"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 15. August 2014

Chile – der erste Eindruck kann täuschen

San Pedro de Atacama

 


Nachdem ich meiner harmonischen Uyuni-Wüstengruppe entrissen worden war, stimmte mich der folgende erste Eindruck von Chile auch nicht milder. Von Bolivien aus kommend sieht der allgemeine Reisende als erstes von Chile ein trostloses Tal. Kein Grün, kein Leben, keine Freude. Die Sonne strahlt zwar, aber darüber freut man sich in der Wüste auch nicht besonders. Und dann teilte mir der Fahrer auch noch mit, dass man keine Früchte etc. mit nach Chile einführen dürfte. Ich war noch voll beladen damit (hatte noch das Müsli vom Frühstück eingepackt).

Ich checkte die Lage bei der Immigrationsbehörde und die durchleuteten das Gepäck. Also wurde ich gezwungen meine Vorräte außen zu verstecken und nach dem Check wieder einzusammeln. Hat geklappt und eine Epidemie ist auch ausgeblieben. 

Der Fahrer ließ uns am Markt raus. Ich lief zum Plaza und suchte Wifi, um mich bei Coni, meiner Gastgeberin (!), anzumelden. Ich betellte einen Cappucchino chico (klein) für zwei Euro, der seinem Namen Ehre machte. Keine halbe Stunde nachdem ich Coni geschrieben hatte, erschien sie im Café. Eine äußerst herzliche Begrüßung und Smalltalk folgte. Wieder alles richtig gemacht :)
Coni musste noch arbeiten so hatte ich Zeit zu recherchieren, was ich in diesem Chile eigentlich machen wollte. Da die Preise deutlich höher liegen als in Bolivien hatte ich zunächst nur drei Wochen eingeplant. Aber Dinge können sich ja ändern..

Jedenfalls bin ich dann zu Coni ins Reisebüro, habe meinen Rucksack abgestellt und wir sind Mittagessen gegangen. Dann bin ich noch durch die Gässchen von San Pedro spaziert und habe Gefallen gefunden. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und ich hatte einen (Reise)Plan für die kommenden drei Wochen. Und bereits Gastgeber für die folgenden zwei Orte. Entspannung. 

Da Coni die Chefin im Reisebüro ist, hatte ich mal wieder Glück. Sie konnte mir Ausflüge für einen Bruchteil des eigentlichen Verkaufspreises anbieten. So entschied dich mich am nächsten Tag die Geysire auf chilenischer Seite zu bestaunen. Das bedeutete gleichzeitig dass mich der Shuttlebus zwischen 4.30 und 5 Uhr abholen würde. Es bedurfte vieler Schichten an Sachen, um mich vorzubereiten (Minusgrade).
Natürlich kam der Bus erst 3 Minuten vor 5 Uhr, weshalb ich 27 Minuten nachts im Dunkel allein in der Pampa warten musste. Ich nutzte meine Handyleuchte für die Sicht, die Bordsteinkante für Steppaerobic-Übungen gegen die Kälte. Und ich sah mir die Sterne an. Und ich sah eine Sternschnuppe.

Die Fahrt sollte eine Stunde dauern, genug Zeit, um Schlaf nachzuholen. Mit dem Einsetzen des Lichtes kamen wir an. Der erste Eindruck war nicht so spektakulär wie bei den Geysiren in Bolivien und das blieb auch so. Zwar sind die Geysire hier von der Anzahl mehr aber das Areal war schön strukturiert und ein abenteuerliches Durchqueren wie in Bolivien war nicht möglich. Es war dennch schön, besonders als endlich die Sonne hinter den Bergen hervorkam und uns wärmte. Am Bus gab es Frühstück.. 





Dann fuhren wir zu den „heißen Quellen“, die meines Erachtens „lauwarme Quellen“ heißen sollten. Da ich nicht bei der Tour in Bolivien nicht dazu kam, in den heißen Quellen ein Bad zu nehmen, wollte ich das dieses Mal auf jeden Fall durchziehen.

