"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Montag, 20. Januar 2014

Myanmar

Lost in Hpa-An

Eigentlich geht das gar nicht, denn dieses kleine „Städtchen“ ist wirklich sehr überschaubar und in wenigen Stunden zu Fuß durchquert. Nachts sieht die Sache aber etwas anders aus.
Egbert und ich am See
Ich hatte den letzten Tag in Yangon auf einer Beton-/Eisenbank an dem gleichen See verbracht, den ich am Abend zuvor besucht hatte. ) 9 Uhr hatte ich mit Nina die Wohnung verlassen. Ihr Büro liegt nah zum See und auf der Busroute zum 30km vom Stadtzentrum entfernten Busbahnhof gelegen, wo mein Bus 20 Uhr nach Hpa-An losgehen sollte. Aus pragmatischen Gründen entschied ich also den ganzen Tag am See zu bleiben. Das hört sich aber weniger idyllisch an, als es war. Irgendwann zog die Sonne weiter und ich hatte ab ca. 14 Uhr keinen Schatten mehr. Ich wechselte meinen Platz und bin dann schließlich gegen halb 4 zum Office zurückgegangen.

Dort begrüßte mich eine Mitarbeiterin von Nina (lokal). Sie reichte mir eine eiskalte Coke Zero, als ich auf dem Weg zu Nina war, um Tschüss zu sagen. Nina hat mir kaum zugehört, sie war total von ihrem Laptop im Bann und meinte nur so in etwa: „Sorry ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten“. Dieser Abschied passte perfekt zum Rest des Aufenthaltes bei ihr. Warum sie beim Couchsurfing mitmacht, ist mir unklar...

netter Zeitvertreib
Die Coke kam übrigens zum perfekten Zeitpunkt, diverse Stunden rumhängen sind schon ganz schön anstrengend ;) Die nette Dame brachte mich dann noch zur Haltestelle und trug dabei meinen kleinen Rucksack. Im vollen Bus hatte ich den besten Platz erhalten: vorn neben dem Fahrer. Alles andere hinten wäre furchtbar geworden. Ich freute mich also, so um die 5-8 Euro für das Taxi zum Busbahnhof gespart zu haben. Dort war ich übrigens gegen 17 Uhr. Es waren sicher an die 40-50 Busse und die Zeit, die ich da war, verging ziemlich schnell mit dem Beobachten des Treibens. Dann ging es zum Sitzplatz (den konnte ich mir schon einen Tag vorher am Schalter aussuchen), den habe ich dann noch 2 mal gewechselt, bis ich dann schließlich neben einer Frau saß, die mit netterweise auch noch Sonnenblumenkerne angeboten hat.

Busbahnhof
Die Fahrt sollte an die 6 Stunden dauern. Wir machten 23.30 Uhr einen Stopp an einem Restaurant. Aber nachdem ich da so dastand und eine alte Frau sich direkt vor mir in die Regenrinne ergab (diverse Mal und in den unterschiedlichsten Tönen), verging mir der Appetit. Von 2 bis 3 Uhr gab es erneut eine Pause irgendwo im nichts (inklusive alle Lichter im Bus ausgeschalten etc). Das freute mich, wollte ich durch die Nachtfahrt vor allem Geld für eine Hotelübernachtung sparen und für den Morgenbus hätte ich 5.30 Uhr die Wohnung verlassen müssen, das schien mir auch ein großer Minuspunkt ;)

