El Calafate
Mein erster Stopp in Argentinien. Und
etwas unorganisiert. Da ich ja 5 Tage fernab von Internet in Torres
del Paine war, konnte ich dieses Mal nicht wirklich viel Zeit für
die Gastgebersuche investieren. Ich hatte allerdings eine Zusage und
eine Handynummer.
In El Calafate angekommen wollte ich
diese Person kontaktieren. Im Busterminal gab es zwar kostenloses
Wifi, das funktionierte jedoch nicht in meinem Netbook. Und Bargeld
hatte ich auch keines, um anzurufen. Ich lief ins Zentrum, sah ein
Haus mit einem i-Zeichen (für Information) und lernte Ignacio
kennen. Der arbeitete dort. Das war keine wirkliche Touriinfo, es war
mehr ein Reisebüro. Ich erkundigte mich gleich über die Konditionen
für einen Ausflug zum Gletscher Perito Moreno, den ich am Folgetag
besuchen wollte. Wir kamen ins Gespräch und am Ende bot mir Ignacio
nicht nur an, das Wifi der Agentur zu benutzen, sondern darüber
hinaus auch, bei ihm unterzukommen. Er kannte Couchsurfing, hatte
aber selbst kein Profil.
Ich ließ mein Gepäck im Reisebüro
und zog durch die Stadt. Geld war nötig. Und mit Geld ist es so eine
Sache in Argentinien! Der offizielle Wechselkurs (auch der meiner
DKB-Visa-Karte) liegt bei ca. 10,85. Also für einen Euro erhalte ich
knapp 11 Argentinische Pesos. Aber der Kurs des Schwarzmarktes liegt
bei mindestens 1:17, wenn man Glück hat 1:18. Ich hatte lediglich
40.000 chilenische Pesos und 200 Euro Bargeld über und der
Schwarzhändlerkurs in Calafate war mies (1:14 für Euro, Pesos
wollte fast niemand haben). So hob ich Kohle von meinem Konto ab und
damit kostet auch alles etwas mehr als nötig. Patagonien gilt aber
selbst als sehr teuer. Für den Transfer zum Gletscher habe ich 220
Pesos gezahlt, der Eintritt kam 215 Pesos. Bananen kosten 15-20
Pesos/ Kilo, 350g Nutella über 70 Pesos, Salami 24 Pesos 180 Gramm.
Mit meiner 1:11 Rate auf Dauer kostspielig. Noch kostspieliger werden
dann aber die Busfahrten. Dazu später mehr.
Nach meiner Stadtrunde bin ich wieder
zurück ins Büro und habe dann auf den Feierabend Ignacios gewartet.
Dann habe ich noch alles für den Tagesausflug am nächsten Tag
geregelt und wir haben am Abend zusammen gekocht.
Am Folgetag ging es 9.30 Uhr los. Mit
mir war nur eine weitere Person im Van, Vinicius, ein
Brasilianer.
Wir hielten kurz an, um uns die Flamingos nahe des Stadtzentrums
anzusehen, dann ein weiterer Stopp für ein Bergfoto und nach dem
Bezahlen des Eintritts nach einer Stunde dann der erste
Aussichtspunkt des Gletschers. Und ich war ein wenig enttäuscht. Der
erste Anschein ähnelte dem Gletscher in Torres del Paine sehr. Und
dafür habe ich jetzt 40 Euro bezahlt?
Doch je näher wir dem Gletscher kamen,
desto faszinierender wurde es.
Wir hielten zuerst am See an, auf dem
Eis trieb. Von dort aus führt ein Panoramaweg immer näher zum
Gletscher. Gleich in den ersten Minuten nach unserer Ankunft konnte
wir diverse Male Eis brechen sehen, absolut beeindruckend! Selbst
kleine Eisbrocken verursachen ein Geräusch wie ein
Jahrhundertgewitter (der Gletscher ist 70 Meter hoch). Die Zeit
verging recht schnell, ich habe mich super mit Vinicius verstanden.
