"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Sitten und Bräuche

Wie ich euch bereits beim letzten Mal erzählt habe, war die Weihnachtsfeier für viele der Teilnehmer eher ein Treffpunkt zum Essen. Nach diesem gab es auch noch diverse Sorten Alkohol, Plätzchen und Kaffee. Was ich sehr amüsant beobachtete war, dass, sobald Beate (Chefin) außer Sichtweite war, sich einige der Angestellten mit „Proviant“ eingedeckt haben. Manche haben zuvor noch höflich gefragt, ob sie Muffins oder einen gewissen Schnaps mitnehmen dürften. Andere wiederum füllten sich einfach Alkohol in kleine Saftflaschen ab und stecken sich Muffins so ein.
Das Laya-Tours-Team bei der Weihnachtsfeier

Diese Bilder sollen das Haus schützen

Dieses Verhalten steht irgendwie absolut kontrovers im Verhältnis zu Religion (Mahayana-Buddhismus in einer tantrischen Form-> Wiedergeburt, Nirvana, Karma). Gläubige sollten nämlich keine Sünden begehen. Dazu gehören u.a. lügen, stehlen, rauchen und auch Alkohol trinken (diese Sünde nimmt man wohl nicht ganz so ernst).

Zur Religiosität eine kleine Anekdote aus unserem Alltag:
Eines Tage seilte sich eine Spinne in der Küche ab, genau über dem Geschirr. Ich habe die Gefahrensituation natürlich sofort erkannt und die Mädels darüber informiert. Da ich weiß, dass Buddhisten für gewöhnlich keine Tiere („aus Spaß“) töten, fragte ich, ob eine von ihnen die Spinne nicht nach draußen bringen könnte. Da wurde echt kurz abgewogen, ob man das wagen könnte, schließlich hätte die Spinne ihr zu Hause ja bereits in der Küche. Aber man hat die Spinne nach draußen geschafft und ich bedankte mich überschwänglich. Darauf die Antwort: Jetzt bist du zwar glücklich, weil die Spinne weg ist. Dafür ist die Spinne draußen jetzt sicher traurig.



links lang
und hier auch
Bestimmte Gebäude umgeht man immer von der linken Seite. Denn viele Dinge in der Religion besagen, dass alles mit dem Lauf der Sonne (links->rechts) verbunden ist. Am Anfang habe ich dem Ganzen nicht so viel Wichtigkeit zugemessen. Immerhin bedeutet diese Gehweise z.T. kleine Umwege. Mittlerweile ist es aber so, dass auch ich immer links an bestimmten Gebäuden vorbeigehe. Kann ja nicht schaden ;)




Der berühmteste Tempel Bhutans

Taktshang-Kloster im rechten Felsen oben

Sonntag haben wir den Taktshang-Tempel (auch als Tigernest bekannt) bestiegen. Bestiegen trifft es am ehesten, denn das Kloster liegt ca. 800m über Paro in einem Felsen. Der Aufstieg war beschwerlich. Ich immer noch erkältet mit laufender Nase auf zum Schluss 3000m Höhe ohne großartige sportliche Aktivitäten in den letzten Wochen hatte schon schwer zu atmen. Erstaunlicherweise war ich aber noch die Fitteste von uns allen (5 Mädels und ich). Gut, meine Kolleginnen bewegen sich unter der Woche von der Wohnung zum Büro und zurück. Kein Wunder also, dass eine von ihnen bereits nach unserer Ankunft in der Wohnung über starke Schmerzen in den Beinen klagte. Aber eins nach dem anderen:
steiler Weg
Wir wollten eigentlich 7.30 Uhr das Haus verlassen. Daraus wurde dann 8.15 Uhr. Noch ein paar Snacks eingekauft und dann mit dem Taxi (7 Personen auf 5 Sitzen) zum Fuße des Klosters. Ankunft: 9.12 Uhr. Unten war es noch kalt. Die Sonne schien aber bereits bestens und je höher wir kamen, desto mehr Kleidung konnten wir ablegen. Der Weg war uneben, kurvig, staubig und zum Teil steil. Leute mit viel Geld und ohne Kondition können mit Pferden den größten Teil des Weges zurücklegen (die armen Tiere). Choeden, eine meiner Kolleginnen, erwähnte, dass es übrigens auch eine Sünde sei, auf den Pferden den Weg zu beschreiten, denn die Tiere würden sich quälen.

Ausblick

Halbzeit auf einer Ebene mit Gebetsmühlen. Für mich Zeit für Fotos (ich hatte die Kamera des Chefs dabei) und für die anderen beiden Mädels, die mit mir waren, warten auf den Rest der Gruppe. Nachdem sie ankamen gab es ein zweites Frühstück (wir haben eine große Kanne Tee mitgeschleppt). Die Mädchen teilten ihre Waren mit den pausierenden Pferden und deren Treibern (anders kann man es nicht nennen). Das finde ich so bewundernswert an diesem Glauben (zumindest denke ich, dass das der Hauptgrund ist, warum viele Menschen hier so herzlich zueinander sind; siehe gutes Karma). Ich habe es in Deutschland sehr selten erlebt, dass man irgendwo unterwegs auf Ausflügen so schnell und selbstverständlich ins Gespräch mit anderen Reisenden kommt und ohne Nachfrage sein Essen und Trinken teilt. Hier scheint das selbstverständlich.
Halber Weg geschafft


Nach der Pause ging es weiter bergauf. Der Weg wurde enger und ging dann ab einem Punkt treppabwärts. Hier konnten wir bereits einen Blick auf das Kloster werfen. Umwerfend. Es brannte 1998 bis auf seine Grundmauern ab, wurde aber nach altem Vorbild wieder aufgebaut. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die Menschen das so nah am Abhang erbaut haben. Ein wirklich beeindruckender Anblick. Wir mussten uns etwas sputen, denn ab 13 Uhr war Mittagsruhe und das Kloster würde für eine Stunde geschlossen werden. 





