterhaltendsten Geschichten. Zum Beispiel, dass noch vor ein paar Jahren Touristen regelrecht Schlange standen, um eine Nacht mit Koks im Knast zu verbringen. Da aber Vergewaltigungen, Diebstähle und sonstige Delikte Überhand nahmen, verbot man das irgendwann. Auch interessant ist, dass sich Coca Cola die alleinigen Rechte im Knast gesichert haben. Dort gibt es also nur Coca Cola als Brause dort gibt.
Ach und alle Insassen (meist nur „harmlose Delikte“ wie Raub, Drogen, Korruption) müssen für die Unterkunft bezahlen. Das reicht von wenig Bolivianos für eine Gemeinschaftsunterkunft bis hin zu Deluxe-Unterkünften mit Flatscreen und Internetzugang. Geld kann man sich durch Jobs im Knast verdienen. Wer kein Geld hat ist sogar im Knast obdachlos und muss zb. unter einer Treppe schlafen und sich nachts den Arsch abfrieren. Insassen können Zellen sogar besitzen und dann untervermieten. Ich hätt ja schon gern einmal einen Blick hineingeworfen...

Die Tour führte u.a. weiter zum Hexenmarkt, auf dem vor allem die toten Lamaföten auffällig waren.
Diese werden u.a. als Glücksbringer für den Hausbau benutzt. Entweder werden sie mit anderen Dingen verbrannt oder begraben. Hier noch eine Gruselstory zum Thema:
Vor nicht allzu vielen Jahren sollen wohl noch betrunkene Obdachlose unter einem Vorwand gelockt, betäubt und bei lebendigem Leib im Fundament eines zu errichtenden Gebäudes einbetoniert worden sein. Das rührt daher, dass man der Pacha Mama, der Mutter Erde, Opfer bringt und alles mit ihr teilt. Je größer das Gebäude (wie eine Shoppingmall), desto mehr Menschen konnten dran glauben. Alles passiert im Geheimen nachts. Darauf aufmerksam wurde man, als nach Umbauarbeiten menschliche Reste im Boden gefunden worden waren. An diesem Punkt der Führung waren alle ca. 20 Beteiligten auf einen Schlag ruhig ;)

Heutzutage soll das angeblich nicht mehr zelebriert werden, aber die Einheimischen verschütten immer noch ein Teil ihres Alkohols, wenn sie trinken oder verbrennen Zucker, weil Pacha Mama Süßes mag. 



Die Führung dauerte 3 Stunden, ein Teil der vielleicht 40 Beteiligten am Anfang ging auf dem Markt verloren (bedeutet im Umkehrschluss weniger Trinkgeld für die zwei Mädels). Ich hatte mich für den Nachmittag noch mit Noah an der Seilbahn verabredet, die erst seit einem Monat in Betrieb war. Noah kam aber nicht. Dafür war Daniel pünktlich.


Durch die Bahn sollen die Einwohner oberhalb von La Paz schneller einen Zugang zur Stadt und wieder heraus haben. Aktuell ist die Bahn aber so beliebt, dass es durch die Anstehzeiten genauso lang wie mit einem Bus dauert (und noch etwas teuer ist). 100 Gondeln hat die erste Strecke. Zwei weitere Strecken sind im Bau. 30 Cent kostet eine Fahrt, über die Hinterhöfe und Seitenstraßen der Stadt, ebenso wie über den riesigen Friedhof. Sehr beeindruckend!


Der Daniel und ich

Friedhof von oben



Wir sind danach zeitig auseinander, weil wir fit für Sonntag, dem Tag der Tage sein wollten.
Noah entschuldigte sich, als ich heimkam. Wir verbrachten den Abend jeder für sich vor dem Laptop...

Bevor das Spiel 15 Uhr lokaler Zeit losgehen sollte, entschied ich mich für eine weitere kostenlose
Stadtführung 11 Uhr nach El Alto. Es war Marktzeit und viel los.
Diese Führung mit 6 anderen Personen war aber ziemlich öde. Markt, weiterer Hexenmarkt, Aussichtspunkt. That´s it. Ich musste ein bisschen Druck machen um rechtzeitig im dt. Restaurant Reinicke Fuchs zu sein. Im Bus lernte ich Alina kennen, die auch auf dem Weg dahin war. Sie hatte Glück, denn Daniel und ich machten am Vortag bereits eine Reservierung. Als wir ankamen war der Laden brechend voll und Alina gesellte sich mit zu uns.

