"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 29. Mai 2014

Grandioses Guatemala

Grenzübergang

Zugegeben, der erste Eindruck von Guatemala hat mich etwas genervt. Wir mussten an der Grenze auf einen Anschlussshuttle warten (und es war brütend schwül) und als wir dann in Guatemala rumgekurvt sind (bildlich gemeint), mussten wir aller 100 Meter langsamer werden, weil Betonhügel auf der Straße die Geschwindigkeit der Fahrer drosseln sollen.

Aufgefallen sind mir auch die hunderte von Bemalungen an Wänden, Strommasten, Steinen etc.. Am meisten war „Lider“ zu lesen. Ich hab später herausgefunden, dass das eine Partei ist, die so (kostengünstig) Werbung für die nächste Wahl macht.

Leider wurden wir dann auch noch Zeuge eines Unfalls bzw. ist ein Auto kurz bevor wir die Schnellstraße entlang kamen auf dem Mittelstreifen umgekippt. Aber es waren bereits Helfer vor Ort, sodass unser Fahrer entschied, unsere Fahrt fortzusetzen.

Panajachel/ Lake Atitlan 

 

In Panajachel sind wir relativ spät angekommen. Ich hatte das Glück dass ich vom Reisebüro, vor dem wir herausgelassen wurden, meinen nächsten Gastgeber konnte anrufen. Mit dem Tuk Tuk ging es dann zu ihm. Ich wurde von einem Hund und später noch mit Livemusik begrüßt, denn Pablo ist Künstler durch und durch (spielt Instrumente, singt und malt). 




Am nächsten Tag bin ich dann mit dem Boot nach San Marcos gefahren. Dieses Örtchen am See ist als „Hippie-Dorf“ bekannt. Es gibt dort ein Überangebot an Yoga-, Meditations- und sonstigen ökologisch korrekten Körper-in-Gleichgewicht-Bringungs-Kursen. Aber das war´s auch schon. Auf der Suche nach irgendetwas anderem traf ich auf Annemarie (deutsch), vor einem Haus sitzend. Ich fragte sie, was man denn hier noch so machen und sehen könnte. Naja und viele Optionen gab es nicht. Die für mich spannendste lieferte sie selbst: Annemarie stellte mir das Projekt vor, bei dem sie gerade Freiwilligenarbeit leistet. Es nennt sich „Nutricion Center Konojel“. Jeden Tag von Montag bis Freitag bereiten drei Frauen und Annemarie Essen für ca. 60 unterernährte Personen zu. Die meisten von ihnen sind Kinder. Annemarie erklärte mir, dass die Rate der Unterernährten Personen in ganz Guatemala bei 50 Prozent liegt, in San Marcos sogar bei 70.
Ich durfte mir die Lokalität anschauen und Annemarie lud mich dann noch ein, bis zum Mittagessen zu bleiben. Natürlich nahm ich diese Einladung an.

Da ich glücklicherweise nicht zu den Bedürftigen gehörte, musste ich einen kleinen Obolus für das Essen entrichten. Ich entschied mich noch ein bisschen mehr zu bezahlen, um so gleichzeitig eine Spende zu machen (jeden Tag eine gute Tat!). Die Kosten für das Mittagessen aller Personen belaufen sich auf 250 Quezales am Tag, das sind etwa 25 Euro. Bisher finanziert sich das von einem Amerikaner vor zwei Jahren ins Leben gerufene „Nutricion Center Konojel“ einig aus Spenden. Wer dieses Projekt für gut befindet und es unterstützen möchte findet diverse Möglichkeiten hier:


Impressionen von Annemaries Arbeit gibt es jetzt:






Das fleißige Team
























Das Essen war übrigens richtig lecker!

Da ich mich mit Annemarie auf Anhieb gut verstanden habe und sie am Nachmittag nichts weiter vor hatte, sind wir dann weiter mit dem Boot nach San Pedro geschippert (starker Wellengang sorgte für partielle Abkühlung). Dieser Ort wiederum gilt als Drogenhochburg und Backpacker-Paradies. Mir hat er auch besser als San Marcos gefallen, allerdings nur, weil hier mehr los war. Annemarie hat mich herumgeführt, dann sind wir noch etwas trinken gegangen und haben mit einem super Seeblick den Tag ausklingen lassen. Leider rannte uns die Zeit davon, denn das letzte Boot zurück legte bereits 17 Uhr ab. 
San Pedro

Die Rückfahrt nach Panajachel dauerte dann noch einmal gut 1 ½ Stunden, weil dieses letzte Boot wirklich überall zwischendurch anhielt, Leute einsammelte und herausließ. Ich verabschiedete mich von Annemarie in San Marcos.

