"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Dienstag, 30. Juni 2020

Neuseeland - Roadtrip gut bürgerlich

Tag eins ohne unseren Van Queenie. 


unser neuer kurzzeitiger Wegbegleiter

Es fühlt sich absolut komisch an aber auch irgendwie befreiend. Keine Angst mehr haben, dass was mit dem Auto sein könnte und wir deshalb in Verzug geraten. Kein Hippieleben im Auto mehr. Ein lachendes und ein weinendes Auge. Wir werden also sesshaft –zumindest temporär. 

Diesen Zustand nutzten wir aus und liefen von unserem Gastgeber mit Strandhaus im Randbezirk Aucklands in die Stadt, haben uns eine Art botanischen Garten angeschaut. Dann ein todo auf der Tagesordnung, der eher lästig als amüsant war: Ich bin zum australischen Konsulat, in der Hoffnung dort was über die Flüge, die von Neuseeland nach Australien gingen, zu erfahren. Denn auch ich musste so einen nehmen, um nach Deutschland zurückzufliegen. 

Fliegen in Zeíten von Corona

Ganz ursprünglich sollte mein Rückflug ja eigentlich aus Australien starten, weil ich nach Neuseeland noch Australien bereisen wollte. Die Flüge ab Australien flogen sogar relativ zuverlässig. Nur eben nicht die Maschinen von Neuseeland nach Australien, weil diese zum Teil mit weniger als der Häfte der Passagiere (aus Schutzgründen wegen Corona) fliegen durften. So sie fliegen durften. Manche Flughäfen in Australien machten als Corona-Hotspot komplett dicht. 

Der Besuch war auch nur semi erfolgreich. Ich bekam einen Infozettel mit Links in die Hand gedrück. Die meisten kannte ich bereits. So eine Situation war eben noch nie zuvor da und deshalb gab es auch kein Raster, nachdem gehandelt werden konnte. Tjoah. Bin gespannt, was mein Arbeitgeber dazu sagt… Ich hatte die Umstände via Mail geschildert und um weiteren Urlaub oder ein remotes Arbeiten aus Neuseeland gebeten, weil ich meine neu verhandelte Rückkehr augenscheinlich auch nicht einhalten konnte…Die Antwort steht aus. 

Die letzte kleine Reise zu dritt

Noch etwa eine Woche, bis Silja zurückfliegen muss. Die wollten wir gut nutzen! Wir packten unseren neuen Mietwagen mit ein paar Sachen (den Rest durften wir bei Logan lassen) und fuhren 10.30 Uhr Richtung Rotorua. Komisches Gefühl in einer normalen Karre. Wir konnten nicht mehr nebeneinander sitzen, das war schon ein großer Nachteil. Dafür hatten wir eine funktionierende Heizung/ Kühlung sowie funktionierende Bremse :D Und sprittsparend war der Nissan auch! 

In Rotorua waren wir schon einmal. Mir gefiel es, überall brodelt es und es gibt was zu entdecken. Sarah und Silja fanden die schwefelhaltigen Gerüche damals besonders schlimm. Nunja, wir nutzen Rotorua eigentlich auch nur als Zwischenstopp, schauten aber noch einmal zu den Schwefelquellen und liefen durch die Stadt. Dadurch, dass wir jetzt nur einen Mietwagen hatten, mussten wir unsere Stopps unter anderem auch mit der Verfügbarkeit von Unterkünften abgleichen. 

Rotorua ist für seine geothermische Aktivitäten

Die letzten Tage hatten wir damit verbracht, uns interessante Dinge in naher Umgebung rauszusuchen und dann in der Umgebung Couchsurfing-Hosts anzufrgaen. Und so hat sich dann unser Reise-Plan gestaltet und war auch gut eng getaktet. In Rotorua fanden wir auch relativ einfach einen Couchsurfing-Host, Craig (Lehrer). Schon krass, dass so viele Leute drei Gäste gleichzeitig aufnehmen! Und auch immer Platz für uns haben! Am nächsten Tag wollten wir noch eine kleine Unternehmung machen. Soetwas wie eine Sommerrodelbahn - nur mehr Freestyle (https://www.skyline.co.nz/en/rotorua/things-to-do/skyline-luge-rotorua/). Leider war das Wetter richtig mies, es regnete. Die Bahn war geschlossen und somit entfiel dieser Programmpunkt. 