Auf dem Weg passierten wir noch einen Wasserfall. Aufgrund der frostigen Temperaturen nachts lag zu dessen Füßen ein riesiger Haufen Schnee (den haben wir auf dem Rückweg „näher untersucht“). 
Schneemann :)

Im Kloster mussten wir zu Beginn Rucksäcke und Kameras abgeben (sehr schade!). Danach gingen wir in einer bestimmten Reihenfolge in verschiedene Gebetsräume, vor denen man die Schuhe ausziehen muss, bevor man eintritt. Es waren neun an der Zahl. Kleine und größere, mit Holz-und Steinböden, mit Räucherstäbchen, Buddhaabbildungen und weiteren religiösen Gegenständen.

In jeden dieser Räume beteten die Mädels (gefaltete Hände von Kopf zur Brust in drei Schritten, danach auf die Knie gehen und mit der Stirn den Boden berühren). Ich tat es ihnen teilweise gleich. Nach dem Gebetsvorgang spendeten sie noch materielle Dinge wie Lampenöl, Duftstäbchen und Geld. Die Besichtigung dauerte in etwa eine Stunde. Meine Füße waren eiskalt.
Auf dem Weg zurück machten wir Halt an einer kleinen Bude, einem Meditationsraum. Ein älterer Herr bot uns Tee an und gab uns heißes Wasser für unsere Instant-Nudeln. Der perfekte Ort für ein Mittagsmahl (inkl. Blick auf den Tigertempel).

Der Weg bergab war fast anstrengender als bergauf, aber natürlich ging er schneller vonstatten. Unterwegs gab es dann noch den letzten Rest Tee und Kekse. Ein paar finale Erinnerungsfotos gemacht und dann runter zum Ausgangspunkt. Weil ein Taxi von hier doppelt so teuer wäre (da Leerfahrt von Paro aus), entschieden die Mädels, dass wir noch ein Stück laufen. Mir war das ganz recht, meinetwegen hätten wir den kompletten Weg zurück laufen können (ich hatte ja auch keine Schmerzen ;)). Unterwegs hielt aber ein Auto neben uns an. Choeden kannte den Fahrer, der uns ein Stück mit Richtung Stadt nahm. Wir stiegen am Haus von Beate und Dorji aus, da im Nachbarhaus ihre Haushälterin wohnt und wir zum Tee eingeladen waren. Ich erzählte den Mädels, dass wenn wir uns dehnen würden, wir nicht so große Schmerzen am nächsten Tag hätten. Gesagt getan und so habe ich in der guten Stube den Vorturner gemacht. War sicher sehr witzig anzusehen! Ich jedenfalls hatte auch am Tag danach keinerlei Schmerzen (obwohl der Auf-und Abstieg inkl. Pausen + Besichtigung 6 Stunden gedauert hat).
glücklich zurück am Boden
Die Überraschung des Tages war nach der Ankunft im Haus, dass wir immer noch kein Wasser hatten (wie bereits am Morgen). Sehr schön. Wir mussten also im Dunkeln manuell mit Eimern Wasser aus den Tanks schöpfen. Dafür ging das Internet. Hier scheint beides gleichzeitig aktuell nicht möglich zu sein...

Weihnachten in Bhutan

Unser Christbaum
 Zurück zum Thema Sitten und Bräuche: Weihnachten habe ich mit Beate, Dorji, deren Haushälterin und wiederum deren zwei Kindern verbracht. Am Weihnachtsmorgen hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Brezn-Teig vorbereitet (gebacken werden mussten sie bei Beate, weil wir in unserem Haus keinen Ofen haben). Also dafür, dass wir hier weder Messbecher, noch Waage, noch Frischhefe aus dem Kühlregal haben waren sie sehr deliziös. Ich hatte extra Brezn gemacht, weil Beate ja Bayerin ist und diese hier vermisst. Dorji und Beate haben sich sehr gefreut.

Zum Mittagessen gab es Eierkuchen, die Hauptmahlzeit gab es erst am Abend. Der 24. Dezember ist auch gleichzeitig Dorjis Geburtstag. Als er das Haus verließ, um noch Beates Geschenk abzuholen, hatte ich die Ehre, seinen Geburtstagskuchen mit Zuckerguss zu verzieren. Beate, die Kinder des Hausmädchens und ich schmückten dann noch unseren Tannenbaum, den Dorji und ein Helfer am Morgen aus dem Wald geholt hatten.

Im Anschluss begannen bereits die Vorbereitungen für das Abendmahl. Dorji hat einen Truthahn aus  Thailand einfliegen lassen. Ein Prachtexemplar! Weil keiner von uns je einen zubereitet hatte, schauten wir im Internet nach Rezepten. Da nicht alle Zutaten vorrätig waren, sind wir selbst kreativ geworden (Füllung: statt Maronen getrocknete Feigen, statt Äpfel Honigmelone). Ich hatte die Aufgabe, den Vogel in einem gewissen Abstand mit Öl und Gewürzen zu bestreichen.
Zwischendurch kamen noch deutsche Gäste, die gerade mit Laya Tours in Paro unterwegs waren, auf einen Kaffee vorbei. Als Dorji wiederkam, feierten wir erst einmal seinen Geburtstag und schnitten den Kuchen an. Danach ging es nahtlos mit der Weihnachts-Geschenkübergabe weiter. Selbst ich bekam ein tolles Geschenk: eine Umhängetasche und ein Etui aus Yakwolle sowie ein Schlüsselanhänger und Pin von Bhutan. Äußerst schön! Ich selbst hatte neben den Brezn „nur“ einen selbstgebundenen Adventskranz, deutsches Bier und Hallorenkugeln dabei.

