"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 9. Januar 2014

Bhutan in 11 Tagen – 2. Teil und Abschied

5. Januar – Tang-Tal

An diesem Tag fuhren wir von Trongsa über Bumthang in das Tang-Tal. Wir kamen an diversen Dörfern vorbei, in einigen davon hielten wir an und sind eine Runde spazieren gegangen. Drei Jungs übten sich auf einem Platz im Bogenschießen. Das war meine Chance! Unser Guide fragte, ob ich auch einmal dürfte und ich versagte jämmerlich *lach* Was für eine Kraft die Bengel schon aufbringen um den Bogen zu spannen! Jetzt habe ich noch mehr Respekt vor dem Sport.



Wir durften auch in einige Haushalte schauen. In einem der Häuser fand gerade eine Zeremonie statt („Wandermönche“ ziehen von Dorf zu Dorf und beten und singen in den jeweiligen Gebetsräumen).


Im Wohnzimmer/ der Küche
 
Egal wie abgelegen und altmodisch ein Dorf von außen auch schien, die meisten sind versorgt mit Strom, Handyempfang und Fernsehen. Zu meiner Freude gab es überall auch kleine Welpen :)

Mitten beim Spazierengehen habe ich dann bemerkt, dass ich den Zimmerschlüssel vom letzten Hotel noch in meiner Jackentasche hatte. Unser Guide hat das dann irgendwie gemanagt (zurückgeschickt oder so).
Wir haben dann noch einen der 18 (?) Königspaläste von außen angeschaut, in dem die Königsfamilie übernachtet, wenn sie gerade in der Gegend ist. Den Rest des Jahres wohnt dort in einem kleinen Nebenzimmerchen der Hausmeister und seine Frau. Wie dekadent das von den Royals ist, muss ich hier wohl nicht erwähnen...

Nach 8 Tagen des sich äußerst ähnelnden Essens (Reis, gekochtes Gemüse, Chili in Käsesoße,
Fleisch und optional Nudeln, Kartoffeln oder eine Art Fladenbrot) waren wir äußerst dankbar, dass es in der Hauptstadt von Bumthang, Jakar, eine Pizzeria gibt. Und die Pizza (für mich vegetarisch-ich wollte ja kein Knochenhuhn drauf) hat auch ganz ordentlich geschmeckt.

Nach weiteren kurzen Zwischenstopps sind wir schließlich gegen 4 an unserem Bauernhaus angekommen, in dem wir dann übernachteten. Es gibt hier 5 Gästezimmer,
recht einfach gehalten, aber für ein Bauernhaus doch sehr „modern“. Ein Schlafzimmer mit 2 Betten und einem Heizlüfter und ein angrenzendes Bad. Wir sind dann noch etwas spazieren gegangen aber das war es dann auch für den Tag. Es war recht kalt und es wurde langsam dunkel. Bis zum Abendessen haben wir zusammen im Gemeinschaftsraum (die gute Stube)
zusammengesessen und die Wirtsfamilie etwas näher kennengelernt. Da war beispielsweise der Neffe der Wirtin, welch munteres kleines Kerlchen. Wir haben unseren Guide gefragt, wie alt er denn sei. Daraufhin rannte der Junge aus dem Zimmer. Als er wiederkam, stellte sich heraus, dass er zu seiner Mutter gelaufen war, um sie zu fragen (er ist übrigens angeblich 4 Jahre alt, aber wir glauben er ist schon mindestens 5).
Auch und noch etwas, über das ich lachen musste:



Auch die Bhutaner wollen anscheinend Six-Packs!

Die Nacht war ganz okay, dicke Bettdecken, Heizer neben meinem Bett. Weniger gutes Erwachen, als ich feststellen musste, dass es in dem unbeheizten Badezimmer auch kein warmes Wasser gab -.-


6. Januar – Bumthang

Seit Bhutan versuche ich immer öfter den Satz „Jeden Tag eine gute Tat“ zu verinnerlichen und auch umzusetzen. Heute war es diese, dass ich einem blinden und einem kranken Hundewelpen die Reste unseres Hühnchens vom gestrigen Abendbrot gefüttert habe. Nehmt euch ruhig ein Beispiel ;)

Nonnenkloster
Wir sind vom Bauernhaus Richtung Bumthang-Tal gefahren. Unterwegs wieder Stopps im Nonnenkloster (dort, wo sie quasi das Nonnensein lernen. Es war aber leer, da ja gerade Schulferien in Bhutan sind), in einem Dorf und dann sind wir schließlich noch zu einer Käserei und Brauerei gefahren. Und hier wurde es interessant: 





