San Pedro de Atacama
Nachdem ich meiner harmonischen
Uyuni-Wüstengruppe entrissen worden war, stimmte mich der folgende
erste Eindruck von Chile auch nicht milder. Von Bolivien aus kommend
sieht der allgemeine Reisende als erstes von Chile ein trostloses
Tal. Kein Grün, kein Leben, keine Freude. Die Sonne strahlt zwar,
aber darüber freut man sich in der Wüste auch nicht besonders. Und
dann teilte mir der Fahrer auch noch mit, dass man keine Früchte
etc. mit nach Chile einführen dürfte. Ich war noch voll beladen
damit (hatte noch das Müsli vom Frühstück eingepackt).
Ich checkte die Lage bei der
Immigrationsbehörde und die durchleuteten das Gepäck. Also wurde
ich gezwungen meine Vorräte außen zu verstecken und nach dem Check
wieder einzusammeln. Hat geklappt und eine Epidemie ist auch
ausgeblieben.
Der Fahrer ließ uns am Markt raus.
Ich lief zum Plaza und suchte Wifi, um mich bei Coni, meiner
Gastgeberin (!), anzumelden. Ich betellte einen Cappucchino chico
(klein) für zwei Euro, der seinem Namen Ehre machte. Keine halbe
Stunde nachdem ich Coni geschrieben hatte, erschien sie im Café.
Eine äußerst herzliche Begrüßung und Smalltalk folgte. Wieder
alles richtig gemacht :)
Coni musste noch arbeiten so hatte ich
Zeit zu recherchieren, was ich in diesem Chile eigentlich machen
wollte. Da die Preise deutlich höher liegen als in Bolivien hatte
ich zunächst nur drei Wochen eingeplant. Aber Dinge können sich ja
ändern..
Jedenfalls bin ich dann zu Coni ins
Reisebüro, habe meinen Rucksack abgestellt und wir sind Mittagessen
gegangen. Dann bin ich noch durch die Gässchen von San Pedro
spaziert und habe Gefallen gefunden. Die Sonne schien, die Vögel
zwitscherten und ich hatte einen (Reise)Plan für die kommenden drei
Wochen. Und bereits Gastgeber für die folgenden zwei Orte.
Entspannung.
Da Coni die Chefin im Reisebüro ist,
hatte ich mal wieder Glück. Sie konnte mir Ausflüge für einen
Bruchteil des eigentlichen Verkaufspreises anbieten. So entschied
dich mich am nächsten Tag die Geysire auf chilenischer Seite zu
bestaunen. Das bedeutete gleichzeitig dass mich der Shuttlebus
zwischen 4.30 und 5 Uhr abholen würde. Es bedurfte vieler Schichten
an Sachen, um mich vorzubereiten (Minusgrade).
Natürlich kam der Bus erst 3 Minuten
vor 5 Uhr, weshalb ich 27 Minuten nachts im Dunkel allein in der
Pampa warten musste. Ich nutzte meine Handyleuchte für die Sicht,
die Bordsteinkante für Steppaerobic-Übungen gegen die Kälte. Und
ich sah mir die Sterne an. Und ich sah eine Sternschnuppe.
Die Fahrt sollte eine Stunde dauern,
genug Zeit, um Schlaf nachzuholen. Mit dem Einsetzen des Lichtes
kamen wir an. Der erste Eindruck war nicht so spektakulär wie bei
den Geysiren in Bolivien und das blieb auch so. Zwar sind die Geysire
hier von der Anzahl mehr aber das Areal war schön strukturiert und
ein abenteuerliches Durchqueren wie in Bolivien war nicht möglich.
Es war dennch schön, besonders als endlich die Sonne hinter den
Bergen hervorkam und uns wärmte. Am Bus gab es Frühstück..
Dann
fuhren wir zu den „heißen Quellen“, die meines Erachtens
„lauwarme Quellen“ heißen sollten. Da ich nicht bei der Tour in
Bolivien nicht dazu kam, in den heißen Quellen ein Bad zu nehmen,
wollte ich das dieses Mal auf jeden Fall durchziehen.
So schnell wie möglich entledigte ich
mich meiner Schichten an Sachen (hatte den Bikini bereits drunter)
und lief ins Wasser (nicht höher als knietief). Ab und an bin ich
auf eine heiße Quelle gestoßen, aber das Wasser hatte im
Allgemeinen nicht mehr als 20-25 Grad (und draußen war es
bitterkalt). Ich blieb nur zwanzig Minuten im Wasser, dann wurde es
mir zu kalt. Ab in die Kabine, Klamotten gewechselt und weiter im
Programm.
Vikunja (wilde Form vom Alpaca) |
Nach den Geysiren fuhren wir noch zu
einem „Dorf“, was ziemlich enttäuschend war. Denn dieses „Dorf“
bestand aus 10-15 neuen Häusern, die zu 90% verschlossen waren und
drei „Einheimische“ verkauften Waren (Empanadas und Textilwaren).