Rotorua

Meine Stimmung war übrigens auch nicht so gut, weil ich morgens erfuhr, dass mein Arbeitgeber mir leider keinen weiteren Aufschub der Rückkehr geben konnte/ wollte. Das hat mich sofort in einen absoluten Stresszustand versetzt. Weil ich mit Etihad eben keine verfügbaren Optionen hatte! Aber auch jetzt konnte ich eben nicht viel an der Situation ausrichten und ich konnte nur hoffen, dass Melbourne, über das ich fliegen sollte, die Luft-Sperre bis zu meinem Ablugdatum wieder aufhebt. 

Unser End-Ziel war abermals Gisborne. Hier hatten wir ja vor kurzem Gary kennengelernt, aber leider zu wenig Zeit eingeplant, weil wir Queenie zurückbringen mussten. Gisborne an sich ist jetzt keine absolute Perle. Aber Gary versprach eine Unternehmung, die ich noch nie in meinem Leben gemacht hab… Und da wir ja jetzt einen schnelleren Wagen hatten, waren 480 Kilometer von Auckland hierher auch kein größeres Hindernis oder mehrtägiger Trip mehr :D

Jeder Tag voll Adrenalin 

Etwa 17 Uhr sind wir in Gisborne angekommen. Wir steuerten erst einmal wieder den Supermarkt an, denn dieses Mal wollten wir für Gary und uns kochen. Witzigerweise treffen wir hier zufällig auf einen Reisenden, den wir während unserer Zeit in Nelson und im Lockdown kennenlernten. So klein ist die Insel :) 

Als wir bei Gary ankamen, informierte der uns erst einmal, dass es in Auckland wohl einen Tornado gegeben hätte :O Wir schrieben unserem Gastgeber dort, bei ihm war alles okay. Mit uns waren zwei weitere Deutsche bei Gary: das Pärchen Elisa und Markus aus Süddeutschland. Wir kochten Pasta Funghi und ich konnte meinen Flug auf den 15.Juli buchen. Endlich eine Lösung in Sicht! 

Der Spaß meines Lebens

Zugegebenermaßen kamen wir nach Gisborne zurück, weil Gary uns sagte, dass wir beim nächsten Mal mit seinen Armeeautos fahren können. Nicht, dass ich extremer Fan dieser Autos bin. Aber es ist ja schon eine einmalige Chance, in so einem Auto mal zu fahren. Bevor es dazu kam, gingen wir vier Mädels vorbildlich ne Runde joggen. Dann haben wir alle zusammen gefrühstückt (selbstgemachte Brezn und Brötchen von uns) und dann sind wir wirklich mit den Armeeautos zum Strand.

hätte ich auch gern zu Hause


Die Autos kamen wohl im zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Sind Baujahr 1943, aus Amerika. In Auto #1 saßen Elisa, Gary, seine Hündin und ich. Gary fuhr den Wagen aus der Stadt, dann haben wir durchgewechselt zum Strand. In Wagen #2 saßen Sarah, Silja und Markus. 

Der Wagen ließ sich noch schwerer als Queenie lenken. Da musste man das Rad schon echt handfest rumdrehen, damit sich da was tat. Am Strand angekommen gab es eine kleine Einweisung von Gary, der sich dann verabschiedet hat und mit seinem Hund spazieren gegangen ist. 

Bemerkenswert, wie er seine Schätze einfach so fremden Händen anvertraut! Die erste Runde startete ich mit Elisa. Schon das Fahren auf den Wegen in den Dünen hat mega Spaß gemacht. Ich war zögerlich, weil ich das Auto nicht kenne und Elisa auch nicht den Adrenalin-Move gemacht hat. Dann haben die anderen aber unsere Wege gekreuzt. Und damit meine ich wirklich offroad und mit einer Geschwindigkeit, die mich veranlasst hat, das Auto zu wechseln. Bei Sarah und Silja sah es nämlich sehr viel witziger aus. 


 Eine Fahrt mit Elisa:

  

Eine Fahrt mit Sarah (Geräuschpegel unterscheidet sich deutlich):

 

Ich wusste nicht, dass das 2. Getriebe es uns möglich machte, absolut verrückte Turns und Moves hinzulegen. Da reichten die Anschnallgurte nicht. Nachdem ich gesehen hab, was sich meine Mädels zugetraut hatten und wie viel Spaß das macht, hab ich dann auch Vollgas gegeben und bin sprichwörtlich am Steuer freigedreht. 