So schnell wie möglich entledigte ich mich meiner Schichten an Sachen (hatte den Bikini bereits drunter) und lief ins Wasser (nicht höher als knietief). Ab und an bin ich auf eine heiße Quelle gestoßen, aber das Wasser hatte im Allgemeinen nicht mehr als 20-25 Grad (und draußen war es bitterkalt). Ich blieb nur zwanzig Minuten im Wasser, dann wurde es mir zu kalt. Ab in die Kabine, Klamotten gewechselt und weiter im Programm. 

Vikunja (wilde Form vom Alpaca)

Nach den Geysiren fuhren wir noch zu einem „Dorf“, was ziemlich enttäuschend war. Denn dieses „Dorf“ bestand aus 10-15 neuen Häusern, die zu 90% verschlossen waren und drei „Einheimische“ verkauften Waren (Empanadas und Textilwaren). Ich lief einmal den Weg bergauf und bergab und setzte mich dann wieder in den warmen Bus um auf die anderen zu warten...
Zurück in San Pedro verbrachte ich den Rest des Tages mit Wäschewaschen, Einkaufen um am Abend zu kochen.

Am nächsten Tag war ich mit Joaquin, mit dem ich eine Nacht das 13-Bett-Hostel in Uyuni geteilt hatte und den ich zufällig in San Pedro wiedertraf, zum Sandboarden im Death Valley verabredet. Sandboarden gehen kann man in San Pedro auf zwei Weisen:
a: mit einem organisierten Ausflug (ab 10.000 Pesos – ca. 13 Euro für drei bis vier Stunden)
b: auf eigene Faust (Miete Fahrrad 3000 Pesos für sechs Stunden, Board 3000 Pesos für sechs Stunden, können sich zwei Personen teilen). Jeder Anbieter offerierte neben Pumpe und Co. Zudem eine „camera“. Ich dachte- oh toll! Actionfotos a la GoPro Hero. Haha, denkste. Mit cámara meinten die einen Ersatzinnenschlauch ...)

Problem bei Variante b: der Transport. Da die Räder keine
Gepäckträger hatten, mussten wir da Board mit meinem Rucksack transportieren. Zweiter Nachteil, den wir erst am Hügel feststellten: nur mit unseren Schuhen war das Boarden eine ganz schön anstrengende Sache. Mir waren die Halterungen zu groß, ich konnte mich nicht an das Board festschnallen. Zudem war die Eisenhalterung direkt an meinem Bein, bei jedem (unfreiwilligen) Stopp bekam ich das zu spüren. Mit uns waren ca. 15 weitere Personen an der Sanddüne, die alle eine Tour gebucht hatten. Einer der Guides hatte wohl Mitleid mit mir und gab mir vor meinem ersten Versuch ein paar Tipps. Und siehe da, ich bin ein Sandboarding-Naturtalent. Ich stand zwar mit wackeligen Knien auf dem Board, dafür aber bis zum Schluss. Die ersten beiden Versuche waren meine besten, die restlichen wurde ich meist zu schnell und eine schmerzhafte Bremsung folgte. Sand überall. ÜBERALL.

Aber es hat echt richtig Spaß gemacht! Leider war das Erklimmen der Düne recht anstrengend, sodass es ganz gut war, dass wir uns das Board teilten (Verschnaufpausen). Nach drei Stunden hatten wir genug. Ich nahm das Board wieder mit in die Stadt und Joaquin ist weiter durch das Death Valley gefahren.













Ich hatte für die zweite Hälfte des Tages einen weiteren Ausflug bei Coni gebucht.





Salzsand
Mit dem Bus ging es 14.30 Uhr zur Laguna Cejar. Das ist eine Lagune, deren Wasser mehr Salz enthält als das Meer. An der tiefsten Stelle ist sie 25 Meter tief. Mutige Mitreisende sind bei 10 Grad Wassertemperatur baden gegangen. Ich gehörte nicht dazu. Ich hebe mir das Gefühl der Schwerelosigkeit durch den hohen Salzgehalt für das tote Meer auf ;)
Fazit auch hier wieder: ganz nett aber die Lagunen in Bolivien hatten mich mehr beeindruckt. 