Ich lief einmal den Weg bergauf und bergab und setzte mich dann
wieder in den warmen Bus um auf die anderen zu warten...
Zurück in San Pedro verbrachte ich den
Rest des Tages mit Wäschewaschen, Einkaufen um am Abend zu kochen.
Am nächsten Tag war ich mit Joaquin,
mit dem ich eine Nacht das 13-Bett-Hostel in Uyuni geteilt hatte und
den ich zufällig in San Pedro wiedertraf, zum Sandboarden im Death
Valley verabredet. Sandboarden gehen kann man in San Pedro auf zwei
Weisen:
a: mit einem organisierten Ausflug (ab
10.000 Pesos – ca. 13 Euro für drei bis vier Stunden)
b: auf eigene Faust (Miete Fahrrad 3000
Pesos für sechs Stunden, Board 3000 Pesos für sechs Stunden, können sich zwei Personen
teilen). Jeder Anbieter offerierte neben Pumpe und Co. Zudem eine „camera“. Ich dachte-
oh toll! Actionfotos a la GoPro Hero. Haha, denkste. Mit cámara meinten die einen
Ersatzinnenschlauch ...)
Aber es hat echt richtig Spaß gemacht!
Leider war das Erklimmen der Düne recht anstrengend, sodass es ganz
gut war, dass wir uns das Board teilten (Verschnaufpausen). Nach drei
Stunden hatten wir genug. Ich nahm das Board wieder mit in die Stadt
und Joaquin ist weiter durch das Death Valley gefahren.
Ich hatte für
die zweite Hälfte des Tages einen weiteren Ausflug bei Coni gebucht.
Salzsand |
Mit dem Bus ging es 14.30 Uhr zur
Laguna Cejar. Das ist eine Lagune, deren Wasser mehr Salz enthält
als das Meer. An der tiefsten Stelle ist sie 25 Meter tief. Mutige
Mitreisende sind bei 10 Grad Wassertemperatur baden gegangen. Ich
gehörte nicht dazu. Ich hebe mir das Gefühl der Schwerelosigkeit
durch den hohen Salzgehalt für das tote Meer auf ;)
Fazit auch hier wieder: ganz nett aber
die Lagunen in Bolivien hatten mich mehr beeindruckt.
Im Anschluss fuhren wir zu zwei
weiteren Tümpeln, die auch Augen der Inkas genannt wurden. Am
spektakulärsten war aber die letzte Lagune, bei der wir auf den
Sonnenuntergang warteten. Dazu gab es Pisco Sour und Snacks.
Hervorragend :)
Halb angetüdelt ging es wieder zurück.
Ich bin 21 Uhr schlafen gegangen...
San Pedro |
Am letzten Tag wollte ich eigentlich
noch zum Moon Valley mit einer Tour von Conis Reisebüro. Aber dieses
Mal war kein Platz mehr frei und das Wetter sah auch aus, als könne
es jede Minute regnen. Diesen Tag verbrachte ich mit Abhängen in San
Pedro und der Anfertigung meines letzten Blogeintrags. Am Abend (es
war ein Freitag) wollten Coni und ich eigentlich noch einen trinken
gehen. Sie sollte mich aufwecken, wenn sie vom Yoga zurückkam. Aber
das tat sie nicht so schlief ich von 19.30 Uhr bis 8 Uhr am Folgetag.
Ich packte meine Sachen, machte mich
fertig und wollte mal wieder trampender Weise weiterziehen. Nach 35
Minuten mit vollem Gepäck kam ich an meinem Startpunkt an und das
erste Auto hielt sogleich. Ein junger Mann mit Sohn nahm mich mit
nach Calama, von dort aus lief ich zur nahegelegenen Autobahn und
nach ca. 10 Minuten ging es mit einem 42-jährigen Chilenen weiter
bis nach Antofagasta. Die Strecke, für die ein normaler Autofahrer
ca. drei Stunden benötigt haben wir in 1 ½ zurückgelegt. Der
Fahrer fuhr rauchenderweise durchschnittlich 150-180 km/h. Da die
Strecke aber meist nur geradeaus verlief und es kaum Verkehr gab, war
mir das ganz recht. Ich wurde sogar bis vor die Haustür meines
nächsten Hosts gefahren.