Fahrt mit mir: 


Ich kann wirklich schwer sagen, warum. Aber ich hatte wirklich einen der größten Späße meines Lebens. Dabei würde ich behaupten, dass ich immer gern und viel Spaß habe, auch aus dem tiefsten meines Körpers herzlich lache. Aber das hier war einfach die perfekte Kombination aus Adrenalin, Spaß, Neuem, tollem Schauplatz, geiles Wetter, tolle Menschen und Unberechenbarkeit. Wieder einmal kann ich das nur der Couchsurfing-Gemeinschaft verdanken. Solch Autos habe ich nirgendwo in Neuseeland gesehen! Da ist es dann auch echt scheiß egal, wenn die Unterkunft nicht super sauber ist…die Menschen, die dort leben, schenken dir die besten Erinnerungen. 

Die Gisborne-Crew <3

Elisa und Markus waren eher nicht so wild unterwegs, haben es dann aber geschafft, ihr Auto festzufahren :D Wir haben uns von einer Moto-Cross-Clique ein fettes Seil ausgeliehen und konnten sie mit dem anderen Auto rausziehen. Gary war weiterhin entspannt. Ich hab mich tausend Mal bei ihm bedankt und kann nur hoffen, dass ich ihm all meine Begeisterung in Worten nur annähernd so vermitteln konnte, wie ich sie empfand. Da waren die unzähligen blauen Flecke ein paar Tage später auch nicht der Rede wert. Den großen Abschluss des Ausflugs bildete das Durchbrettern einer riesigen Pfütze. Herrlich! 

Als wäre das nicht genug, sind wir alle noch zu einem Aussichtspunkt gefahren. Dann ging es wieder nach Hause. Elisa und ich sind noch ne Runde joggen gegangen (das Adrenalin musste ja raus aus dem Körper) und dann haben wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen. 

Blick auf Gisborne

Zeit, weiterzuziehen 

ein Fantail <3
Der nächste Morgen, 6.20 Uhr: Aufstehen! Wir wollten auf Empfehlung von Gary den Sonnenaufgang anschauen. Der war…okay. Im Vergleich zum East Cape eher unspektakulär. Tja, man wird halt umso anspruchsvoller/ verwöhnter, je mehr tolle Sachen man in so kurzer Zeit erlebt :D Immerhin haben uns Fantails begleitet. Diese neugierigen Vögel, die ich zu meinen Lieblingen in Neuseeland erklärt hab. 


Mit Elisa und Markus sind wir dann noch zu einem Platz gefahren, wo man im Sommer einen Stein ins Wasser rutschen kann. Sehr verlockende Vorstellung, aber es war mir definitiv noch zu kalt (und den anderen auch). Noch einen Wasserfall mitgenommen und dann ging es zurück nach Rotorua und wieder zu unserem Gastgeber Craig. Jetzt heißt es nochmal, Energie zu sammeln. Denn der morgige Tag verspricht ebenfalls ein ganz besonderer zu werden.

Im Sommer sicher ganz witzig :)

Samstag, 27. Juni 2020

Neuseeland- Goodbye vanlife

Nachdem wir unsere Bekannten in Tairua besucht hatten, sind wir weitergezogen. Wir haben uns die Blue Springs in Putaruru angeschaut. Wie immer galt: baden verboten. Deshalb sind wir auch nach relativ kurzer Zei weiter. Außerdem mussten wir unseren geliebten aber zwischendurch durchaus auch gehassten, da unberechenbaren Van Queenie in zwei Tagen zurückgeben. 

 

 

Das nahegelegene Örtchen Cambridge war wie ausgestorben, alle Geschäfte waren geschlossen. Gut,es war auch Sonntag. Also weiter nach Hamilton. Da uns die Rückgabe des Vans bevorstand, versuchten wir nun langsam schon perspektivisch, unser Camping-Equipment loszuwerden. Wir hatten noch Gaskartuschen über. Im Warenladen Bunnings, wo wir die mal gekauft hatten, versuchte ich sie zurückzubringen. Ohne Quittung war das eigentlich nicht möglich. Dann wollte uns die Dame aus Kulanz eine Gutschrift machen. Ich erzählte ihr aber, dass wir leider sehr bald zurück nach Deutschland müssen und dann war sie so lieb und zahlte uns aus. Perfekt! Der Tag endete mit einem Handyfilm im Van, den Sarah irgendwann bei Wifi runtergeladen hatte (bequem ist anders :D).

Die letzten Tage mit Van zerronnen quasi zwischen unseren Fingern. Parallel musste ich mich weiterhin um meinen Rückflug kümmern, der immer wieder seitens Etihad nach hinten verlegt wurde. Da ich mein Ticket über den Drittanbieter cheaptickets.de (FINGER WEG!!!) gebucht hatte, war auf die gar kein Verlass und ich kommunizierte direkt mit der Airline, so es mir unterwegs ohne garantiertes Internet und Anrufmöglichkeit möglich war.

