La Serena
Meine Mitfahrgelegenheit, der Trucker
Ramon, hatte mich nahe eines Shoppingcenters herausgelassen. Dort
konnte ich nicht nur das kostenlose Wifi nutzen, um meinem Host
Cristian Bescheid zu geben, ich konnte auch günstig zu Mittag essen
und die Sanitäranlagen benutzen. Meine Bedinung war nicht ganz von
der cleveren Sorte: mein Kaffee kostet 850 Pesos, ich gab ihr 1050
und sie muss den Taschenrechner für das Ausrechnen des Wechselgeldes
benutzen...
So verging die Zeit und ich bin am
frühen Abend mit dem Collectivo zu Cristian. Collectivos sind Taxis,
die in eine bestimmte Richtung/ in einem best. Gebiet fahren und
jeder Passagier zahlt nur wenig Geld, wird aber bis vor die Haustür
gefahren. Ich finde die Idee prima. So sehe ich nicht nur mehr von
der Stadt, sondern auch, wie und wo die anderen Leute wohnen ;)
Bei Cristian angekommen war ich
jedenfalls froh nicht schon eher gekommen zu sein. Das Haus in dem er
wohnt ist ziemlich sanierungsbedürftig und kalt. Wir hatten den
Kamin im Wohnzimmer erst sehr spät angemacht. Überall roch es sehr
spezifisch. In dem Zimmer, wo ich schlafen sollte, nach Muff und
vielleicht auch leicht Schimmel. Je näher man seinem Zimmer kam,
desto mehr roch es nach Marihuana. Nicht verwunderlich, hat er eine
nette kleine Plantage neben seinem Bett...
Cristian ist 38, hat als Übersetzer
gearbeitet aber keinen Bock mehr auf den Job. Jetzt bäckt er ab und
an Pizza in seinem Pizzaofen im Garten und verkauft diese an Freunde
und Bekannte. Und andere selbstproduzierte Pflanzen auch. So hält er
sich über Wasser. Das kann man jetzt verurteilen. Aber Cristian war
einer ist einer der lockersten und vorurteilfreisten Personen, bei
denen ich unterkam. Wenigstens gab es heißes Wasser in der Dusche,
sodass es sich dort aushalten ließ. Die gemeinsamen Abende waren
auch äußerst interessant!
Am ersten vollen Tag in La Serena bin
ich erst einmal zusammen mit Cristian zum Strand. Leider
war das
Wetter nicht auf unserer Seite. Das hielt Cristian aber nicht davon
ab, surfen zu gehen. Verrückter Kerl!Danach bin ich in die City, bin ein bissl durch die Läden gezogen um die ein oder andere Sache für Torres del Paine zu besorgen (wie beispielsweise eine Thermostrumpfhose und Woll-Einlegesohlen für meine Schuhe). Eigentlich wollte ich auch ein paar neue (Trekking)Schuhe kaufen. Doch dann habe ich überlegt, dass ich dafür 1. kein Platz habe, 2. meine jetzigen Nikes perfekt eingelaufen sind und 3. ich damit keine unnötige Ausgabe habe. Also Gedanken verworfen.
Der Nachmittag war schnell rum und ich
kehrte zurück zu Cristians Haus. Dort war dann ein neuer Surfer aus
Neuseeland eingetroffen. Ich habe seinen Namen vergessen denn
innerhalb von kurzester Zeit war er mir äußerst unsympathisch. Die
ganzen Vorurteile über Deutsche habe ich nicht weiter kommentiert.
Aber er hatte so eine provozierende Art an sich, die ich überhaupt
nicht mochte. Sobald Cristian aus dem Raum war, schwiegen der
Neuseeländer und ich uns an.
Am Tag darauf bin ich wieder zum
Strand, dieses Mal mit schönerem Wetter. Lange konnte ich das aber
nicht genießen, dann kam die Strandpatroille und machte darauf
aufmerksam, dass es gefährliche Quallen im Meer gab. Als ich
daraufhin meinte, dass ich nicht vorhabe, schwimmen zu gehen und ob
auch am Strand Gefahr bestünde, meinten sie, es wäre besser,
Abstand zum Wasser zu nehmen. Da alle anderen Leute ebenfalls
gegangen bin, schloss ich mich an.
Ich bin wieder in die Innenstadt, in
der aber die meisten Geschäfte aufgrund eines Feiertages geschlossen
waren. Ich bin deshalb wieder zur Mall und habe da ein bisschen meine
Zeit vertrödelt (können Frauen ja bekanntlich ganz gut dort).
Tagsüber war einer der drei Hunde von
Cristian entlaufen, weshalb die Stimmung am Abend weniger prickelnd
war. Die beiden Jungs wollten eigentlich feiern gehen, aber Cristian
hat dann nachts lieber seinen Hund gesucht- und auch gefunden. Ich
zog am nächsten Tag weiter.