Zurück bei Pablo schlug ich vor, dass wir noch zum See herunterlaufen und die Atmosphäre genießen. Wir hatten Glück: neben den Sternen (und zwei Sternschnuppen) haben wir auch Wetterleuchten (also Blitze ohne Gewitter) gesehen. Pablo holte noch zwei Flachmänner lokalen Rums mit Hibiskusgeschmack (Anfang und Ende vom Nippen waren super, nur die Zeit dazwischen...uiuiui). Das war mein perfekter Tag am See Atitlan.



Am nächsten Tag fuhr ich mit einem alten amerikanischen Schulbus (sehr populär hier, man nennt sie auch „chicken bus“, weil entweder lebendiges Gut transportiert wird oder man aber so eingefercht wird) weiter nach Antigua gefahren. Das sollte ein Direktbus sein, war es aber nicht. Ich hatte mal wieder Glück, dass hinter mir jemand saß, der Englisch sprach und mir mitteilte, dass ich den Bus wechseln müsste. So gut waren meine Spanisch-Kenntnisse noch nicht (oder nicht mehr).


Der zweite Bus war viel voller, sodass mein Backpack aufs Dach befördert wurde. Wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, wenn es nicht nach ein paar Minuten fürchterlich angefangen hätte zu regnen. Starker Regen. Sehr starker Regen. Ich hoffte, dass die Crew so clever gewesen ist, eine Plane über das Gepäck der Passagiere geworfen zu haben. Doch in Antigua angekommen musste ich feststellen, dass dem nicht so war.




Antigua

Ja, mein Rucksack war komplett nass – trotz des Regenschutzes. Beziehungsweise hat die Folie das Wasser gut abgeschirmt – von außen. Also das Wasser blieb im Regencape, eine ganze Ladung. Das habe ich allerdings erst bemerkt, als ich vor der Tür meines neuen Gastgebers Juan stand. Der Trottel vom Bus hatte meinen Rucksack übrigens schön im Straßendreck abgelegt.
Dank der Empfehlung anderer Reisender und etwas eigenen Verstandes habe ich all meine wichtigen Sachen in Plastiktüten, dennoch blieb nicht alles trocken. Der Höhepunkt des Ganzen kam ja aber noch: als ich in Juans Haus begann alles auszupacken, bemerkte ich, dass mein Shampoo wohl durch den Druck der anderen Gepäckstücke aus der Tube gedrückt wurde. Wiederum Glück im Unglück war, dass ich dieses Shampoo in einer gesonderten Tüte hatte (allerdings zusammen mit all meinen anderen Kosmetika).
Also alles raus, waschen, trocknen.
Die Sonne des nächsten Tages sollte meinen Rucksack bald wieder trocknen lassen.

Juans Haus ist toll. Zentrumsnah und dennoch abgeschieden. Modern und dennoch urig. Grün im Innenhof, frische Pfefferminze vor der Haustür. Hach wie toll war das dort Gast sein zu dürfen! Ich bin dann nachdem der Regen etwas abgeklungen war auf eine erste Entdeckungstour durch den Ort und fand Antigua auf Anhieb wunderschön. 


Tankstelle ;)



im Mc Donald´s
Die Stadt besteht aus kleinen Gässchen und ist im Tal am Fuße mehrerer Vulkane gelegen. Die Wolken hingen in den Bergen fest.
In einem Café trank ich eine heiße Schokolade und konnte mich zudem noch durch die verschiedenen Sorten guatemaltekischer Schokolade in Blockform durchtesten. Herrlich.

Am Abend zurück in Juans Haus kam Paola aus Equador an. Wir hatten nette Gespräche und Juan machte Mojitos für uns alle (mit besagter frischer Minze). Dank des offenen gestalteten Raumes konnten Juan und ich unsere Gespräche auch noch im Bett liegend (also jeder in seinem eigenen) fortführen. Hatte eine Art Pyjama-Party-Atmosphäre :)

Am nächsten Tag bin ich dann morgens allein losgezogen, Juan musste arbeiten (Architekt) und Paola wollte noch entspannen. Ich bin durch ganz Antigua getingelt (was nicht scher ist). Der Friedhof ist auf jeden Fall auch einen Besuch wert.