Er hat mir sogar noch Schokolade geschenkt. Damit hat man bei mir ja
gleich gewonnen :D
Gegen 17 Uhr waren wir zurück in
Calafate. Ich bin einkaufen gegangen und habe am Abend mal wieder
gekocht :) Reis mit Ratatouille. Auf dem Weg zum Haus wurde ich das
erste Mal in meinem Leben von einem Straßenhund angegriffen. Ich
dachte der will nur bluffen mit seinem Gebell, aber dann schnappte er
nach meinem Knöchel. Aber letzten Endes hat er nur geblufft denn zum
Glück hat er nicht wirklich zugebissen!
Mein ursprünglicher Plan war es, nach
dem Gletscher direkt in den Bus zu steigen um nach Bariloche zu
fahren. Das hätte bedeutet 28 Stunden Fahrt für 1400 Pesos (1900
Kilometer da Umweg über Rio Gallegos. Bei einem Wechselkurs von 1:11
teuer wie ein Flug!). Nachdem ich Ignacio erzählt hatte, dass ich
eigentlich Wale sehen wollte, meinte er, dass gerade in Puerto Madryn
Wal-Saison wäre. Ein spontaner Planwechsel stand an. Die Fahrt nach
Puerto Madryn sollte beim ersten Mal fragen 1076 Pesos kosten für
1530 Kilometer. Bevor ich jedoch am Folgetag versuchen wollte,
wenigstens ein paar Kilometer per Anhalter zu fahren, fragte ich
nach, wie viele Plätze im Bus frei seien und ob der auch mitten in
der Pampa anhalten würde. Freie Plätze gäbe es genug, der Bus
würde aber nicht stoppen. Der nette Herr der Busgesellschaft hatte
wohl Mitleid mit mir und bot mir an, dass wenn ich bis 11 Uhr kaufen
würde, er mir die Fahrt für 890 Pesos anbieten könnte.
Puerto Madryn
Gegen 13.30 Uhr kamen wir in Puerto
Madryn an. Ich fragte am Terminal gleich nach den Anschlussbussen
nach Bariloche, habe ich doch einen straffen Zeitplan! Der günstigste
Nachtbus startete 21 Uhr und kam etwas weniger als 600 Pesos (928
Kilometer). Das Wifi im Terminal funktionierte wieder nicht. Ich
musste meinen großen Rucksack irgendwo loswerden, um zum Steg zu
laufen. Die Mietboxen kosteten 40 Pesos, Geld, das man gut sparen
kann. Also bin ich zum Polizeibüro im Terminal gelaufen und habe mit
einem Rehblick gefragt, ob ich meinen Rucksack hier zwischenlagern
könnte. Zuerst verweigerte man mir das doch beim Verlassen des Büros
dann die Meinungsänderung.
Auf zum Pier! Hier soll man Wale sehen
können. Noch mehr und näher (und teurer) auf der Halbinsel Valdes
(Eintritt 160P), aber ich hatte am Pier ebenso Glück! Ich sah sie
bereits von weitem im Meer empor springen. Wahnsinn! Mir stockte dann
der Atem, als eines der Prachtexemplare keine 10 Meter vor mir im
Meer auftauchte. War das eben wirklich gerade wahr oder sitze ich
noch im Bus und träume? Ich wollte schon immer mal Wale in der
Freiheit sehen und hier wurde mein Traum wahr. Es war super windig
aber ich blieb mehrere Stunden. Und zum Ende hin dann mein absolutes
Highlight: zwei riesig große Wale schwammen am Steg entlang. Ich war
sprachlos. Dieser Umweg hatte sich definitiv gelohnt!
Vor Anbruch der Dunkelheit bin ich dann
noch etwas Essen gegangen und habe in einem Einkaufszentrum das Wifi
genutzt bevor es weitere 15 Stunden über Nacht nach Bariloche ging.
