Laut offizieller Agenda sollte es 9.00 Uhr losgehen. Ich bin
mit einem Sammeltaxi (hier kommen vorwiegend Kleinwagen wie Fiat Altos zum
Einsatz) von Paro nach Thimphu gefahren. Das mit dem Taxifahren läuft wie folgt
ab: man steigt ein und sammelt dann weitere Fahrgäste ein. Entweder indem man
in der Stadt herumfährt und jeden anquatscht, ob er nicht nach Thimphu fahren
will (der Fahrer ruft „Thimphu, Thimphu“ aus dem Auto) oder man bleibt stehen
und hofft auf Leute, die zusteigen. Wir sind herumgefahren und waren nach ca.
15 Minuten zum Glück vollzählig (also zu 5. im Auto, bei einem Alto sehr viel
Körperkontakt). Die Fahrt kostet 200 Ngultrum, ca 2.60 Euro für
etwa 50 Kilometer. Dafür muss man aber auch tolerieren, wenn der Fahrer am
Straßenrand anhält, um Pipi zu machen oder sich ein anderes Mal am Straßenstand
Hartkäse kauft. Oder wenn er anhält, um zu telefonieren.
Die Dame auf Tuchfühlung |
Das Einsammeln und die diversen
Zwischenstopps warfen mich zeitlich zurück. Ich war erst gegen 10 Uhr an einem
Platz, wo gratis Shuttle-Busse zum Veranstaltungsort fuhren. Das war die 51 m
hohe Buddha-Statue, die über der Stadt thront. Aufgrund weniger Parkplätze und
enger Straßen beschloss der König, gratis Shuttles in Form von Bussen und Taxis
anzubieten. Nett vom König. Ich wartete mit anderen Leuten, wir stellten uns in
einer Reihe auf. Dann kam ein Bus und ich ergatterte einen Einzelplatz direkt
am Eingang – dachte ich zumindest. Vor mir stand eine Frau, die sich am Gatter
festhielt. War ihr wohl zu unbequem, denn irgendwann setzte sie sich einfach
mit auf meinen EINZEL-Sitz. Ohne Fragen, ohne schlechtes Gewissen. Nach einer
Weile schien ihr dann aufzufallen, dass es noch unbequemer als das Stehen war,
also stellte sie sich wieder hin. Was sie aber nicht hinderte, sich an mich
(ich hatte meinen Rucksack auf meinem Schoß) anzulehnen. Oder eher gesagt
abzustützen…
Zum Glück dauerte die Fahrt nur etwa 20
Minuten. Am Buddha-Point war
der Veranstaltungsort |
König und Königin |
Wenig später kamen der König und seine
Königin Hand in Hand die Buddha-Statue herunter. Sie kamen sogar vor bis zum
einfachen Pöbel, unter dem ich mich auch befand. Leider nahm mich der König
nicht wahr, sprach aber mit den Einheimischen der ersten beiden Reihen.
Eigentlich galt Fotoverbot, aber diese einzigartige Chance durfte ich nicht
verpassen. Dann nahmen beide Platz und Tänze folgten. Es kamen über 200 Tänzer
aus ganz Bhutan zum Festival zusammen.
Upgrade
Dann war irgendwann Mittagspause und ich
sah, wie die geladenen Leute weniger im Zelt wurden und wie Ausländer mit guter
Kamera hineingelassen wurden. Also tat ich es ihnen gleich und genoss die
Aussicht und beste Fotoperspektive. Farbenprächtige Gewänder gepaart mit
Trommel- und Trötenmusik boten eine Vielfalt bhutanesischer Kultur. Gut, dass
ich eine Sonnenbrille dabei hatte, die Sonne schien so stark auf den weißen
Beton, dass alles überstrahlt war. Etwas ungewöhnlich war, dass niemand nach
den Darbietungen klatschte. Nur bei den Schülern, die tanzten, wurde eien
Ausnahme gemacht.
Die Königs waren verschwunden. Ich kam mit
dem Mann neben mir ins Gespräch, der zufällig der Polizeichef in Thimphu war.
Der wiederum machte mich dem Veranstalter bekannt und so wurde mir für den
nächsten Tag ein Platz im Zelt garantiert. Das Fest war gegen 13.30 Uhr zu
Ende. Dann wurde es auch zu windig beim Buddha.