13 Uhr waren wir zum gemeinsamen Mittagessen in der Stadt verabredet.
Juan hat uns in die schönsten Ecken Antiguas geführt. Leider hat es dann gegen 17 Uhr wieder angefangen zu regnen, weshalb wir dann wieder zu Juan gegangen sind. Dort bereitete Juan dann das Abendessen zu: er rollte Gemüsestäbchen und weitere Zutaten in angefeuchtetes Reispapier. Fertig. Dazu zwei nette Dips. Klingt einfach, schmeckte aber raffiniert. 


Es war Donnerstag, Ladies-Night. Von 21 bis 23 Uhr gab es in einer Bar Freigetränke für Damen.
hier steig abends die Party
Wir waren recht spät dran, als wir 22 Uhr das Lokal betraten. Es war bereits gut gefüllt, die besten Plätze auf dem Dach waren zum Teil noch frei – gut für uns. Paola und ich erhielten jeweils drei Coupons für die Getränke. Zur Auswahl standen Cuba Libre und Vodka-Soda. Wir bestellten ersteres. Und nach 15 Minuten einen weiteren und kurz vor 11 dann den letzten. Und das hatte schon etwas seine Wirkung.
Die Musik war recht gut, eine Mischung aus Pop und leicht elektronisch angelehnten Rhythmen. Wir hatten eine gute Zeit auf dem Dach bis es anfing zu regnen. Dann sind alle nach unten zur Tanzfläche gestürmt und es war einfach nur tropisch heiß.
Nach ein paar Minuten aber war der Regen vorbei und wir wieder auf dem Dach. Juan war so spendabel Paola und mich auf einen weiteren Drink einzuladen.

Um eins gingen die Lichter an. Irgendwo sollte es eine After-Party geben. Wir sind dorthin gelaufen, aber irgendwie war es lahm. Paola und ich blieben vor der Kasse stehen, denn wir konnten in den Raum herein sehen und sahen nur vereinzelte, stehende Leute. Wir wollten gern nach Hause, aber Juan war bereits drinnen. Als er bemerkte, dass wir nicht folgten, kam er heraus und ging Gentleman-like mit uns nach Hause (gut, nur er hatte einen Schlüssel ;) ).

Der Folgetag war leider schon mein Abreisetag. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Aber ich hätte auch locker noch eine ganze Woche dort „Urlaub“ machen können.

Mit dem Chickenbus ging es weiter nach Guatemala-Stadt.

Guatemala-Stadt



Mit mir kam Christina aus Polen, die am Vorabend wieder zurück zu Juans Haus kehrte (surfte dort bevor Paola und ich ankamen). Das war mal wieder eine nette Fügung, denn sie kannte jemanden in Guatemala-Stadt, der uns von der Bushaltestelle abholen sollte. Und das war auch gut so, denn der Bus endete ziemlich weit außerhalb. Guatemala-Stadt gilt zudem nicht als sonderlich sicher, sodass wir mit Boris (seine Eltern mögen russische Schriftsteller) gut dran waren. Er fuhr uns zuerst zu seines Onkels Laden, wo wir das Klo benutzen durften und ich meinen Backpack lassen konnte.

Auch in Guatemala-Stadt (GS) hatte ich einen Gastgeber, der hatte allerdings erst ab 16 Uhr Zeit. Ich musste ein Ticket für meine Weiterfahrt am nächsten Tag nach Flores kaufen und Boris fuhr mich zum Ticketverkauf und half mir beim Kauf selbst. Danach brachten wir noch meinen großen Rucksack zum Supermarkt (Hintergrund: Boris´ Onkels Shop schloss 14 Uhr und in den hiesigen Supermärkten kann/muss man seine Taschen abgeben vor´m Einkauf) bevor ich mich von Christina und Boris verabschiedete (Boris musste wieder zur Arbeit, Christina etwas in GS besorgen).