Bariloche
Bariloche ist bekannt als Skigebiet und
als Zielgebiet für Schulabsolventen. Ich habe diverse davon in
Einheitsskiklamotten auf der Straße gesehen. Mc Donalds sponsert die
Straßenschilder in den Hauptstraßen (Mc Donalds Schriftzug darüber,
wie grausam), Schokoladenläden an jeder Ecke, Männer sprechen mir
Cambio zu, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Cambio! Geldwechsel. In
Buenos Aires gibt es den besten Schwarzmaktkurs des Landes, doch ich
brauchte das Geld vorher. In Bariloche konnte ich bis auf 1:17,9 hoch
handeln. Doch weil ich auch kleine Scheine hatte (5,10,20 Euro),
wollte mir der Händler das dann nicht geben. Die kleineren Scheine
seien weniger Wert. Aha. In Deutschland aber nicht. Naja, wir
einigten uns auf 1:17,8. Immerhin.
18 Uhr holte mich Hernan in der Stadt
ab, wir sind zum Haus gefahren, dort wartete eine andere
Couchsurferin aus Belgien. Da hier erst dank einer Stunde
Zeitunterschied die Sonne 19.30 Uhr untergeht, sind wir noch eine
Runde mit dem Auto herumgefahren (circuito chico) und haben tolle
Aussichtspunkte gefunden. Nach einem Absacker in einer Bar gings
wieder nach Hause.
Am nächsten Tag bin ich per Anhalter
zu Cerro Campanario gefahren. Der nette Herr hatte andere Gäste in
seinem Van, die er zu deren Hotels gefahren hat. Danach sind wir zum
Cerro Cathedral gefahren, gilt als größtes Skicenter Südamerikas.
Von unten hat man aber nicht viel gesehen: Enrique, so der Name des
Fahrers, musste mich Deutsche dann noch seinen deutschsprechenen
Freunden vorstellen (ebenso per Telefon). Ich war 16 Uhr mit Hiwad
(der Australier vom Trekking) in der Stadt verabredet, mittlerweile
war es 14 Uhr und ich noch nicht auf dem Berg. Dann sind wir endlich
weitergefahren, Enrique wollte eine Abkürzung fahren, die aber
ziemlich am Ende geschlossen war, weshalb wir wieder komplett
umkehren mussten.
Ich erreichte den Berg erst 15 Uhr.
Enrique bot an, unten auf mich zu warten um mich dann in die Stadt zu
fahren, aber das war mir zu viel der Freundlichkeit, ich konnte das
nicht annehmen! Ich stieg dann 30 Minuten den Berg hinauf (man kann
ebenso mit einem Lift fahren -100P hin+zurück). Die Aussicht war
den steilen Aufstieg alle mal Wert!
Ich verweilte ein bisschen, mit der
Zeit im Nacken, aß mein Sandwich und teilte es mit zwei Katzen.
Dann
bin ich in 16 Minuten bergab gelaufen und bin zur Stadt zurück
getrampt (18km). Er Herr wohnt an Kilometer 5 (also 5km vom Zentrum)
und ist extra nur für mich bis ins Zentrum gefahren. Was es doch für
liebe Menschen gibt!
[In Bariloche braucht man eine
aufladbare Karte, um die Busse benutzen zu können. Die kostet knapp
12 Pesos und kann nicht zurückgegeben werden. Für zwei Fahrten war
es mir das nicht wert. Hernan hatte mir seine zur Verfügung
gestellt.]
Ich war eine Stunde zu spät zu unserer
Verabredung und Hiwad war leider schon weg (kann ich verstehen).
Mangels Internet konnte ich ihn auch nicht in der Stadt kontaktieren.
Ich bin dann noch ein Eis essen gegangen und bin anschließend
einkaufen gegangen, weil ich für Hernan und mich ein Kartoffelgratin
kochen wollte.