Nach der Geschenkübergabe war es Zeit, das Festmahl zu genießen. Und es war wirklich eins! Ich habe noch die Soße für den Braten kreiert, das Hausmädchen Tshewang hat Knödel selbst gemacht. Es gab außerdem noch Country Potatoes, Tomaten in Balsamico und die Brezn. Zum Menü gab es Weihnachtslieder. Ich habe so viel und gut gegessen, wie es wohl die nächsten Monate nicht mehr der Fall sein wird. Wir saßen dann noch bis abends zusammen am Baum und haben ein paar Legoautos von Tschewangs Sohn zusammengebaut. Ich hätte kein besseres Weihnachtsfest außerhalb von Deutschland haben können und bin sehr sehr dankbar für diese Erfahrung.
Festtagsschmaus
Frohes Fest!
Als ich abends in unserem Haus ankam, habe ich den Mädels jeweils noch Wolle geschenkt, da diese gerne stricken. Sie haben sich einen Tag danach mit einem Federmäppchen in traditioneller bhutanesischer Herstellungsart revanchiert. Aber das hätten sie gar nicht machen müssen, denn sie tun hier schon so viel für mich. Nicht nur die Freundlichkeit, die mir von Anfang an entgegengebracht wurde. Nein, ich bekomme immer den besten Platz (sei es im Taxi oder auf Ausflügen), frühs Tee, wenn ich mag und abends Reis mit Beilage (Mittagessen optional). Natürlich habe ich auch schon gekocht, aber auf ihren Reis konnten sie dennoch nie verzichten :)
Am 1. Feiertag sind wir Büromädels dann zum Kaffeeklatsch in Beates Haus eingeladen gewesen, der 2. Feiertag (also heute) war wieder ein ganz normaler (Arbeits)Tag.

Am 29.12. habe ich die Ehre, einen deutschen Journalisten eine Teilstrecke seines Aufenthaltes in Bhutan zu begleiten. Er wird viel viel Kameraequipment mitbringen (20kg). Ich darf 11 Tage lang Teil der „Reisegruppe“ (der Journalist, Dorji als Guide und ein Fahrer) sein und erhoffe mir dabei nicht nur Bhutan besser kennenzulernen, sondern auch von meinem „Kollegen“ viel zu lernen. Wir hatten bereits Mailkontakt und ich freue mich sehr auf den Trip. Zugegebenermaßen auch ein klein wenig auf eine Badewanne :)

Den nächsten Eintrag erhaltet ihr also nach meinem Trip.

Da ich sicher nicht zu gegebener Zeit online sein werde: guten Rutsch an euch alle und wir hören bzw. lesen uns wieder im nächsten Jahr!

Caro


Sonntag, 22. Dezember 2013

Das Mysterium Bhutan

Kususangpo!

Ich bin in Bhutan angekommen. Und das ging ziemlich schnell. Das Land macht es einem aber auch verdammt einfach: schöne Natur, freundliche Menschen, wenig Verkehr (und wenn, dann gesittet). Ich wurde am Flughafen (der übrigens echt niedlich ist) von Dorji abgeholt. Er ist Beates Mann und die beiden führen Laya-Tours, für die ich die kommenden Wochen tätig sein werde.

Flughafen Paro

Dorji holte mich in landestypischer Bekleidung ab. Sie besteht bei Männern aus einer Art Wickeloberteil und untenrum einen Rock (knielang). Die Damen tragen ein Oberteil, meist mit Brosche vorn und ebenso einen Rock (aber bodenlang). Beides in traditionellen Farben und Mustern.
Wir fuhren zunächst zum Haus von Dorji und Beate, dass in etwa am Ende von Paro liegt. Paro selbst ist aber sehr überschaubar, also keine derart großen Distanzen wie in Kathmandu. Eine Kleinstadtidylle eben.
Am Haus angekommen begrüßten mich zunächst die sechs Hunde der beiden, danach Beate. Wir saßen bei Kaffee zusammen und unterhielten uns sehr ausgiebig. Beate hat einen bayerischen Dialekt. Und das, obwohl sie schon zehn Jahre hier wohnt. Sie ist äußerst nett und ich fühle mich hier mehr als gut aufgehoben.
Unser Haus
Im Anschluss fuhr mich Dorji zum Bürogebäude. Darüber befindet sich eine Wohnung mit mehreren Zimmern, die von den Angestellten belegt sind. Eins davon wurde für mich hergerichtet. Die drei Mädels, meine Kolleginnen, begrüßten mich ebenfalls äußerst herzlich und reichten mir Tee. Später kochten sie für uns alle. Wir haben viel geredet und dann irgendwann war ich zu müde und habe mich bereits auf mein frisch gewaschen-duftendes Bett gefreut.