Mit nun etwas leichterem Gepäck (Laptop war natürlich trotzdem in meinem kleinen Rucksack bei mir) erkundete ich die Umgebung. Ich war laut Karte im „historischen Zentrum“, davon war aber bis auf das Regierungsgebäude und eine Kirche nicht viel zu sehen. Christina hatte mich gewarnt, dass GS recht hässlich keinen Aufenthalt Wert sei. Sie hatte Recht.


Mittagesssen
Irgendwann hatte ich dann genug und machte mich auf zu Enzo, meinem Gastgeber. Er lebt in einem als sicher geltenden Viertel, was aber am anderen Ende von GS liegt. Ich musste zwei verschiedene Busse nehmen, in denen ich jeweils alle Insassen mit meinem Gepäck nervte. Nach gefühlten 20 Stationen musste ich dann noch einmal 20 Minuten laufen bis ich am Ziel war. Mit meinem Spanisch erklärte ich dem Security-Mann, zu wem ich wollte und nach der Aufnahme meiner Personaldaten durfte ich das Gebäude betreten. Wohnung Nummer 807 hatte ich verstanden. Und ich lag richtig :)

Enzo begrüßte mich, seine Wohnung hat einen echt beeindruckenden Ausblick. Wir hielten etwas Smalltalk, ich ging duschen und wir schauten TV bzw. musste ich ein paar Dinge im Internet erledigen. Gegen 21 Uhr bin ich auf der Couch eingeschlafen, dann schickte mich Enzo ins Bett *lach

Halb acht weckte mich Enzo auf. Auf dem Plan stand ein gemeinsames Frühstück und ich wollte danach noch in den Zoo und/oder Museum (mein Bus fuhr 17 Uhr). Enzo lud mich zum Frühstück ein und ich fühlte mich schlecht, weil ich so wenig Zeit mit ihm verbracht habe. Andererseits war es Samstag, er hätte mit mir mitkommen können, aber er wollte lieber die Champions League schauen. Das minderte mein Gewissen.

Mein Zoobesuch war toll! Ich habe fast jedes Tier in jedem Gehege gesehen (war in Mexiko nicht so), auch wenn die Gehege mal wieder kaum artgerecht waren... Aber dennoch hatte mir es dieser Zoo angetan. Trotz recht kleiner Größe verbrachte ich drei Stunden dort, mit dem Beobachten der Tiere und Menschen. Ich habe auch eine besondere Begegnung mit einem Vögelchen gehabt.

Er gierte regelrecht nach Streicheleinheiten, presste seinen kleinen gefiederten Körper eng gegen den Zaun, sobald ich aufhörte, ihn zu streicheln. Es tat mir suuuper Leid ihn zurücklassen zu müssen und ich musste an mein Vögelchen daheim denken.





Ins Museum kam ich nicht mehr, da die genau Mittagspause hatten, als ich ankam. Ich lief dann noch ein bisschen rum, bin Lebensmittel einkaufen gegangen und habe dann auf Enzo gewartet. Er holte mich halb vier ab um mich zum Busbahnhof zu fahren (welch nette Geste!).


Dort wartete ich dann bis es losgehen sollte. Ich hatte ein Ticket nach El Remate gekauft, ca. 30 Kilometer von Flores/ Santa Elena entfernt. Hier wohnte mein nächster Host. Am Bus aber sagte man mir, dass dieser Bus nicht dorthin fahren würde. Man könnte mich in Melchor herauslassen – oder auch nicht, denn es wäre nachts gewesen irgendwo im nirgendwo, ca. 10km von El Remate entfernt. Ich sollte in Santa Elena aussteigen. Ich wurde sauer, hatte mir der Typ am Vortag doch noch fest zugesagt, dass das so möglich sei. Ich wollte das zu viel bezahlte Geld zurück, doch man verweigerte mir das. Mit Wut im Bauch ging es los.
Im Bus schickte ich Karlo eine SMS, ob er mich 1 Uhr nachts in Melchor abholen könne. Keine Antwort. Gegen 18 Uhr klingelte ich ihn an, keine Reaktion.

