"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 30. Juni 2017

Fünf Städte, drei Tage: ein italienisches Lebensgefühl

Nachdem das mit Jay als Reisepartnerin so gut geklappt hat, haben wir uns vorgenommen, wieder zusammen zu verreisen. Wir schauten beide ab und an nach günstigen Flügen.
Und fanden schließlich ein super Schnäppchen:
Berlin-Bergamo und Venedig Treviso-Berlin mit Ryanair für knapp 36 Euro gesamt mit Handgepäck. Ich wollte schon ziemlich lange nach Venedig. Eigentlich mal mit nem Kerl an meiner Seite. Aber da sich das so jetzt nicht weiter ergeben hat, hatte Jay die Ehre und es war keineswegs schlechter, im Gegenteil :D


 Erster Halt: Bergamo.


Wir landeten am 15. Juni gaaaaanz ganz früh in Bergamo. Eigentlich wäre dieses kleine Örtchen
nicht auf unserer Reiseroute priorisiert gewesen. Aber wenn man schon mal da ist...Wir fuhren mit dem Bus in ca. 15 Minuten ins Stadtzentrum. Wir stiegen in die Seilbahn um, die im Busticket inklusive war. Es ergab sich auf dem Weg nicht die Möglichkeit, unser Gepäck unterzustellen. Ich wählte vorab aufgrund der häufigen Ortswechsel einen größeren Rucksack. Jay nahm ihren Rollkoffer und bereute es sicher auf dem Kopfsteinpflaster von Bergamo.




Bergamo an sich ist nicht super spannend. Interessant ist die "Citta alta", die alte Oberstadt, die ca. 380 m über der neuen Stadt liegt. Nach der kurzen Seilbahnfahrt schauten wir uns im Oberstädtchen um. Wir fanden ziemlich schnell den zentralen Platz und eine angrenzende Kirche, die mich durch ihre Liebe zum Detail mächtig beeindruckt hat. Ich mag ja Kirchen. genauso wie Friedhöfe. Bisher fand ich den Petersdom sehr imposant. Aber er besticht durch die Größe und Pracht, diese kleine Kirche, die Basilica di Santa Maria Maggiore, verzaubert mit ihren tausend kleinen Dingen, die dem Auge auf seiner Suche durch den Raum auffallen. Eine Komposition aus Figuren, Gold, Schnörkel, Prunk, Gemälden sowie originalen überdimensionalen Wandteppichen aus dem 16. Jahrhundert. Ich war baff.
Basilica di Santa Maria Maggiore

Nach zwei Stunden Erkundungstour liefen wir zum Bahnhof, um den Zug knapp zu verpassen, der nur stündlich nach Mailand fährt. Wir entschieden uns dann für einen Bus, der zwar eher fuhr, dafür aber nicht direkt ins Zentrum und auch knapp teurer war.

Mailand


In Mailand angekommen, kauften wir gleich eine Tageskarte für den öffentlichen Verkehr, die ab Kauf 24 Stunden gültig ist und 4,50 Euro kostete. Super Preis-Leistung :) Wir sollten sie auch noch oft gebrauchen...


Wir checkten im Hotel ein, machten uns frisch und nahmen die Oldschool-Tram, die direkt vor unserer Tür hielt, Richtung Innenstadt. Und verfuhren uns prompt. Was aber ganz witzig war, denn so kamen wir am Bankenviertel vorbei. Die Häuser waren alle neu, super schick und boten eine besondere Kulisse :)



Und was sich alles so geschmeidig anhört, was den Transport und die Unterkünfte angeht...Das verlangte allerdings eine mehrstündige Recherche meinerseits im Voraus :D Aber das war es allemal wert! Jay und ich haben da einen ziemlich guten Deal, wenn wir zusammen verreisen: Ich plane und organisiere und sie schaut sich dafür so ziemlich alles mit an, was ich unbedingt sehen möchte. Ihr Glück war allerdings, dass ich schon mal in Mailand war und
nicht mehr den Drang hatte, jeden Winkel der Stadt zu erkunden. Was auch gut so war, denn wir kamen erst nachmittags an, es war super heiß und vor DEM Wahrzeichen, dem Dom, stand eine ewig lange Schlange. Ich war froh, dass Jay da nicht rein wollte. Also ließen wir uns treiben und erkundeten eher intuitiv die Stadt. Abends wollten wir dann aber zum Kanal, weil dort die Ausgehmeile war.Dort aßen wir auch unsere erste Pizza. An all den drei Tagen sollten wir nur etweder Pizza oder Pasta essen. Eis oder eine sonstige Nachspeise. Und alles hat so wundervoll nach Urlaub geschmeckt :)

