Wie ich euch bereits beim letzten Mal erzählt
habe, war die Weihnachtsfeier für viele der Teilnehmer eher ein Treffpunkt zum
Essen. Nach diesem gab es auch noch diverse Sorten Alkohol, Plätzchen und
Kaffee. Was ich sehr amüsant beobachtete war, dass, sobald Beate (Chefin) außer
Sichtweite war, sich einige der Angestellten mit „Proviant“ eingedeckt haben.
Manche haben zuvor noch höflich gefragt, ob sie Muffins oder einen gewissen
Schnaps mitnehmen dürften. Andere wiederum füllten sich einfach Alkohol in
kleine Saftflaschen ab und stecken sich Muffins so ein.
Das Laya-Tours-Team bei der Weihnachtsfeier |
Diese Bilder sollen das Haus schützen |
Dieses Verhalten steht irgendwie absolut
kontrovers im Verhältnis zu Religion (Mahayana-Buddhismus in einer tantrischen
Form-> Wiedergeburt, Nirvana, Karma). Gläubige sollten nämlich keine Sünden
begehen. Dazu gehören u.a. lügen, stehlen, rauchen und auch Alkohol trinken
(diese Sünde nimmt man wohl nicht ganz so ernst).
Zur Religiosität eine kleine Anekdote aus
unserem Alltag:
Eines Tage seilte sich eine Spinne in der
Küche ab, genau über dem Geschirr. Ich habe die Gefahrensituation natürlich
sofort erkannt und die Mädels darüber informiert. Da ich weiß, dass Buddhisten
für gewöhnlich keine Tiere („aus Spaß“) töten, fragte ich, ob eine von ihnen
die Spinne nicht nach draußen bringen könnte. Da wurde echt kurz abgewogen, ob
man das wagen könnte, schließlich hätte die Spinne ihr zu Hause ja bereits in
der Küche. Aber man hat die Spinne nach draußen geschafft und ich bedankte mich
überschwänglich. Darauf die Antwort: Jetzt bist du zwar glücklich, weil die
Spinne weg ist. Dafür ist die Spinne draußen jetzt sicher traurig.
links lang |
und hier auch |
Bestimmte Gebäude umgeht man immer von der
linken Seite. Denn viele Dinge in der Religion besagen, dass alles mit dem Lauf
der Sonne (links->rechts) verbunden ist. Am Anfang habe ich dem Ganzen nicht
so viel Wichtigkeit zugemessen. Immerhin bedeutet diese Gehweise z.T. kleine
Umwege. Mittlerweile ist es aber so, dass auch ich immer links an bestimmten
Gebäuden vorbeigehe. Kann ja nicht schaden ;)
Der berühmteste Tempel Bhutans
Taktshang-Kloster im rechten Felsen oben |
Sonntag haben wir den Taktshang-Tempel (auch
als Tigernest bekannt) bestiegen. Bestiegen trifft es am ehesten, denn das
Kloster liegt ca. 800m über Paro in einem Felsen. Der Aufstieg war
beschwerlich. Ich immer noch erkältet mit laufender Nase auf zum Schluss 3000m
Höhe ohne großartige sportliche Aktivitäten in den letzten Wochen hatte schon
schwer zu atmen. Erstaunlicherweise war ich aber noch die Fitteste von uns
allen (5 Mädels und ich). Gut, meine Kolleginnen bewegen sich unter der Woche
von der Wohnung zum Büro und zurück. Kein Wunder also, dass eine von ihnen
bereits nach unserer Ankunft in der Wohnung über starke Schmerzen in den Beinen
klagte. Aber eins nach dem anderen:
steiler Weg |
Wir wollten eigentlich 7.30 Uhr das Haus
verlassen. Daraus wurde dann 8.15 Uhr. Noch ein paar Snacks eingekauft und dann
mit dem Taxi (7 Personen auf 5 Sitzen) zum Fuße des Klosters. Ankunft: 9.12
Uhr. Unten war es noch kalt. Die Sonne schien aber bereits bestens und je höher
wir kamen, desto mehr Kleidung konnten wir ablegen. Der Weg war uneben, kurvig,
staubig und zum Teil steil. Leute mit viel Geld und ohne Kondition können mit
Pferden den größten Teil des Weges zurücklegen (die armen Tiere). Choeden, eine
meiner Kolleginnen, erwähnte, dass es übrigens auch eine Sünde sei, auf den
Pferden den Weg zu beschreiten, denn die Tiere würden sich quälen.
