"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Montag, 30. Juni 2014

Höhen und Tiefen in Peru – 11 Tage reisen mit meiner Mutter

Wo fange ich nur an...es ist sooo viel passiert die letzten zwei Wochen!
Ich war einen Tag vorher angereist, damit am Tag der Anreise meiner Mum nichts schief geht und ich sie abholen konnte.
Natürlich habe ich noch einmal couchgesurft. Aber die Stimmung war nicht ganz so prima. Mir ging es nicht so gut (Magenkrämpfe) aber der Host hatte erwartet, da Samstag Nacht, dass wir zusammen einen drauf machen. Ich habe mich schließlich auf die Alternative Bar; er Pisco Sour (Nationalgetränk Perus aus Traubenschnaps mit Limette und Eiweiß), ich Tee, geeinigt. Livemusik hat mich von meinen Unwohlsein abgelenkt.
Gegen halb drei waren wir in seiner Wohnung (die dafür recht schön war).

Die Chemie hat also nicht so gepasst aber wir konnten beide damit umgehen und haben drüber gesprochen. Was mich noch gestört hatte: er hasst Busfahren. Deshalb wollte er überall hin ein Taxi nehmen, was ja auch gleich 5 Mal so teuer wie ein Bus ist. Und ich sollte mitbezahlen. Da mussten wir auch Kompromisse schließen (mal Bus, mal Taxi).

Mein erster Besuch im vom Internet aus gebuchten Hotel für die erste Nacht in Lima mit meiner
Mum: herrje. Hier wird sie nicht bleiben wollen. In den Straßen roch es nach Urin, eine nackte Frau lief mir über den Weg (später auch noch einmal als ich mit meiner Mum die Straßen entlang ging). Zwar lag das Hotel super zentral im historischen Zentrum. Aber wusste ich nicht, dass dieses Viertel als kriminell und gefährlich gilt. Als ich mit meiner Mum abends dort ankam (ich hatte sie mit einem Begrüßungszettel vom Flughafen abgeholt), war ein Polizeiaufgebot in unserer Straße. Und zwei bis drei Prostituierte. Super erster Eindruck.

Die Straße in der sich das Hotel befand

Ob nun aus Wohlwollen, Müdigkeit oder Verzweiflung, meine Mum ist wenigstens für die erste Nacht mit dort geblieben. Wir gingen früh zu Bett, hatte Mutsch eine lange Anreise hinter sich.
Das Frühstück war einfach, aber wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es noch einfacher gehen würde in Peru. Es gab flache Brötchen, Marmelade, Butter, Rührei, Kaffee und frisch gepressten Saft. Ich suchte nach dem Frühstück online nach einem besseren Hotel, als das Kindergeschrei in Kombination mit dem Stöhnen eines Pärchens im Nachbarhaus meine Mutter überforderten und sie auf´s Zimmer flüchten musste. Toller Einstieg.

Wir ließen unser Gepäck im Hotel, um wenigstens das nahe gelegene Stadtzentrum zu erkunden. Es ist gerade Winter in Peru, über Lima liegt ein Dunstschleier, der die Stadt trist und grau erscheinen lässt. Das alte Stadtzentrum mit diversen Einkaufsmöglichkeiten hat Mutsch dann aber doch gutmütig gestimmt. 
 



 









Als es um die Frage des Mittagsessens ging und ich sie in ein lokales Restaurant schleppte, meinte sie
nur „wir hätten auch bei Mc Donalds essen gehen können“. Nicht mit mir :D Beziehungsweise nicht jeden Tag. Mutsch sollte ja auch etwas landestypisches kennenlernen. So gab es zwar ein „Menü touristico“ für uns beide, jedoch mit nationalen Speisen. Als Vorgerichte gefüllte Avocado und Kartoffel mit einer typischen Sauce, als Hauptgericht für Mutti Huhn mit Reis und für mich Rindergeschnetzeltes mit Reis.