Die erste Pizza des Urlaubs
Es war Samstag Abend und Jay und ich wären theoretisch bereit gewesen, feiern zu gehen. Aber dadurch, dass wir den ganzen Tag seit auf den Beinen und seit 4 Uhr wach waren, hat nicht gerade zur Partystimmung beigetragen, zumindest nicht zu meiner. Jays Vorschlag, bevor wir zum Kanal gehen, nochmal kurz zu schlafen, hat zu dieser Haltung deutlich beigetragen :D
Zum Glück sah das Janine mit vollem Magen genauso und wir fuhren mit den Öffentlichen zurück zum Hotel. Naja, zumindest war das der Plan. Die Stadt ändert die Fahrpläne im Sommer aber gern mal, und wir standen irgendwann mindestens 20 Minuten in der Tram irgendwo und fuhren nicht weiter. Zum Glück musste der junge Typ neben uns auch in die gleiche Richtung, und so schlossen wir uns an. Halb zwei kamen wir im Hotel an. Eigentlich hatten wir für den Sonntag eine Mitfahrgelegenheit bei Blablacar für 9 Uhr ausgemacht. Aber Jay überzeugte mich nach einiger Zeit davon, dass es uns nichts bringt, so früh aufzubrechen. Und so buchten wir ein Zugticket nach Padua für den Mittag (kam ca. 36 Euro- also so viel wie die Flüge :P ). Wir schliefen halbwegs aus und genossen das Frühstück im Hotel, bevor wir zum Bahnhof fuhren.

Padua

In Padua hatte ich eine Couchsurfinggelegenheit bei Carlo klargemacht. Er hatte noch nie Surfer, bot mir aber von sich aus die Unterkunft an. Da Jay mit am Start war, sah ich es weniger kritisch und wir blieben bis zur Ankunft über Whatsapp in Kontakt.


















In Padua angekommen, suchten wir Carlos Wohnung, die sehr zentral liegt. Das Haus sah von außen wie ein Bürogebäude aus und ich war kurz verunsichert. Aber siehe da, es machte jemand auf und die Wohnung war sehr beeindruckend! Carlo ist Fotograf und vertreibt Gemälde, und genau das spiegelt sich auch in seiner Wohnung wieder.Wir haten mal wieder das Glück, ein eigenes Zimmer beziehen zu dürfen. Carlo war busy und so tingelten Jay und ich allein in die Stadt.

Der erste Eindruck von Padua ist nicht herausragend. "Und warum genau wollten wir hier her?" fragte Jay. Zum einen, weil Padua auf der Strecke von Mailand nach Venedig liegt. Zum anderen aber, weil mein ehemaliger Vermieter in Padua sein Auslandssemester gemacht hat und von der Stadt fasziniert war. Und wir waren es am Ende auch.






Die Stadt besticht durch viele wunderschöne Plätze, Bauten, Läden, einfach einen italienischen Charme. Nicht überrant von Touristen. Nicht zu weitläufig, nicht zu klein. Perfekt.
Wir orientierten uns an den Straßenkarten, die überall zu finden waren und schauten mal hier, mal da.















Am Abend trafen wir uns dann mit Carlo in seiner Wohnung. Er
nahm uns mit auf einen Hügel ca. 30 km außerhalb der Stadt. Dort befindet sich ein kleines Restaurant mit einem bezaubernden Blick. Das Essen war auch sehr lecker.Bevor wir wieder in der Wohnung ankamen, zeigte uns Carlo noch ein paar Orte in Padua, an die wir tagsüber nicht gelangt waren. Klein Jay war so müde, dass sie diverse Male auf dem Rücksitz einschlief :)



Venedig


Mit dem Zug ging es am nächsten Morgen nach Venedig. Naja, oder zumindest sehr nah ran. Denn das Bahnticket, was Jay am Abend zuvor noch online gebucht hatte, brachte uns zum Bahnhof Venedig Maestre. Der Bahnhof direkt auf der "Insel" heißt aber Santa Lucia. Also schön aufpassen ;)
War aber alles kein Problem. Es verkehren sehr oft Züge, Busse und Schiffe zwischen Festland und Insel. Wir gaben unser Gepäck im Bahnhof ab. Für den ganzen Tag waren 12 Euro fällig, gar nicht mal so günstig. Tipp: kaum aus dem Bahnhof raus gibt es diverse Geschäfte und Plätze, wo Gepäck bereits für 5 Euro abgegeben werden kann ;)


Drüben angelangt, haben wir erst einmal eine Postkarte an Carlo geschrieben, weil er so für Venedig schwärmt und wir uns dadurch bedanken wollten. Und er liegt richtig: Jay und ich waren von Anfang an fasziniert. Trotz der vielen Menschen waren wir geflasht von Venedig. Die vielen Gassen, die vielen Fotomotive! Und unsere Befürchtung ist nicht eingetreten: es war weder vermmüllt, noch hat es gestunken. Und das, obwohl es super heiß war.