Die Käserei stellt u.a. Gouda und Emmentaler her, in der Brauerei (die erste in Bhutan im Jahre 2006 und bisher auch die einzige ihrer Art) wird Weißbier gebraut. Na, fällt etwas auf? Richtig, keine lokalen Spezialitäten. Der Gründer beider Anlagen kam 1969 aus der Schweiz. Damals hatte ihn der 3. König über einen befreundeten Geschäftsmann nach Bhutan kommen lassen. Fritz Maurer sollte mit ihm 200 zur Verfügung gestellten Yaks Käse für ganz Bhutan produzieren. Utopisch. Der Schweizer setzte erst einmal Maßstäbe im Futteranbau, um den Bestand der Kühe zu erhöhen (zum damaligen Zeitpunkt gab es kaum Kühe in Bhutan und wenn so reichte deren Milch gerade einmal für den eigenen Bedarf). Nach mehr als 20 Jahren Prioniersarbeit und Import von Milchkühen aus Indien konnte Maurer schließlich eine Käserei in Betrieb nehmen. Davon gibt es heute mehrere.
Brauerei
Nachdem das lief widmete sich der gelernte Käser der Brauerei zu, die er selbst als artverwandt bezeichnet (bei beiden Gärungen). Der Schweizer produziert seit 2006 nun das „Red Panda Beer“ in Bumthang. In einer „Fabrik“, die gerade vier Kessel beherbergt. Je nach Nachfrage kann er so 2 mal 700 Liter Bier in der Woche produzieren (das Malz kommt aus Indien, de Hopfen aus Dt.)
Warum Weißbier? Weil er ein Bier produzieren wollte, welches man im Gegensatz zu den anderen importierten Marken genießen sollte. Die Reinigung, Abfüllung und Etikettierung wird übrigens alles noch in Handarbeit gemacht. Fritz Maurer ist um die 70 und produziert nebenbei noch Honig und Wurst für sein „Swiss Guest House“. Wir hatten eine Stunde Zeit mit ihm zu sprechen und es war mir eine Ehre.

Im Anschluss sind wir noch hoch auf einen Dzong, haben uns einen alten Königspalast angeschaut sowie eines der teuersten Hotels in Bumthang (Amankora)-welches aber geschlossen hatte (da keine Gäste!) :D
Kloster

leeres Luxushotel

Wir sind diese Nacht auch die einzigen Gäste in unserem Hotel. Der Manager ist kaum älter als ich. Wir kamen beim Abendbrot mit ihm ins Gespräch und die Hauskatze hatte es sich sofort auf meinem Schoß gemütlich gemacht. Ein schöner Ausklang für diesen Tag.


7. Januar – Bumthang again

Seit gestern Abend, als wir den Manager gefragt hatten, was es denn zum Frühstück gäbe, hatte ich mich auf Pancakes gefreut. Heut morgen dann auf unserem Tisch Unterteller große grüne Fladen. Leicht skeptisch aber vorurteilsfrei versuchte ich einen davon. Dieser Geschmack kam mir äußerst bekannt vor, aber gemocht habe ich ihn nicht...Noch einen Happen...Spinat! Dieser grüne Fladen hat nach Spinat geschmeckt. Ich habe daraufhin die Bedienung gefragt, wie sie denn den Eierkuchen gemacht haben..Ihre Antwort war daraufhin in etwa so: „ähhm...weiß ich nicht...mit Wasser angerührt“. Soso. Die Enttäuschung bei mir war doch recht groß, woraufhin ich spontanerweise in die Küche bin und gefragt habe, ob ich selbst einen Eierkuchen machen könnte – auf meine Art. Siehe da, sie hatten Mehl, Milch und Eier da. Die 4 anwesenden Personen in der Küche (ich war davon wohl die Älteste) schauten neugierig zu. Ich erklärte ein bisschen was, machte zwei Eierkuchen und meinte den Rest des Teiges sollten sie selbst mal versuchen.
Meinen Büromädels hat es jedenfalls damals geschmeckt und ich würde nur zu gern wissen, ob die Küchenangestellte das in Zukunft auch so machen wird. 
 
Nach dem deliziösen Frühstück sind wir zu diversen Klöstern gelaufen. Heute war wieder ein
bestimmter „Feiertag“, da spielten die Herren überall auf der Straße Dart und Bogenschießen. Dart ist hier aber etwas spezieller, geworfen werden folgende Gegenstände:

Dart-Wurfgerät

Die Flugkeile sind übrigens meist aus Plastik. Es gibt sogar solche Spieler, die extra ins Krankenhaus gehen und sich röntgen lassen, um dann dieses Röntgenbild zu zerschnippeln und als Flugsteuerung nehmen. Die Krankenversorgung in Bhutan ist ja kostenlos.


