"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 28. August 2014

Chile Teil 3: Winter im Süden

Concepción

 
In Concepción (Conce) hat mich Daniel am Busbahnhof abgeholt. Wir kamen 19.30 Uhr an und ich hatte gehofft, mal früh ins Bett gehen zu können. Aber Fehlanzeige, Daniel schleppte mich zu einer Geburtstagsfeier seines Kumpels. Ich war die einzige Dame unter 12 Herren, die nur vereinzelt englisch sprachen. Aber die Jungs waren alle super lieb und mit fortschreitendem Piscola-Pegel wurde auch meine Sprachtalent flüssiger.
2.30 Uhr hatte ich dann aber genug und wir sind heimgelaufen.



Am nächsten Morgen machte mich Daniel bereits 9 Uhr wach. Nach dem Frühstück sind wir in die Stadt gefahren. In Conce gibt es an sich nicht viel zu sehen. Wir sind zu einer der 14 (?) Universitäten gefahren, zu einem Hafen und wir wollten dann eigentlich noch in einem Einkaufscenter Schlittschuhlaufen. Allerdings gab es keine Eislaufbahn mehr :/

Uni...
...und n bisschen Kultur

Gegen halb vier stand dann bereits nichts mehr auf der to-do-Liste, weshalb wir nach Hause gelaufen
sind (es fing auch an zu regnen). Auf dem Weg bin ich noch in einen Supermarkt, um mir Snacks für´s nächste Trampen zu kaufen. Daniel hatte bereits erwähnt, dass er noch nie Nutella gegessen hat. Das war Anlass genug, um ein Glas zu kaufen! Wie hatte es mir danach gelüstet! Im Haus angekommen machte ich dann noch Pancakes. Als wir eintrafen waren wir allein. Aber als es um das Verzehren der Eierkuchen mit Nutella ging, kamen schicksalshaft Daniels Eltern und Großeltern im Haus an und die Eierkuchen haben natürlich nicht für alle gereicht. Der Opa bekam nur einen kleinen Teil ab und ich bot ihm so noch Nutella an (er stand mit einem Löffel bewaffnet vor mir). Und dann kam er noch einmal und noch einmal und verteidigte sich damit, dass er ja keinen Eierkuchen bekommen hätte. Ach wie war das amüsant! Das Glas leerte sich während meines Aufenthaltes und bereits am Folgetag stand ein neues Glas im Kühlschrank. Ich sollte Markenbotschafterin werden *lach

Der Samstag, mein letzter voller Tag in Conce war bereits verplant. Tagsüber wollten wir zum Strand, danach zu einem Grill-Abend und im Anschluss Partey. Wir sind auch zwei Stunden zum Strand gefahren, von denen es 1 ½ geregnet hatte. Einer von Daniels Kumpels ist Surfer. Endlich am Ziel angekommen (ich wäre ja bereits nach der Hälfte wieder umgekehrt), kamen wir nicht bis direkt zum Strand. Zäune und ein komplett nasser, matschiger Boden versperrten uns den Weg. Wir fuhren also zurück zur Hauptstraße und überlegten. Der Kumpel von Daniel wollte mit uns wieder heimfahren, da meinte ich, dass das jetzt ja Quatsch wäre, nachdem wir die lange Anreise hatten. Und dann hat er sich bei strömenden Regen und nicht mehr als 10 Grad in seinen Neoprenanzug gezwängt und ist zum Meer marschiert. Für uns andere drei hieß es die Zeit überbrücken. Es war kalt im Auto. Zum Glück hatte ich meine Flugzeugdecke mitgenommen. So hielt ich für ca. 30 Minuten ein Nickerchen. Nach einer Stunde hatte der Surfer genug und wir fuhren wieder zurück. Auf dem Rückweg verabschiedete sich der linke Scheibenwischer diverse Male. Und auf der Autobahn haben wir ihn dann ganz verloren. Das war eine recht abenteuerliche Fahrt :D
hier geht´s nicht weiter


