"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Mittwoch, 27. Mai 2020

Neuseeland - Krankenhausbesuch und die erste Autopanne




Blue Pools
Nächstes Etappenziel: Wanaka. Auf dem Weg dahin haben wir die Blue Pools
besucht, bei dem sich unser Aufenthalt ebenfalls durch Sandflies auf eine kurze Dauer reduzierte. 


Dann mussten wir in Makarora tanken. Mit 2.45 NZ-  Dollar pro Liter für uns bisher am teuersten (nach dem Shutdown waren die Preise für Diesel bei um die 1.55 Dollar/Liter). Deshalb haben wir auch nur für 10 Dollar getankt um bis nach Wanaka zu kommen. Dieses Mal auch ohne Schweißausbruch aus Angst, liegen zu bleiben :D Wanaka ist wundervoll! Allein die Fahrt dahin verspricht viel für´s Auge (und Herz). 

Wanaka

Der berühmte Baum im See, der sogar noch lebt!

Traumhaft schön hier!

Hier haben wir auch einen der für uns schönsten Tracks geplant: Den Roy´s Peak. Mit 16 Kilometern und 1300 Höhenmetern auch kein kleiner Spaziergang, aber der Weg an sich war sehr einfach (gut für meine verletzte Hand!). Wir haben extra die Wettervorhersage beobachtet und uns für einen bestimmten Trekking-Tag entschieden.

Wieder mussten wir sehr früh aufstehen, denn der kostenlose Campingplatz (naja, eigentlich war es nur ein Schotterplatz ohne Klo – wir hatten keinen Couchsurfer gefunden) lag etwas weiter außerhalb. Dafür war er aber doch recht gut besucht. Im Nebel und mit müden Knochen fuhren wir los. Da es noch sehr kalt war (Frost über Nacht), entschieden wir uns, das Zähneputzen auf später zu verschieben. Jetzt mussten wir uns erst einmal bewegen, um warm zu werden. Aber wir haben uns wirklich den perfekten Tag ausgesucht, denn die Sonne wärmte uns sehr schnell. 

Der Weg lag die ganze Zeit auf der Sonnenseite. Und dann ließ es sich auch sehr angenehm und mit einer phänomenalen Aussicht Zähne putzen. Wir hatten wahrscheinlich das optimale Wetter. Eine riesen Wolkendecke schob sich einmal über den Ort im Tal hinweg und wir genossen da bereits die Sonne oberhalb.





Mittig ist das Gipfelkreuz zu sehen


Blick auf Wanaka

Hier ist die Route im Zickzackmuster zu sehen

easy?

Der Roy´s Peak Track scheint harmlos. Man muss nicht kraxeln, der Weg schlängelt sich so seine Bahnen nach oben. Bereits beim ersten Drittel schon mit atemberaubender Aussicht. Trotzdem sollte man die Höhenmeter nicht unterschätzen. Und wir waren auch mental gefragt. Denn dadurch, dass der Weg quasi einsehbar ist aber wir nie alles gesehen haben, schien er auch mal wieder endlos. Aber wir hatten Bock  :D Und die unzähligen Fotopausen (nicht wahr, Sarah? :P ) verschafften uns auch gleichzeitig kurze Pausen. Frustrierend ist es nur, wenn irgendwelche gestylten Hausfrauen im Insta-Fitness-Outfit an einem vorüberziehen...

 

Auf dem bekanntesten Aussichtspunkten machten wir natürlich auch einen Foto-Stopp. Dabei ist mir die Aufsatzblende meiner Kamera runtergefallen und kullerte erst einmal vor sich hin. Ich dachte, ich sehe sie nie wieder. Zum Glück kam ich aber ran ;) 

 

der bekannteste Aussichtspunkt des Roy´s Peak

Hier trafen wir auf Einheimische. Die sagten uns, wie glücklich wir uns schätzen könnten, dass hier so wenig los ist. Zu Höchstzeiten stehen die Leute ewig Schlange, um vorn am Aussichtspunkt Fotos von sich machen zu können! Das war für mich schwer vorstellbar und darüber möchte ich auch gar nicht nachdenken. Viel mehr schätze ich, dass uns diese Pandemie hier den Himmel auf Erden beschert hat: Neuseeland in der Nebensaison mal anders, günstig, und vor allem nicht überlaufen erkunden zu können. Nicht, dass ich einen Vergleich hätte. Aber ich hab genug Geschichten gehört, in denen der Run auf die gratis Campingplätze bereits um 16 Uhr im Sommer beginnt. Und wer danach da ist, hat zwar ggf. mehr vom Tag aber defintiv keinen gratis Parkplatz mehr. In Gegenden, die dann auch keine weitere Alternative anbieten, ist man quasi zum Weiterreisen gezwungen, auch wenn man es hier vielleicht gerade schön findet. Das wär doch doof.