Was tun? Nachts irgendwo in Melchor aussteigen, wo ich nicht einmal wusste, wo es geografisch lag? Oder auf Nummer sicher gehen und in Santa Elena aussteigen, wo es wenigstens Zivilisation gab? Den Warn-Zeigefinger meiner Mutter spürend entschied ich mich für die Variante Santa Elena.
Während der Busfahrt lernte sich übrigens noch ein Pärchen kennen. Ja, ganz richtig. Da war der Angestellte von der Busfirma, der für die Videos zuständig war und eine Passagierin. Beide über 40, er aber älter. Er saß vor dem TV, sie kam von hinten im Bus nach vorne, um sich ihr Mc-Donalds-Essen zu holen (lag vor mir auf dem Sitz). Er bot ihr wohl den Platz neben sich an (direkt vorm TV, super Platz!), sie ihm im Gegenzug ein Teil des Menüs. Sie schmachtete ihn nach einer Zeit an, das war ja widerlich und beschämend für mich als Frau. Er lag machohaft mit den Armen in seinem Nacken auf dem Sitz, sie lachte laut und legte sich nach einer Weile auf seine Brust. Irgendwann nahm er sie dann in den Arm und nach wieder einer Weile schlabberten sie sich dann ab. Und ich saß direkt daneben. Als es dunkel wurde, hatte ich Angst, dass da noch mehr vor sich geht. Glücklicherweise waren beide wohl zu müde (oder hatten wenigstens ein bisschen Scham).

Santa Elena

Es wurde dann doch bereits 2 Uhr, als wir Santa Elena erreichten. Ich hatte zwei Optionen: versuchen wach zu bleiben um Kohle für eine Übernachtung zu sparen oder nachts in einer mir unbekannten Stadt eine billige Bleibe finden. Ich lief aus dem Busbahnhof heraus und wurde von einem Taxifahrer angequatscht. Ich fragte ihn nach einer billigen Bleibe, er meinte gleich die Straße weiter runter. Er könne mich hinfahren. Ich: „Tengo no dieniero.“ (Habe keine Kohle). Er: macht er gratis. Natürlich war ich mal wieder mehr als skeptisch, entschied mich aufgrund meiner Müdigkeit aber für den Deal. Wir fuhren los und er laberte mich auf Spanisch zu. Ich verstand soviel, dass er mir anbot, bei sich zu pennen. Ich war mir nicht sicher, warum. Wollte er freundlich sein, etwas Kohle machen? Als dann jedoch seine Hand für meinen Geschmack zu lange auf meinem Knie liegen blieb, wurde mir mulmig. Ich lehnte ab und nahm seine Hand wenig geschmeidig von mir. Gedanke im Kopf, dass mein Messer gut verpackt im Rucksack im Kofferraum liegt.
Wir kamen am Hotel an. Alle Zimmer belegt. Mist. Weiter zum nächsten Hotel. Taxifahrer blieb anständig. Zweites Hotel Zimmer frei, ich raus aus dem Taxi und rein ins Hotel.
Zimmer bezahlt, bettfertig gemacht und versucht zu schlafen. Meine Müdigkeit war weg und als ich nachts aufs Klos musste, huschte eine Kakerlake vom Nachbarbett. Ich hätte einfach wach bleiben sollen.

Nach meiner recht schlechten Nacht im Absteige-Hotel habe ich mir am nächsten Morgen einen guuuten Cappucchino im Coffee-Shop gegönnt. Dort habe ich dann auch mit Karlo geschrieben, was denn los sei. Er hätte mir geantwortet, hat kein Aut (dachte ich mir schon). Ich könne aber an diesem Tage zu ihm kommen. Gesagt getan, da ich aber einmal in Santa Elena war, schaute ich mich dort um. Touris kommen hier vor allem wegen der Insel Flores her, die über eine Brücke mit Santa Elena verbunden ist. Die ist aber nicht soooo schön, wie ich erhofft hatte.
Auffällig ist, dass hier die ganzen Männer am Rad drehen. Jeder pfeift mir hinterher, macht einen Machospruch oder versucht sonst irgendwie meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Was ist denn hier nur anders als in anderen Orten Guatemalas?
Blick auf Flores

in den Straßen Flores´


Ich bin dann mit einem Shuttlevan nach El Remate gefahren. Eine sehr gute Entscheidung. Auch El Remate liegt am See, ist aber noch viel bezaubernder als Flores. Ländliche Idylle, kaum Touris und super klares Wasser.

Ich bin zum Haus gelaufen, in dem Karlo wohnt. Ein Künstlerhaus. Er selbst macht eine Art Rechtschreibkorrektur für´s Ministerium, sein Freund ist Künstler. Wir verbrachten den Sonnenuntergang auf dem Steg am Wasser. 