Da ich mich gern bei meinen Gastgebern in Form eines kulinarischen Austauschs bedanke (und ich die Eierkuchen-Nutella-Kombination nicht für genug empfand), bereitete ich am Abend noch Brezn zu. Die Familie hatte alles Nötige im Haus (sogar Natron). Daniel hatte zuvor Nudeln gekocht, wir waren äußerst hungrig, da wir am Strand kein Mittagessen hatten. Wir waren so gesättigt (und die Zeit schritt bereits voran), dass wir nicht zum Grill-Abend sind. Dafür sind wir dann noch Pisco und Cola einkaufen gegangen und nach einem Gläschen bei Daniel wurden wir von seinen Freunden abgeholt. Es ging zu anderen Freunden. Der Pisco leerte sich und wir waren feierwütig. Dank Daniels connections kamen wir kostenlos in den Club. Die Musik war aber eher mäßig toll und es waren für einen Samstag recht wenig Leute da. Schade! Gegen drei Uhr (?) sind wir dann nach Hause. 
der sucht noch ein Zuhause!*aww*
Ich hatte mir den Wecker auf 9.30 Uhr gestellt, denn an diesem Tag sollte wieder ein Stadtwechsel anstehen. Ich fuhr mit dem Bus im leichten Nieselregen zum Busbahnhof. Dort führt ebenfalls eine Straße in die Richtung, in die ich wollte. Aber ich war wenig motiviert (im Regen und nach einer Partynacht), sodass ich nach 30 Minuten aufgab. Ich wollte im Busbahnhof ein Ticket nach Valdivia kaufen, aber der nächste Bus fuhr erst 15.30 Uhr (es war zu diesem Zeitpunkt 12 Uhr). Plan B: Daniel hatte mir geraten mit einem Bus bis auf die Autobahn zu fahren und mich dann rauszulassen, sodass ich von dort mehr Chancen auf eine Mitfahrgelegenheit hatte. Und so kam es dann auch. Ich setzte mich 12.45 Uhr in den Bus nach Los Angeles. Für 2.500 Pesos und nach zwei Stunden wurde ich an einer Mautstelle an der Autobahn herausgelassen.

Es war ein Sonntag, früher Nachmittag. Es fuhren nicht viele Autos auf der Autobahn, aber gleich das erste stoppte für mich und nahm mich mit. Lustigerweise kam der Kerl aus Conce...Hätte ich auch leichter haben können...Von ihm gab´s M&M´s, von mir Kekse. Wir haben uns gut verstanden. Er ließ mich nach ca. drei Stunden an der Autobahnabfahrt nach Valdivia raus.

Valdivia


Dort brauchte es in der bevorstehenden Dämmerung ca. 10 Minuten, bis Hugo anhielt. Hugo ist
älteren Semesters und sprach erstaunlicherweise recht gut deutsch. Er lebte 18 Jahre in der Schweiz, das ist aber eine ganze Weile her. Jedenfalls plauschten wir ganz nett auf den 50km nach Valdvia und er lud mich für den nächsten Tag zum Frühstück und/oder Mittagessen ein. Mein einziger Tag in Valdivia war aber bereits verplant.

Valdivia gilt bei den Chilenen als schönste Stadt des Landes. Fünf Flüsse begrenzen und durchqueren die Stadt. Ich hatte mich mit Thorsten und Anne, die selbst erst seit drei Wochen hier leben, in ihrem Haus verabredet. Mit der Adresse in der Hand fragte ich einen Mann an einer Bushaltestelle, wie ich dahinkomm. Ich wusste bereits, dass sie etwas außerhalb gelegen wohnen. Der Mann hielt ein Collectivo für mich an und nachdem alle anderen Passagiere ausgestiegen sind, schauten der Fahrer und ich uns meine abfotografierte Google-Maps-Karte auf meiner Kamera an, denn der Fahrer wusste genauso wenig wie ich, wo das Haus lag. Auf dem Weg dahin sammelten wir noch zwei Buben ein, die wussten, wo die Adresse liegt. Normalerweise fahren bis dorthin keine Collectivos, sagte mir der Fahrer. Aber er hatte wohl Mitleid mit mir und es wurde auch schon dunkel, sodass er mich bis fast vor die Tür ohne Aufpreis fuhr.
Der Abend endete entspannt mit Konversationen.

Da nun weder Busse noch Collectivos zum Haus der beiden fuhren, musste ich in die Innenstadt trampen (ca. 7 km). Ein netter 70-jähriger Mann mit Rauschebart nahm mich mit. Ich habe ca. 20% von dem, was er erzählt hat, verstanden. Die Chilenen haben selten eine deutliche Aussprache.
Ich erkundete zuerst den Fischmarkt. Hier werden die Fischabfälle direkt an die Seelöwen verfüttert. Zwischen den Ständen und dem Fluss befindet sich ein mindestens 1,50m hoher Zaun. Aber die Seelöwen waren vor dem Zaun. Ich fragte mich bereits zu diesem Zeitpunkt, wie die das geschafft haben. Anne und Thorsten meinten, die würden herüber springen/klettern. Aber das kann ich mir bis jetzt bei bestem Willen nicht vorstellen. 