Auf dem Hauptplatz war gerade eine Demonstration der weiblichen Polizisten. Davon war Mutsch recht begeistert weil die Damen nämlich getanzt und gesungen haben und alles Pepp hatte. Am Abend wollten wir im neuen Hotel einchecken, welches ich online herausgesucht hatte. Aber die verlangten vor Ort mehr Geld für das Zimmer als hätte ich es online gebucht. Deshalb entschlossen wir uns für eine Nacht ins nebenan gelegene Hostel zu gehen. Ja, ich zusammen mit meiner Mum im Hostel. Aber wir hatten ein Einzelzimmer und eigenes Bad ;)
Für die nächsten drei Nächte buchte ich uns online in das andere Hotel im Touristadtteil Miraflores ein.



Wir hatten von Miraflores aus dann noch einen Tagesausflug zu den Islas Ballestas gebucht. Hieß: 3 Uhr am Busbahnhof sein, 3.30 Uhr fuhr der Bus vier Stunden nach Paracas. Von dort aus haben wir um 8 eine Bootstour zu den Inseln gemacht. Plakate und Fotos versprachen eine Artenvielfalt an Tieren: Seelöwen, Pinguine, diverse Vögel und mit etwas Glück Delfine und sogar Wale. Die Realität sah leider etwas anders aus...





Zuerst ging es zu einem Felsen, auf dem ein mysteriöses Bildnis gezeichnet war. Angeblich sei es mindestens 150 Jahre alt und niemand wüsste, wann es wodurch entstanden sei. Dass es nach dieser langen Zeit immer noch sichtbar ist verdankt es dem Wetter: in und um Paracas ist Wüste, laut Guide die trockenste der ganzen Welt. Jährlich fallen nur 22 Millimeter Wasser. Deshalb sei die Zeichnung so gut erhalten. Meiner Ansicht nach hat irgendein schlauer Kopf das Bildnis in den Hügel gemalt, um den Touristen einen Anhaltspunkt mehr auf diesem Ausflug zu bieten...


Im Anschluss ging es zur eigentlichen Hauptinsel und ich war mehr als enttäuscht: wir haben vielleicht 4 Seelöwen gesehen und ein paar Vögel. Nichts von mit Tieren überquellenden Felsen. 4 Seelöwen und ein paar Vögel. Ich fragte nach den Pinguinen und Delfinen. Sei nicht die Saison für. Hatte uns natürlich niemand vorher gesagt. Aber viel toller sei doch, beobachtet haben zu können, wie eine Fledermaus versucht hat, von einem Seelöwen Blut zu saugen. So etwas habe der Guide in seinen 13 Jahren Amtszeit noch nie gesehen. Mich hat es nicht geflasht. 

Seelöwe Nr. 1


Seelöwen 2&3

Grummelig und leicht verärgert (ich zumindest) fuhren wir zurück zum Festland. Und dann, schon
innerlich einen Haken an diesen Ausflug gemacht (den ich meiner Mutter vorschlug und der nicht gerade günstig war), sahen wir entfernt noch Delfine. Na wenigstens etwas! Und die Promenade von Paracas war ganz okay. Mutsch und ich gönnten und noch einen frischen Fruchtsmoothie bevor es mit de Bus zurück nach Lima ging.