Tja, aber falsch kalkuliert... Ich wollte irgendwo den Rest der Nacht abhängen bis es hell würde und dass ich mir dann ein bereits vorher auserwähltes Guesthouse suchen kann. Aaaaber...erstens wusste ich nicht, wo ich aussteigen musste. Zweitens hätte ich dort, wo ich schließlich mit einem myanmarschen Typie (mit etwas Englischkenntnissen) ausgestiegen bin, nirgendwo ruhen können. Das war nämlich an irgendeiner Hauptstraße. Er hat mich gefragt, wo ich übernachte, ich meinte, dass ich das noch nicht wüsste. Er sagte, dass er auch noch keine Unterkunft hat und wir sind auf 2 Motorrädern durch die Nacht gefahren und haben bei 2 verschiedenen angefragt (das 1. war voll). Als wir das 2. erreichten, „Tiger Hotel“, war es immerhin schon 4.30 Uhr. Erst hieß es, jeweils er und ich zahlen 7000 Kyat (ca. 5,50 Euro). Vollkommen okay, in dem Hotel, was ich aussuchte, kam die
Dieses Luxuszimmer für 15.000K
Übernachtung 6 Dollar. Doch auf einmal hieß es dann: ich muss 15000 zahlen, ich bin ja eine Ausländerin und könnte nicht in dem vorgesehenen Zimmer schlafen. Na prima. Nun musste ich abwägen..War es mir das Wert, für ein paar Stunden? Ich erzählte von den 6 Dollar beim Soe-Brothers-Guesthouse“, sie
riefen hier an aber es war wohl (natürlich!) kein Zimmer zu diesen Preis frei...Müde wie ich war, rang ich mich dazu durch, diese „Nacht“ dort zu verbringen. Mit einem Ärgergefühl im Bauch schlief ich ein. Keine 2 h später wachte ich von Baustellenlärm und Röchelgeräuschen auf. Das dann noch etwa 2 Mal bis ich halb 9 entschied, aufzubrechen. Das Wasser in der Dusche war übrigens kalt, das im Klo schwarz und das Wifi hat auch nicht funktioniert.
Hpa-An


Ich zog umher und fand schließlich das „Soe Brother Guesthouse“, wo ich von Anfang an bleiben wollte. Sicherheitshalber hatte ich aus Yangon via Mail für 2 Nächte ein Einzelzimmer reserviert und siehe da, ich konnte hier bleiben für 6 Dollar/Nacht, warmen Wasser (aber in einer geteilten Dusche) und auch keinem Wifi. Und keine Klimaanlage, aber die brauche ich sowieso nicht.

Markttag

Den Tag über bin ich also durch die Stadt gelaufen, einige Pagoden angeschaut, den Markt besucht, Kleinigkeiten zu essen gekauft. Ich war mit meinem äußerst langsam ausgelegten Programm 15.30 Uhr fertig und habe mich dann noch 1,5 h hingelegt. Wenn man die von dem Guesthouse angebotene Tour an einem Tag mitmacht, hat man eigentlich alles Wichtige gesehen und ein Tag Aufenthalt reicht für Hpa-An (was übrigens Pa-An ausgesprochen wird). 

Am nächsten Tag habe ich also die Tour mitgemacht. Die Preise staffeln sich je nach Anzahl der Teilnehmer. Die günstigste Variante ist 5000K/ Person (ab 6 Personen). Wir waren zu 11, sodass wir in unserem Tuk Tuk jeder nur 5000 zahlen mussten (1330 sind ungefähr 1 Euro). Mit an Bord waren eine Österreicherin und ein Argentinier, die ich am Tag zuvor angequatscht hatte, ob sie nicht auch die Tour mitmachen wollen. Der Trip begann 8.30 Uhr vorm Guesthouse, wir haben insgesamt 4 Höhlen besucht (durch eine konnte man komplett hindurch gehen und am anderen Ende warteten Einbaum-Boote auf uns, die uns unter einem Felsen und durch Reisfelder gebracht haben (1500K extra, die sich aber vollkommen gelohnt haben), einen Berg erklommen (mehr als 420 Stufen, super Aussicht), diverse Pagodas und Stupas besucht, sodass wir 17 Uhr wieder zurück waren. Die Tour hat sich richtig gelohnt und ich kann sie nur weiterempfehlen :)
Da ich übrigens schon Blasen von meinen Flip Flops zwischen den Zehen habe, hatte ich Turnschuhe angezogen. Natürlich hatte ich nicht bedacht, dass man an allen heiligen Stätten (Höhlen inkl.) die Schuhe ausziehen muss...
Hier in paar Eindrücke:


wieder ein begehrtes Fotomotiv
am Ende einer Höhle


unter einer Höhle durchgefahren

...und durch Reisfelder



Am Abend ist dann unsere Tuk Tuk Gruppe noch zusammen essen gegangen. Ein perfekter Tag!