Am nächsten Morgen wurde ich dann von Beate und der Hundebande abgeholt. Wir haben einen Ausflug durch die Natur gemacht. Danach lud mich Beate noch auf Kaffee und Kuchen in einem Café ein. Der Kuchen hat überraschend gut geschmeckt. Es war nun Samstag Nachmittag und Zeit, die „Stadt“ zu erkunden.
Blick über Paro
Straße in Paro
Das ging auch ziemlich schnell, was aber die Nettigkeit der Stadt nicht schmälern soll. Überall ein paar kleine Lädchen (die Preise bei Lebensmitteln sind entweder direkt auf dem Produkt klein aufgedruckt oder müssen erfragt werden). Irgendwann musste ich mal die Toilette aufsuchen. Ich ging zu einem indischen Restaurant, vor dem ein Inder und ein Einheimischer saßen. Ich fragte beide, ob ich mal die Toilette benutzen dürfte und sie meinten, dass dies kein Problem sei.
Ich also rein, von einer essenden indischen Gesellschaft gemustert und auf die Toilette zu. Als ich wieder raus ging und mich noch einmal bedankte, kam ich mit dem Inder ins Gespräch. Woher ich wüsste, dass er Inder sei, fragte er mich. Ich meinte: „Gut, Sie sind der Besitzer eines indischen Restaurant und sehen indisch aus“. Woraufhin er meinte, dass ihm das gar nicht gehören würde, er auch nur Touri sei. Schön, dass er mich in ein fremdes Restaurant zum Pippimachen eingeladen hat :D

Samstag Abend haben wir dann gemeinsam Huhn zubereitet. Das gibt es hier nur als Ganzes zu kaufen. Ich durfte die Brust nach meiner Art zubereiten, eins der Mädchen auf ihre Art und Weise. Zu Hause nehme ich gern Paprika, Pfeffer und Salz um die Brust zu würzen. Hier hatte ich nur Salz. Ich entschloss mich spontan, Zwiebeln, Mehl und Knobi zu verwenden. War zwar etwas salzig, mir hat es aber geschmeckt. Und ich war froh drüber, diese Variante gemacht zu haben, denn die lokale Küche bereitet Huhn wie folgt zu:
-Huhn in ca. 4cm große Stücke zerhacken
-Stücke kochen, würzen, bissl anbraten
-essen

Ich fragte am Tisch, wie sie denn das bisschen Fleisch von dem ganzen Knochen abpulen wollen. Die Antwort kam überraschend: sie essen die weichen Knochen einfach mit. Die Mädels haben also auf den Hühnchenteilen rumgekaut und die Knochen zermürbt. Was nicht klein zu machen ging, ging wieder raus. Sie haben mir auch ihre Variante angeboten, aber ich musste dankend ablehnen.

Sonntag früh früh früh am Morgen, für mich war es noch Nacht (da dunkel), wütete hier so ein krasser Sturm, wie ich ihn selten (oder gar nicht?) in Deutschland erlebt habe. Bei uns ist alles heil geblieben, in anderen Orten Bhutans hat es viele Dächer abgedeckt. Die Einheimischen sind gegen „Wind“ nicht versichert, das Land unterstützt die Bewohner aber wohl beim Wiederaufbau.
Markt
Sonntag ist in Paro Markttag. Samstag auch, aber sonntags gibt es mehr und bessere Waren. Ich machte mich mit einem der Mädels los, die andere wollte nachkommen. Es läuft so ab, dass man an jedem Stand jeden Preis erfragt und dann entscheidet, ob man kauft. Wenn drei Mandarinen 10 Rupien kosten, dann kauft man eben drei, sechs oder neun (und so weiter), aber keine Anzahl dazwischen (Münzen gibt es hier nämlich übrigens nicht, der kleinste Schein sind 5, entspricht ca. 6 Cent). Danach habe ich noch die wichtigsten Dinge im Supermarkt gekauft, um nicht immer von den Mädels abhängig sein zu müssen (Klopapier, Essen). So etwas wie Schoki-Brotaufstrich gibt es nicht. Ich bin auf Erdnussbutter ausgewichen (schlechte Alternative).

Etwas später am Sonntag bin ich dann noch mit einem Mädel spazieren gegangen. Ich sah ein paar Touristen mit ihren Guide und realisierte, dass ich echt glücklich sein kann, auf diese Art und Weise das Land kennenlernen zu dürfen. Die Guides sind zwar nicht ständig an der Seite der Touris, dennoch haben diese ein festes Programm und aufgrund der hohen Tagespauschale (in etwa 230 Us-Dollar, je nach Gruppengröße, davon 65 Dollar Direktabgabe an das Land) nicht viel Zeit, einfach mal einen Tag lang nichts auf dem Programm stehen zu haben.
Mönchen begenet

Dzong in Paro (halb Kloster, halb Festung)
Montag wurde ich von Dorji abgeholt und Beate und ich haben in ihrem Haus meine Aufgaben besprochen. Wenn ich gleichsetze, was mir Laya Tours ermöglicht und was ich im Gegenzug zu tun habe, bekomme ich ein äußerst schlechtes Gewissen. Ich wüsste aber auch nicht, wie ich andernweitig mehr machen kann. Wobei, hier ein kleiner Versuch:

Leute, wenn ihr nach Bhutan reisen wollt, bucht mit Laya Tours&Treks! Die Angestellten sind alle mehr als freundlich, es gibt deutsche Ansprechpartner vor Ort und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch. Wenn Bhutan – dann Laya Tours!

Ich hätte doch auch schon Lust, hier länger zu bleiben und wirklich was zu bewegen. Doch da stellt sich die Regierung quer. Ich weiß aber bereits jetzt, dass ich hier her noch einmal zurückkehren werde, weil ich Bhutan auch unbedingt mal im Sommer sehen möchte.