Hier ein paar Festivalimpressionen:
Warmer Schokokuchen |
Am Nachmittag traf ich mich mit Dorjis
Cousine, bei der ich auch übernachten sollte. Tshewang, junge 24 Jahre alt,
Kindergartenlehrerin. Zusammen mit Dorji tranken wir einen Kaffee, ich
bestellte noch ein Schoko-Croissant. Croissants schmecken in Bhutan selten wie
die Originale aus Frankreich, aber in diesem Laden gab man sich Mühe. Womit man
nur klar kommen sollte ist, dass alles an Kuchenkram warm gemacht wird, bevor
man es serviert bekommt.
In der "Bar" |
Wir bummelten noch etwas durch die Stadt und
trafen uns später mit ihrer verrückten Freundin Karma. Um die Zeit zum
Abendessen zu überbrücken gingen wir in eine Bar eines Bekannten. Recht
abgeschieden und nicht besonders hübsch. Von der Hygiene der Toilette will ich
gar nicht erst reden :D Die Mädels (inklusive der Fahrerin) bestellten sich
einheimischen Whiskey und Apfelsaft. Für mich Cola und Whiskey. Die Kombi
fanden die Mädels komisch. Obwohl in ganz Bhutan Tabakverbot herrscht, rauchten
die Mädels und hingen an ihren Smartphones. Ganz wie in Deutschland ;)
Als die zweite Runde der Drinks kam (auch
für die Fahrerin), enthielt ich mich. Mein Magen grummelte schon etwas.
Irgendwann fragten sie mich, wann ich normalerweise Abendbrot esse. Ich sagte
zwischen 19 und 20 Uhr, was in Bhutan noch recht zeitig ist. Trotzdem machten
wir uns dann langsam los in ein traditionelles Lokal. Da gab es aber nur Ema
Datshi, das Nationalgericht. Es besteht aus einem Chili in Käsesoße mit Reis.
Super scharf und deftig. Ich musste mit dem Magen passen. Dann fuhren wir
schließlich in ein chinesisches Restaurant, wo ich Nudeln bestellen konnte. Wie
auch beim Laufen, wenn jemand später kommt, wartet man auch nicht beim Essen
auf andere. Sobald das Essen da ist, wird losgelegt.
Im Anschluss sind wir noch in eine
Karaoke-Bar gegangen. Der Eintritt war frei und wir waren die einzigen Gäste.
War trotzdem lustig. Die folgende Nacht leider gar nicht. Ich konnte aufgrund
des Magens ganz schlecht schlafen.
Zweiter
Festivaltag
Nicht schwer hingegen fiel es mir, die
Veranstaltung vor offiziellem Ende zu verlassen. Der Run auf die Busse zurück
in die Stadt war abnormal. Eine alte, gebrechlich scheinende Frau drückte ich
so stark an mir vorbei, um sich in den Bus zu quetschen. Ich hatte nur einen
Stehplatz, aber ein paar Gentlemen boten mir einen Sitzplatz an.
Ich schaute noch im Memorialchorten vorbei,
drehte neun Ehrenrunden für Buddha und machte mich im Anschluss zurück auf den
Weg nach Paro. Ganze 45 Minuten dauerte es, bis das Taxi voll war…
Auf
4000 Meter Höhe
Lechuna Lodge |
Leider ist das Verständnis für eine saubere Umwelt noch verbesserungswürdig |
Ich mochte den ländlichen Flair und die Ruhe. Apropos Ruhe..
der einzige Ort, wo sie am dringlichsten gewesen wäre, war nun gerade nicht
ruhig: Vor meinem Hotelzimmer im Gangfenster hatte eine Vogelfamilie ihr Nest
gebaut und das Kreischen der 5 Jungvögel was vergleichbar mit einer Krähe auf
Helium.
Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns zurück. Im
Hotel gab es Abendessen und gegen 20 Uhr ging Beate ins Bett, ich wenig später.
Wanderungen auf 2.800m machen müde
Der Sonntag begrüßte uns mit Sonnenschein. Es gab u.a.
Pancakes aus Buchweizen zum Frühstück, sehr lecker. Dann fuhren wir zu einem
Kloster, was hinter einem Berg versteckt lag. Eine kurvenreiche ungeteerte
Straße führte hinauf. Wir parkten das Auto und liefen zum etwa 20 Minuten
entfernten Kloster, was sich ähnlich wie das berühmte Tigernest am Felsen
anschmiegte.
Wir waren die einzigen Besucher und wurden von den drei
Mönchen herzlich empfangen. Leider sprach keiner Englisch. Fotos in den
Altarräumen sind generell verboten (außer mit Ausnahmen). Wir liefen weiter im hohen
Bogen zum neuen Kloster auf der Bergspitze, das allerdings noch geschlossen
war. Das Laufen in geschätzt 3.300m Höhe und in Sonnenschein war ganz schön
anstrengend. Dafür war die Aussicht auch recht nett.