Jedenfalls war das ganz interessant und amüsant. Ich bin dann noch durch die Innenstadt, habe in diverse Läden geschaut. Nachdem mir etliche Leute gesagt haben, dass ich mit meinen Laufschuhen auf keinen Fall im Nationalpark überleben würde (naja, so drastisch haben sie es nicht gesagt, aber das klingt spannender ;) ), hatte ich dann doch den Entschluss gefasst, mir neue Schuhe zuzulegen. 

Meinen Shoppingwahn musste ich aber unterbrechen, denn ich hatte mich 12 Uhr mit einen weiteren Couchsurfer verabredet. Sebastian (Chileno) bot mir ebenfalls an, bei ihm zu schlafen. Aber ich hatte bereits Thorsten zugesagt. Deshalb haben wir uns so getroffen. Wir sind dann zusammen zur Universität und dem anschließenden botanischen Garten gelaufen, haben zusammen in einem Restaurant Mittag gegessen. Ich wollte eigentlich noch ins Kunstmuseum, aber Museen sind in Chile montags geschlossen. Sebastian hat mich noc zu einem Einkaufscenter gebracht. Ich ging meiner Suche nach und er ging nach Hause (musste an seiner Thesis arbeiten). 



Und dann hatte ich wirklich ein paar Schuhe gefunden, die meinen Kriterien entsprachen, aber
kleines Geld kosteten. Es sind keine Trekking-Schuhe (die würde ich in Dt. wohl auch nicht wieder brauchen), aber sie sind warm gefüttert und wasserabweisend. Und kamen keine 6 Euro :)

Gegen 18.30 Uhr machte ich mich auf dem Weg Richtung Haus. Ich hatte überlegt, den ganzen Weg zu laufen. Dann wurde es aber bereits dunkel und kalt und es gibt auf einer langen Brücke, die überquert werden musste, keinen Fußweg. Ich versuchte davor also wieder zu trampen, aber niemand hielt an. Dann lief ich los und ein paar Autos später hielt ein Kleintransporter neben mir und fragte ob ich mitgenommen werden möchte. Klaro!
Ich ließ mich hinter der Brücke absetzen. Von dort aus waren es noch 15 Minuten Fußweg bis zum Haus.

Am dritten Tag ging es weiter nach Puerto Montt. Auch hier wollte ich mein Tramping-Glück wieder auf die Probe stellen. Valdivia liegt wie Conce nicht direkt an der Haupt-autobahn, der Routa 5, was es umso schwerer macht, die Stadt zu verlassen. Aber ich stellte mich hoffnungsvoll an die Hauptstraße, die aus der Stadt herausführte. Nach einer Weile verließ mich aber der Mut, weil kein Auto anhalten wollte. Da es nach Puerto Montt nur drei Stunden Fahrt oder 215km sind, überlegte ich gerade zum Bahnhof zu gehen, da hielt ein Auto an. Mit einem 36-jährigen Herren bin ich dann bis zur Autobahn gekommen und ein Stückchen weiter. Mit einem zweiten älteren Herren, der überraschenderweise recht gut englisch sprach, kam ich dann erneut ca. 50km weiter. Und zum dritten nahm mich ein äußerst kumpelhafter Herr mit bis nach Puerto Montt. Diese Fahrt war landschaftlich äußerst reizvoll, denn zur linken Seite befanden sich schneebedeckte Vulkane.
Zudem gab es Bonbons vom Fahrer für mich und für die Damen, die die Automaut einkassierten. Herzlicher Mensch!


Puerto Montt


Ich wurde zwei Straßen von meiner Zieladresse herausgelassen. Ich war dieses Mal mit Oliver in seiner Praxis (Homäopathie) verabredet. Im Wartezimmer sitzend wartete ich ca. 5 Minuten bis er aus seinem Zimmer herauskam und mich und zwei wartende Patienten herzlich begrüßte. Ich musste dann noch ein bisschen warten und als die Patienten gegangen sind, sind wir zusammen zu seiner Wohnung gelaufen. 140 Stufen später entlohnte mich der Ausblick aus dem 9. Stock auf´s Meer, ein eigenes Zimmer und Bad für die Strapazen. Ich durfte meine Wäsche waschen und danach habe ich die Stadt erkundet. 