Aber zurück zur Wanderung: Auf dem Rückweg kamen uns noch Gleitschirmflieger entgegen, die nicht nur sich selbst auf den Berg schleppen mussten, sondern auch noch ihr ganzes Equipment für den Flug. Respekt! Sechs Stunden hat uns der Trek am Ende gekostet. Aber jede Minute war es wert! 

 

Am höchsten Punkt auf dem Mt. Alpha (1.631m)

manchmal muss man sich zu helfen wissen..
Auch wenn die öffentlichen Toiletten in Wanaka ebenfalls beheizt
waren, gönnten wir uns nach der Wanderung dann doch eine ordentliche heiße Dusche - an der Tankstelle. 1 Dollar pro Minute, die wollen gut geplant sein! ;) Danach gab es eine heiße Schoki. Denn wenn es 17.30 Uhr dunkel und vor allem kalt wird, wissen wir nichts mehr mit uns im Auto anzufangen. Vor allem nicht auf einem Schotterplatz ohne Klo. Da sind Cafés eine willkommene Beschäftigung. Und hier gab es sogar ein Kaminfeuer. Welch wundervoller Tagesausklang.

Das Mekka für Wintersportler und Adrenalinjunkies: Queenstown.

Auf dem Weg nach Queenstown...

Blick auf Queenstown
und hier zur anderen Seite ;)

Über den Cardrona Pass (Empfehlung von unserem Reefton-Gastgeber Matt) sind wir nach Queenstown gefahren. Als wir die Stadt zum ersten Mal durchquerten, kamen wir uns vor wie im Skiurlaub. Und überall Menschen! Endlich haben wir uns wieder wie vor der Pandemie gefühlt. Die Stadt ist voller Leben, fast alle Geschäfte haben geöffnet – und davon gibt es viele! Keiner trug einen Mundschutz, wir mussten uns lediglich ab und an in eine Liste eintragen (in manchen aber auch nicht) und die Abstände in den Restaurants und Cafés wurden strikt eingehalten.  

 

ganz schön windig hier

Wir lassen die Stadt aber erst einmal hinter uns und fahren weiter nach Glenorchy. Gelorchy ist ein besonders hübsches Fleckchen Erde und zeigte sich uns von seiner dramatisch-stürmischen Seite. Wenn mich jemand fragen würde, wie ich mir das Ende der Welt vorstellen würde. Dann würde ich sagen: So wie hier. 

Ich wäre gern länger geblieben, aber wir hatten uns zum Abendessen bei unserem hiesigen Gastgeber angekündigt. 

 








Die Vorzüge einer Stadt <3
In Queenstown durften wir bei Jordan schlafen. Das war der erste Couchsurfinghost, den Sarah ausgesucht hat. Während der Corona-Pandemie entschloss sich die Plattform, nicht mehr kostenfrei zu sein und man konnte auf seinen Account (zumindest als Surfer) nur noch zugreifen, wenn man einen Mitgliedsbeitrag bezahlt (etwa 15 Euro im Jahr). Da Sarah sowieso noch ein paar Bewertungen für ihre Zeit, wenn wir abgereist waren, sammeln wollte, aktivierte sie ihren Account und meiner ist seither im Dornröschenschlaf. Es war auch mal angenehm, diesen Posten der Planung abzugeben und spannend, nicht zu wissen, auf wen wir uns da einließen.

Honigverkostung

Jordan jedenfalls ist ein sehr spezieller Mensch. Er züchtet unter anderem Bienen (wir durften eine Honigverkostung machen), ist aber auch Fliegenfischer, hat dabei wohl mal recht viel Gold gefunden (was er uns gezeigt hat), ist Extremsportler und meines Erachtens entweder hochbegabt oder total gaga. Beides spannend. Auf jeden Fall hat er interessante, deutlich ungewöhnliche Lebensansichten und war sehr unterhaltsam.

Wir planten, ein paar Tage in dieser Stadt zu verbringen, um auf gutes Wetter für den Milford Sound zu warten (wenn es das überhaupt gab, weil diese Fjord-Landschaft bekannt für ihr schlechtes Wetter ist). Es war nämlich Regen angesagt und bei so einem Wetter lässt sich die Zeit besser in einer so lebendigen Stadt totschlagen als irgendwo im Nirgendwo. So hatten wir auch einen Puffer, unseren Trip weiterzuplanen. 