Einen kleinen Down-Moment hatte ich dann während unseres Besuchs im Hamilton Gardens. Denn dort gab es Wifi und ich hab festgestellt, dass es keinen verfügbaren Flug gibt. Ok Caro, du hast noch 2,5 Wochen Zeit. Es wird sich etwas finden. In Hamilton fuhren wir dann noch zu einem Reisebüro, in der Hoffnung, dass die mit weiterhelfen können. Aber dem war auch nicht so. 

Hamilton Gardens

Flughafen Auckland während Corona
Schon mit ein paar Bauchschmerzen aber aus Mangel an Alternativen fuhren wir weiter nach Raglan. Beachday. Ich wollte dann in Auckland am Flughafen direkt nach Ansprechpartnern schauen…

Wir genossen mehr oder weniger den Sonnenuntergang am Meer, denn es war recht windig und demzufolge kühl. Raglan ist als Surferparadies bekannt. Wir hatten es während unserer ersten Zeit auf der Nordinsel übersprungen, weil wir den Weg um die Halbinsel Coromandel viel spannender fanden und auch keiner von uns ein Surfergirl ist (würde ich rückwirkend immer noch so sagen und entscheiden).

Raglan

Zum letzten Mal


zum letzten Mal draußen frühstücken

In den vergangenen Tagen kam diese Wortkombination recht häufig in unserem Sprachgebrauch vor. Das letzte Mal im Van kochen, das letzte Mal draußen vor dem Van frühstücken, das letzte Mal tanken (das war eher positiv :D). Und heute das letzte Mal im Van schlafen. Wir hätten sicher einen schöneren Platz finden können, aber wir mussten mal wieder praktisch denken.

Unsere letzte Nacht in Queenie war eine der Kategorie „hätte geiler sein können“. Wir standen nahe eines Örtchens auf einem als gratis ausgezeichneten Platz. Dieser lag allerdings direkt neben einem Elektrizitätswerk. Aussicht eher weniger schön. Ich habe auch richtig schlecht geschlafen. Aber das lag sicher an den ganzen Umständen (letzte Nacht, Rückflugproblematik, Siljas baldige Abreise und dass Sarah nachts mal wieder pieseln musste :D ).

Wir sind dann mit Queenie nach Piha gefahren, das war schon recht herausfordernd. Sehr viele Kurven und auch viel bergab. Piha liegt in der Nähe von Auckland, hatten wir damals kurz nach unserem Abenteuerstart aber auch nicht geschafft und jetzt schauten wir noch fix hin, um es von der todo zu streichen.  

 

Piha


Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen Anhalter mitgenommen. Ein älterer Mann, der alkoholisiert wirkte. Sieht man natürlich nicht beim Anhalten. Wir waren froh, dass er nicht allzu lange mitwollte…aber es ist ja ein Geben und Nehmen ans Universum und jeden Tag eine gute Tat und so. Nett war er ja dennoch.

Piha ist recht schön. Wir kraxelten auf den Berg hoch (Stufen hab ich natürlich gezählt aber nicht vermerkt), genossen die Aussicht und machten Fotos. So richtig entspannen konnten wir aber nicht, weil wir heute noch den Van für die Übergabe ausmisten mussten und somit etwas Zeitdruck im Nacken hatten. Also ging es nach einer kurzen Auszeit am Strand nach Auckland.

 






Ein Hoch auf Couchsurfing!

Wieder Mal muss ich Couchsurfing loben und hochleben lassen. Wir konnten bei Logan unterkommen. Logan lebt nicht direkt in Auckland sondern in der Nähe vom Mission Beach, etwa 9km außerhalb des Zentrums (ca 30 Min Busfahrt). Hier lässt es sich leben!

Logan lebte in erster Meereslinie im Haus seiner Mum, deren Zimmer Sarah und ich beziehen durften, weil sie gerade nicht da war. Silja pennte im Wohnzimmer auf der Couch (freiwillig).

16.30 Uhr sind wir bei ihm angekommen. Typ Surferboy und einer der entspanntesten Menschen, die ich in Neuseeland kennengelernt hab.

Professionelles Verkaufsfoto :D

Wir haben also vor seinem Haus Queenie ausgeräumt und sauber gemacht. Da ist tatsächlich ganz schön was zusammengekommen die letzten Monate :D Und all den Stuff, den wir nicht mehr brauchten (Decken, 2. Kocher, Isomatte, Zelt, ...), haben wir in Logans Wintergarten zwischengelagert. Wir wollten die Dinge gern wieder veräußern.