Am letzten Tag hatten wir uns das Kunstmuseum angeschaut, auch eine Enttäuschung. Die oberste Etage war wegen einer Renovierung geschlossen und in den drei unteren Räumen gab es
neumodische politisch angehauchte Kunst zu bestaunen und antike Keramik. Naja wenigstens war der Eintritt durch die Renovierung recht günstig. Gegen meine Erwartung war meine Mum nicht so sehr vom Katzenpark begeistert wie ich. Mitten in Lima gibt es eine Grünfläche, auf der dutzende Katzen von der Regierung „angesiedelt“ wurden. Sie sollen (laut Cs-Host) die Vögel vom Park fernhalten. Die Katzen sahen recht gepflegt aus, man kann sogar Adoptionen übernehmen. Trotz der Katzenliebe meiner Mum war sie dagegen, dass ich die Mietzis anfasse (aufgrund der Tatsache, dass ich mich nicht gegen Tollwut habe impfen lassen war das vielleicht ganz clever). Den Rest des Tages verbrachten wir noch mit etwas Bummeln und einem kleinen Herzstillstand. Denn als wir zurück im Hotel ankamen, bemerkte ich erst, dass mein Rucksack weg war. Mit meinem Portemonnaie, Reisepass und Kamera. Ich rannte zu dem letzten Laden, in dem wir nach einer Tasche geschaut hatten, zurück. Und gottseidank stand mein Rucksack noch genau da, wo ich mich hingesetzt hatte um auf Mutsch zu warten. Unsere Herzen konnten weiterschlagen...
Der Abend endete mit einem Pisco Sour, den wir dann dringend nötig hatten...


Ortswechsel und Krisenstimmung


Am 20. Juni sind wir dann mit einem Inlandsflug nach Cusco geflogen. Und das war eine ganz schöne Umstellung. Zum einen, weil Lima auf Meereshöhe liegt (um die 100m ü M.) und Cusco knapp 3400 Meter über dem Meeresspiegel. Da bleibt einem erst einmal die Luft weg. Zum anderen, weil es hier trotz der vielen Touristen etwas authentischer ist, als im modernen Lima. Heißt im Klartext: arme Leute auf der Straße, Dreck, Gestank, Getümmel. 




Wir hatten uns in einem Hotel eingebucht, eigentlich für zwei Nächte. Vor Ort aber sagte man uns, dass nur die erste Nacht ein Zimmer frei wäre. Also hieß es wieder umschauen nach einer neuen Bleibe. Im Gegensatz zu Lima sind die Preise in Cusco im Verhältnis was man dafür bekommt überhaupt nicht gerechtfertigt. Andererseits zahlt man für zwei Einzelbetten oder ein Ehebett den gleichen Preis, in Lima waren zwei Einzelbetten teurer.

Jedenfalls auf dem Weg von Hotel zu Hotel (meine Mutsch ist da etwas wählerisch gewesen, muss man aber auch verstehen, ist ja quasi ihr Jahresurlaub) blieb der Mum auf einmal die Puste weg. Und die Nerven waren auch verschwunden. All die Eindrücke, die Probleme mit der Höhe (Herzrasen und flache Atmung) und der ständige Hotelwechsel waren zu viel auf einmal. Mutsch wollte heim, am liebsten sofort. Zum Glück konnte ich sie irgendwie beruhigen, ich war mit der Situation überfordert. Das hatte ich nicht erwartet.

In Cusco wird gerad Stadtjubiläum gefeiert, hier ist jeden Tag etwas anderes los. Ein Feuerwerk minderte die Enttäuschung von Cusco etwas. Und die strahlende Sonne tagsüber erheitert auch das Gemüt. Sobald diese allerdings weg ist (ab 18 Uhr), wird es bitter kalt (3-4 Grad).
Parade




Wir gingen zum Hotel zurück und ich machte mich am nächsten Morgen zu den umherliegenden Hotels auf. Es war nur für eine Nacht, da wir die folgenden zwei auswärts in Richtung Machu Picchu verbringen wollten. Ich machte von jedem Zimmer Fotos und Mutsch sprach natürlich das teuerste an. Ich verhandelte von 65 auf 55 Dollar/ Nacht (angeblich 3-Sterne-Hotel). Doch auch mit dieser Wahl griffen wir ins Klo. Dreckige Handtücher, das Telefon funktionierte nicht, was wir feststellen mussten, als ich bei der Rezeption durchrufen wollte, weil das Wasser nicht heiß wurde. Also musste ich durch zwei Gebäudekomplexe und habe das Problem gemeldet. Heißes Wasser hatten wir am Abend dennoch nicht. In diesem Hotel hatte ich übrigens festgestellt, dass mein Netbook fehlte. Vor lauter Ortswechsel hatte ich es im anderen Hotel vom Vortag im Zimmer liegen gelassen. Zum Glück hatte man es an der Rezeption hinterlegt. Wieder ein kleiner Herzstillstand mehr...