Ich bin in zwei Kirchen gegangen, in beiden war gerade Gottesdienst und vor beiden standen Sicherheitsmänner. Ich habe keine Ahnung ob das nötig ist, aber es war komisch anzusehen. Ein Schild mit einem Hinweis auf eine Ausstellung folgend landete ich in einem Zimmer mit Informationen über Ameisen. Ein junger Herr klärte mich auf spanisch auf, lebendige Tiere gab es nicht zu sehen, die würden bei der Kälte sterben.

Dann bin ich noch zufällig am Büro von Skyairline vorbeigekommen, bei denen ich den Flug von Puerto Montt nach Patagonien (Punta Arenas) gebucht hatte (zwei Stunden Flug, 90 Euro). Ich war noch nicht dazu gekommen, das Ticket auszudrucken und ging deshalb hinein. Die nette Dame sprach ein wenig englisch und checkte mich gleich online ein. Ich konnte wählen zwischen „mountain view“ und „ocean view“. Ich entschied mich für ersteres. Sehr nett solch eine ausführliche Beratung! 



Auf dem Weg zum Fischmarkt merkte ich dann den Unterschied zwischen über-100-Euro-Laufschuhen und 6-Euro-Winterschlussverkaufsschuhen. Ich werde wohl beide Paar mit in den Nationalpark nehmen (müssen). Das wird noch mal ein Abenteuer!

Am nächsten Tag machte ich mich nach Puerto Varas und Petrohue auf. Puerto Varas ist ein kleines nettes Dörfchen an einem See mit Blick auf die zwei angrenzenden Vulkane. In Petrohue (ca. 53km weiter) kommt man dann einem der Vulkane (Osorno, der schönere und aktive) recht nah. Petrohue ist zudem an sich recht nett; eine Art Halbinsel umgeben vom See und Bergen (und eben dem Vulkan). Ich bin erst ein bisschen durch Puerto Varas geschlendert, da kann man recht schnell durchlaufen. Dann wollte ich nach Petrohue trampen aber das hat nicht so wirklich geklappt. Da die Zeit knapper wurde bin ich dann mit dem Bus für 2500 Pesos und nach mehr als einer Stunde Fahrt in Petrohue angekommen.

Ich hatte wahrscheinlich recht Glück mit dem Wetter. Die Sonne schien (Regen ist hier sonst im Winter an der Tagesordnung) und der Vulkan war nur vereinzelt von Wolken umhüllt. Ich verbrachte keine ganze Stunde dort, denn sobald man sich nicht bewegte kamen fiese Stechfliegen, die an mein Blut wollten. 
Petrohue
Vulkan Osorno

Circa sechs Kilometer von Petrohue befinden sich Felsen im Fluss, durch die Wasser fließt. Richtige Wasserfälle sind es jedenfalls nicht. Ich entschied mich dorthin zu laufen, da zum einen der Weg entlang des Flusses recht nett war und die Busse zurück nach Puerto Varas nur stündlich abfuhren. Unterwegs hielt noch ein Auto an und fragte, ob sie mich mit zu den Stromschnellen nehmen sollten. Aber ich war ganz froh über Bewegung (Anmerkung: in weiser Voraussicht hatte ich meine Laufschuhe an).
gab´s für umsonst ;)
An den Stromschnellen angekommen war die Zeit bereits soweit vorangeschritten, dass mir für die Begehung des Areals nur 20 Minuten geblieben wären, bis der vorletzte Bus zurück nach P.V. abfuhr. Zudem wurden 1500 Pesos Eintritt verlangt und ich hatte mir Fotos bereits im Internet angesehen und fand es jetzt nicht sooooo spektakulär (jaja, ich bin verwöhnt nach fast neun Monaten Reise ;) ). Also bevorzugte ich, mich an die Straße zu stellen und meinen Daumen in die Luft zu strecken.

Das erste Auto hielt an und nahm mich mit ca. 10km bis zur nächsten Kreuzung. Dort fuhren die meisten der paar Autos an mir vorbei. Dann hielt ein Truck genau vor meinem Standpunkt an. Ich fragte den Fahrer, ob er nach P.V. fahren würde, er meinte ja aber er würde vorher noch was erledigen müssen. Also versuchte ich weiter mein Glück. Der Trucker fuhr dann irgendwann auf die andere Straßenseite und rief mich nach 5 Minuten zu sich ran. Ich kletterte in den Truck und dann stellte sich heraus, dass Nino zurück bis nach Puerto Montt (mein Ausgangsziel) fahren würde, wir aber auf seinen Kollegen warten müssten. Hätte ich geahnt, dass das Warten knappe 45 Minuten dauern würde, hätte ich wahrscheinlich versucht, mit anderen Leuten mitzufahren. Nino war ganz nett und dann ging es auch bald los.