Im Anschluss fuhren wir zu zwei weiteren Tümpeln, die auch Augen der Inkas genannt wurden. Am spektakulärsten war aber die letzte Lagune, bei der wir auf den Sonnenuntergang warteten. Dazu gab es Pisco Sour und Snacks. Hervorragend :)





Halb angetüdelt ging es wieder zurück. Ich bin 21 Uhr schlafen gegangen...

San Pedro
Am letzten Tag wollte ich eigentlich noch zum Moon Valley mit einer Tour von Conis Reisebüro. Aber dieses Mal war kein Platz mehr frei und das Wetter sah auch aus, als könne es jede Minute regnen. Diesen Tag verbrachte ich mit Abhängen in San Pedro und der Anfertigung meines letzten Blogeintrags. Am Abend (es war ein Freitag) wollten Coni und ich eigentlich noch einen trinken gehen. Sie sollte mich aufwecken, wenn sie vom Yoga zurückkam. Aber das tat sie nicht so schlief ich von 19.30 Uhr bis 8 Uhr am Folgetag.

Ich packte meine Sachen, machte mich fertig und wollte mal wieder trampender Weise weiterziehen. Nach 35 Minuten mit vollem Gepäck kam ich an meinem Startpunkt an und das erste Auto hielt sogleich. Ein junger Mann mit Sohn nahm mich mit nach Calama, von dort aus lief ich zur nahegelegenen Autobahn und nach ca. 10 Minuten ging es mit einem 42-jährigen Chilenen weiter bis nach Antofagasta. Die Strecke, für die ein normaler Autofahrer ca. drei Stunden benötigt haben wir in 1 ½ zurückgelegt. Der Fahrer fuhr rauchenderweise durchschnittlich 150-180 km/h. Da die Strecke aber meist nur geradeaus verlief und es kaum Verkehr gab, war mir das ganz recht. Ich wurde sogar bis vor die Haustür meines nächsten Hosts gefahren. 
warten an der Autobahn...

keine Gefahr- es geht nur geradeaus

Antofagasta


Von meiner frühen Ankunft überrascht begrüßte mich Nelson, Fotograf und Designer. Er beendete
noch schnell seine Putzsession, um dann mit mir zum Strand zu gehen. Wir kauften im Supermarkt eine Torte und nachdem wir diese dann zurück in der Wohnung verköstigten, kam Mutti Nelson
vorbei. Ich wurde geherzt und umarmt und war gleich neues Mitglied der Familie. Eine so liebe Dame! Nachdem wir sie nach Hause gebracht hatten, fuhren wir zum Fußballspiel ins Stadium. Mein erstes Mal im Stadium. Wir kamen zu den letzten 20 Minuten, so mussten wir nichts mehr zahlen. Die Stimmung war euphorisch, mir hat es gefallen. Auf dem Rückweg zum Auto sprengten wir noch ein paar Fotos indem wir uns einfach zu Gruppenfotos im Hintergrund dazustellten (muhahahaa) und dann war der Abend auch schon größtenteils vorüber. Mit dem Auto gab es eine kleine Sightseeingtour und dann ging es zurück zur Wohnung.

Am nächsten Tag sind Nelson und ich am Morgen zum Markt gefahren.
er war´s
Dann habe ich Kartoffelsuppe zum Mittag gekocht und im Anschluss sind wir mit den Rädern in die Stadt gefahren. Nelson filmte und interviewte mich für eines seiner kommenden Projekte. Dabei wurde er noch von einem riesigen Vogel angekackt. Das dauerte recht lange. Nach einem Käffchen und Stück der Torte zurück in der Wohnung schaute ich dann noch in ein Einkaufszentrum. Am Abend folgte ein Fotoshooting. Hier ein kleiner Auszug:




Am Folgetag ging es bereits weiter, dieses Mal mit dem Bus (musste ich ja auch einmal ausprobieren).

 

Caldera

 


Dieses kleine Örtchen am Meer erreichte ich nach 6 ½ Stunden Busfahrt. Ich traf mich mit Christopher (arbeitet im Bereich Kinderpsychologie) am Busbahnhof. Wir fuhren mit dem Collectivo, einer Art Sammeltaxi, zu ihm nach Bahia Inglesia. Wir liefen noch zum Strand, der nur eine Minute entfernt war.