Am letzten Tag hat mich Hernan vor
seiner Schicht am Busbahnhof abgesetzt. Ich wollte trampen. Nicht
schon wieder übertrieben viel Geld für den Bus ausgeben (800Pesos
für 1220km). Über eine Stunde stand ich in der Kälte, mein Schild
tapfer haltend. Und dann hielt ein kleiner Truck, der mich wenigstens
50 der angestrebten 1220 km mitnehmen konnte. Dann wartete ich eine
weitere halbe Stunde. Ich stand in der Pampa. Autos waren rar. Und
wenn sie passierten, dann gab es auch schon mal ein Hupgeräusch oder
Lichthupe, aber kein Anhalten. Es war 11.30 Uhr, 13 Uhr fuhr der Bus
in Bariloche ab, der aber nicht irgendwo zwischen Städten (zum
Beispiel da wo ich stand) anhalten
würde. Eine Entscheidung musste
her: wieder zurückfahren und das teure Busticket kaufen oder auf
Risiko gehen? Der nette Herr, der mich bis hierher mitgenommen hatte,
kehrte nun wieder zurück. Wir plauschten ein bisschen am Wegesrand,
bei jedem Auto schnellte ich auf meinen Platz zurück. Und dann, ja
dann war es endlich soweit, dass ein Minibus anhielt. Zwei Jungs und
drei Mädels der gleichen Firma waren eine Woche geschäftliche in
Bariloche und fuhren jetzt gen Osten. Sie mussten über Neuquen, die
nächste realistische Stadt zwischendrin, die ich angepeilt hatte.
Ich verabschiedete mich vom Trucker und
stieg bei den lustigen Fünf ein. Neben guter Stimmung und Musik gab
es noch Kuchen und Chips. Besser als im Bus :) Nach einer Weile
hielten wir im Nirgendwo an. Ich dachte es wäre eine Pinkelpause,
aber der Grund war viel wichtiger: Die Fünf wussten von einem Mann,
der seit mehr als zwanzig Jahren neben der „Autobahn“ (ist ja nur
eine zweispurige Schnellstraße) lebt. In einem Zeltverschlag. Ohne
Strom und Wasser. Er fragt auf einem Schild nach Essen. Er würde nie
die Autos dafür anhalten.
Vor zwanzig Jahren verstarb seine
Familie bei einem Autounfall genau an dieser Stelle. Der Mann ist
mittlerweile über 70 Jahre alt und mit nichts von dort
wegzubekommen.
Ich wurde nachdenklich.
Ca. 3 Stunden und 380 km später waren
wir in Neuquen angekommen. Ich wollte nicht weiter trampen, denn ich
war recht spät dran. Ich würde es nicht früh nach Mendoza
schaffen! Also den Rest mit dem Bus. Es war 15.30 Uhr, der nächste
Bus nach Mendoza fuhr erst 18.15 Uhr. ABER es kostete nur 450km von
Bariloche entfernt (knapp 1/3 der Gesamtstrecke) bereits 50% weniger
(400P). Und es gab kostenloses Wifi am Bahnhof., das auch mal
funktionierte :) Ich bin dann noch zu einem Supermarkt Essen
einkaufen gegangen und die Zeit war recht schnell herum. Nächster
Stopp: Mendoza!
Hasta pronto,
Caro
Per Anhalter in Argentinien:
-Frontfenster im Bus werden nachts kalt
-je südlicher man reist, desto
geringer die Chance auf eine Mitfahrgelegenheit (zu wenige Autos, zu
große Distanzen, keine Städte dazwischen)
-nicht das finale Ziel auf den Zettel
schreiben, wenn die Distanz zu groß ist. Die Argentinier scheinen im
Vergleich zu den Chilenen nicht mitzudenken (das zb. auch ein Teil
der Strecke okay wäre). Besser Zwischenziele oder einfach nur Daumen
herausstrecken und dann am Auto verhandeln.
-Landkarte mehr als nötig! Das
Streckennetz ist im Vergleich zu Chile sehr verstreut, es gibt keine
zentrale große Autobahn. Um nicht die falsche Richtung einzuschlagen
sollte man vorher die Zwischenstädte kennen
Allgemein:
-im Süden Argentiniens gibt es keine
Plastikbeutel in Supermärkten (außer Früchte und Gemüse)
--in Gegensatz zu anderen Ländern wird
in Argentinien für das Gepäckeinladen in den Bus Trinkgeld erwartet
--an jeder Grenzüberquerung
Passkontrolle
-Urinflaschen der Trucker liegen schön
verstreut am Wegesrand
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