Eine Stunde später waren wir in Puerto Montt. Nino ließ mich im Norden der Stadt heraus, ich bin noch zu einem Supermarkt, um etwas zu Abend zu essen (in jedem größeren Supermarkt gibt es Essenstheken oder sogar Restaurants) und ein kleines Dankeschön für meinen Host Oliver zu kaufen.

Kleine Ausführung dazu: vor allem hier im Süden gibt es viele deutsche Produkte wie Milka Schokolade, Backmischungen für Kuchen, Kaffee, Backhilfen etc. etc.. Es gibt sogar eine deutsche Brauerei und selbst die Natur hier sieht der in Deutschland ähnlich. Und warum? Weil im 19. Jahrhundert viele Deutsche nach Chile ausgewandert sind und Pflanzen mitgebracht haben. Und mittlerweile eben auch andere Produkte. Im Süden soll es die meisten Deutschen in Chile geben. In Puerto Montt sah ich den Club Aleman, Restaurant Dresden und Second Hand Hamburgo. Nur einen Deutschen selbst habe ich nicht getroffen.

20.30 Uhr wollte ich eigentlich mit Oliver für eine gratis Filmvorführung im Theater verabredet. Aber Oliver war noch nicht in der Wohnung. Ich schrieb ihm eine Mail und ging allein zur Vorstellung. Bis auf eine weitere Person hatte ich den ganzen Saal für mich allein. Der Film mit indonesischem Ursprung, indonesischer Sprache und spanischen Untertiteln (anstrengend) dauerte mehr als zwei Stunden. Ich wär fast eingeschlafen. Alles habe ich auch nicht verstanden, aber den Kontext. Als ich zur Wohnung kam hatte Oliver eine Nachricht für mich hinterlassen. Er sei in einem Meeting. Deshalb bin ich dann schlafen gegangen. Ich musste am nächsten Tag auch recht früh aufstehen, denn mein Flieger nach Punta Arenas startete 10.50 Uhr.

Jetzt bin ich soeben hier angekommen, in Patagonien. Das Wetter meint es wieder gut mit mir, es regnet nicht, die Sonne scheint und der Wind ist erträglich. Doch gleich am Flughafen ein Schock: Die Dame der Touristinfo meinte, dass ich meine geplante Trekking-Tour durch den Nationalpark Torres del Paine so nicht umsetzen könnte. Weil es Winter ist, Nebensaison und kalt, sind die Hauptattaktionen des Parks geschlossen und Teilstrecken gesperrt. Und Campen ginge sowieso nicht. Werde ich meinen Patagonien-Kreuzzug aufgeben müssen? War der Kauf der Schuhe umsonst? Kann ich trotzdem irgendwie zumindest einen Teil des Parks ansehen?

Bleiben Sie dran und erfahren Sie in der nächsten Folge wie es weitergeht ;)

Daumen drücken!

Saludos,

Caro

Freitag, 22. August 2014

Chile Teil 2: Sex, Drugs and Rock´n´Roll (oder so ähnlich)

La Serena


Meine Mitfahrgelegenheit, der Trucker Ramon, hatte mich nahe eines Shoppingcenters herausgelassen. Dort konnte ich nicht nur das kostenlose Wifi nutzen, um meinem Host Cristian Bescheid zu geben, ich konnte auch günstig zu Mittag essen und die Sanitäranlagen benutzen. Meine Bedinung war nicht ganz von der cleveren Sorte: mein Kaffee kostet 850 Pesos, ich gab ihr 1050 und sie muss den Taschenrechner für das Ausrechnen des Wechselgeldes benutzen...
So verging die Zeit und ich bin am frühen Abend mit dem Collectivo zu Cristian. Collectivos sind Taxis, die in eine bestimmte Richtung/ in einem best. Gebiet fahren und jeder Passagier zahlt nur wenig Geld, wird aber bis vor die Haustür gefahren. Ich finde die Idee prima. So sehe ich nicht nur mehr von der Stadt, sondern auch, wie und wo die anderen Leute wohnen ;)

Bei Cristian angekommen war ich jedenfalls froh nicht schon eher gekommen zu sein. Das Haus in dem er wohnt ist ziemlich sanierungsbedürftig und kalt. Wir hatten den Kamin im Wohnzimmer erst sehr spät angemacht. Überall roch es sehr spezifisch. In dem Zimmer, wo ich schlafen sollte, nach Muff und vielleicht auch leicht Schimmel. Je näher man seinem Zimmer kam, desto mehr roch es nach Marihuana. Nicht verwunderlich, hat er eine nette kleine Plantage neben seinem Bett...