Später saßen wir noch in gemütlicher Runde (zwei weitere Surfer aus Frankreich dabei) in der Küche. Ich verabschiedete mich halb zehn, um ins Bett zu gehen. Die Nacht zuvor war zu schlecht und wir wollen am nächsten Tag früh raus, um Yaxha zu erkunden.
Ich schlief in einer offenen Strohhütte im Bett unter einem Moskitonetz. Herrlich.

Halb sieben stand ich auf. Karlo und die Franzosen waren schon munter. Sie wollten nach Tikal. Sowohl Tikal als auch Yaxha sind alte Mayastätten, wobei Yaxha die ältere aber wenig bekanntere und kleinere von beiden ist. Nach Tikal gibt es dutzende arrangierte Tagesfahrten, nach Yaxha gibt es kaum Transportmöglichkeiten. Und dennoch entschied ich mich für Yaxha. Annemarie hatte mir das empfohlen. Yaxha sei weniger touristisch, günstiger und eine kleinere Version von Tikal. Das Areal von Tikal ist an einem Tag kaum zu Fuß ablaufbar. Zudem sind die Temperaturen hier so dermaßen drückend, dass die Entscheidung einfach fiel.

Karlo und ich trampten. Hatte er bereits mehrere Male erfolgreich gemacht. Für die erste Strecke hatten wir auch schnell eine Mitfahrgelegenheit gefunden (knapp 37km zum Straßeneingang Richtung Yaxha). Doch dann hieß es laufen. Laut Mappe sind es 11 Kilometer von der Hauptstraße zur Stätte. Elf Kilometer Landstraße mit Anstiegen und Abstiegen. Die heißen Temperaturen ließen stetig die Schweißperlen über unser Gesicht laufen. Bei jeder größeren Anstrengung wie bei einem Anstieg konnte ich meinen Puls spüren. Nur vier Autos kamen uns auf der ganzen Strecke entgegen, nur eins hielt an, um uns für ca. 700 Meter mitzunehmen.

Und dann kamen wir nach 1 ½ Stunden am Kassenhaus an. Euphorie. 40 Quetzales für Karlo, 80 für mich (ca. 8 Euro). Was wir nicht wussten: wir mussten noch einmal mehr als 30 Minuten laufen, bevor wir wirklich an der ersten Pyramide ankamen. Ich verfluchte alles mögliche.

Bevor wir das Areal erkundeten machten Karlo und ich eine kleine Pause beim Kartenkontrolleur. Nach ein bisschen Smalltalk ging es los. Yaxha wurde 750 n. Chr. errichtet (nicht so alt wie die Tempelanlagen in Mexiko, dafür aber auch nicht so restauriert). Anfangs war ich etwas enttäuscht, da ich nach all den Strapazen und der Schwärmerei von Annemarie mehr erwartete hatte. Doch dann sind wir auf eine Aussichtsplattform gestiegen (150 Stufen) und konnten wilde Affen beobachten. Ihre Rufe, die denen von Löwen ähnelten, schallten weit durch die Baumkronen.
Wir hatten zudem einen grandiosen Ausblick und da es gerade Mittagszeit war, machten wir schließlich eine kleine Siesta. 
Affentheater


 










Am Ende haben wir noch den größten Tempel erklommen (36 Meter hoch). Wir setzten uns auf antike Stufen, das Mayareich unter uns betrachtend. Die Sonne brannte erbarmungslos, es gab nur vereinzelt Wolken. Und dann auf einmal regnete es ein paar Tropfen. Ich schaute nach oben und wunderte mich, woher die kamen. Kaum auf der Haut, schon fast wieder getrocknet. Aber es wurde nicht mehr. Die perfekte Erfrischung.
 

Bevor wir den weiten Weg zurück Richtung Hauptstraße anpeilten, machen wir noch eine kurze Pause. Schlechtesten Falls hätten wir die 11km wieder zurücklaufen müssen. Die ersten fünf Kilometer zehrten bereits an unserer Geduld, unserem Körper (mein Zeh machte ich wieder bemerkbar) und unserer Stimmung. Nach einer erneuten Kurzpause kamen zwei Motorräder. Ich scherzte, dass die uns ja mitnehmen könnten. Und so sollte es auch kommen.