Rialtobrücke
Jay und ich schlenderten durch die Gassen. Irgendwann kamen wir zur berühmten Rialto-Brücke und ganz da in der Nähe ist ein großes Einkaufscenter, in dem wir eigentlich nur die Toilette benutzen wollten. Ich entdeckte aber die Ausschilderung "Terasse" im 4. Stock und so fuhren wir rauf. Nach einer kurzen Wartezeit in einer Schlange hatten wir kostenlosen Zutritt zum Dach. Und dieser Ausblick konnte nicht getoppt werden! Wahnsinn, ein 360 Grad-Überblick über die Stadt. Und man durfte so lang bleiben (und Fotos machen ;) ), wie man wollte. Nur Hinsetzen war nicht erlaubt. Wir genossen die Aussicht und waren voller Euphorie und aufgekratzt.

 

Bei einer Eispause kamen wir mit einem Gondoliere ins Gespräch. Er bot uns an nach seiner Schicht auf eine Privattour mit ihm zu gehen, in seinem Boot. Aber auch für Venedig hatte ich einen Couchsurfinghost gefunden und es war unwahrscheinlich, dass wir am Abend zurückkehren würden, da unser Gastgeber 14 km außerhalb wohnte. Wir stiegen aber in ein anderes Boot ein. 80 Euro für 30 Minuten Fahrt, Kapazität für bis zu 6 Personen. Wir waren zu viert, mit einem Paar aus Serbien. Der Gondoliere war ein Abzocker. "Für 80 Euro fahre ich einmal den Kanal hoch und runter. Aber für hundert machen wir eine kleine Runde durch die Rialotbrücke!". Natürlich wollten wir nicht nur einmal den Kanal rauf. Zähneknirschend willigten wir ein. Keine Spur von Romantik. Der Gondelführer sang nicht, hing ständig am Telefon und Infos kamen auch nur sehr vereinzelt. So übernahmen Jay und ich die Führung und hatten viel Spaß auf dem Boot. Eine Info will ich aber nicht vorenthalten: Laut Gondoliere soll es 424 Brücken und 432 Gondoliere geben. Diese Info habe ich aber noch nicht überprüft ;)


Speisekarte auf dem Markusplatz
Wir pilgerten weiter bis zum Markusplatz und ich hatte zwar schon gehört, dass die Preise dort extrem teuer sein sollten. Aber dass sie absurd teuer sind, damit hab ich nicht gerechnet. Das war aber auch nicht weiter schlimm, weil wir den Platz gar nicht so beeindruckend fanden. Wir zogen Richtung Meer und legten uns auf die heißen Steine, um zu entspannen. Ein kleines Mädchen kam mit ihrer Mutter vorbei und schenkte uns zwei Rosen. Wundervoll.




Wir waren mit Alessandro (Alex) in Venedig Maestre verabredet. Leider verschätzten wir uns in der Distanz und brauchten ziemlich lange, um zum Bahnhof zu gelangen. Zudem waren wir ja schon ziemlich lauffaul, so den ganzen Tag in Flip Flops verbracht. Erschwerend kam hinzu, dass jeder Zug, den wir nehmen wollten, entweder nicht fuhr, zu früh abfuhr oder uns nicht mitnehmen wollte, da Intercity. Am Ende wartete Alex gut eine Stunde auf uns und wir hatten mega das schlechte Gewissen. Sowas ist sonst ja überhaupt nicht meine Art!

Wir gingen mit Alex auf einen Sprizz (Kultgetränk in dieser Gegend, Aperol mit Wasser und Prosecco). Bei ihm zu Hause kochte er dann noch eine Bolognese für uns. Und obwohl wir es mehrfach anboten, wollte er keine Hilfe. Sah schon ganz witzig von uns aus gesehen aus ;)
Die Bolognese war richtig lecker. Aber mehr noch: Alex hatte extra Gin Tonic und Schokolade gekauft. Ach Mensch, uns ging es aber auch gut :) Wir schliefen auf einer Couch in der Küche/ Wohnzimmer und das war völlig okay.
Am nächsten Morgen fuhr uns Alex noch zum Bahnhof und auf seine Empfehlung hin schauten wir uns vor unserem Abflug noch Treviso an. Eins war aber da schon sicher: Venedig kann nichts toppen. 



Letzter Stop: Treviso

Zu Treviso können wir gar nicht allzu viel sagen. Wir gaben unser Gepäck wieder im Bahnhof ab, dann blieben noch etwa zwei Stunden, um die Stadt anzuschauen. Viel mehr Zeit braucht man aber auch nicht. Wir kamen relativ schnell zum Marktplatz und zum Dom. Ich hab ihn mir kurz angeschaut, Jay hatte keine Energie und Laune mehr. Wir holten noch ein paar Dinge im Supermarkt, aßen die letzte Pizza des Kurztrips, im Anschluss ein Eis und dann fuhren wir auch schon wieder mit dem Bus zum Flughafen. Der war zum Glück klimatisiert, sodass wir uns schon "wärmere" Sachen für die Rückkehr nach Deutschland anziehen konnten. Das war dann übrigens gar nicht nötig :)