Apropos Sommer: tagsüber scheint die Sonne gnadenlos. Ich benutze für mein Gesicht Sonnencreme. Da der Wind ab ca. halb 3/halb 4 aber einsetzt, wird es kalt. Nachts ist es mehr als kalt. Der Heizer in meinem Zimmer ist ein paar Nächte ausgeblieben, weil die Steckdose einen Wackelkontakt hat. Eines Morgens habe ich dann auch meinem Atem im Zimmer sehen können und mein Duschgel ist nicht mehr flüssig sondern eine Art Gelee. Im Bad gibt es übrigens keine Heizung, warmes Wasser nur, wenn man den Boiler 3h vorher anstellt. Kein Wunder also, habe mich erkältet. Dorji und Beate hatten wohl Mitleid mit mir und ich durfte dann Montag Abend mit Dorji in ein nahegelegenes Super-Hotel in die Dampfsauna und richtige Sauna. Beides war mir aber zu kalt. Die Tropfen der Dampfsauna verursachten bei mir Gänsehaut, die richtige Sauna hatte nur 45 Grad. Beides also nicht wirklich förderlich, aber die heiße Dusche und der Kakao sowie die Plätzchen waren es seeehr sehr wert :)

 

Am 17.Dezember ist National Day.
Ich bin mit dem Taxi nach Timphu, der Hauptstadt gefahren. Ja, mit dem Taxi. Das hat eine Stunde gedauert (55 km) und kostet umgerechnet etwas über zwei Euro (aber nur, wenn noch mind. 3 weitere Personen mitfahren). Das Tacho ging bei beiden Autos nur bis 180.
Der Herr in gelb ist der aktuelle 5. König
Zum National Day gibt es eine Veranstaltung im Stadium in Timphu. Ich sagte dem Taxifahrer, er solle mich dahin fahren. Dann war eine Straße gesperrt und wir sind umgekehrt. Dann ließ er mich raus und ich fragte, wo ich denn langlaufen müsse. Seine Antwort: „I don´t know.“ (Ich weiß es nicht). Zum Glück ist Timphu aber auch sehr überschaubar sodass ich mich durchfragen konnte. Das Programm bestand aus traditionellen Tänzen, Aufführungen, Verlosungen von Preisen, einer laaangen laaaaaaaangen Rede vom König (ja, ich habe ihn live gesehen!) sowie am Ende Spaß und Spannung (kennt ihr noch Takeshi´s Castle? Das war eine  schlechte asiatische „Gameshow“, wurde auf RTL 2 gezeigt. Hindernisparcours mit Belustigung der Zuschauer. So in etwa könnt ihr euch das vorstellen). Es waren jedenfalls eine Menge Menschen da (Dorji schätzt an die 25.000). War ganz nett, ich konnte wenigstens noch ein paar Weihnachtseinkäufe für die lieben Menschen hier machen. 


Vorgestern habe ich die Plätzchen gebacken, die ich am Tag zuvor bereits vorbereitet hatte (aufgrund eines Stromausfalls war uns das backen am selbigen Tage zu unsicher). Vier verschiedene Sorten, die auch heute zur Firmenweihnachtsfeier gereicht werden. Sie schmecken zwar nicht 100%ig wie in Deutschland, sind aber doch schon ein adäquater Ersatz.
Gestern hatte es zum ersten Mal am Morgen klitze kleine Schneeflöckchen gerieselt.

Die Weihnachtsfeier: echt witzig. Wir waren in einer angemieteten Location, es gab Essen vom Buffet (lauwarm bis kalt). Danach sind die ersten der17 Feiernden bereits abgedüst. In Bhutan ist es nämlich so Sitte, dass man nach dem Essen unverzüglich auseinander geht. Ist bei uns in der „WG“ auch so. Da wird sich auch nicht gute Nacht gewünscht oder so. Aber seitdem ich weiß, dass das hier als normal gilt, habe ich auch keine Probleme damit. Jetzt komme ich wenigstens abends mal wieder zum Lesen, denn das Wifi funktioniert leider kaum noch.
Vom Ort der Feier bin ich zu Fuß zu unserer Wohnung zurückgelaufen. Hat ca. 1 Stunde gedauert (mit Fotostopps). 
On my way back home
Habe dann noch mit einem Straßenhundi geschmust was das Zeug hielt. Der ist auf meinen Schoß gekrochen und hat mit seinem nassem Fell meine ganzen Klamotten dreckig gemacht. Aber das war´s Wert :) Kurz vor unserem Haus habe ich noch ein Filmteam entdeckt. Ach wie musste ich lachen als ich sah, wie professionell sie doch arbeiten. Da werden Blätter in Scharen vor die Kamera geworfen, der Ton kommt aus einer Buchse und die Crew war auch sehr witzig. Ich bin dann mit dem Hauptdarsteller und gleichzeitig Regisseur ins Gespräch gekommen (natürlich war ich neugierig!). Es wird ein ca. 1h und 45-minütiger Film, dessen Dreh in Paro stattfindet und noch ca. einen Monat dauern wird. Gern hätte ich weitere Einstellungen gesehen, aber die Crew war fertig und es wurde langsam dunkel. Der Darsteller (ich habe leider seinen komplizierten bhutanesischen Namen vergessen) fragte mich nach meinen Kontaktdaten. Das war wieder einmal eine Chance, einer meiner Visitenkarten rauszurücken :) Mal schauen, ob ich es noch einmal schaffe, zum Dreh zu kommen. Kleine Anmerkung an dieser Stelle: während ich diesen Eintrag verfasste, dröhnte es „Discopogo“ von den Atzen aus dem Nachbarhaus. Ach ich liebe dieses Land!