warten an der Autobahn... |
keine Gefahr- es geht nur geradeaus |
Antofagasta
Von meiner frühen Ankunft überrascht
begrüßte mich Nelson, Fotograf und Designer. Er beendete
noch
schnell seine Putzsession, um dann mit mir zum Strand zu gehen. Wir
kauften im Supermarkt eine Torte und nachdem wir diese dann zurück
in der Wohnung verköstigten, kam Mutti Nelson vorbei. Ich wurde geherzt und umarmt und war gleich neues Mitglied der Familie. Eine so liebe Dame! Nachdem wir sie nach Hause gebracht hatten, fuhren wir zum Fußballspiel ins Stadium. Mein erstes Mal im Stadium. Wir kamen zu den letzten 20 Minuten, so mussten wir nichts mehr zahlen. Die Stimmung war euphorisch, mir hat es gefallen. Auf dem Rückweg zum Auto sprengten wir noch ein paar Fotos indem wir uns einfach zu Gruppenfotos im Hintergrund dazustellten (muhahahaa) und dann war der Abend auch schon größtenteils vorüber. Mit dem Auto gab es eine kleine Sightseeingtour und dann ging es zurück zur Wohnung.
er war´s |
Am Folgetag ging es bereits weiter,
dieses Mal mit dem Bus (musste ich ja auch einmal ausprobieren).
Caldera
Dieses kleine Örtchen am Meer
erreichte ich nach 6 ½ Stunden Busfahrt. Ich traf mich mit
Christopher (arbeitet im Bereich Kinderpsychologie) am Busbahnhof.
Wir fuhren mit dem Collectivo, einer Art Sammeltaxi, zu ihm nach
Bahia Inglesia. Wir liefen noch zum Strand, der nur eine Minute
entfernt war.
Next day: habe ich nach dem Frühstück
zusammen mit Christopher das Haus verlassen. Dann bin ich in einer
Stunde 6km nach Caldera gelaufen. Die Menschen hier sind so herzlich!
Eine Dame, die ich nach dem Weg gefragt hatte, nannte mich „mi
amor“ - „meine Liebe“. Die Verkäuferin in der Bäckerei war
ebenfalls super freundlich und liebenswert. Ich bemerkte diverse
Blicke in meine Richtung. Hier ist ja gerade Winter, ich glaube ich
war der einzige Tourist im ganzen Ort (14.000 Einwohner).
Weg zum Ort |
Nach ein bisschen TV (Simpsons in
Spanisch sind nur halb so witzig) bin ich schlafen gegangen. Ich
musste fit sein für ein neues Abenteuer.
In Caldera verkehren Mittwoch morgens
nicht so viele Autos. Ich hatte das Glück, dass ich nach nur
zehnminütiger Wartezeit von Rolano und Julio mitgenommen wurde. Sie
waren in ihrer Arbeitszeit (Ingenieure) und mussten nach Copiapó.
Auf dem weg dahin mussten sie noch einen kurzen Zwischenstopp
einlegen. Ich wartete an der Autobahn auf sie, mein Backpack blieb im
Auto. Als sie mich nach 20 Minuten wieder einsammelten fragten sie,
ob ich nicht Angst um den Rucksack gehabt hätte. Ich meinte, ich
hatte sicherheitshalber ihr Nummernschild notiert (wahr!). Und ich
muss ja gezwungenerweise den Menschen vertrauen, mit denen ich fahre.
Bisher lag ich mit meiner Menschenkenntnis immer richtig.
So auch bei Ricardo, 42, halb
Argentinier und Chile, der mich von Copiapó nach Vallenar mitnahm.
Unterwegs hat er mich noch zum Frühstück eingeladen. In Vallenar
war ich auf dem Weg zur Autobahnauffahrt als mich Ramon sah und neben
mir hielt. Ramon ist 67, Tucker und so ein lieber Opi! Kaum im Truck
sitzend (wie cool war das denn!) bot er mir Kekse an. Ich teilte
meine Mandarine, woraufhin er mir eine seiner „pepinos“ anbot.
Hatte ich zuvor noch nicht gegessen. Konsistenz einer Aprikose,
Geschmack zwischen einer süßen Gurke und Melone. Nice!
pepino |
Nach 3 ½ Stunden Fahrt bekam ich noch
ein kleines Andenken von Ramon, einen Schlüsselanhänger. Dann bin
ich nach drei Mitfahrgelegenheiten und 400 Kilometern in La Serena
angekommen...
Ich fange an, Chile zu mögen, sodass
ich spontan entschloss, noch weiter in den Süden zu reisen, um von
dort aus nach Patagonien zu fliegen und den Nationalpark Torres del
Paine und El Calafate mit Eisgletschern zu sehen (oh mein Gott, das
wird kalt).
Ich halte euch auf dem Laufenden!
Eure den Sommer vermissende Caro
Unterschied Bus Chile zu Bolivien:
-es gibt Snacks and Board
-Wasser und Seife im Klo
-das Personal schließt die Gardinen bei enormer Sonneneinwirkung
Allgemeines Chile:
-hier gibt es viele Gentlemen! (egal ob
beim Warten für eine Straßenüberquerung meinerseits oder einem
Vorzug beim Aussteigen im Bus)
-die Mehrheit der Leute riechen besonders gut (ohne Ironie)
-hier gibt’s Schilder zu den
Naturattraktionen (im Gegensatz zu Bolivien)
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