Cristian ist 38, hat als Übersetzer gearbeitet aber keinen Bock mehr auf den Job. Jetzt bäckt er ab und an Pizza in seinem Pizzaofen im Garten und verkauft diese an Freunde und Bekannte. Und andere selbstproduzierte Pflanzen auch. So hält er sich über Wasser. Das kann man jetzt verurteilen. Aber Cristian war einer ist einer der lockersten und vorurteilfreisten Personen, bei denen ich unterkam. Wenigstens gab es heißes Wasser in der Dusche, sodass es sich dort aushalten ließ. Die gemeinsamen Abende waren auch äußerst interessant!

Am ersten vollen Tag in La Serena bin ich erst einmal zusammen mit Cristian zum Strand. Leider
war das Wetter nicht auf unserer Seite. Das hielt Cristian aber nicht davon ab, surfen zu gehen. Verrückter Kerl!
Danach bin ich in die City, bin ein bissl durch die Läden gezogen um die ein oder andere Sache für Torres del Paine zu besorgen (wie beispielsweise eine Thermostrumpfhose und Woll-Einlegesohlen für meine Schuhe). Eigentlich wollte ich auch ein paar neue (Trekking)Schuhe kaufen. Doch dann habe ich überlegt, dass ich dafür 1. kein Platz habe, 2. meine jetzigen Nikes perfekt eingelaufen sind und 3. ich damit keine unnötige Ausgabe habe. Also Gedanken verworfen.
Der Nachmittag war schnell rum und ich kehrte zurück zu Cristians Haus. Dort war dann ein neuer Surfer aus Neuseeland eingetroffen. Ich habe seinen Namen vergessen denn innerhalb von kurzester Zeit war er mir äußerst unsympathisch. Die ganzen Vorurteile über Deutsche habe ich nicht weiter kommentiert. Aber er hatte so eine provozierende Art an sich, die ich überhaupt nicht mochte. Sobald Cristian aus dem Raum war, schwiegen der Neuseeländer und ich uns an. 




Am Tag darauf bin ich wieder zum Strand, dieses Mal mit schönerem Wetter. Lange konnte ich das aber nicht genießen, dann kam die Strandpatroille und machte darauf aufmerksam, dass es gefährliche Quallen im Meer gab. Als ich daraufhin meinte, dass ich nicht vorhabe, schwimmen zu gehen und ob auch am Strand Gefahr bestünde, meinten sie, es wäre besser, Abstand zum Wasser zu nehmen. Da alle anderen Leute ebenfalls gegangen bin, schloss ich mich an.
Ich bin wieder in die Innenstadt, in der aber die meisten Geschäfte aufgrund eines Feiertages geschlossen waren. Ich bin deshalb wieder zur Mall und habe da ein bisschen meine Zeit vertrödelt (können Frauen ja bekanntlich ganz gut dort).
Tagsüber war einer der drei Hunde von Cristian entlaufen, weshalb die Stimmung am Abend weniger prickelnd war. Die beiden Jungs wollten eigentlich feiern gehen, aber Cristian hat dann nachts lieber seinen Hund gesucht- und auch gefunden. Ich zog am nächsten Tag weiter.


Vina del Mar/ Valparaiso



Wieder dort hingestellt, wo mich Ramón herausgelassen hatte und innerhalb von einer Minute hielt Enrique der Trucker an. Zu diesem Zeitpunkt war ich weniger wählerisch, was die Mfg anging, aber nach dieser Fahrt sollte sich meine Einstellung ändern.
Ich verstand Enrique ziemlich schwer. Nicht nur, dass die Chilenen das „s“ gern weglassen, Enrique schien gern mehr wegzulassen. Eine Konversation war äußerst mühselig sodass ich nach einer Weile meistens nur nickte und verbale Bestätigung gab (und hoffte, dass das gesagte keine Frage war). Die Zeit verging nicht. Wir fuhren wohl auch recht viele Umwege, um keine Straßengebühren zu bezahlen. Zudem war der Truck voll beladen (45 Tonnen), sodass wir bergauf nur 20-30kmh fuhren. Und es gab viele Berge.
Nach 6 ½ (!!!) Stunden ließ er mich nahe zur Autobahn nach Valparaiso heraus. Mein Ziel war allerdings Vina del Mar (ca. 15 Min davon entfernt), wo ich mich mit Rodrigo verabredet hatte.

