"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 29. Mai 2020

Du wilde Schönheit: Die Catlins und der Südosten

Für uns sollte es weiter Richtung Catlins gehen. Die Catlins sind ein zerklüftetes, sehr wenig besiedeltes Gebiet mit malerischen Küsten in Kombination mit rauem Wetter. Hier sei es möglich, Pinguine zu sehen!

Heute war ein Reisetag und wir nahmen wie immer ein paar Zwischenstopps unterwegs mit. Zuerst liefen wir eine kleine Runde in den Rakatu Wetlands. 

 



Eingang zur Höhle

Danach erkundeten wir die Clifden Caves (5 Kilometer lang sind die!). Wieder einmal Abenteuer pur, hatte jeder von uns nur seine Handylampe zur Hand. Unser Ziel war es eigentlich, sie zu durchqueren, denn am anderen Ende sollte ein weiterer Ausgang sein. Jedoch hielt uns irgendwann zu hohes Wasser davon ab. Es hatte die Tage zuvor viel geregnet und wir konnten nicht einschätzen, wie tief es stand. Nach 1.5 Stunden gaben wir auf und liefen zum Eingang zurück. Draußen trafen wir zwei andere Reisende, die hatten sogar einen Neopren an, um diese Aufgabe zu meistern und das Wasser zu durchqueren. Der sah auch dementsprechend aus :D Wir waren froh, die Rückkehr angetreten zu sein.







 


Bluff
Nachdem wir noch Riverton und Bluff (nicht sonderlich spektakulär) durchquert haben, sind wir abends bei einem Couchsurfer in Invercargill eingekehrt. Wir haben für C. und uns gekocht und auch hier hatten wir wieder super interessante Gespräche, weil C. die meiste Zeit seines Lebens ein Sektenmitglied war. Das hat mich natürlich so brennend interessiert, dass ich ihn mit hunderten Fragen gelöchert hab, wobei ich mir eigentlich vornahm, dass Sarah mal mehr Gesprächsanteile haben soll. Sie ist ja diejenige, die uns den Schlafplatz verschafft hat und sie ist auch schüchtern mit ihrem Englisch. Naja, dann eben beim nächsten Host :D 

Der nächste Morgen begann mit einem Pancake-Frühstück der besonderen Art. Dafür sind wir extra früh aufstanden, um mit unseren Host zusammen zu essen, bevor er zur Arbeit fuhr. C. aß seine mit Hühnchen und Sirup oder auch Spiegelei und Sirup. Das ging in meinem Kopf gar nicht zusammen. Er meinte, dass es eine durchaus gängige Variante in Neuseeland ist (muss wohl von den britischen Einflüssen ausgehen).Nach dem Frühstück ging es für uns auch weiter. 


Die Catlins

Slope Point - südlichster Punkt des Festlandes

Rein in die Vielfalt der Catlins! Wir haben den Slope Point besucht, dann die Curio Bay. Die war vor allem auch bekannt dafür, dass hier viele Gelbaugen-Pinguine nisten. Nur leider nicht als wir da waren. Auch soll man in dieser Bucht mit Hector-Delfinen schwimmen können! Einfach ins Meer, mit Steinen knallen oder sich auffällig verhalten, damit die neugierigen Tiere angelockt werden (so war es im Milford Sound auch).

 

Ich habe tatsächlich ganz kurz überlegt, ob das eine Option wäre. Aber der kalte Wind ließ mich schnell eine andere Überlegung treffen. Ätzend wie vernünftig man im Alter wird :D Wir liefen trotzdem zum Strand und alle drei von uns riefen, pfiffen, machten witzige Laute, damit wir vielleicht vom Land aus die Tiere anlocken können. Leider ohne Erfolg. Der Wind und die Wellen übertünchten uns. Gut, dass niemand anderes am Strand war *haha

 

Curio Bucht - keine Delfine :(

..und keine Pinguine!

 

Mc Lean Wasserfälle

Ein paar Punkte mussten wir auch in den Catlins auslassen. Entweder weil die Dinge gerade nicht zugänglich waren oder wir zur falschen Zeit kamen (Cathedral Cave mit Ebbe und Flut). So haben wir noch an den Mc Lean Falls gestoppt und in der Tahakopa Bay, in der es auch Pinguine geben sollte. Die Einheimische, die wir daraufhin ansprachen, meinte, dass es schon seit Jahren nicht mehr der Fall sein soll. Schade! Dafür fanden wir wundervolle Paua-Muscheln, die wir mitgenommen haben (keine Sorge, nix Schlimmes. Die gibt es auch hochglanzpoliert in den Touri-Läden ;) ). 