 

Neuseeländische Klinik
Weil wir hier verweilten und der Ort durch die verletzten Skifahrer und Extremsportler prädestiniert für mögliche fähige Unfallkliniken schien, entschied ich mich, mein Handgelenk mal checken zu lassen. Die Schmerzen waren zwar geringer, aber immer noch da. Vor allem bei bestimmten Bewegungen. Deshalb hatte ich immer noch von den Girls selbst auferlegtes Fahrverbot. Das tat mir mega Leid! Und nach dem Arztcheck wollte ich das vielleicht wieder beginnen. Anderthalb Stunden, ein Rötgenbild und 290 Dollar später dann die Diagnose: „Ich bin mir nicht sicher, ob es angebrochen ist. Das sieht man auf dem Bild so schlecht.“ Ja danke! Glatt durchgebrochen war zum Glück nix, aber ob irgendwas angerissen war, konnte mir die Doktorin nicht sagen. Sie empfahl aber, auf das Autofahren erst einmal zu verzichten...

Chaotisch ging es weiter..

Nochmal Queenstown

Queenstown macht es einem aber auch leicht, hier abzuhängen. Wir aßen den berühmten Furg Burger (joah, war okay), buchten eine Tour durch den bekannten Milford Sound, tranken viele heiße Schoki (es wurde schon fast unser Hobby), gingen Shoppen und kraxelten mal wieder auf einen Berg. Eines Abends warteten wir mal vergeblich auf unseren Gastgeber (standen eine Stunde vor seinem Haus, weil er nicht wie verabredet da war und unsere Handys ja nur angerufen werden konnten). Als Silja, Sarah und ich uns besprachen, was wir jetzt am besten machen sollten...und wir schon fast daran waren, in die City zu fahren, um dort das Wifi zu nutzen, sagte ich: Lasst uns doch noch bis 20.30 Uhr. Und siehe da, 20.28 Uhr tauchte Jordan dann auf. 

Am 24. Mai verließen wir Queenstown und fuhren nach Te Anau. 

Auf dem Weg dahin erlitten wir dann leider einen Steinschlag in der Frontscheibe. Der wiederum vergrößterte den Riss, der eh schon drin war. Oops. Auch diese Route war wieder echt schön! In Te Anau angekommen zog es uns erst einmal zum See. Da lag das Schiff „Faith". Das feierte an diesem Wochenende gerade seinen 85. Geburtstag, sodass wir das Glück hatten, eine gratis kleine Bootstour mitmachen zu können :)Wieder mal so ein kleiner Moment des Glückes, der diese Reise so besonders macht. Herrlich. Ich liebe es.


Danach wollten wir tanken. In der Tankstelle machte uns eine Frau dann auf unseren fast platten Reifen aufmerksam. Grandios. Wir haben den nicht bemerkt. Ein Kerl, den ich ansprach, half uns dann noch, alle Reifen wieder mit Luft zu befüllen. Aber wir konnten bereits ein Zischen vermerken. Scheiße. Es war Sonntag, alles hatte in diesem kleinen Örtchen zu. Und wir hatten den ersten fest vereinbarten Termin seit Monaten für morgen Mittag: Die Bootstour auf dem Milford Sound, die jeden von uns etwa 70 Dollar gekostet hat. Und den Weg zum Sound mussten wir selbst zurücklegen (120 km). Wir überlegten, was wir machen sollten. Googleten Reifenservices, ich schrieb bei Facebook ein paar an. Die wollten aber Sonntagsaufschlag (ohne Garantie, einen Reifen für unser altes Auto zu haben) oder arbeiteten nicht. Wir wussten ja nicht einmal, ob wir einen neuen Reifen brauchten oder man das flicken kann...

In der Not stellten wir Queenie hinter Subway auf den Parkplatz ab, direkt neben einer Autowerkstatt. Ich schilderte dem Chef bei Subyway die Situation und er war völlig fein damit – meinte sogar, dass wir im Auto auf dem Parkplatz schlafen können.

Mein Gedanke war abends noch, Einheimische anzuquatschen, ob die das vielleicht hinbekämen. Weil ja auch nicht sicher war, dass die Werkstatt wirklich öffnen wird und auch Zeit für uns hat. Man kennt es ja auch Deutschland, wie lange es manchmal braucht, einen Termin auszumachen...