Jetzt aber mal einen kurzen Abriss über dieses Land, das den wenigsten von euch vor meiner Reise überhaupt bekannt war:

*Bhutan ist ein Königreich, aber dennoch wird demokratisch gewählt
*es herrscht im ganzen Land Rauchverbot, aber dennoch hat das den Opi im Taxi wenig gestört
*die Maximalgeschwindigkeit betrifft 70km/h, aber dennoch halten sich die wenigsten (Taxi)Fahrer daran
*es herrscht Linksverkehr
*Bhutan ist abhängig von Indien. Die wenigen Erzeugnisse, die es selbst hervorbringt, decken nicht einmal den Bedarf der Bevölkerung (Grundnahrungsmittel), die meisten Produkte werden deshalb importiert (vorrangig aus Indien).
*obwohl das Land so reich scheint, hat es noch diverse Baustellen (und das auch im Sinnbildlichen). Die Straßen sind nur teilweise geteert. Eine staatliche Müllabfuhr gibt es nur im Timphu; in Paro ist sie privat und muss selbst bezahlt werden. Deshalb nutzen das auch nur die wenigsten Einwohner.
*das Land ist bekannt für den höchsten Brutto Nationalglück der Bewohner. Ja, sie lächeln schon viel und sind äußerst freundlich. Doch ist das bereits Beweis genug? Ich versuche es, herauszufinden.
*der Nationalsport ist Bogenschießen

Autowäsche Bhutan-Style


Sonntag, 15. Dezember 2013

Bye bye Nepal

Montag, 9.Dezember

Zunächst habe ich Ramjee auf Arbeit begleitet, um später von dort aus zur Botschaft Myanmars zu fahren. Als wir am Büro ankamen, war niemand da. Es ist Ramjees Büro (er hat also eine eigene Firma) aber keinen Schlüssel dazu. Schon merkwürdig. Aber das war mein Vorteil, weil Ramjee mit mir zum Durbar Square von dem Stadtteil Patan gefahren ist. Das sah ganz ähnlich aus wie in Bhaktapur, nur zentrierter. Kostet eigentlich auch 500 Rupien Eintritt, aber wenn man sich von hinten anschleicht und nicht ganz vor die Häuser tritt, sieht man auch alles und muss nichts bezahlen :) Im Anschluss ging es noch zu einem hinduistischen Tempel und wieder zurück zum Büro, wo bereits die Angestellten fleißig waren.
Durbar Square Patan


















Die wollten bei der Beantragung des Visas für Myanmar übrigens den Namen meines Vaters wissen. Vati, an dieser Stelle: keine Sorgen, ich bleibe anständig ;)
Auf dem weg dahin (ich musste es Punkt 13 Uhr abholen), der erste Schock: Motorrad startete nicht. Nach diversen Anläufen fuhr es dann, erster Schreck überwunden. Doch dann ließ es sich nicht in den 2. Gang schalten. Wir sind stehengeblieben, Ramjee hat etwas dran rumgerüttelt und nach mehreren Stop&Go-Anläufen fuhr es uns dann pünktlich zur Botschaft (keine 10 Min. von Ramjees Arbeit) und ich konnte nach kurzer Wartezeit endliche wieder meinen Pass in Empfang nehmen.

Thamel
Wir haben dann noch einen Abstecher nach Thamel gemacht. Die Area, in der alle Touris absteigen und schon für 3 Euro/Nacht ein Zimmer im Mehrbett-Raum erhalten können. Als wir dort ankamen war ich wirklich froh, bei Ramjee übernachtet zu haben. Tausende Schilder, Souvenir-Stände überall und überteuerte Preise. Das ist  nicht das authentische Nepal, nachdem ich gesucht habe. Von daher war Ramjee die beste Wahl.

Im Anschluss haben wir dann noch ein Busticket für mich gekauft, für die Fahrt nach Pokhara am nächsten Morgen. Der Bus sollte 8 Uhr abfahren. Der Rest des Tages war nicht weiter spannend. Sachen gepackt und früh ins Bett gegangen.



Dienstag, 10.Dezember und die Zeit in Pokhara

Mein lokaler Bus (Micro-Bus genannt, 12 Sitzplätze+Fahrer) sollte 8 Uhr losfahren, was für mich bedeutete, dass ich mit dem anderen öffentl. Bus 6.30 Uhr in Gokarna losfahren musste, um 7.30 Uhr dazusein. Ich habe den Bus pünktlich gefunden und hatte auch einen guten Sitzplatz (Einzelsitz,

Fensterplatz). Der Bus fuhr aber erst 20 Min. später ab, da wir wieder mal so viele Menschen wie möglich zur Mitfahrt überzeugen mussten. Es dauerte eine ganze Stunde, bis wir aus Kathmandu raus waren (diverse Stops zum Einsammeln von Mitfahrern, Verkehrschaos). Und dann ging die Fahrt los (aus den 12 Sitzplätzen wurden dann übrigens 18, indem man in die Zwischenräume der Sitzreihen kleine Hocker stellt und 3 statt 2 Personen auf eine Sitzbank quetscht). Wer Probleme mit Serpentinen hat, sollte nach Pokhara fliegen, denn die Strecke ist voller Kurven. Wenn man nicht nach links und rechts geschüttelt wird, dann nach oben und unten durch die vielen Schlaglöcher. Dennoch war die Fahrt ganz nett, weil die Umgebung schön anzusehen war. Ein größerer Fluss (Rafting möglich), Berge, Wasserfälle. Der erste Halt nach 2 Stunden. Ich wusste nicht, warum. Nachdem die Tür aber 10 Sekunden offen stand, konnte ich riechen, dass es sich um einen Toiletten-Halt handelte. Zum Glück musste ich da nicht aussteigen. Nächster Halt für ein Mittagessen. Ich hatte aber Proviant dabei. Viele Einheimische, vor allem die Kinder, essen Instand-Nudeln inkl. Pulver als kleinen Zwischensnack (also ungekocht!). Zwischendurch stiegen immer wieder ein paar Menschen aus. Dann rückte eine Dame neben mich. Ich saß mit Gesicht in Fahrtrichtung, sie mit ihrem Gesicht zu mir (siehe Hockersitz). Störte mich nicht weiter, bis zu dem Punkt, an dem sie anfing zu husten. Natürlich in meine Richtung (keine 30 cm Abstand). Natürlich ohne Hand. Ich hielt dann immer die Luft an (bringt das überhaupt was?) und irgendwann habe ich demonstrativ zurückgehustet. Da das aber in Nepal nun einmal so Sitte ist, hat sie nicht verstanden, was ich ihr damit sagen wollte...