Mawlamyine

Zwei von den Teilnehmern (eine Brasilianerin und der Argentinier) sind dann auch am gleichen Tag wie ich weiter nach Mawlamyine gereist (lokaler Bus 2 h, 1000K) Das soll die 3. größte Stadt in ganz Myanmar sein, aber ich konnte sie innerhalb eines halben Tages ablaufen und hier gibt es auch nicht einmal einen größeren Supermarkt. Dafür haben sie mittlerweile ATMs.
Taxi Busstop->Guesthouse

Die Stadt liegt schön am Fluss gelegen, in den aber leider direkt der ganze Müll geleitet wird. Ich habe es selbst diverse Male miterlebt, wie Leute neben mir ihre vollen Müllsäcke einfach so reinwerfen. Am liebsten würde ich denen sagen: „Ey Leute, mit diesem Wasser bewässert ihr eure Pflanzen und aus diesem Wasser kommt euer Fisch!“. Doch mit den geringen Englisch- (und Umweltschutz-) kenntnissen komm ich hier eh nicht weit, leider...Und ich fand es schon schlimm, dass die Leute in Bhutan ihren Müll verbrennen, aber ihn hier einfach so ins Wasser zu werfen ist noch viel schlimmer.




Müll-Ufer

 Jedenfalls ist das Städtchen recht nett, etwas teurer als Hpa-An, aber auch etwas schöner (bis auf den Müll). Vielleicht haben mich auch nur die Sonnenuntergänge hier eingelullt ;)
Ich schlafe übrigens im Breeze Guest House, sehr beliebt hier und ich verstehe nicht, warum. Ich las
Zimmer im Breeze
einige Blogs und Kommentare, in denen von dem Gästehaus nur so geschwärmt wird, aber der einzige Vorteil, den es hat, ist die Lage (direkt am Wasser). Es gibt auch Frühstück und Wifi, für 7 Dollar erhält man aber auch eine extremst harte und durchgelegene Matratze, ein dreckiges Handtuch, ein 3,5m² großes Zimmer und das Blödeste überhaupt: Lärm. Hier gibt es mehr als 30 Zimmer und die Wände sind wie aus Pappmasche. Das heißt, du hörst deinen Nachbarn schnarchen, telefonieren, sprechen, bewegen, eigentlich alles außer atmen. Und das ist echt mies! Leider habe ich schn für 2 Nächte bezahlt, sonst wäre ich auch wie die beiden aus Hpa-An umgezogen (Aurora kostet zb einen Dollar weniger und hat viiiel größere Räume).

Den Vormittag über habe ich strategische Dinge geplant (Weiterreise zB.). Das IdeaPad von Lenovo kommt übrigens überall super an und ich bin auch immer noch sehr zufrieden damit (obwohl es bei starkem Sonnenlicht zu sehr spiegelt). Ich bin eine gute Werbeplattform und schwärme auch jedem von dem Netbook vor. Danke noch einmal. Lenovo ;)
Unser "Guide"
Ich bin mit einem Holländer ins Gespräch gekommen. Seine Freundin lag krank auf dem Zimmer und so schloss er sich mir an. Ich hatte vor, alle Pagodas abzulaufen (5 oder 6). Wir gingen zuerst über den Markt, probierten exotische Früchte (ich konnte zwar Mangos finden, aber entweder waren sie nicht reif genug oder zu teuer :( ) und hatten einige nette Unterhaltungen. Pünktlich zum Sonnenuntergang war ich zurück im Guesthouse und war für den Abend zum Essen mit dem Argentinier, der Brasilianerin und dem Holländer verabredet. Wir aßen draußen am Wasser an einer Langen Straße voller Straßenrestaurants. Ich habe vom Holländer gegrilltes Hühnerherz und Leber probieren dürfen und weiß nun, dass das nicht zu meinen kulinarischen Leckerbissen gehört – ich bin dann altmodisch bei gebratenen Nudeln geblieben. Das war auch wieder ein netter Tag.
hier unglaublich günstig gegessen

Das ist, was ich am Reisen auch so mag: man ist eben doch nicht allein (außer, man will es)! Durch die gleiche „Gesinnung“ findet man super schnell Anschluss, jeder ist offen und interessiert. Noch nervt es mich nicht, gefragt zu werden, seit wann ich reise, wo ich überall war und wohin ich noch reisen werde. Aber das wird sich sicher auch bald ändern ;) Jedenfalls erhält man dadurch auch gute Tipps für günstige Unterkünfte, diverse Sparmaßnahmen (wie man zB. Eintrittsgelder umgeht) und sonstige Hinweise. (Langzeit-) Reisende scheinen alle mit dem gleichen Gen geboren worden zu sein.