Mittag haben wir dann erneut in der Pizzeria gegessen, weil es keine nicht-bhutanische Alternative im Ort gab (oder unser Guide kannte zumindest keine weitere). Tja und dann hatten wir wieder nichts zu tun. Unser Guide wollte erneut irgendwohin mit uns laufen (er verkauft das immer als Trek-klingt ja auch spannender), aber Klaus und ich hatten bereits eigene Pläne. Als wir am Kloster vorbeikamen, gab es da wieder eine öffentliche Hot-Stone-Bath-Stelle. 

Zwei Männer bereiteten alles vor und ich fragte eigentlich aus Spaß, ob ich am Nachmittag vorbeikommen könnte. Sie antworteten wohl ebenso spaßig, dass das kein Problem wäre. Naja und etwas später habe ich sie eben beim Wort genommen. [kleine Nebenanmerkung: ein Hot-Stone-Bath im Hotel häte 20 Dollar gekostet – das war es Klaus und mir nicht wert, zumal ich ja bereits in den Genuss kam)


Als wir ankamen, war nur noch ein Mann da, der sprach kein Englisch. Aber unser Guide meinte, dass ich schon baden dürfte. Das Becken war in etwa 3-4 mal so groß wie bei meinem 1. Bad. Demnach dauerte die Befüllung auch länger. Zumal nur Wasser aus einem Hahn entnommen wurde, welches als heilig gilt. Leider war die Fließgeschwindigkeit des heiligen Wassers nicht besonders stark. Die Freunde des Zubereiters wurden so um 3/um 4 erwartet. Jetzt war es um 2. Wir ließen das Wasser ein, schmissen ein paar Steine rein und dann sollte ich auch schon einsteigen.


Das Wasser im Bottich war knöcheltief, die Außentemperatur betrug 7 Grad und ein eisiger Wind fegte. Als ich meinem Guide sagte, dass ich so nie mich reinsetzen könnte, weil dann ja mein Oberkörper völlig frieren würde, gab er mir folgende (doch sehr kreative) Antworten:
  • Ich könne mich reinsetzen und mit einem Gefäß abspülen
  • Wenn ich einsteigen würde, würde der Wasserpegel ja auch noch steigen
  • Ich könnte mich komplett reinlegen

Keine dieser Varianten stellte mich zufrieden. Ich ließ meine Füße im Wasser baumeln und als ich mich schließlich entschloss, mich doch vielleicht mal hineinzusetzen (schließlich haben nun alle mitgeholfen das Bad vorzubereiten), kamen die Freunde (oder Verwandte?) des Mannes. Obwohl ich kein Dzongkha spreche, habe ich sofort mitbekommen, dass die Frau, die mich untenrum im Bikini, obenrum im Pullover erblickte, alles andere als erfreut war. Ja auch die Tonlage ihrer Stimme war allaussagend. Ich wolle die Situation nicht strapazieren und habe mich wieder angezogen. Die anwesenden Männer waren immer noch alle super freundlich zu mir...

Klaus und ich haben uns dann noch in die „Stadt“ fahren lassen. Ich brauchte noch Verpflegung für die bevorstehende Mördertour mit dem öffentl. Bus Richtung Paro und Klaus wollte nach Gebetsbüchern schauen. Halb 4 waren wir wieder zurück im Hotel und ich nutzte die gute Internetverbindung. Klaus und ich tauschten unsere Fotos aus. Am späten Abend ist Dorji zurückgekehrt und hatte die frohe Nachricht mitgebracht, dass ich nicht mit dem öffentl. Bus fahren müsse sondern ein Van mit Fahrer den anderen Guide und mich nach Paro bringen würde. Die beste Nachricht des Tages :)

8. Januar – Abreise

Zusammen mit der anderen Gruppe (Dorji, Klaus und Fahrer) hat meine Gruppe (Guide, Fahrer, ich) das Hotel um 9 Uhr verlassen. Ich habe mich noch von Klaus und Dorji verabschiedet, aber konnte meine Dankbarkeit gar nicht richtig zum Ausdruck bringen. Immerhin haben mir Dorji und Beate ermöglicht, einen ganzen Monat lang Bhutan erleben zu dürfen. Und dank Klaus´ Einverständnis konnte ich mehr als den Westen des Landes sehen. Der erste Abschied stand also an und mir war wehmütig ums Herz. Zum Glück ging alles recht schnell, sodass ich nicht allzu emotional wurde ;)