In Pokhara angekommen hat mich mein Host mit dem Moped von Busbahnhof abgeholt. Wir sind dann erst einmal Mittagessen gefahren (er hat bezahlt) und dann in seinen Shop. Tariq verkauft
Tariq vor seinem Geschäft
Schmuck und Tücher. Von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Jeden Tag. Er ist ein sehr herzlicher Mensch und wir teilen viele Ansichten. So zum Beispiel, dass alles im Leben aus einem Grund passiert. Wir haben dann den Rest des Tages in bzw. um seinen Shop verbracht und geredet. Er kam mit 15 allein aus Kaschmir nach Pokhara und hat sich den Shop erarbeitet. Abends haben wir zusammen Hühnchen gekocht, wobei ich etwas anderes unter Hünchenfleisch verstehe als er. Zwar waren die Teile schon klein zerlegt, allerdings waren Knochen und Adern etc. alles noch dabei und kam einfach mit in die Pfanne. Ich aß nur einen Teil des Huhns. Es war übrigens ein „dinner in the dark“ da mal wieder der Strom abgeschaltet wurde (wir kochten und aßen
im Kerzenschein). Dann schauten wir noch etwas TV aber ich war so müde dass ich halb 9 ins Bett bin (was übrigens auch knochenhart war). Aber siehe da, am nächsten Morgen kein Mondgesicht. DER Beweis, dass es am Zimmer/ Bett in Kathmandu gelegen haben muss. War ich froh! In Pokhara ist warmes Wasser aus der Leitung übrigens Mangelware. Die Häuser dort haben im Gegensatz keine Solarmodule auf dem Dach. Ergo habe ich auch nicht ausgiebig duschen können.
Wir sind dann nach dem Frühstück (Chapati → indisches Brot mit Omelette) um Laden, saßen dann so in einem Café davor und ich fragte ihn nach den Aktivitäten im Ort. Ich las zuvor, dass die Region besonders für den Luftsport bekannt ist. Denn außer dem See, den Bergen und ein paar „Attraktionen“ gibt es in Pokhara nicht viel zu sehen. Spontan wie ich nun einmal bin entschloss ich mich in die Luft zu gehen. Und zwar auf diese Art und Weise:

im Hintergrund das Bergmassiv


Paragliding! Das wollte ich in Deutschland sowieso schon immer mal machen. Und da die blöden Wolken mir die Sicht auf die Bergkette versperrten, hoffte ich aus der Luft wenigstens einen Blick darauf erhaschen zu können. Ein Anruf von Tariq (sogar zu besseren Konditionen, ich habe umgerechnet ca. 55 Euro bezahlt) und 1 ½ Stunden später sollte ich abgeholt werden. Whoop whoop Adrenalin schoss durch meine Adern. Okay, soviel Geld hatte ich nicht dabei, also musste ich zu einem Automaten gehen und habe dabei gleich einmal den Ort und den See erkundet. Pünktlich um 11 wurde ich dann von Tariqs Shop mit einem Jeep abgeholt. Dann ging es erst einmal ins Büro von denen (Formalitäten wie Bezahlung,...) und halb 12 mit dem Jeep auf den Berg. Mit mir saßen noch eine Nepalesin und die zwei Paraglider-Experten im Auto (einer davon kein Nepalese). Keine großen Worte unterwegs. Am Berg angekommen war ich so nervös wie vor meinem Tandemsprung aus dem Flugzeug in Magdeburg. Vielleicht sogar noch etwas nervöser. Sergej war mein „Betreuer“. Er ist Russe und ist seit September vor Ort, um zu fliegen. Er hat es vor 10 Jahren innerhalb einer Woche erlernt. Nachdem ich das Geschirr um hatte, er alles vorbereitet hatte, gab er mir genau diese Einweisung:

„So I will count until 3 and then we will run.“ (Ich zähle bis drei und dann rennen wir los). Ich war zu allem Übel auch die Erste von uns (oder war das vielleicht ganz gut so?). Ich hätte natürlich noch tausend Fragen gehabt, aber er ließ sie mich nicht stellen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr man seinen Verstand unterdrücken oder ausschalten muss um in einen Abgrund reinzurennen. Ich wollte noch meine Augen schließen aber dann hatte ich Angst, hinzufallen. Wir streiften noch das Unkraut am Hang und dann flogen wir auch schon. 
Hier mussten wir runter rennen
 