 

Und dann, bereits kurz vor Sonnenuntergang am Nugget Point, liefen wir noch einmal eine kleine Bucht runter, weil auch die Pinguine versprach. Davon ausgehend, dass wir eh keine sehen werden, war die Überraschung umso größer, als wir dann ein einziges Exemplar in weiter Ferne erspäht haben! Den Strand durfte man nach 17 Uhr nicht mehr begehen – wegen der Pinguine. So versuchte ich, mit meiner Kamera den Kameraden ranzuzoomen. Kleiner Tipp an alle Pinguin-Fans: Die Tierchen lassen sich meist in der Morgen- oder Abenddämmerung am Festland blicken ;)

 

Nugget Point

Anderthalb Stunden Fahrt in der Dunkelheit standen noch vor uns. Denn wir wollten noch bis nach Dunedin, da dort ebenfalls ein Host auf uns wartete. Ich finde es immer schade, wenn man dann nichts mehr von der Umgebung sieht. Aber manchmal geht es einfach nicht anders. Wir kauften noch fix ein sodass wir wieder das Essen für alle machen konnten (Burritos!) und dann ging es zur beliebten Studentenstadt.

 

Dunedin


Im Kunstmuseum
Liam wohnte in einem der schönsten Häuser, die wir bisher gesehen hatten. Und vor allem: Es war warm! Super warm bei ihm! Wir waren glücklich.

Dunedin gilt als Studentenstadt. Und sie ist wie Auckland auch sehr hügelig. Wir schauten uns das Kunstmuseum an, die steilste Straße der Welt: Die Baldwin Street, den botanischen Garten und wollten auch die angeblich beste Schoki der Stadt im Café „Ocho“ probieren. Das schien allerdings erst umgezogen und die Lage im Industriegebiet kam uns schon komisch vor...Trotzdem verkauften sie heiße Schoki vor Ort. Angeblich sogar prämiert. Für uns war das die schlechteste ganz NZ´s,  gefüllt in einen kleinen Papp-Becher to go, der nicht mal gut voll war, und mit 4 Dollar nicht gerade angemessen! 

 


Unsere Route betrug an diesem Tag 18 Kilometer, sodass wir uns die Nudeln mit Lachssahnesoße am Abend richtig gegönnt haben. 

 


Es ging weiter für uns: Zu den Moeraki Boulders (sehr interessante, kugelförmige Steine mitten am Strand), Oamaru, wo es ebenfalls Pinguine gab. Die wiederum aber lebten in einer Art Hütten, umzäunt und nur mit einem Zugang zum Meer sowie einer Art Arena mit fettem Licht, durch die die kleinen Fratze dann marschieren mussten. Natürlich musste man bezahlen, um sie dabei zu beobachten, wie sie abends aus dem Meer nach Hause kehrten. Aber die Art und Weise, wie das passierte, sprach uns alle nicht an. Deshalb haben wir nur mal kurz von einem Steg der Bucht geillert, als die Kleinen zurückkehrten. Es war ja auch schon derbe kalt. Wir kochten und aßen in der Stadt, weil es hier ja tendenziell noch wärmer als aus dem Land war und wir in der öffentlichen Toilette gleich das Geschirr spülen konnten.



Weiter ging es Richung Berge. Die Luft wurde kälter, wir konnten unseren Atem in Queenie sehen. Da kam Sarah auf die gandiose Idee, Weihnachtslieder zu hören. Am 29. Mai. Das war bizarr und witzig zugleich. Wir machten uns 21.30 Uhr bettfertig, was in meinem Fall hieß: 4 Schichten obenrum, 2 Paar Socken, 1 Leggins und ne Mütze. Ich glaub ich hab sogar mit Handschuhen geschlafen. Nicht unberechtigt, denn am nächsten Morgen war Queenie von innen wie von außen komplett zugefroren. Selbst unsere Decken waren nass vom warmen Atem. Jetzt stellt euch mal vor, in so einer Situation aus dem warmen Bett zu müssen :D Der Wecker klingelte 8 Uhr. Sarah: „Aufsteeeeeehen!!!“ – sie ist ja immer die Erste von uns, die aufwacht bzw. auch fit ist. Ich so: „Lass uns bis 9 warten!“. Weil ich nicht raus wollte. Und siehe da, 8.55 Uhr kam die Sonne rum und ließ die Eisschicht unseres Vans schmelzen. Denn einen Kratzer hatten wir natürlich auch nicht.




Nur innen fetzt die Schmelze nicht. Denn dann tropfts von der Decke und das Eis rutscht die Fenster runter – in unser Bett. Um das zu verhindern mussten wir mit einem Schwamm die Decke trocken tupfen und bei Frost auch die Scheiben vor dem Schmelzen befreien. 

 

 

Der Winter ist angekommen.