Die Stimmung war recht amüsant, hauptsächlich Deutsche, ein paar Bolivianer und Franzosen. Nach dem Treffer sprang die Masse auf, sang Lieder, jubelte. Auch das lokale Fernsehen war vor Ort, die nicht allzu viel die 115 Minuten zuvor zu berichten hatten. Leider blieb aber der Siegeszug durch die Stadt aus. Ich hatte eigentlich vor, nach dem Spiel noch zum Cholitas-Wrestling zu fahren. Hier wrestlen jeden Sonntag die Marktfrauen in ihren Kostümen im Ring (natürlich alles nur Show). Aber durch die Verlängerung und eines fehlenden Begleiters hatte ich es dann auch abgehakt. Sehr schade! 


We are the champions!

Nachdem noch ein bisschen die Berichterstattung nach dem Spiel geschaut wurde, gingen die ersten und alles zerschlug sich etwas. Daniel, zwei weitere Deutsche und ich beschlossen dem Loki, bekannt als Party- und Drogenhostel der Stadt, einen Besuch abzustatten. Die Bar war ganz nett durch die Aussicht, es gab bereits einige Alkoholleichen aber auch hier suchten wir vergeblich nach Fanmeile und Co.
So sind wir gegen halb elf auseinander gegangen. Daniel blieb in La Paz, für mich war es wieder Zeit, weiterzuziehen.

Coroico und der ewige Frühling


Coroico- bekannt als Ort des ewigen Frühlings (da auf nur 1700m gelegen) liegt ca. 2 Autostunden von La Paz entfernt und ist Zufluchtsort der La Paz´er wenns ihnen zu kalt wird. Auf der Strecke La Paz-Coroico befindet sich auch der als „gefährlichste Straße der Welt“ geltende Weg. Nur drei Meter breit, keine Befestigung an der Seite, viele Kurven, steiler Abgang an der Seite. Seit 2006 gibt es eine Umgehungsstraße, die jetzt vom öffentlichen Verkehr benutzt wird. Cleverere Tourismusleute haben darauf hin begonnen, Fahrradtouren entlang des camino a la muerte anzubieten. Fängt bei ca. 30 Euro für den Verleih+Transport an bis hin zu 85Dollar. Dauert ca. einen halben Tag. Hatte ich kurz überlegt aber dann für nicht lohnenswert empfunden.
Ich hatte die Straße von der Umgehungsstraße aus sehen können. Die Sicht ist die gleiche und auf der Strecke selbst hat man auch nicht viel Gelegenheit für Stopps etc, da man immer in der Gruppe unterwegs ist. Soll auch recht anstrengend sein (da schlechter Weg). Ich glaub, ich hab nix verpasst. Und ihr müsst euch keine Sorgen machen ;)
camino de la muerte

Nach einer ausgiebigen Unterkunftssuche (nur ein Hostel hatte einen akzeptablen Preis von 50 Bolivianos=5 Euro/Nacht mit Internet) schaute ich mich im Dorf um und lernte Rolando kennen. Der arbeitet im Touristenbüro und als er erfuhr, dass ich Journalistik studiert habe, lud er mich gleich zu seiner Radioshow am Folgetag als Interviewgast ein. Er moderiert drei Mal pro Woche für eine Stunde eine Show. Ich machte ihm klar, dass mein Spanisch dafür nicht ausreichen sei. Aber er meinte, ich könne auf Englisch antworten. Nun gut, neugierig war ich genug.
Ich aß für 12 Bolivianos eine Suppe und Fleisch mit Reis und ging dann zurück ins Hostel. Meine Zimmernachbarin war Maryline aus Frankreich, kann aber auch deutsch reden. Wir quatschten noch eine Weile und gingen dann zu Bett.

Am nächsten Tag bestiegen wir beide den Uchumachi, den Hausberg des Ortes. Auf seinem höchsten Punkt war er 2400 (oder 2700?) Meter hoch, der Aufstieg war etwas beschwerlich weil die Sonne geknallt hat. Mit ausgiebigen Pausen haben wir 2 ½ Stunden gebraucht. Leider mussten wir erkennen, dass wir auf dem Gipfel keinen 360-Grad-Blick hatten, sondern dass eine Seite vom Gestrüpp versperrt war. Naja, dafür hatten wir mal wieder etwas Bewegung. Hier oben registrierte ich auch die nervigen wie Obstfliegen aussehenden Fliegen, die an unser Blut wollten. Den Biss merkt man selbst nicht zum Zeitpunkt des Bisses. Erst einen Tag später, wenn die Stelle anfängt wie ein Mückenstich zu jucken. Scheiß Viecher! Zum Glück lassen die einen nachts in Ruhe.


Maryline

Coroico

Später am Tag war ich noch mit Rolando verabredet. In der Radiostation sah es für einen lokalen Radiosender mit vielleicht 2000 Zuhörern recht professionell aus. Da Rolando mir die Fragen auf Spanisch stellte, übersetzte mir der andere Mitarbeiter diese um danach wiederum meine englischen Aussagen ins Spanische zu übersetzen. Die Sendung wurde aufgezeichnet. Leider gibt es keine Online-Version dazu. Um es kurz zu machen: ich wurde mehr oder weniger nach meiner Reise gefragt, wie ich Bolivien und Coroico finde und dass wir am Abend alle zum Feiern zusammenkommen sollten.