Ich saß in einer Art Hängesitz vor ihm und umklammerte krampfhaft die Gurte vor mir. Nach dem ersten Schock zücke ich gleich meine Kamera und filmte :) Und dann machte ich Fotos. Gefühlt tausend. Und dann genoss ich. Um uns herum weitere Paraglider (zu Höchstzeiten zählte ich 50 vom Boden aus). Links von uns das Bergmassiv (von dem ich leider nur die Spitzen gesehen habe). Rechts von uns die Weite Nepals und unter uns der Berg, der See und die ganze weite Stadt. Über uns leider Greifvögel, die uns in einer Situation zu nahe kamen. Sergej machte komische Laute, um sie zu verscheuchen. Mir blieb das Herz stehen. Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Zum Glück war das die einzige brenzliche Situation. Vor diesem Moment wollte ich so hoch wie möglich (wir waren bis dahin auf einer Höhe von ca. 1,5 km ü.M.). Danach war mir das dann nicht mehr ganz so wichtig *lach

Ich habe für 25 Minuten bezahlt, Sergej machte 30 draus. Zwischendurch hatte er sich immer nach meinem Befinden erkundigt. Auf den letzten Metern über´m See hat er dann noch diverse Flugmanöver gemacht, die richtig Spaß machten (eine Art Schwerelosigkeit durch diverse Pendel- und Schraubbewegungen). Schließlich kamen wir sicher auf dem Boden an und ich fühlte mich so energievoll wie noch nicht zuvor in Nepal. 




Sergej

So sieht ein gepackter Glider aus

Viele viele bunte Flieger


















Nach diesem Abenteuer sind Tariq und ich dann noch mit seinem Moped zu einer japanischen Pagode gefahren, die ebenfalls auf einem Berg gelegen war. Die Stufen dahin waren hart aber lohnenswert. Von hier hat man einen fast 360 – Grad – Überblick über Pokhara. Am Abend kam Silvia zum Laden. Eine andere Couchsurferin aus Deutschland, die zuvor bei Tariq nächtigte und auf einem Trek war, während ich ankam. Wir verstanden uns sofort auf Anhieb und so wurde es mir auch nicht langweilig, den Rest des Abends bis zur Schließung des Ladens mit ihr zu reden (Tariq musste Kunden betreuen). Zurück in Tariqs Haus gab es dann noch Abendbrot (Reis mit Beilagen). Ich schlug für den nächsten Morgen vor, Eierkuchen zu machen. Damit Tariq mal die deutsche Küche kennenlernt und wir nicht immer Reis essen müssen. Hat prima geklappt :)


Pokhara















Um neun bin ich dann zurück nach Kathmandu (diverse Kopfstöße durch die fehlende Qualität der Straße inbegriffen). Da ich noch ein paar Rupien übrig hatte, habe ich mir noch schnell eine neue Sonnenbrille und Obst gekauft (meine ist ja bereits bei der Ankunft in Kathmandu kaputt gegangen, weil sie mir vom Kopf fiel). Dann zurück zu Ramjee, wo eine Amerikanerin ebenfalls zu Gast war (auch sie hatte bereits bei Ramjee gesurft und wollte ihre letzten Tage vor dem Abflug noch einmal da verbringen). Abendbrot inkl. Reisschnaps (wir wurden dazu genötigt, Liz mag den genauso wenig wie ich). Dann zu Bett gegangen, zwei Mal durch das Nagen der Maus an der Gitarre hinter meinem Bett wach geworden und heut Morgen dann alles gepackt und um 10 war ich am Flughafen von Kathmandu (Ramjee hat mich aufgrund meines Gepäcks mit dem Motorrad gebracht).

Als ich diesen Eintrag verfasste, wartete ich auf das Boarding nach Bhutan. Da ich eine der ersten beim Check-In war, habe ich natürlich einen Platz am Fenster, linke Seite im Flugzeug erhalten. Das ist DER Jackpot, denn ich hatte noch einmal eine der besten Sichten auf das Himalaya-Gebirge.

Ich habe das Ultrabook IdeaPad Yoga 11S, mit dem ich euch immer fleißig informieren kann, übrigens von der Firma Lenovo gestellt bekommen. An Windows 8 musste ich mich erst einmal gewöhnen, aber die Bedienung des Ultrabooks an sich ist sehr einfach da intuitiv. Ich bin voll zufrieden damit und möchte mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei Herrn Delfs für das Ausleihen bedanken.

Letzte Alltagsfeststellungen für Nepal
--alle Kinder sind wirklich niedlich und meist auch freundlich und neugierig (Ausnahmen in Bhaktapur)
--die Frauen tragen gern Strümpfe in offenen Schuhen, gern auch farblich hervorstechend (wie Sandaletten, Flip Flops)
--alle einheimischen Frauen haben lange Haare und keinen Pony, tragen die Haare aber so gut wie nie offen
--man putzt nur frühs die Zähne
--mit dem Kopf nach links und rechts wackeln bedeutet ja
--Oberlippenbärte sind bei jungen Männern im Trend


Zusammenfassend für Nepal hier mein Fazit:

+
*die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen (vor allem auch untereinander)
*die wunderschöne Natur
*günstige Preise
*leckeres Essen
*das Wetter
*viele Menschen sprechen und verstehen Englisch (besonders die jüngere Generation)

-
*die Umweltverschmutzung (Müll, Dreck, Staub, Abgase)
*die Armut
*der Eigennutz/ die Habgier mancher Menschen
*Stromausfälle
*die Beschaffenheit der Straßen

Den nächsten Eintrag gibt es dann aus Bhutan.
Tipp: fleißig in den Wochenspiegel schauen, da werde ich euch auch sehr bald wieder berichten.

Liebste Grüße,

die Weltenbummlerin