Bago

Holzklasse

Der Tag begann 6 Uhr, denn 8 Uhr startete der Zug nach Bago. Eigentlich wollte ich den 9-Uhr-Bus nehmen, aber der war schon ausgebucht und noch eine Nacht in diesem Guesthouse und der Stadt wollte ich nicht verschwenden. Also Bahnfahren. Ich entschied mich für die Holzklasse (4 $) und sie wurde ihrem Namen gerecht. Die Bänke waren aus Holz und starr und unbequem. Der Ticketverkäufer meinte es wohl gut mit uns und hat all uns Ausländer (2 Holländer, 1 Engländer und ich, hinter und 4 Franzosen) zusammengesetzt. Leider
Verpflegung an board
waren die Holländer überdurchschnittlich groß und der Engländer und ich hatten die selbe Sitznummer (Fensterplatz). Aber der Blick nach draußen
entschädigte schon. Zumindest die ersten zwei der insgesamt 8 Stunden Bahnfahrt. Irgendwann wiederholte sich nämlich alles (Dorf, Reisfelder, Kühe, weite Gräserlandschaften, …) und die Bahnfahrt an sich war ziemlich ...sagen wir mal...abenteuerreich. Wir sind nicht nur nach oben gesprungen, sondern wurden auch zur Seite geschüttelt. Leider so stark, dass mein Backpack auf eine Frau herunterfiel. Nachdem hatte ich ihn festgeschnallt. Ich habe so wenig wie möglich getrunken und gegessen, um nicht die Toilette nutzen zu müssen.



Aussicht



Heute wurde mir dann wieder bewusst, dass es manche Mönche hier nicht sooo genau mit ihrer Religion nehmen. Ein Mönch fragte uns vom Bahnsteig aus nach Geld. Er bettelte also. Ich sah auch schon mehrere Mönche rauchend und einer hatte mich sogar angeflirtet.

Ich bin dann mit 2 Belgiern ausgestiegen und zum Hotel. Das günstigste Singlezimmer kostet 10$ die Nacht, aber hier habe ich nicht nur eine Klimaanlage (die ich nicht brauche), sondern auch warmes Wasser in meinem eigenen Bad, Wifi und Frühstück. Eigentlich wollte ich kein eigenes Bad, aber seit 2 Tagen habe ich den Myanmarschen Fluch und da kommt ein eigenes Bad wohl gerade richtig.

Das Handtuch ist sauber und die Matratze weich. Ich freue mich auf´s Bett.

kostenfreie Variante vom Buddha kurz vorher
Am 2. Tag bin ich mit den beiden Belgiern durch Bago gelaufen, u.a. zum liegenden Buddha. Für diesen und die größte Pagoda Asiens muss man eigentlich 10 Dollar Eintritt zahlen. Da wir gestern
aber nach 17 Uhr zur Pagoda sind, entfiel dieser und den Buddha sieht man auch von der Kasse aus (also wieder Geld gespart ;)). Die Nacht war dann doch nicht so erholsam wie erhofft, da mich eine Mückenhorde gepiesackt hat und die angestellten Jungs im Foyer gegen halb 4 Uhr morgens so richtig auf Touren kamen. Da deren „Bad“ neben meinem Zimmer lag, konnte ich auch nicht ausschlafen (ab 5.30Uhr ging das Geröchele los).


"wunderschöne" Hauptstraße in Bago

Ich habe dann noch etwas Proviant für die bevorstehende erneute Nachtbusfahrt gekauft (die startet 18.30 Uhr, dauert ca. 12 Stunden und es gab keine Alternative). Dabei möchte ich allen Gästen, die auch im Myananda Guesthouse übernachten raten, NICHT das Busticket hier zu erwerben. Wie ich herausgefunden habe, zwacken die sich nämlich noch einmal schön einen Aufschlag ab.

Jetzt warte ich auf den Bus und genieße einfach mal die Langeweile :)

Caro

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