An der Tankstelle neben der Werkstatt sprach ich einen anderen Van-Reisenden an. Der konnte uns aber leider nicht weiterhelfen, hatte ein Baby an Board. So schauten wir uns weiter um. Wir zogen nochmal los und landeten im Holiday Park. Weil dort niemand mehr an der Rezeption war (die wir fragen wollten, ob sie noch eine Idee hätten), setzten wir uns einfach in deren Lounge. Das Kaminfeuer war einfach zu verlockend! Hier hatten wir es warm, es gab sogar Wifi! Und wir kontaktierten gleich mal unsere Fachleute zu Hause um Rat. Natürlich war das schwer mit einer Ferndiagnose aus 18.000km Entfernung.Also blieb uns nichts anaderes übrig, als ins Bett zu gehen und darauf zu hoffen, morgen gleich als Erste in der Werkstatt dranzukommen.

Der spannende Morgen

Wir stellten uns den Wecker auf 7 Uhr, weil um 8 die Werkstatt öffnen sollte. Wir wurden nervös. Was, wenn die Infos aus dem Internet gar nicht stimmen? Könnten wir zum Milford Sound trampen? Der Zeitdruck lag uns im Nacken. Ich schaute zehn vor acht mal um die Werkstatt. Nichts. Kein Mensch, kein Ton.

Punkt 8 wurde die Werkstatt dann aber wirklich geöffnet. Ich lief sofort hin und schnappte mir einen Mitarbeiter. Der kleine Kautz war sehr nett, trotzdem irgendwie brummig, wir verstanden ihn kaum. Der Mitarbeiter ging weg, holte einen Wagenheber und verschwand ohne Absprache mit dem Rad. 30 Minuten später kam er damit wieder. Er konnte den Reifen flicken. Wir freuten uns. Nur wussten wir noch nicht, was uns das kosten sollte. Sarah und Silja gingen zum Bezahlen und wollten mich dann noch verarschen. Aber nicht mit mir :D Am Ende haben wir 35 Dollar gezahlt. Was für ein Schnapper! Da blieb noch genug Kleingeld für einen Kaffee übrig :)

Den Weg zum Milford Sound sollte man nicht unterschätzen. Und dieses Mal meine ich nicht nur die Straßen. Wir hatten wieder mal so tolles Wetter, dass es lohnt, auch an all den anderen Stopps auf dem Weg dahin anzuhalten! Wir hatten in Te Anau durch Zufall noch in einer Info am See eine Karte erhalten und die hat sich echt rentiert. Ein paar Stopps waren wetterbedingt nicht besuchbar, aber in den drei Stunden, die wir für die Hinfahrt dann mit Zwischenhalten brauchten, war auch nicht viel mehr unterzubringen. Also pickten wir uns die Rosinen raus (u.a.  Lake Mistletoe, Eglinton Valley, Mirror Lakes,...). Aber ehrlich gesagt hätte man hier sicher ne gute Woche verbringen können und es hätte noch so viele tolle Wege und Dinge zu entdecken gegeben! Welch wunderschönes Fleckchen Erde! 

 


Lake Mistletoe



Vor Ort angekommen hatten wir Glück, dass Corona-bedingt nur etwa 20 weitere Leute auf dem Boot waren. Die Tour dauerte etwa zwei Stunden. Wir fuhren zum Teil – absichtlich - sehr nah an die Wasserfälle und die Felswände ran. Der Kapitän erzählte uns ein paar Infos über den Milford Sound. An Deck gab es gratis Heißgetränke. Zurück in der Bucht hatten wir dann das Glück, Delfine zu sehen. Die Mitarbeiter gaben sich auch sehr Mühe, durch Rufe, Pfiffe und Laute die neugierigen Tiere anzulocken. Perfekter Abschluss! 

 

Milford Sound






Der Milford-Sound wird von vielen Leuten extrem gehypt. Ich sag mal so: Ich fand das schon auch alles echt schön! Und im Gegensatz zu Sarah, der Regen wohl besser gefallen hätte (dann gibt´s wohl noch mehr Wasserfälle), genoss ich die Besonderheit, dass es ein super schöner sonniger Tag war, sehr. Sonst wären die Zwischenstopps auf dem Weg dahin sicher auch nicht sooo toll gewesen... Noch mehr reizt mich aber der Doubtful Sound. Er ist noch weitläufiger und schwerer erreichbar, deshalb weniger touristisch aber teurer. Natürlich hätte ich diesen Ausflug auch gleich noch drangehangen. Leider boten die Anbieter Corona-bedingt aber keine Touren an, weil es sich noch nicht lohnt :( Einer der Gründe, nach Neuseeland zurückzukehren! Aber bis dahin genießen wir eben einfach, was das Land noch so Tolles zu bieten hat :) 

Ich werde berichten! 

Caro

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