Ausblick |
Halbzeit auf einer Ebene mit Gebetsmühlen. Für
mich Zeit für Fotos (ich hatte die Kamera des Chefs dabei) und für die anderen
beiden Mädels, die mit mir waren, warten auf den Rest der Gruppe. Nachdem sie
ankamen gab es ein zweites Frühstück (wir haben eine große Kanne Tee
mitgeschleppt). Die Mädchen teilten ihre Waren mit den pausierenden Pferden und
deren Treibern (anders kann man es nicht nennen). Das finde ich so bewundernswert
an diesem Glauben (zumindest denke ich, dass das der Hauptgrund ist, warum
viele Menschen hier so herzlich zueinander sind; siehe gutes Karma). Ich habe
es in Deutschland sehr selten erlebt, dass man irgendwo unterwegs auf Ausflügen
so schnell und selbstverständlich ins Gespräch mit anderen Reisenden kommt und
ohne Nachfrage sein Essen und Trinken teilt. Hier scheint das
selbstverständlich.
Halber Weg geschafft |
Nach der Pause ging es weiter bergauf. Der Weg
wurde enger und ging dann ab einem Punkt treppabwärts. Hier konnten wir bereits
einen Blick auf das Kloster werfen. Umwerfend. Es brannte 1998 bis auf seine
Grundmauern ab, wurde aber nach altem Vorbild wieder aufgebaut. Ich möchte mir
gar nicht vorstellen, wie die Menschen das so nah am Abhang erbaut haben. Ein
wirklich beeindruckender Anblick. Wir mussten uns etwas sputen, denn ab 13 Uhr
war Mittagsruhe und das Kloster würde für eine Stunde geschlossen werden.
Auf
dem Weg passierten wir noch einen Wasserfall. Aufgrund der frostigen
Temperaturen nachts lag zu dessen Füßen ein riesiger Haufen Schnee (den haben
wir auf dem Rückweg „näher untersucht“).
Schneemann :) |
Im Kloster mussten wir zu Beginn
Rucksäcke und Kameras abgeben (sehr schade!). Danach gingen wir in einer
bestimmten Reihenfolge in verschiedene Gebetsräume, vor denen man die Schuhe
ausziehen muss, bevor man eintritt. Es waren neun an der Zahl. Kleine und
größere, mit Holz-und Steinböden, mit Räucherstäbchen, Buddhaabbildungen und
weiteren religiösen Gegenständen.
In jeden dieser Räume beteten die Mädels
(gefaltete Hände von Kopf zur Brust in drei Schritten, danach auf die Knie
gehen und mit der Stirn den Boden berühren). Ich tat es ihnen teilweise gleich.
Nach dem Gebetsvorgang spendeten sie noch materielle Dinge wie Lampenöl,
Duftstäbchen und Geld. Die Besichtigung dauerte in etwa eine Stunde. Meine Füße
waren eiskalt.
Auf dem Weg zurück machten wir Halt an einer
kleinen Bude, einem Meditationsraum. Ein älterer Herr bot uns Tee an und gab
uns heißes Wasser für unsere Instant-Nudeln. Der perfekte Ort für ein
Mittagsmahl (inkl. Blick auf den Tigertempel).
Der Weg bergab war fast anstrengender als
bergauf, aber natürlich ging er schneller vonstatten. Unterwegs gab es dann
noch den letzten Rest Tee und Kekse. Ein paar finale Erinnerungsfotos gemacht
und dann runter zum Ausgangspunkt. Weil ein Taxi von hier doppelt so teuer wäre
(da Leerfahrt von Paro aus), entschieden die Mädels, dass wir noch ein Stück
laufen. Mir war das ganz recht, meinetwegen hätten wir den kompletten Weg
zurück laufen können (ich hatte ja auch keine Schmerzen ;)). Unterwegs hielt
aber ein Auto neben uns an. Choeden kannte den Fahrer, der uns ein Stück mit
Richtung Stadt nahm. Wir stiegen am Haus von Beate und Dorji aus, da im
Nachbarhaus ihre Haushälterin wohnt und wir zum Tee eingeladen waren. Ich erzählte
den Mädels, dass wenn wir uns dehnen würden, wir nicht so große Schmerzen am
nächsten Tag hätten. Gesagt getan und so habe ich in der guten Stube den
Vorturner gemacht. War sicher sehr witzig anzusehen! Ich jedenfalls hatte auch
am Tag danach keinerlei Schmerzen (obwohl der Auf-und Abstieg inkl. Pausen +
Besichtigung 6 Stunden gedauert hat).
glücklich zurück am Boden |
Die Überraschung des Tages war nach der
Ankunft im Haus, dass wir immer noch kein Wasser hatten (wie bereits am
Morgen). Sehr schön. Wir mussten also im Dunkeln manuell mit Eimern Wasser aus
den Tanks schöpfen. Dafür ging das Internet. Hier scheint beides gleichzeitig
aktuell nicht möglich zu sein...
Weihnachten in Bhutan
Unser Christbaum |
Zurück zum Thema Sitten und Bräuche:
Weihnachten habe ich mit Beate, Dorji, deren Haushälterin und wiederum deren
zwei Kindern verbracht. Am Weihnachtsmorgen hatte ich zum ersten Mal in meinem
Leben Brezn-Teig vorbereitet (gebacken werden mussten sie bei Beate, weil wir
in unserem Haus keinen Ofen haben). Also dafür, dass wir hier weder Messbecher,
noch Waage, noch Frischhefe aus dem Kühlregal haben waren sie sehr deliziös.