Die Autofahrt war die ersten zwei Stunden echt eine Herausforderung. Dieses Mal rede ich nicht von den schlechten Straßen, sondern der Dauer-Betelnuss-Kauerei des Fahrers. Ich finde den Geruch dieser Frucht einfach nur abstoßend und in Kombination mit den Kurven ging es mir etwas schlecht. Mein offenes Fenster und Kaugummi-Kauen half aber etwas. Zu vorangeschrittener Stunde war es dann nicht mehr so schlimm.
Nur Kurven
Der Fahrer war gut und fuhr zügig. Ich lernte den Guide, der ein Jahr jünger ist als ich (aber deutlich älter aussieht) von einer ganz anderen Seite kennen. Ich erfuhr viel über die junge Generation der Bhutaner, auch bei Themen wie Beziehungen und Familie hat er mir jede meiner Fragen beantwortet. Auch habe ich viel aus dem Leben des Fahrers erfahren sowie dessen Vaters, der 25 Jahre lang Mönch war und den wir ein Stück mitgenommen hatten. Eine lustige Situation war folgende:

Die Heizung im Auto war auf Sauna eingestellt. Ich fragte, ob wir es nicht etwas kälter machen könnten, da ließen beide die Fensterscheibe runter. Innerlich musste ich herzhaft lachen und schließlich wies ich dann darauf hin, dass ich doch selbst mein Fenster öffnen könnte und eher die Heizung meinte..

schlechte "Straßen"

Kurz vorm Ziel war dann noch irgendein Crash oder sonstiges auf dem Weg, was uns eine Stunde Warten bescherte. Insgesamt waren wir mit einer kurzen Mittagspause und Pipi-Stopps von 9 bis 19.40 Uhr unterwegs. Aber die Fahrt war wirklich erträglich (so man denn Kurven verträgt – auf den mehr als 300km gab es keine 200m gerade Strecke!).

Siehe

Abends hatten die Mädels mal wieder gekocht und ich bin halb 10 ins Bett.


9. Januar – Wehmut

Dies sollte nun also mein letzter Tag in Bhutan sein. Ich habe bis kurz nach 8 geschlafen, mich fertig gemacht, ein paar Dinge online abgewickelt. Wenn alles klappt werde ich ab dem 11.1. bei einer Chinesin in Yangon surfen können. Ich soll sogar von einem Fahrer am Flughafen abgeholt werden. Etwas skeptisch bin ich ja noch, aber ich lasse mich gerne von der Ernsthaftigkeit ihrer Zusage überzeugen :)

Ich wurde dann am Vormittag von einem Fahrer abgeholt und zu Beates Haus gebracht. Wir haben letzte Dinge geklärt, Fotos angeschaut, meine Wäsche gewaschen und Mittag gegessen. Am frühen Nachmittag bin ich Richtung Stadt aufgebrochen. Der Abschied von Beate fiel mir noch etwas schwerer, weil ich ihr so viel zu verdanken habe und das zum einen gar nicht annähernd in Worte fassen konnte und zum anderen mit meiner erbrachten Leistung nicht aufwiegen kann. Irgendwann irgendwie werde ich mich definitiv noch einmal revanchieren. Die Tränen habe ich zurückhalten können. Aber den Kloß im Hals nicht.

Ich hab dann noch meine restliche Kohle (war ja nicht mehr viel) für Souvenirs und Proviant rausgehauen, weil ich ja eine Nacht auf dem Flughafen in Bangkok verbringen muss (Anschlussflüge nach Myanmar liegen so doof). Naja dann hab ich wenigstens Zeit, Fotos zu ordnen und Gedanken zu sammeln.

Jetzt habe ich noch ein finales Mahl mit den Mädels, sie kochen für mich. Mal wieder. Ich will gar nicht an den Abschied denken, aber ich sage mir auch gleichzeitig, dass es kein Abschied für immer sein wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch einmal nach Bhutan kommen werde und dann werden mich hier Freunde begrüßen.

Mein Flug morgen startet 11 Uhr lokaler Zeit.

Zusammenfassend für Bhutan hier mein Fazit:

+

*die Herzlichkeit, Freundlichkeit und Großzügigkeit der Menschen, ein Lächeln ist hier selbstverständlich
*es ist super einfach ins Gespräch mit den Einheimischen zu kommen
*größtenteils günstige Preise
*wunderschöne Landschaft
*saubere Luft
*strahlender Sonnenschein jeden Tag (auch im Winter)
*viele Sagen, Geschichten (oder Märchen?)
*Religiosität und Spiritualität
*selten Touristen getroffen
*Sicherheit
*viele viele Welpen
*überall Handyempfang
*offiziell Rauchverbot im ganzen Land
*kein Individualtourismus möglich

-

*leider zu viel (Plastik)Müll in einigen Ecken
*in den Hotels das gleiche Essensangebot
*keine Heizungen in den Bädern
*fehlende Stabilität der Internetverbindung
*kein Individualtourismus möglich


Bhutan, che namay samay jarim dhu. 




Bis bald und AufWIEDERsehen.




Caro

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