Next day: habe ich nach dem Frühstück zusammen mit Christopher das Haus verlassen. Dann bin ich in einer Stunde 6km nach Caldera gelaufen. Die Menschen hier sind so herzlich! Eine Dame, die ich nach dem Weg gefragt hatte, nannte mich „mi amor“ - „meine Liebe“. Die Verkäuferin in der Bäckerei war ebenfalls super freundlich und liebenswert. Ich bemerkte diverse Blicke in meine Richtung. Hier ist ja gerade Winter, ich glaube ich war der einzige Tourist im ganzen Ort (14.000 Einwohner). 
Weg zum Ort



Ich hatte mich mit meinem Host zum Mittag verabredet. Es gab
Fisch am Meer. Dann habe ich noch einen Kurzbesuch im Friedhof gemacht um im Anschluss fast 1 ½ Stunden am Strand zu dösen. Mit Mütze und Handschuhen. Nach einer Weile hat es mich zu sehr gefröstelt sodass ich zurück in die Innenstadt bin. Nach einem kleinen Einkauf bin ich dann zurück nach Bahia Inglesia gelaufen. Trampen wäre zwar super einfach gewesen aber ich brauchte Bewegung.

Nach ein bisschen TV (Simpsons in Spanisch sind nur halb so witzig) bin ich schlafen gegangen. Ich musste fit sein für ein neues Abenteuer.

In Caldera verkehren Mittwoch morgens nicht so viele Autos. Ich hatte das Glück, dass ich nach nur zehnminütiger Wartezeit von Rolano und Julio mitgenommen wurde. Sie waren in ihrer Arbeitszeit (Ingenieure) und mussten nach Copiapó. Auf dem weg dahin mussten sie noch einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Ich wartete an der Autobahn auf sie, mein Backpack blieb im Auto. Als sie mich nach 20 Minuten wieder einsammelten fragten sie, ob ich nicht Angst um den Rucksack gehabt hätte. Ich meinte, ich hatte sicherheitshalber ihr Nummernschild notiert (wahr!). Und ich muss ja gezwungenerweise den Menschen vertrauen, mit denen ich fahre. Bisher lag ich mit meiner Menschenkenntnis immer richtig.


So auch bei Ricardo, 42, halb Argentinier und Chile, der mich von Copiapó nach Vallenar mitnahm. Unterwegs hat er mich noch zum Frühstück eingeladen. In Vallenar war ich auf dem Weg zur Autobahnauffahrt als mich Ramon sah und neben mir hielt. Ramon ist 67, Tucker und so ein lieber Opi! Kaum im Truck sitzend (wie cool war das denn!) bot er mir Kekse an. Ich teilte meine Mandarine, woraufhin er mir eine seiner „pepinos“ anbot. Hatte ich zuvor noch nicht gegessen. Konsistenz einer Aprikose, Geschmack zwischen einer süßen Gurke und Melone. Nice!

pepino
Nach 3 ½ Stunden Fahrt bekam ich noch ein kleines Andenken von Ramon, einen Schlüsselanhänger. Dann bin ich nach drei Mitfahrgelegenheiten und 400 Kilometern in La Serena angekommen...

Ich fange an, Chile zu mögen, sodass ich spontan entschloss, noch weiter in den Süden zu reisen, um von dort aus nach Patagonien zu fliegen und den Nationalpark Torres del Paine und El Calafate mit Eisgletschern zu sehen (oh mein Gott, das wird kalt).

Ich halte euch auf dem Laufenden!

Eure den Sommer vermissende Caro



Unterschied Bus Chile zu Bolivien:
-es gibt Snacks and Board
-Wasser und Seife im Klo
-das Personal schließt die Gardinen bei enormer Sonneneinwirkung


Allgemeines Chile:
-hier gibt es viele Gentlemen! (egal ob beim Warten für eine Straßenüberquerung meinerseits oder einem Vorzug beim Aussteigen im Bus)
-die Mehrheit der Leute riechen besonders gut (ohne Ironie)
-hier gibt’s Schilder zu den Naturattraktionen (im Gegensatz zu Bolivien)

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