Ich hatte extra Brezn gemacht, weil Beate ja Bayerin ist und diese hier
vermisst. Dorji und Beate haben sich sehr gefreut.
Zum Mittagessen gab es Eierkuchen, die
Hauptmahlzeit gab es erst am Abend. Der 24. Dezember ist auch gleichzeitig
Dorjis Geburtstag. Als er das Haus verließ, um noch Beates Geschenk abzuholen,
hatte ich die Ehre, seinen Geburtstagskuchen mit Zuckerguss zu verzieren.
Beate, die Kinder des Hausmädchens und ich schmückten dann noch unseren
Tannenbaum, den Dorji und ein Helfer am Morgen aus dem Wald geholt hatten.
Im Anschluss begannen bereits die
Vorbereitungen für das Abendmahl. Dorji hat einen Truthahn aus Thailand einfliegen lassen. Ein
Prachtexemplar! Weil keiner von uns je einen zubereitet hatte, schauten wir im
Internet nach Rezepten. Da nicht alle Zutaten vorrätig waren, sind wir selbst
kreativ geworden (Füllung: statt Maronen getrocknete Feigen, statt Äpfel
Honigmelone). Ich hatte die Aufgabe, den Vogel in einem gewissen Abstand mit Öl
und Gewürzen zu bestreichen.
Zwischendurch kamen noch deutsche Gäste, die
gerade mit Laya Tours in Paro unterwegs waren, auf einen Kaffee vorbei. Als
Dorji wiederkam, feierten wir erst einmal seinen Geburtstag und schnitten den
Kuchen an. Danach ging es nahtlos mit der Weihnachts-Geschenkübergabe weiter.
Selbst ich bekam ein tolles Geschenk: eine Umhängetasche und ein Etui aus
Yakwolle sowie ein Schlüsselanhänger und Pin von Bhutan. Äußerst schön! Ich
selbst hatte neben den Brezn „nur“ einen selbstgebundenen Adventskranz,
deutsches Bier und Hallorenkugeln dabei.
Nach der Geschenkübergabe war es Zeit, das
Festmahl zu genießen. Und es war wirklich eins! Ich habe noch die Soße für den
Braten kreiert, das Hausmädchen Tshewang hat Knödel selbst gemacht. Es gab
außerdem noch Country Potatoes, Tomaten in Balsamico und die Brezn. Zum Menü
gab es Weihnachtslieder. Ich habe so viel und gut gegessen, wie es wohl die
nächsten Monate nicht mehr der Fall sein wird. Wir saßen dann noch bis abends
zusammen am Baum und haben ein paar Legoautos von Tschewangs Sohn
zusammengebaut. Ich hätte kein besseres Weihnachtsfest außerhalb von
Deutschland haben können und bin sehr sehr dankbar für diese Erfahrung.
Festtagsschmaus |
Frohes Fest! |
Als ich abends in unserem Haus ankam, habe ich
den Mädels jeweils noch Wolle geschenkt, da diese gerne stricken. Sie haben
sich einen Tag danach mit einem Federmäppchen in traditioneller bhutanesischer
Herstellungsart revanchiert. Aber das hätten sie gar nicht machen müssen, denn
sie tun hier schon so viel für mich. Nicht nur die Freundlichkeit, die mir von
Anfang an entgegengebracht wurde. Nein, ich bekomme immer den besten Platz (sei
es im Taxi oder auf Ausflügen), frühs Tee, wenn ich mag und abends Reis mit
Beilage (Mittagessen optional). Natürlich habe ich auch schon gekocht, aber auf
ihren Reis konnten sie dennoch nie verzichten :)
Am 1. Feiertag sind wir Büromädels dann zum
Kaffeeklatsch in Beates Haus eingeladen gewesen, der 2. Feiertag (also heute)
war wieder ein ganz normaler (Arbeits)Tag.
Am 29.12. habe ich die Ehre, einen deutschen
Journalisten eine Teilstrecke seines Aufenthaltes in Bhutan zu begleiten. Er
wird viel viel Kameraequipment mitbringen (20kg). Ich darf 11 Tage lang Teil
der „Reisegruppe“ (der Journalist, Dorji als Guide und ein Fahrer) sein und
erhoffe mir dabei nicht nur Bhutan besser kennenzulernen, sondern auch von
meinem „Kollegen“ viel zu lernen. Wir hatten bereits Mailkontakt und ich freue
mich sehr auf den Trip. Zugegebenermaßen auch ein klein wenig auf eine
Badewanne :)
Den nächsten Eintrag erhaltet ihr also nach meinem
Trip.
Da ich sicher nicht zu gegebener Zeit online
sein werde: guten Rutsch an euch alle und wir hören bzw. lesen uns wieder im
nächsten Jahr!
Caro