Das Frühstücksbuffet im neuen Hotel war lächerlich. Keine Messer, die Butter ranzig, fleckige Äpfel in Walnussgröße, eine sich bereits rollende Scheibe Wurst, Obst vom Vortag, kalter Raum (anbei fragte mich Mutsch: „haben die eigentlich Heizungen in ihren Höhlen?“) und als ich nach Rührei fragte, kam die Angestellte 10 Minuten später aus der Küche um mir mitzuteilen, dass es keine Eier mehr gäbe und sie jetzt welche kaufen ginge. Ich verzichtete.

Demnach mussten wir erneut ein anderes Hotel suchen, in dem wir die letzten zwei Nächte nach Machu Picchu bleiben wollten und wo wir unser Gepäck unterbringen konnten. Als es um die Bezahlung im Hotel San Pedro ging erzählte ich der Dame an der Rezeption dass ich nicht den vollen Preis zahlen werde aus eben diesen Gründen und sie bot mir an, nur 30 Dollar zu zahlen. Hatte die Sache wenigstens noch was Gutes...
Kirche am Plaza de Armas


Kathedrale

Mit dem neuen Hotel waren wir beide zufrieden, Mutti mit dem Zimmer und ich mit dem Preis (110 Soles pro Nacht mit Frühstück). Und der Angestellte war auch super nett. So konnten wir ruhigen Gewissens Richtung Machu Picchu aufbrechen. 


Auf dem Weg zum heiligen Berg

Da gibt es diverse Möglichkeiten, zum Berg zu gelangen. Die günstigste: Trekking. Ausgeschlossen. Variante 2: 7 Stunden Busfahrt dann Zug oder alternativ 2h laufen. Variante 3 (die teuerste und bequemste): Busfahrt 1 ½ Stunden, dann Zug 1 ½ Stunden. Wir nahmen Tor 3.
Ich hatte alles selbst organisiert, um da wenigstens etwas Geld zu sparen. Wir übernachteten eine Nacht in Ollantaytambo, das selbst bekannt ist für seine Ruinen. Dieses Mal war das Zimmer äußerst schön und Mutti glücklich. Wir liefen im Ort entlang und kletterten etwas auf einen Berg hinauf, um einen kostenloses Blick auf die gegenüberliegenden Ruinen (Eintritt knapp 20 Euro) zu erhalten. Ich wusste nicht, dass Mutsch derartige Probleme mit unbefestigten Abhängen hat. Deshalb blieb sie etwas weiter unten und ich kraxelte noch ein bisschen hinauf. 
in Ollantaytambo
gegenüberliegende Ruinen


Gegessen hatten wir wieder ein „Touristenmenü“, bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Saft für umgerechnet 3,50 Euro pro Person. Natürlich war Mecker-Mutti wieder einmal skeptisch. Sitzen keine Leute im Restaurant, muss es ja schlecht sein. Und dazu dieser Preis! Es war allerdings auch bereits 15 Uhr. Wir bestellten Suppe, die schon einmal sehr delikat war. Aus ihrer Skepsis heraus entschied sich Mutsch für Spaghetti, ich wählte Hühnergeschnetzeltes mit Reis. Als die Speisen kamen, bereute meine Mum ihre Wahl. Es wird doch ;) 
im Hinrerhof vom Restaurant

Am nächsten Morgen mussten wir 6.50 Uhr am Bahnhof sein. Ich hatte mich aufgrund des Preises und der zu erwartenden Touristen für den zweiten Zug entschieden. Die Zugfahrt an sich war schon äußerst schön. Zu landestypischer Panflötenmusik fuhren wir an schneebedeckten Bergen vorbei, entlang eines Flusses. Ein Getränk war inklusive.