Erleichtert und beflügelt wurden wir an der Hauptstraße heruntergelassen. Keine 3 Sekunden später hielt auch schon der nächste Pick-Up, auf dessen Ladefläche wir bis fast zum Ziel gebracht wurden.
Insgesamt sind wir an diesem Tag 20-25 Kilometer gelaufen.
Der Sprung in den See war der perfekte Abschluss des Tages. Das Pärchen aus Frankreich hatte es ebenso erfolgreich geschafft, nach Tikal zu trampen. Sogar mit sehr viel weniger Laufaufwand.
Trotzdem waren wir alle ziemlich müde und gingen wieder mal früh ins Bett.

Mit neuer Energie bin ich am Morgen mit Karlo Kayak gefahren und anschließend noch etwas schwimmen gewesen, bevor wir zusammen am Mittag zurück nach Santa Elena getrampt sind.
Ich muss hier leider noch eine Nacht schlafen, da mein Bus nach San Salvador 6 Uhr morgens abfährt und es zu dieser Zeit noch keine Verbindung zwischen El Remate und San Salvador gibt.

Macht aber nichts, so konnte ich noch einmal einkaufen gehen, das Internet benutzen und hatte Zeit, die Erlebnisse Guatemalas zu verfassen.


FAZIT

Guatemala (GS mal etwas einzeln betrachtet) hat es unter die Top 3 meiner bisherigen Lieblingsländer geschafft (neben Bhutan und Papua-Neuguinea). Ich hatte solch ein Glück mit den Gastgebern, den Unterkünften der Gastgeber und den Orten, die ich für meinen Kurzaufenthalt erwählt habe. I am in love with Guatemala.

Montag, 19. Mai 2014

Arriba Mexiko!

Hach wie schön. Nach eineinhalb Monaten endlich wieder Zivilisation: funktionierender öffentlicher Verkehr, Fast Food und Shoppingcenter. Die letzten beiden habe ich nicht in Anspruch genommen, aber ich war schon froh, dass ich es hätte machen können.
Mein befürchteter Jetlag durch das Überqueren der Datumsgrenze (ich bin am 13.5. 21-50 Uhr losgeflogen und kam nach 10 Stunden Flug am 13.5. 13.30 Uhr in Los Angeles an, im Anschluss nach 5 Stunden Wartezeit in LA noch einmal etwas mehr als 3 Stunden Flug und noch einmal zwei Stunden Aufschlag an Zeit, also Ankunft in Mexiko 23.56 Uhr am 13.5.2014) blieb aus. So wurde mir ein Tag des Reisens geschenkt, wohoo :)
LA aus der Vogelperspektive

Mein Gastgeber hat mich vom Flughafen abgeholt, dann haben wir noch etwas gequatscht und sind ins Bett. Am nächsten Tag bin ich voller Tatendrang auf ins Zentrum. Vorher noch kurz einen Abstecher zu einem Hostel, um einen Stadtplan zu besorgen und dann konnte meine Erkundungstour losgehen. Kirchen, Museen, historische Gebäude und Plätze- ich habe alles mitgenommen, was ging. Dazu gab es mexikanisches Essen von der Straße, frische Säfte und Sonnenschein. In Mexiko Stadt ist alles recht günstig, da bekommt man eine ganze Ladung geschälter Mangos für ca. 80 Cent, einen frisch gepressten Saft für 65 Cent und das Essen auf der Straße kostet auch nicht viel mehr (schmeckt aber fantastisch). Wunderbar.
leider mit viel Koriander (ich hasse Koriander)



Regierungsgebäude

Kirche
Postgebäude innen


Nach einem Kirchenbesuch habe ich einen Lolli in die Hand gedrückt bekommen. Damit gleich ein kleiner Ausflug zur mexikanischen Esskultur: es gibt immer und überall gutes und günstiges Essen. Mir fiel auch auf, dass Leute ständig am Essen sind. Und dementsprechend sehen auch die Körper aus. Ich würde schätzen, dass sicher 70% der Mexikaner in Mexiko Stadt übergewichtig sind (der Rest sind Touristen, ha ha). Kein Wunder, wenn das erste, was einem im Zoo begrüßt, ein Eisstand von Mc Donalds ist... Jedenfalls habe ich mich überdurchschnittlich schlank gefüllt. Und überdurchschnittlich groß, überrage ich vor allem die Frauen um 1-2 Köpfe. Das ist leider auch der Grund, warum ich keine Schuhe kaufen konnte (so günstig sie auch waren: 3,50 Euro). Die Mexikanerinnen scheinen Puppenfüße zu haben.