Vina del Mar/ Valparaiso
Wieder dort hingestellt, wo mich Ramón
herausgelassen hatte und innerhalb von einer Minute hielt Enrique der
Trucker an. Zu diesem Zeitpunkt war ich weniger wählerisch, was die
Mfg anging, aber nach dieser Fahrt sollte sich meine Einstellung
ändern.
Ich verstand Enrique ziemlich schwer.
Nicht nur, dass die Chilenen das „s“ gern weglassen, Enrique
schien gern mehr wegzulassen. Eine Konversation war äußerst
mühselig sodass ich nach einer Weile meistens nur nickte und verbale
Bestätigung gab (und hoffte, dass das gesagte keine Frage war). Die
Zeit verging nicht. Wir fuhren wohl auch recht viele Umwege, um keine
Straßengebühren zu bezahlen. Zudem war der Truck voll beladen (45
Tonnen), sodass wir bergauf nur 20-30kmh fuhren. Und es gab viele
Berge.
Nach 6 ½ (!!!) Stunden ließ er mich
nahe zur Autobahn nach Valparaiso heraus. Mein Ziel war allerdings
Vina del Mar (ca. 15 Min davon entfernt), wo ich mich mit Rodrigo
verabredet hatte.
Von der Autobahnauffahrt
nahmen mich zwei Jungs aus Valparaiso (Valpo) mit. Die sprachen zum
Glück Englisch, waren super nett und auch Couchsurfing-Hosts. Wir
machten einen Zwischenhalt im Haus des einen, dort konnte ich das Klo
benutzen und wir haben Rodrigo angerufen. Mit dem Bus bin ich dann
nach Vina del Mar gefahren.
Es war dann bereits nach
18 Uhr und Samstag Nacht. Ich wollte unbedingt mal wieder Party
machen und bei Rodrigo war ich da an der richtigen Stelle. Er hatte
zwar bereits die Nacht zuvor ziemlich gefeiert und war etwas müde,
aber mit ein bisschen Vodka und den Besuch seiner Freunde in der
Wohnung (3 weitere Mädels und ein Typ der dem Musiker Pharell
Williams verdammt ähnlich sieht) war das schnell vorbei. Wir tranken
und redeten bis halb zwei (?- meine Erinnerung zu diesem Zeitpunkt
war bereits etwas vom Vodka eingenommen) und sind dann alle zusammen
in einen Club gefahren. Gut, dass Andrés, der Kumpel von Rodrigo auf
mich und ein anderes Mädel „aufgepasst“ hat, ich wär sonst
etwas orientierungslos gewesen. Aber die Party war sehr gut, soweit
ich mich erinnern kann. Und ich hab mich mit Andrés so gut
verstanden, dass ich bei ihm gepennt habe und am Folgetag auch meine
Sachen zu ihm gebracht hab. Er ist DJ und hatte im Gegensatz zu
Rodrigo, der hauptberuflich im Marketing beschäftigt ist, Zeit mir die City zu zeigen.
Wir sind spät
aufgestanden und sind dann im Restaurant seines Bekannten Mittagessen
gegangen. Für
Andrés gab es Cerviche, für mich Sushiiii.
Komischerweise gibt es in diesen zwei Städten enorm viele
Restaurants davon. Aber glücklicherweise recht günstig! Andrés und
ich teilten eine Platte mit 34 Teilen für knappe 13 Euro. Ich habe
Andrés zu Liebe sein Getränk probiert, scheint hier sehr beliebt zu
sein. Zitronensaft wird in einem Glas mit Salzrand hingestellt und
mit Bier aufgefüllt. Das war für mich widerlicher als pures Bier :D
Ich hielt mich ans Sushi.
Im Anschluss sind wir zum
Meer. Das Wetter war bestens. Sonne pur, nur der Wind war etwas
frisch. Das hielt die Leute aber nicht davon ab, im Meer baden zu
gehen. Nichts für mich.
ausnüchtern... |
Wir schlenderten noch ein
bisschen durch die Stadt, die Künstler hatten die Promenade erobert.
In jeder Ecke gab es Unterhaltung. Und für uns zum „Abendessen“
sozusagen (es war 17.30 Uhr) einen Eisbecher. Perfekter Tag zum
Ausnüchtern :)
Der Tag darauf war
weniger prima. Die Stadt war vom Nebel umhüllt, es
nieselte
vereinzelt. Andrés und ich sind zusammen mit seinem Hund eine
grooooße Runde spazieren gegangen. Aufgrund der vielen Straßenhunde
in Valpo war das aber nicht immer entspannt. Trotz des tristen
Wetters zeigte sich die Stadt mit ihren farbigen Häusern und
Graffitis von ihrer bunten Seite. Am Nachmittag gab es Kaffee und
Kuchen auf irgendeinem zentralen Platz. Dann musste Andrés zurück
zur Wohnung, ein bissl arbeiten. Und ich bin noch in eine Galerie
gegangen und habe eingekauft, um am Abend für uns beide zu kochen.