In Aguas Calientes angekommen machten wir uns auf zum Hotel, welches ich am Vortag online gebucht hatte. So früh war noch kein Zimmer frei, aber wir konnten unsere Sachen vor Ort einschließen. Mit einem Kleinbus (30 Personen) ging es hoch zum Eingang (30 Minuten Fahrt, 7,50 Euro/ Strecke-die müssen sich dumm und dämlich an den Touris verdienen!).
Schnell noch einmal auf´s Klo (gibt’s in den Ruinen selbst nicht mehr) und dann auf den Wow-Effekt gewartet. Doch der blieb bei uns beiden aus. Es waren bereits recht viele Leute unterwegs, als wir ankamen (ca. 10 Uhr). Von spiritueller oder mystischer Atmosphäre keine Spur. Aber dennoch recht interessant!





viel Betrieb!

Dank an dieser Stelle an Uwe für das Shirt!

































Die Sonne knallte und wir hatten die Sonnencreme schön im Hotel gelassen. Hatten wir nicht erwartet, auf 2400 Metern Höhe solch eine Wucht der Sonne zu verspüren (in Cusco auf 3400 Metern war es nicht so warm). Mutsch hatte wieder Probleme mit der Höhe und den Abhängen. Deshalb bin ich dann allein zum Sonnentor gelaufen. 300 Höhenmeter in 30 Minuten. Recht anstrengend, weil es zudem noch in der vollen Mittagshitze war. Aber der Aufstieg hat sich gelohnt, vom Intipunku hat man einen tollen Ausblick auf die gesamte Anlage.
Von dort konnte ich entfernt auch beobachten, wie ein junger Mann vor seiner Freundin auf die Knie ging und ihr einen Hochzeitsantrag machte...


Als wir dann zusammen einen Tempel überqueren wollten, war Mutti wieder Übel, als sie sah, wie es auf der anderen Seite hinabging: nämlich direkt an ner Steilwand entlang ohne großartig sichernde Befestigung. Im richtigen Moment tauchte da dieser Guide auf, der auch deutsch sprach und meiner Mum Mut machte, dass sie das schaffe. Zusammen mit seiner Überzeugungskraft und meiner helfenden Hand haben wir dann auch zusammen diesen Teil geschafft (mich ziehen ja Abgründe magisch an ;) ).
Schritt für Schritt..


Wir haben insgesamt etwas mehr als vier Stunden auf dem Machu Picchu verbracht und mir hat es dann auch gereicht. 



Wieder unten im Ort Aguas Calientes angekommen, sind wir auf Nahrungssuche gegangen. In einem recht feinen Restaurant gab es Menüs zu recht normalen Preisen. Was ich im Vorfeld schon erlesen hatte war, dass man in diesem Ort gern versucht, die Touristen mit Preisaufschlägen (Steuern und Servicegebühr) abzuzocken. Ich fragte deshalb gleich am Anfang, ob der genannte Preis auch der Endpreis sei. Und die Kellnerin bestätigte. Dann kam die Rechnung und man wollte uns Steuern berechnen. Nach einer kurzen Ansage meinerseits war das aber ganz schnell wieder vergessen. Nicht mit uns :D
Das Essen war übersichtlich aber lecker.

Wir wollten dann unser im Internet reserviertes Zimmer beziehen aber als wir es betraten, wollten wir keine Nacht da verbringen. Es war neben einer Baustelle gelegen, offen zu allen Seiten (nachts wurde es ja kalt) und unter der Bettdecke befanden sich noch Haare vom Vorgänger. Wir also nach reichlicher Überlegung wieder raus und ein anderes Zimmer gesucht. Das war recht einfach und zudem noch günstiger.
Ich verstehe das System nicht, aber in Lima, Cusco und Ollantaytambo war es günstiger über Seiten wie booking.com ein Zimmer zu buchen. In Aguas Calientes war das vor-Ort-Einchecken günstiger.