Von der Autobahnauffahrt nahmen mich zwei Jungs aus Valparaiso (Valpo) mit. Die sprachen zum Glück Englisch, waren super nett und auch Couchsurfing-Hosts. Wir machten einen Zwischenhalt im Haus des einen, dort konnte ich das Klo benutzen und wir haben Rodrigo angerufen. Mit dem Bus bin ich dann nach Vina del Mar gefahren.

Es war dann bereits nach 18 Uhr und Samstag Nacht. Ich wollte unbedingt mal wieder Party machen und bei Rodrigo war ich da an der richtigen Stelle. Er hatte zwar bereits die Nacht zuvor ziemlich gefeiert und war etwas müde, aber mit ein bisschen Vodka und den Besuch seiner Freunde in der Wohnung (3 weitere Mädels und ein Typ der dem Musiker Pharell Williams verdammt ähnlich sieht) war das schnell vorbei. Wir tranken und redeten bis halb zwei (?- meine Erinnerung zu diesem Zeitpunkt war bereits etwas vom Vodka eingenommen) und sind dann alle zusammen in einen Club gefahren. Gut, dass Andrés, der Kumpel von Rodrigo auf mich und ein anderes Mädel „aufgepasst“ hat, ich wär sonst etwas orientierungslos gewesen. Aber die Party war sehr gut, soweit ich mich erinnern kann. Und ich hab mich mit Andrés so gut verstanden, dass ich bei ihm gepennt habe und am Folgetag auch meine Sachen zu ihm gebracht hab. Er ist DJ und hatte im Gegensatz zu Rodrigo, der hauptberuflich im Marketing beschäftigt ist, Zeit mir die City zu zeigen.

Wir sind spät aufgestanden und sind dann im Restaurant seines Bekannten Mittagessen gegangen. Für
Andrés gab es Cerviche, für mich Sushiiii. Komischerweise gibt es in diesen zwei Städten enorm viele Restaurants davon. Aber glücklicherweise recht günstig! Andrés und ich teilten eine Platte mit 34 Teilen für knappe 13 Euro. Ich habe Andrés zu Liebe sein Getränk probiert, scheint hier sehr beliebt zu sein. Zitronensaft wird in einem Glas mit Salzrand hingestellt und mit Bier aufgefüllt. Das war für mich widerlicher als pures Bier :D Ich hielt mich ans Sushi.
Im Anschluss sind wir zum Meer. Das Wetter war bestens. Sonne pur, nur der Wind war etwas frisch. Das hielt die Leute aber nicht davon ab, im Meer baden zu gehen. Nichts für mich.




ausnüchtern...

Wir schlenderten noch ein bisschen durch die Stadt, die Künstler hatten die Promenade erobert. In jeder Ecke gab es Unterhaltung. Und für uns zum „Abendessen“ sozusagen (es war 17.30 Uhr) einen Eisbecher. Perfekter Tag zum Ausnüchtern :)




Der Tag darauf war weniger prima. Die Stadt war vom Nebel umhüllt, es
nieselte vereinzelt. Andrés und ich sind zusammen mit seinem Hund eine grooooße Runde spazieren gegangen. Aufgrund der vielen Straßenhunde in Valpo war das aber nicht immer entspannt. Trotz des tristen Wetters zeigte sich die Stadt mit ihren farbigen Häusern und Graffitis von ihrer bunten Seite. Am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen auf irgendeinem zentralen Platz. Dann musste Andrés zurück zur Wohnung, ein bissl arbeiten. Und ich bin noch in eine Galerie gegangen und habe eingekauft, um am Abend für uns beide zu kochen.
Am dritten Tag bin ich dann wieder weitergezogen. Mit dem Bus bin ich Richtung Autobahnauffahrt. Dieses Mal musste ich Nerven beweisen, denn ich wurde nicht wie sonst in den ersten 5 Minuten mitgenommen. Nach fast 40 Minuten und einem Ortswechsel hat sich Daniel bereiterklärt, mich mitzunehmen. Er arbeitet als Kurierfahrer und pendelt immer zwischen santiago und Valpo (dürften um die 100 Kilometer sein). Ich hätte fast den Bus genommen, weil ich vor 14.30 Uhr in Santiago, der Hauptstadt sein wollte, um meine Sachen in der Wohnung von Ivan abstellen zu können. 