Am Auto angekommen schauten wir uns noch ein Bauernhaus an, welches besonders schön war. Der Besitzer sprach Englisch und zeigte und sein
Grundstück. Am frühen Nachmittag sind wir dann zurück in Paro gewesen.
Die letzten Tage
Am Montag der letzten Woche bin ich dann zurück in Beates
Haus gezogen. Am Dienstag habe ich am Morgen Dorji zu einem Ausflug mit den
Hunden zum Chumbu Kloster begleitet. 8 Uhr war Abfahrt. Das war Dorjis gewohnte
Wanderstrecke und das merkte ich auch. Ich kam doch schon ins Schwitzen. Zum
Mittagessen waren wir wieder im Haus.
Junge Mönche beim Lernen |
begehrtes Fotomotiv :D |
hab, und einen Kollegen aus dem Büro zu einem Abschiedskaffeeklatsch eingeladen. Ich habe ein paar Kekse gekauft und eine selbstgemachte Biskuitrolle mit Schokocreme-Füllung gebacken. Aufgrund des Zutatenmangels in Bhutan kamen nicht sonderlich viele Rezepte in die engere Auswahl…
Beate spendierte guten Bohnenkaffee aus Deutschland, den ein
paar Gäste kurz vorher mitgebracht hatten. Ich bat die Haushälterin von Beate,
mir eine traditionelle Kira (Nationaltracht) auszuleihen. Wir hatten einen
schönen letzten gemeinsamen Nachmittag. Ich schenkte den Mädels noch einen
Pürierstab und Beate eine Blume für ihr neues Haus (die hatte ich einer älteren
Dame aus ihrem Garten abgekauft, Baumärkte oder Blumenläden gibt’s nicht in
Paro).
Meine Kolleginnen |
Beate und ich |
Jetzt bin ich zurück in Deutschland und bereit für neue
Abenteuer. Das aktuelle heißt: einen neuen Job finden.
To be continued.
Die pausierende Weltenbummlerin
Caro
Sonstige Gepflogenheiten in Bhutan:
- Statt einem MHD steht auf Produkten das Herstellungsdatum und wie lange es ab dann haltbar ist
- Männer und Frauen sowie Nach-und Vornamen sind nicht zwingend geschlechterspezifisch und können bunt gemixt sein. Des einen Vornamen ist des anderen Nachnamen, Sonam und Tshering können sowohl weibliche als auch männliche Vor- und Nachnamen sein
- jeder Name hat eine Bedeutung, Nurbu Tshering bspw. „Perle“ und „Langes Leben“
- die kleinste Währngseinheit, 1 Ngultrum, wird selten als Wechselgeld ausgegeben. Stattdessen gibt´s im Supermarkt einen Kaugummi dafür
- ärztliche Versorgung für Mensch und Tier ist kostenlos
- für verheiratete Paare gibt es kein Zeichen für die Ehe (wie in Dtl. bspw. der Ehering)
Guten Abend sehr verehrte Caro.
AntwortenLöschenIch bin Ritschard aus der Schweiz und habe per Zufall dein wunderwerk, dein wunderblog angetroffen. Was für eine feine Sache hier von Dir liebe Caro willkommen an Board geheissen zu werden.
Also bin ich eingestiegen an Board und geniesse es mit Dir an deiner Weltreise teil zu haben zu dürfen. Klasse Bilder hast Du für uns bereit die immer wieder efreuen, erstaunen, glücklich machen und wer möchte da nicht mit im Boot dabei sein.
Alle deine Reisen gefallen mir sehr gut aber auch wie Du es erlebst und vermittelst, aber Buthan hat es mir besonders angetan. Das kommt sichr daher das ich eine sehr innige Beziehung zu Indien habe, dort lange gelebt habe usw.
Darum ein hochgenuss. Ich war doch sehr erstaunt wie wenig Kommentare Du für dieses Kunstwerk erhalten hast verstehe aber warum. Egal Du machst einfach weiter und genau das zeichnet deine Person, Wesen eben aus.
Ich habe auch etwas was ich mit Dir teilen möchte und vieleicht gefällt es Dir ja auch. www.meghana.ch/blog/
Wir, also ich und meine Frau haben viele Reisen in Indien organisiert und wenn es dich interesseirt lade ich Dich auch ein mit an Board zu kommen. Ich verabschiede mich nun von Dir und wünsche Dir eine gute Zeit. Es grüsst dich herzlich Ritschard