Denn La Paz wurde am 15. Juli 205 Jahre alt. Und Coroico zählt zu diesem Department. Und deshalb fand hier auch eine Feierei statt. Umzüge, Tänze, Klamauk. Fand ich super, weil man in diesem Dorf nicht viel machen kann. So war das eine gelungene Abwechslung. Eigentlich wollte ich ja meine Hausarbeit hier beenden, aber das Internet ist zu langsam, um Videos anzuschauen und die Feierei erschien mir wichtiger ;)




Am Abend schenkte man zudem noch warme Milch mit Schuss aus. Das war echt eine Wohltat! Am Folgetag war ich mit Rolando zum Wandern verabredet. Der erschien aber einfach nicht. So schaute ich mir erneut das Programm des Festivals an, dass eigentlich exakt dem des Vortages entsprach..



Hier noch die kleinen negativen Seiten des Ortes, die den Aufenthalt zuM Ende hin etwas trübten:

->Ich hatte mir in La Paz extra eine Art Nutella-Ersatz ( Schoko Mac von Schwartau für über drei Euro) gekauft, um es mir in Coroico gutgehen zu lassen. Nur leider gibt es im ganzen Ort anscheinend nicht einen Bäcker. Die Brötchen, die ich am ersten Tag kaufte, waren bereits trocken (obwohl mir die Verkäuferin zusicherte, die seien frisch). Doch am Tag danach waren sie noch trockener (waren anscheinend von der gleichen Tüte). Am dritten Morgen empfand ich es regelrecht als eine Vergeudung des Brotaufstrichs, da die Brötchen so derart trocken waren, dass sie man sie als Wurfobjekt hätte verwenden können. Der Hunger hat´s reingetrieben, aber ich freue mich auf frische Backwaren (sogar auf der Isla war´s möglich, wieso dann nicht hier? Tollen Rührkuchen können die schließlich auch backen!).

->Nachdem ich 11 Uhr das Zimmer im Hostel Jamachi verlassen musste, hatte ich auch keinen Internetzugang mehr. Ich wunderte mich und glaube schon fast wieder an eine Macke des Netbooks (was seitdem ich hier bin Probleme mit den Lautsprechern macht), bis mir die Besitzerin auf meine Nachfrage hin mitteilte, dass ich ab jetzt Geld für die Nutzung zahlen müsste, da ich bereits ausgecheckt habe.

->Danach war ich im Comedor Mittag essen. Dachte, ich würde Fisch bestellen, bekam Leber. Versuchte, diese zu essen, ging gar nicht. Wollte das Essen vorher schon tauschen, ging nicht. Nut Fisch nachbestellen ging auch nicht, ich hätte noch einmal ein komplettes Menü mit Suppe und Beilage ordern müssen. Das sah ich als Verschwendung, sowohl vom Essen als auch vom Geld, weil ich das nie geschafft hätte zu essen. So aß ich nach der obligatorischen Suppe dann grummelig den trockenen Reis mit etwas grünem Salat und packte die Leber ein. Sollten wenigstens die Straßenhunde einen Vorteil dieser Logik haben. Merke: Bestelle vielleicht nicht immer etwas vom Menü, wenn du die Übersetzung nicht kennst ;)

Jetzt freue ich mich auf Cochabamba, wo ich bei einem über 60 Jahre altem Ehepaar surfen werde.
Hoffentlich mit schnellem Internet für eine schnelle Beendigung meiner Hausarbeit...

Allgemeine Feststellungen Bolivien:

-die Männer tragen keine Bärte
-die Frauen sind recht kurvig, für die sogenannten Chulitas (Marktfrauen) gilt es als Schönheitsideal breite Hüften zu haben, was als gebärfreudig gilt.
-Gold auf und um die Zähne bedeutet Wohlstand (so zeigen es auch die Chulitas)
-anhand meinen Beobachtungen habe ich festgestellt, dass Ausländer in sogenannten Comedoren (Plätze mit lokaler Küche für wenig Geld) weniger Essen erhalten. Die Einheimischen bekommen Massen an Reis, hingegen Gringos eine normale Portion. Muss wohl von den Erfahrungswerten her stammmen.
-wer nicht wählen geht, erhält nicht wie in Peru eine Geldstrafe. Er erhält vielmehr nicht Zugang zu wichtigen Dingen wie die Eröffnung eines eigenen Kontos. Clever.
-Temperatur La Paz 17.7. 21:45 Uhr: 4 Grad. Ich will Sommer.