Santiago de Chile


Alles lief gut, Daniel fuhr mich bis vor die Haustür von Ivans Wohnung (die im 23. Stock eines Hochhauses ziemlich zentrumsnah liegt). Die Putzfrau öffnete mir die Tür, ich legte meine Sachen ab und verschwand gleich wieder. Nach einem Fastfood-Mittagessen bin ich pünktlich 15 Uhr zur Kathedrale am Plaza de Armas gegangen, um an einer Free Walking Tour teilzunehmen. Die ging fast vier Stunden, war aber sehr interessant und deckte die Hauptattraktionen der Stadt ab. Zudem gab´s eine kostenlose Stadtkarte.

Innenstadt
Kirche
Regierungssitz
Bankenviertel

Den zweiten Tag in Santiago habe ich im Kunstmuseum verbracht,
sehr sehenswert. Und ich habe ihn dazu genutzt, um nach weiteren Klamotten für Torres del Paine (meinen Aufenthalt in Patagonien) zu schauen. Santiago gilt als günstigste Stadt in Chile, zumindest haben mir das immer alle Personen, die ich getroffen habe, gesagt. Und ja, es gibt günstige Ecken, aber man muss diese erst einmal finden. Ich hatte die Auswahl zwischen billigem Ramsch und normalpreisiger Ware. Ich habe nichts gekauft. Ich werde erst einmal nach Punta Arenas fliegen. Da werde ich sehen, was mich an Temperaturen erwartet. Ich habe Minustemperaturen in Uyuni mit meinem Bestand an Sachen ausgehalten. Sollte es gar nicht gehen, so gibt es in Punta Arenas ein zollfreies Gebiet, wo Markenwaren recht günstig sein sollen.

Hier noch einige Facts zu Santiago de Chile, die in der Tour vermittelt wurden:

-aufgrund der Nähe zu den Anden kann die Luft nicht zirkulieren. Die Stadt ist meistens in Smog gehüllt, manche Tag so schlimm, dass es Alarm- und Evakuationslevel gibt. Bei zweiterem darf kein Auto auf der Straße fahren und es ist gesünder, in der Wohnung zu rauchen als rauszugehen und zu atmen
-da die Jugend Chiles meist bis ins hohe Alter (Ende 20) bei den Eltern wohnt, gibt es kein Platz für Liebkosungen mit den Partnern. Deshalb sind die Parks und Grünflächen voll mit umschlungenen Pärchen. Unser Guide meinte, nachts sollte man eher nicht zu diesen Orten gehen...
-der Eintritt für ein Theaterschauspiel muss günstiger sein als der für ein Fußballspiel, sonst würden die Leute eher zum Fußball als ins Theater gehen
-in Santiago de Chile gibt es die höchste Besteuerung für Bücher weltweit (19%)
-7 Millionen Menschen wohnen hier, in ganz Chile sind es 17 Millionen
-dazu kommen 400 000 Straßenhunde (die oftmals von Passanten gefüttert und gepflegt werden).

Zwei volle Tage waren genug für diese Stadt. Ich wollte zwar noch auf den Berg Cristobal (höchster Punkt hier), aber aufgrund des Smogs wäre die Aussicht nicht lohnenswert gewesen.

Mal wieder versuchte ich, mit Trampen zu meiner nächsten Station, Concepción zu gelangen. Aber es war mir nicht möglich, nahe genug an die Autobahn zu gelangen und an der Auffahrt zu dieser wollte niemand stoppen. Ich habe es an 4 verschiedenen Stellen versucht. Nach drei Stunden gab ich auf und nahm den Bus. Für knapp 10 Euro sitze ich jetzt sechs Stunden fest. Dafür muss ich mit niemandem reden und habe Zeit, einen neuen Eintrag zu verfassen ;)

Hasta luego,

Caro


Allgemeine Feststellungen:
-mein Nachname hat bereits für viele Lacher in Chile gesorgt. Denn „mi tulla“ bedeutet übersetzt so viel wie „mein Penis“. Nur gut, dass ich in Deutschland lebe...
-der Preis für Brötchen berechnet sich nach deren Gewicht
-Benzin kostet ca. 1 Euro pro Liter