Nachdem wir zusammen gekocht haben, ging es ins Bett. 7.15 Uhr bin ich von allein aufgewacht. Es war eine innere Unruhe in mir.

10.30 Uhr sollten wir den Van dorthin zurückbringen, wo wir ihn vor knapp vier Monaten ausgeliehen hatten – bei den Freunden der Vanbesitzerin, die gerade in Australien herumreiste. Aber kurz vorher hatte Bonnie, die Vanbesitzerin, den Termin gecancelt, weil ihre Freunde, die das Auto in Empfang nehmen sollten, erst später Zeit hatten.

Wir nutzen den Tag und sind zu einer Autovermietung gefahren, um einen Ersatz für die Zeit nach der Abgabe von Queenie zu haben. Dann konnten wir über Facebook Marktplatz tatsächlich schon einige unserer Sachen verkaufen, die direkt bei Logan abgeholt wurden. Meist waren es andere Reisenden. Aber auch Einheimische holten sich ein paar Dinge.

 

Abschied in mehreren Akten

Dann war es soweit. Wir sollten Queenie nochmal ordentlich waschen und sie dann abends abgeben. Das war dann auch noch eine witzige Aktion: Alle fuhren wir gemeinsamzur Autovermietung, den Mietwagen holen. Während Silja und ich mit Queenie zur Waschanalage fuhren, fuhr Sarah mit dem Meitauto schon zum Abgabeort vor. Die Waschaktion und der Verkehr zogen sich und wir konnten ja alle weiterhin nicht miteinander kommunizieren, weil unsere Simkarten kein Guthaben mehr hattem. Deshalb hat Sarah eine gefühlte Ewigkeit auf uns warten müssen. Oops. Aber am Ende haben wir uns wiedergefunden. 

 

Mach´s gut, alte Dame.

Die Übergabe war genauso entspannt wie das Abholen damals. Wir machten noch ein Erinnerungsfoto, ich für meinen Teil unterdrückte mir ein Tränchen und war sehr dankbar, den größten Teil unseres Neuseelandabenteuers mit und in diesem Auto erlebt haben zu dürfen. Tachostand bei der Abholung: 339.951. Tachostand bei der Abgabe: 351.669 km. 11.718 km haben wir mit dieser kleinen unberechenbaren Quietschkiste ohne große Bremsfunktion zurückgelegt. 

 

aufgenommen am 04.03.2020
aufgenommen am 24.06.2020

Vor vier Monaten standen wir hier –in voller Ungewissheit, ob es die richtige Entscheidung war, sich für Queenie zu entscheiden. Bis auf die Rettungsaktion am Takaka Hügel (unsere Schuld) den Platten am Milford Sound und dem Freitod auf der Fähre mit anschließenden Komplikationen in Napier hatten wir keine Komplikationen mit der Dame. Ich hatte schon die Vorahnung, dass es sicher eine tolle Zeit werden würde. Was wir alles innerhalb so kurzer Zeit und abzüglich auch des Hausarrests in Cable Bay erlebt haben, hätte ich mir nicht zu träumen gewagt. Ich bin froh, den Trip mit Silja und Sarah gemacht zu haben. Auch dafür gab es ja keine Garantie, dass es geil werden würde und wir uns verstehen. Bis zum heutigen Tag haben wir uns übrigens nie gestritten. Die Mädels sind aber auch einfach mega entspannt. Ich würde alles wieder genauso machen und bin bis zur Unendlichkeit dankbar. 

 


Montag, 22. Juni 2020

Neuseeland - Maori-Kultur am East Cape

Am Abend sind wir dann bei Gary in Gisborne angekommen. Wir kannten Gisborne aus dem Film „The dark horse“ (2014, auf einer wahren Geschichte beruhend), den wir zusammen auf Julies Empfehlung während unserer Zeit in Cable Bay geschaut hatten. Da geht es um einen schachbegeisterten Mann, der mit seiner Leidenschaft andere ansteckt und der Großteil des Settings ist eben in Gisborne. Wir haben erfahren, dass hier sehr viele sozial schwache Menschen leben. Die meisten davon haben den kulturellen Background der Maori. Leider sagt man vielen nach, dass sie zu Gewalt und Alkoholismus neigen und eher am unteren Rande der Gesellschaft stehen.