Am nächsten Morgen ging es mit dem Zug wieder nach Ollantytambo und im Anschluss mit dem Van nach Cusco. Allerdings am Bahnhof, als es hieß, den Pass zu zeigen, stellte ich mal wieder fest, etwas vergessen zu haben: meine Bauchtasche mit Reisepass, Portemonnaie und Kamera. Ich muss sie mal wieder im Hotel liegen lassen haben. Und tatsächlich: sie hing über der Stuhllehne am Frühstückstisch. Ich habe während meiner gesamten Reisen nie etwas vergessen oder verloren. Aber da ich bei dieser Reise für mich und meiner Mutter die Planung und teilweise auch Verantwortung übernehmen musste, fehlte mir wohl die Konzentration an anderer Stelle...
Zurück in Cusco vertrugen wir dieses die Höhe etwas besser, haben aber immer noch gejapst beim Treppensteigen.

Wir sind in einem Restaurant um die Ecke Essen gegangen. Und wenn ich aus moralischen Gründen schon kein Meerschwein probieren konnte, so musste dieses Mal ein Alpaka dran glauben. Das Fleisch hat die Konsistenz von Schweinefleisch, aber den Geschmack von einer Mischung zwischen Rind und Hammel. Also recht stark im Aroma, aber nach den ersten paar Bissen durchaus schmackhaft!



Happy Ending?!

Am vorletzten Tag von Muttis Reise hat es gerade angefangen, ihr Spaß zu machen durch die überfüllten, stinkenden Straßen zu bummeln, als das passierte, wo wir nicht mit gerechnet hatten: wir wurden beklaut. In einer äußerst übervollen Straße standen wir vor einem Schmuckstand und wühlten uns durchs Angebot als Mum wenige Sekunden später feststellte, dass ihr Portemonnaie aus ihrer mit einem Reißverschluss geschlossenen Tasche geklaut wurde.
hier hats noch Spaß gemacht...




Ich hatte gehofft, dass es nach unserem Einkauf im Supermarkt aus ihrer Tasche gefallen war, aber auch nachdem wir den Weg diverse Male abgelaufen sind, keine Spur. Es wurde definitiv geklaut und das äußerst geschickt! Ich hatte immer auf unseren Rucksack geachtet und Mutsch immer auf ihre Jackentaschen. Ein Moment der Überraschung und weg war ihr Personalausweis und gut Bargeld. Noch ärgerlicher allerdings, dass sie es vorher noch woanders verstauen wollte. Allerdings hielt ich die Gesäßtasche ihrer Jeans nicht für sicherer.

Ich hab im Supermarkt nen Polizisten angequatscht, der uns dann zum Touristenpolizisten gebracht hat. Der sprach allerdings nur Spanisch und ich wusste nicht einmal, was Portemonnaie auf Spanisch hieß. Mit Mimik, Gestik und meinem Portemonnaie machten wir unsere Situation klar. Wir gingen zum Tatort zurück und befragten alle Händler ringsum, ob sie etwas gesehen hätten. Natürlich nicht.
Wir fuhren im Anschluss mit dem Polizeiauto zur Wache (ich musste andere Touristen um eine Übersetzung des Spanischen bitten, allerdings war deren Spanisch auch nicht viel besser als meins...). Jedenfalls schrieb ich auf der Wache alles detailgetreu auf. Der -endlich mal- englisch sprechende Beamte verfasste ein Protokoll auf spanisch. Ich fragte nach einer Kopie. Man legte mir einen Schnipsel vor. Name einer Bank und einen Betrag. Nachdem ich diesen eingezahlt hätte, würde ich eine Kopie erhalten. Wäre ein Foto davon erlaubt? Das ginge auch nicht. Das brachte mich zur Weißglut.
im Polizeirevier

Ich blöffte den Beamten an, ob es sein Ernst sei. Unser Bargeld wurde soeben geklaut und nun verlangte man eine Einzahlung für ein öffentliches Dokument von uns, was noch nicht einmal auf englisch verfügbar war. Natürlich hatte die Bank bereits geschlossen und wir sollten dann auch ein Taxi zurück zum Hotel nehmen. Aber dann stand doch noch das Auto, was uns hinbrachte (das Revier lag etwas abseits), zurück. Mutsch ist gleich ins Zimmer gegangen, ich hatte noch das Gefühl, mir den Tatort anschauen zu müssen. Ich hatte gehofft, dass der Dieb wenigstens den Personalausweis irgendwo hinwirft. Nach zwei Stunden erfolgloser Suche in jeder kleinen Ecke in der Dunkelheit gab ich schließlich auch auf.
Der Tag war gegessen. 