Dafür riecht aber jeder gut. Wenn nicht nach Parfüm, dann nach frisch gewaschener Wäsche. Eine echte Wohltat nach Papua-Neuguinea ;) Noch eine Erkenntnis: mexikanische Pärchen scheuen sich in der Öffentlichkeit nicht, ihre Zuneigung zu bekunden – in jedem Alter!
Mit meinem Englisch komme ich hier übrigens kaum weiter: weder die Kassendamen an touristischen Zielen wie einem Aussichtsturm oder dem Zoo sprachen Englisch, noch Kartenverkäufer der Metro oder sonst wer. Ausgezeichnet, ich habe also gar keine andere Wahl als meine spärlich angeeigneten Spanischkenntnisse aus Studienzeiten anzuwenden. Bis jetzt klappt das auch mehr oder weniger... (zum Glück hat mein Gastgeber Englisch gesprochen).

Am ersten Tag habe ich gut 20 Kilometer zu Fuß zurückgelegt.
Mexiko aus der Vogelperspektive

Palacio de Bellas Artes


Vollmooond

Am zweiten Tag wollte ich es ruhiger angehen lassen. Ein Ausflug zum Park, angrenzenden Zoo und eins zwei Museen waren eingeplant. Alles ohne einen Cent zu bezahlen. Denn in manchen Museen erhalten international Studierende gratis Eintritt und der Zoo ist generell kostenlos. Dafür wird man am Eingang auf Essen kontrolliert, was strengstens verboten ist. Leider war der Besuch nicht soo toll, da die Anlagen zum Teil recht klein waren.

"Kunst"

im Park..

im Zoo
An diesem Tag kamen noch einmal gut 10 Kilometer Weg dazu. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch festgestellt, dass meine Kniekehlen schmerzen (hatte ich immer mal, wenn ich sehr weit laufe) und meine Zehen bei einer Anstrengung weh tun.


Am dritten Tag bin ich zusammen mit Adrian, meinem Gastgeber, zur historischen Stätte Teotihuacan, ca. 40km außerhalb der Stadt. Die Stätte gilt als erste Ansiedlung von Menschen in diesem Raum vor 2400 Jahren, zu Spitzenzeiten lebten dort 175 000 Menschen. War schon beeindruckend und recht anstrengend, die über 200 Stufen des Tempels zu erklimmen (wieder bei strahlender Sonne). Hat sich gelohnt!














Am letzten Mexiko-Tag wollte ich mit Adrian zu einem lokalen Markt, der musste aber ausnüchtern, weshalb ich dann noch einmal zum Park gegangen bin. Meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Leute gucken und Eichhörnchen füttern. Dann bin ich noch einmal zum Zoo, weil ich am ersten Tag nicht alles geschafft hatte. 18.45 Uhr startete mein Bus gen Süden. Jetzt schmerzt nur noch mein linker großer Zeh, dafür aber verdammt doll bei jeder Bewegung (Sehnenscheidenentzündung?).


Nach 13 Stunden Fahrt bin ich in San Cristobal angekommen. Hübsches kleines Örtchen, auch hier gibt’s Subway, Burger King & Co. Die Stadt ist recht schnell erkundet. Ich habe dann noch einem Gottesdienst beigewohnt und mich auf die Suche nach einer Weiterfahrtsoption für den nächsten Tag gemacht. Die zweite Hälfte des Tages habe ich innen verbracht (im Hostel meines Couchsurfinggastgebers), da es wie aus Eimern geregnet hat.







Ich habe die Wetterprognose für meine kommenden Städte angeschaut und bin jetzt niedergeschlagen. Jeden Tag Regen die nächsten 9 Tage. Da wird sich Guatemala ja von seiner besten Seite zeigen...

Morgen geht es dann mit einem Privatshuttle (für umgerechnet 17 Euro) 8-10 Stunden nach Panajachel in Guatemala. Dort hab ich auch eine Couchsurfing-Unterkunft sicher *freu*

Nächster Halt: Guatemala!

Saludos,

Caro