Ich habe nicht richtig verstanden, warum das so ist. Ich glaube aber, mich zu erinnern, dass es so sei wie mit den Aborigines in Australien: Dass Einige „den Raub ihrer Kultur“ nicht verkraftet haben...Jedenfalls gibt es nicht viele Sehenswürdigkeiten in Gisborne, die originalen Schauplätze haben wir auch nicht entdeckt (haben aber auch nicht explizit danach gesucht). Den Film würde ich aber weiterempfehlen, weil er nicht nur inhatlich stark ist, sondern auch mal Neuseelands Randgesellschaft abbildet, über die niemand redet, wenn er über dieses tolle Land spricht!


Pavlova

Wir blieben nur eine Nacht. Trotzdem hat uns Gary mit einem BBQ und Pavlova willkommen geheißen. Pavlova ist eine Art Baiser-Torte, die mit Früchten oberhalb dekoriert wird und ist eine der wenig typisch neuseeländischen Spezialitäten :) Wir haben uns hier echt wohl gefühlt! Gary ist echt ein entspannter Typ (gut, wie die meisten Neuseeländer, die wir getroffen haben – zum Glück). Er erzählte uns, dass er auch Armee-Autos aus dem 2. Weltkrieg hat und wir eine Spritztour hätten machen können. Leider hatten wir nicht die Zeit dazu. Und das Wetter war auch nicht sooo gut. Also zogen wir am nächsten Morgen weiter.

 

Vorher haben wir uns allerdings noch ein Waffelfrühstück bei Gary gegönnt, der dann schon zur Arbeit musste. Und bevor wir los machten, hat sein Hund Jess noch in die Küche gekackt. Und nicht gerade formschön. Wir waren im moralischen Zwiespalt: abhauen und so tun, als wäre das nach unserer Abreise passiert oder Augen zu und durch und weg machen? Ich weiß gar nicht mehr, wie wir diese wichtige Entscheidung getroffen haben aber Silja als Hundemama hat sich erbarmt und das Malheur beseitigt. Ich bin dann noch ne kleine Runde mit der Hundedame spazieren gegangen im Falle dass da noch was kam...aber nee, war schon alles in der Küche :D

Also echt fette Daumen hoch für Siljas Einsatz. Sie wird sicher mal ne gute Mutti *haha

 

Nächstes Ziel: Der östlichste Punkt Neuseelands, das East Cape


Impressionen von unterwegs

 

Diesen „Umweg“ fahren nicht viele, denn es gibt eine sehr gut ausgebaute Straße quer durch´s Land nach Opotiki (140km). Wir entschieden uns allerdings bewusst für diesen Weg (330km), denn man sagte dieser Gegend nach, dass hier noch sehr viel Maori-Kultur spürbar sei und viele Maoris hier leben. Außerdem war es ganz nett, den östlichsten Punkt des Festlandes zu sehen, nachdem wir den nördlichsten und südlichsten auch schon abgehakt haben :)

Kurz nachdem wir die Stadt verließen, haben wir erfahren, dass es in Gisborne nachts ein Erdbeben der Stärke 7,4 gab. Unserem Host ist zum Glück nichts passiert.

ein 600m langer Steg in der Tolaga Bucht

 

 

Auf dem Weg zum East Cape haben wir an den Stränden Surfer beobachtet, an Aussichtspunkten angehalten und worauf ich mich besonders gefreut hab: An der Tikitiki Kirche einen Halt gemacht. Diese Kirche ist bekannt dafür, dass sie komplett durch maorische Handwerkskünsten ausgetattet wurde. Auf dem Parkplatz hat uns Sarah dann nochmal unfreiwillig herzlich zum Lachen gebracht: Sie wollte durch die Scheibe nach hinten schauen, ob die Straße frei war, dabei hat sie den Abstand wohl etwas unterschätzt und schön ihr Gesicht dagegen gepresst. Danach waren Abdrücke am Fenster. Es ging ihr gut also konnte sie dann auch mitlachen. Aber die Rache kam wenige Minuten später...

 

Die Tikitiki Kirche

 

Die Kirche war leer, wir haben auf gut Glück geschaut, ob eine Tür offen war. Es war Dienstag. Als ich noch die erste Tür überprüfte, waren Sarah und Silja schon weitergelaufen. Die nächste Tür war offen und ich habe mich so gefreut und war gedanklich so weit weg, dass ich gleichzeitig so dermaßen erschrocken war, als Sarah bereits drinnen auf mich wartete und mich direkt hinter der Tür versteckt, erschrak. Mein Schrei hat schön durch die Kirche gehallt :D

 

Alle Wände waren handwerklich verziert

 

 

Am östlichsten Punkt der Insel steht ein Leuchtturm, von dem man natürlich sehr schön den Sonnenaufgang sehen kann. Der Weg dahin war allerdings so richtig ätzend: die letzten Meter waren 20 Kilometer feinste Schotterpiste. Wir bangten um das angerissene Fenster, die Zündspule und Queenies Allgemeinzustand. Hoffentlich bleiben wir nicht in dieser Pampa mit einem Platten stecken!