Mutschs letzten Tag wollten wir uns nicht vermiesen lassen. Wir sind noch einmal schön essen gegangen, haben Souvenirs geshoppt und es uns gutgehen lassen. Wir betrachteten die Lage so, dass unser gestohlenes Geld eine Spende ans Land war (obwohl wir zuvor gefundenes Kleingeld auch den Bettlern gegeben hatten). Und dass es auch hätte schlimmer kommen können, wenn zum Beispiel der Pass oder Kreditkarten weggekommen wären. Man muss halt immer (versuchen) positiv (zu) denken! Wer jetzt aber dennoch Mitleid mit uns hat, kann sich mit Sach- und Geldspenden gern privat bei mir melden *lach

Heimweh

Tja und dann war der Tag auch schon gekommen. Die Zeit mit meiner Mum verging viiiiel zu schnell. Aber es ist ja immer so, dass schöne Momente schneller vergehen, als schlechte. Jedenfalls brachte ich meine Mum noch zum Flughafen. Wir waren beide an diesem Tag recht ruhig. Als der Abschied dann sich näherte, wurde der Kloß in meinem Hals größer.
Ich sah sie durch die Sicherheitskontrolle gehen und bei mir kullerten die Tränen. Ich kann nicht einmal genau definieren, ob es „nur“ der Abschied meiner Mum war. Ich glaube da spielte auch Heimweh mit. Jetzt gerade findet das Kirschfest statt, DAS Highlight des Jahres in Naumburg. Dann heiratet noch meine Freundin und mein anderer Freund feiert seinen 30. Geburtstag. Und das alles wird ohne mich stattfinden. Weil ich es so will – oder wollte? Zehn Sekunden lang hatte ich mit dem Gedanken gespielt, kurzfristig abzureisen. Ich hatte genug. Genug von „aus-dem-Rucksack-Leben“, genug vom fehlenden Alltag, genug vom „wo werde ich morgen sein, wie komme ich dahin und wo werde ich schlafen“? Ich hatte bis zu diesem Augenblick nicht mal eine Unterkunft in Cusco.

Sollte dies das Ende meiner Reise sein? Ich saß den Laptop vor mir habend verheult am Boden des Flughafens, mit dem Blick auf die Sicherheitskontrolle, nur um sicher zu gehen, dass auch alles richtig lief. Ein Angestellter eines Cafés hatte wohl Mitleid mit mir und gab mir, ohne meine Nachfrage, das Passwort für das WIFI. So konnte ich mich wenigstens etwas ablenken.

Nachdem ich sicher sein konnte, dass Mutsch auch in Lima angekommen war, nahm ich den Bus zurück zur Innenstadt. Ich ging in das Café, in dem ich mit meiner Mum war. Saß in der Ecke und war sentimental wie nie. Ich fühlte mich allein. Der Amerikaner gegenüber von mir nahm das zur Kenntnis und bot mir ganz lieb Schokolade und eine Umarmung an. Ich saß dort eine Weile, auf eine Antwort von einem Couchsurfing-Host wartend. Ich hatte keinen Plan. Und dann kam eine Zusage. Und damit neuer Mut.

fancy ;)
Ich holte meinen Rucksack aus dem Hotel ab. Der nette Rezeptionist bot mir noch an, dass wenn es mit couchsurfing nicht klappen würde, ich im Hotel für knapp 10 Euro ein Einzelzimmer haben könnte. Was waren doch die Menschen alle nett zu mir an diesem Tag! Und es sollte gut weitergehen: Ich war mit Leo, meinem Host, auf einen Drink verabredet. Mit dabei war noch Linda, eine Deutsche, die die Nacht zuvor schon bei Leo schlief. Beide sind super nett. Wir gingen in ein fancy Hotel, wo die Übernachtung 500 Dollar kostet. Hier arbeitet Leo als Friseur. Das verschaffte uns noch einen Rabatt von 50% auf die Getränkepreise, die am Ende aber Leo übernommen hatte.