Am dritten Tag bin ich
dann wieder weitergezogen. Mit dem Bus bin ich Richtung
Autobahnauffahrt. Dieses Mal musste ich Nerven beweisen, denn ich
wurde nicht wie sonst in den ersten 5 Minuten mitgenommen. Nach fast
40 Minuten und einem Ortswechsel hat sich Daniel bereiterklärt, mich
mitzunehmen. Er arbeitet als Kurierfahrer und pendelt immer zwischen
santiago und Valpo (dürften um die 100 Kilometer sein). Ich hätte
fast den Bus genommen, weil ich vor 14.30 Uhr in Santiago, der
Hauptstadt sein wollte, um meine Sachen in der Wohnung von Ivan
abstellen zu können.
Santiago de Chile
Alles lief gut, Daniel
fuhr mich bis vor die Haustür von Ivans Wohnung (die im 23. Stock
eines Hochhauses ziemlich zentrumsnah liegt). Die Putzfrau öffnete
mir die Tür, ich legte meine Sachen ab und verschwand gleich wieder.
Nach einem Fastfood-Mittagessen bin ich pünktlich 15 Uhr zur
Kathedrale am Plaza de Armas gegangen, um an einer Free Walking Tour
teilzunehmen. Die ging fast vier Stunden, war aber sehr interessant
und deckte die Hauptattraktionen der Stadt ab. Zudem gab´s eine
kostenlose Stadtkarte.
Innenstadt |
Kirche |
Regierungssitz |
Bankenviertel |
Den zweiten Tag in Santiago habe ich im
Kunstmuseum verbracht,
sehr sehenswert. Und ich habe ihn dazu
genutzt, um nach weiteren Klamotten für Torres del Paine (meinen
Aufenthalt in Patagonien) zu schauen. Santiago gilt als günstigste
Stadt in Chile, zumindest haben mir das immer alle Personen, die ich
getroffen habe, gesagt. Und ja, es gibt günstige Ecken, aber man
muss diese erst einmal finden. Ich hatte die Auswahl zwischen
billigem Ramsch und normalpreisiger Ware. Ich habe nichts gekauft.
Ich werde erst einmal nach Punta Arenas fliegen. Da werde ich sehen,
was mich an Temperaturen erwartet. Ich habe Minustemperaturen in
Uyuni mit meinem Bestand an Sachen ausgehalten. Sollte es gar nicht
gehen, so gibt es in Punta Arenas ein zollfreies Gebiet, wo
Markenwaren recht günstig sein sollen.
Hier noch einige Facts zu Santiago de
Chile, die in der Tour vermittelt wurden:
-aufgrund der Nähe zu den Anden kann
die Luft nicht zirkulieren. Die Stadt ist meistens in Smog gehüllt,
manche Tag so schlimm, dass es Alarm- und Evakuationslevel gibt. Bei
zweiterem darf kein Auto auf der Straße fahren und es ist gesünder,
in der Wohnung zu rauchen als rauszugehen und zu atmen
-da die Jugend Chiles meist bis ins
hohe Alter (Ende 20) bei den Eltern wohnt, gibt es kein Platz für
Liebkosungen mit den Partnern. Deshalb sind die Parks und Grünflächen
voll mit umschlungenen Pärchen. Unser Guide meinte, nachts sollte
man eher nicht zu diesen Orten gehen...
-der Eintritt für ein
Theaterschauspiel muss günstiger sein als der für ein Fußballspiel,
sonst würden die Leute eher zum Fußball als ins Theater gehen
-in Santiago de Chile gibt es die
höchste Besteuerung für Bücher weltweit (19%)
-7 Millionen Menschen wohnen hier, in
ganz Chile sind es 17 Millionen
-dazu kommen 400 000 Straßenhunde (die
oftmals von Passanten gefüttert und gepflegt werden).
Zwei volle Tage waren genug für diese
Stadt. Ich wollte zwar noch auf den Berg Cristobal (höchster Punkt
hier), aber aufgrund des Smogs wäre die Aussicht nicht lohnenswert
gewesen.
Mal wieder versuchte ich, mit Trampen
zu meiner nächsten Station, Concepción zu gelangen. Aber es war mir
nicht möglich, nahe genug an die Autobahn zu gelangen und an der
Auffahrt zu dieser wollte niemand stoppen. Ich habe es an 4
verschiedenen Stellen versucht. Nach drei Stunden gab ich auf und
nahm den Bus. Für knapp 10 Euro sitze ich jetzt sechs Stunden fest.
Dafür muss ich mit niemandem reden und habe Zeit, einen neuen
Eintrag zu verfassen ;)
Hasta luego,
Caro
Allgemeine Feststellungen:
-mein Nachname hat bereits für viele
Lacher in Chile gesorgt. Denn „mi tulla“ bedeutet übersetzt so
viel wie „mein Penis“. Nur gut, dass ich in Deutschland lebe...
-der Preis für Brötchen berechnet
sich nach deren Gewicht
-Benzin kostet ca. 1 Euro pro Liter
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