Wir wollten natürlich so schlau sein und uns so nah wie möglich am Leuchtturm für die Nacht positionieren, damit wir umso länger schlafen können, weil wir den Sonnenaufgang dort oben sehen wollten. Doch nix da. Am Leuchtturm wohnte eine einzige Familie und deren Mutter hat uns mitgeteilt, dass wir nicht über Nacht campen durften. Wir haben dann erst einmal gekocht und beraten, wie wir weiter verfahren wollen. Keiner von uns hatte Bock diese Strecke eine Stunde lang im Dunkeln zurückzufahren, um morgen sie wieder für den Sonnenaufgang herzufahren. Deshalb dachten wir, „ach, klingeln wir doch einfach mal um die Ecke bei den Nachbarn und fragen, ob wir den Van da nachts unterstellen können. Hat ja in Takaka auch super funktioniert. Aber die Häuser hier waren irgendwie immens weit weg von deren Einfahrten, an denen auch nicht immer eine Klingel war. Zudem war es gegen 21 Uhr...Ich glaube da hätte niemand Bock gehabt, uns aufzumachen. Also Plan verworfen.

Wir fuhren die Strecke ein Stück zurück und fanden ein Plätzchen am Meer, wo kein Camping-verboten-Schild stand. Weil wir uns nicht sicher waren, ob das hier legal war oder nicht, haben wir ein bisschen gepokert. Aber da wir eh 6 Uhr aufstehen wollten, gingen wir das Risiko ein. Mit vollem Erfolg: Wir wurden nicht nur nicht kontrolliert, die Nacht war sehr mild und wir schliefen mit Meeresrauschen zwischen den Dünen ein. Als wir in der Dämmerung aufstanden, standen Wildpferde um den Van herum. Wundervoll.

Was so eine Reise mit mir macht

Wer mich kennt, weiß, dass ich super gern ausschlafe, so nichts ansteht, was das toppen kann. In Neuseeland konnte aber immer etwas das toppen, sodass es mir echt schnell auffiel, dass ich auf dieser Reise die meiste Zeit, wenn nicht sogar mehr als 90%, sehr viel früher aufstehe, als in Deutschland.

Und es stört mich gar nicht. Gut, wir gehen auch die meiste Zeit recht früh ins Bett. Zumindest wenn wir im Van pennen. Aber sonst lohnt es sich halt auch meistens immer. Und wenn dann Sarah noch mit ihrer guten Laune um die Ecke kommt, fällt doch alles gleich leichter :)

Dieser Morgen war ein guter Morgen. Wir sind zurück zum East Cape Leuchtturm gefahren und haben uns dann etwas in Eile die 800 Stufen nach oben gekämpft, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Kurz nach dem Aufstehen und auf nüchternen Magen nicht die schnellste Fortbewegung.

Sieben andere Autos standen bereits auf dem Parkplatz, von dem wir letzte Nacht noch verjagt wurden. Kurz vor 7 Uhr waren wir dann oben. Und der Himmel war am Leuchten. Die indirekt angestrahlten Wolken waren dann auch tatsächlich schöner als der Sonnenaufgang an sich. Es war ziemlich windig und frisch. Aber auch hier hat es sich wieder gelohnt, extra früh auszustehen. Das könnte ich eigentlich in Deutschland auch mal machen ;) 

 

Weiter ging es dann nach Wairau. Hier haben wir am Strand gefrühstückt, bevor wir uns die Raukokore Kirche und deren durchaus speziellen Friedhof mit recht einzigartigen Grabsteinen angeschaut haben. Dann noch kurz chillen am Strand von Te Kaha, weil gerade mal die Sonne raus kam. In Ohope endetete der Tag für uns.

Die Kirche Raukokore
und der dazugehörige Friedhof

 

Leider begann der nächste mit Regen. Wir sind nach Whakatane gefahren und haben uns erkundigt, ob es Möglichkeiten gibt, die White Island zu besichtigen. Diese vorgelagerte Insel ist Neuseelands einzig aktive Vulkaninsel. Die Insel ist so aktiv, dass man Teile davon nur mit Atemmaske besichtigen kann. Das klingt nach Abenteuer pur und deshalb bin ich natürlich sofort Feuer und Flamme dafür. Bereits in Deutschland hatte ich im Vorfeld recherchiert, ob der Besuch möglich sei. Der Vulkan ist 2019 das letzte Mal ausgebrochen. Das kostete leider 22 Menschen das Leben, die zu diesem Zeitpunkt dort eine Tour gemacht haben. Seitdem ist die Insel für „Fußgänger“ gesperrt. Und das war auch vor Ort noch so. Rundflüge werden angeboten, aber das war uns keine 249 Dollar wert. Ein bisschen schade fand ich es schon, weil wir die Insel bereits vom Festland aus sehen konnten. Und es kribbelte regelrecht in meinen Fingern. Aber unter den Umständen war das eben keine Option für uns. 