Am nächsten Tag zog ich mit Linda umher. Sie baute mich auch etwas auf und sprach mir Mut für meine letzten Monate zu. Ich kaufte mir ein Busticket für gestern Nacht nach Arequipa. Diesen Tipp hatte ich von ein paar deutschen Mädels erhalten, die wir auf der Polizeiwache kennenlernten, als wir uns dann aus versicherungstechnischen Gründen doch noch eine Kopie vom Protokoll holten. Sie waren von dieser Stadt begeistert und ich musste weg aus Cusco, war ich schon fast eine Woche hier (aber bis auf den Diebstahl hat es mir sehr gut gefallen). Im Fernseher vor dem Büro lief ein WM-Spiel, natürlich.

Meine letzte Nach in Cusco war toll. Ich hatte aus meinem mittlerweile Lieblingscafé in Cusco ein Feuerwerk gesehen, war mit Linda zu einem Gesangskonzert gegangen, Leo verpasste mit einen lang benötigten kostenlosen Haarschnitt zwischen Pasta-Kochen und Vorglühen. Und er hatte Eintrittsbänder für einen „Club“ besorgt. So zogen Linda, Leo und ich los. Leo wollte kurz nach Mitternacht aber bereits wieder nach Hause, sodass Linda und ich allein vor Ort blieben. Das ermöglichte wiederum einen Flirt ;)




Wir kamen nur schwer und spät aus dem Bett. Den Tag verbrachte ich mit Organisatorischem und Faulenzen. Am Abend verabschiedete ich mich von Linda und Leo und fuhr dann mit dem Nachtbus 11 Stunden von Cusco nach Arequipa. Ich dachte ich hätte einen super Griff gemacht, da ich mir den vordersten Platz im Doppeldeckerbus oben ausgesucht hatte. Hätte ich aber gewusst, dass es nachts so dermaßen kalt wird, dass alle Scheiben gefrieren, hätt ich etwas zentraler gesessen. Wenigstens hat keiner geschnarcht und ich konnte dank Schlafmaske etwas ruhen.

Jorge, mein neuer Host hat mich am Busbahnhof abgeholt und bisher habe ich heute, am Sonntag, nichts gemacht, außer gefaulenzt und diesen Eintrag geschrieben. Ich werd aber nachher noch ins Stadtzentrum schauen. Dann heißt es ab morgen: Hausarbeit schreiben! Ich habe es lang genug vor mir hergeschoben und nun ist die Zeit gekommen! Damit ich wenigstens meine letzten drei Monate unbekümmert umherreisen kann.

Also: volle Kraft voraus!



Allgemeine Feststellungen Peru:

-in jedem öffentlichen Raum hängen an der Seite die Anzahl der Personen, de für das Gebäude zugelassen sind. Im Flughafen Lima sind es über 5000.
-Kinderwagen sieht man selten auf der Straße, die Kinder werden eher in ein Tuch umwickelt auf dem Rücken herumgetragen (bei den Bordsteinkanten und Menschenmengen auch klüger)
-Peruaner müssen bei Hotelübernachtungen und anderen Dingen wie Bustickets 18% Steuer zahlen (Touristen nicht)
-die WM ist hier omnipräsent. Fernseher in jedem kleinsten Kiosk, auf der Polizeistation, aber nicht im Flughafen
-in Cusco werden Meerschweinchen in jeder Form auf/an der Straße verkauft: lebendig, roh und ohne Fell oder fertig geschmort. Ich konnte keins probieren, denn ich hatte Meerschweinchen als Haustiere.
-hier kann man super günstig und gut essen