Wir haben die weiße Insel vom Strand aus sichten können

 

Obwohl Whakatane einen echt schönen Eindruck machte und der Strand quasi auch vor der Tür lag, entschieden wir uns weiterzuziehen, denn die Wetterprognose sollte sich nicht so schnell bessern. Wir kamen in Tauranga an, schauten uns die Stadt an und vertrödelten unsere Zeit bei Starbucks, denn es regnete immer noch. Sarah nutzte die Chance und knüpfte den Kontakt zu Jake von Couchsurfing. Jake wohnte etwas außerhalb in einem umgebauten (Schul-)Bus, mit dem er auch ab und an durchs Land reiste. Sein Cousin war zu Gast. Wir quatschten ne Runde und Jake bot uns an, im Bus zu pennen. Da die Raumverhältnisse aber relativ beengt waren, schliefen wir lieber kuschelig nebenan im Van, hatten aber trotzdem einen coolen Abend in Gesellschaft.

Nachdem uns die Laute von bellenden Hunden und meckernden Ziegen geweckt hatten, sind wir nach einer Dusche in Jakes Bus zum Mount Maunganui gefahren. 576 Stufen und 25 Minuten später waren wir oben. An uns sind viele Sportler vorbeigerannt, heute war wohl irgendein offizieller Lauf. Aber generell scheinen die Neuseeländer auch so gern Berge/ Hügel vor der Arbeitszeit zu belaufen. Ist mir schon öfter aufgefallen. Beim Aufstieg blieben wir zum Glück trocken. Im Ort fing es dann aber wieder an, sodass wir Richtung Tairua aufgebrochen sind. 

 

Blick auf Tauranga

Tairua lag nicht wirklich auf unserer Route. Und wir waren ja auch schon mal hier.


Tairua vom Mt. Kenu aus

 

Aber wir trefen auf alte Bekannte, waren wir dort mit den Schweizern verabredet, die wir ganz am Anfang am 90 miles beach kennengelernt hatten und mit denen wir sporadisch die ganze Zeit in Kontakt waren. Die hatten ebenfalls ein ziemlich nettes Apartment während des Lockdowns gefunden und wir wollten sie über´s Wochenende dort besuchen. Ich war dran mit fahren. Es war bereits dunkel und die Auffahrt zum Haus mega steil. Der nasse Boden mit der Kombination der Schwere des Vans führten zu der Situation, dass wir mit Queenie nicht nach oben kamen, ich auf halber Strecke auf der Breme stand und die Handbremse betätigte, aber Queenie trotzdem nach unten rollte. Und ich damit einen Briefkasten, der mit einem Pfahl im Boden steckt, umfuhr, ohne dass ich es gecheckt hab. Oooops. Toller erster Eindruck :D Und tolle Steilvorlage für Klischees... Aber hey, die Jungs nahmen es zum Glück mit Humor. Und wir ließen Queenie dann einfach unten in der Einfahrt stehen.

Wir kochten für alle unser heiß geliebtes Süßkartoffelcurry und bevor wir aßen, haben wir uns alle die Hände vor dem Essen gehalten und unsere Dankbarkeit ausgesprochen. Das war das Ritual der Jungs. Ungewohnt aber irgendwie auch cool. Mit Kartenspielen und Whiskey Cola endete Abend ungewohnt spät.

hinten rechts der Mt.Kenu :)
Während die Boys bei einem Golftunier waren, checkten wir den Mount Kenu aus, den wir bei unserem ersten Besuch hier nicht hoch sind. Natürlich fing es da auch wieder an zu regnen. Wir sind dann noch durch den Ort und irgendwann zurück zur Wohnung. Es war Samstag und wir wollten zu einem Auftritt einer Band. Aber irgendwie war nach der Pasta-Völlerei keiner von uns mehr in Stimmung dazu. War auch nicht weiter schlimm, denn morgen wollen wir ja bereits weiterziehen und da ist es ja ganz praktisch, wenn nicht alle verkatert sind :D 

Bis ganz bald ihr Lieben!