"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Samstag, 7. Dezember 2019

Welcome to Miami! #1

Die USA waren noch nie sonderlich reizvoll für mich. Aber irgendwie kam es über diverse Umstände dazu, dass meine Freundin Vivi und ich dann doch dorthin gelangten. Wir wollten eigentlich nur ein paar Tage am Strand bei nettem Wetter chillen und dem November in Deutschland entkommen. Aber das war gar nicht so einfach, vor allem nicht in der Nähe von Europa.
Ägypten wäre mein Favorit gewesen aber da war Vivi dieses Jahr schon und somit hatte sich das auch erübrigt.

Kurz bevor wir aufgeben wollten, weil wir uns einfach nicht über ein Ziel einigen konnten, entdeckte
ich super günstige Flüge nach Miami und so sind wir spontan darauf umgeschwenkt. Mit Gepräck haben wir für den Hin- und Rückflug jeweils 360 Euro bezahlt. Wir hatten jedoch keine Ahnung, dass sich die Unterkunfstssuche vor Ort als schwierig herausstellen sollte. South Beach, an dem das Bär steppt oder lieber North Beach, wo man auch mal den Strand ohne tausenden von Leuten genießen kann?

Dazu hatte sich Vivi eine Küche gewünscht, um ihr Frühstück selbst zubereiten zu können (und keine Verfettung zu erleiden). Ich hatte das am Anfang etwas belächelt, aber am Ende stellte sich heraus, dass das eine der besten Entscheidungen war!

das Apartment
Nachdem wir bei 10 Tagen dann den Plan, auf die Bahamas zu fliegen für
ein langes Wochenende, auch über Bord geworfen haben, stand am Ende soweit alles fest. Wir hatten uns in das Apartment "Harding Miami Beach" eingebucht (10 Nächte mit Rabattcode für 630 Euro insgesamt). Nun konnte dem Urlaub nix mehr im Wege stehen!





Miami war der erste gemeinsame Urlaub mit Vivi. Ich muss ja sagen, dass es echt schwer ist, einen
passenden Reisepartner zu finden, der die gleichen Vorstellungen von der Reise hat wie man selbst. Aber Vivi war genauso emsig im Planen, hat Kompromisse gemacht und auch finanziell hatten wir die gleichen Vorstellungen, sodass alle Zeichen gut standen. Ob es dann zwischenmenschlich passt, wenn man 10 Tage lang 24 Stunden miteinander verbringt und sogar das 1.40m Bett teilt, sollte sich noch zeigen...

Ein guter Start

Gleich nach der Ankunft war die erste Travelbuddy-Bewährungsprobe:
Nach der langen Anreise hatte ich noch genug Energie und Willen, mich mit den Öffentlichen zur Unterkunft durchzuschlagen. Dafür hatte ich bereits alles recherchiert. Und Vivi zog mit. Das hab ich absolut zu schätzen gewusst!
Dann bekamen wir auch noch ein Tagesticket von Abreisenden geschenkt und dann konnte es losgehen. Die Distanz zum Apartment betrug etwa 45 Minuten Fahrzeit mit einmaligen Umstieg. Wären wir nicht zu früh ausgestiegen. Selbst da war Vivi weder pissig auf mich noch frustriert. Ich wusste: Das kann nur gut werden!

Im Apartment dann eine kleine Ernüchterung: Es roch stark nach Putzmitteln und war natürlich nicht ganz so schick wie auf den Fotos im Internet. Aber es ließ sich aushalten. Und wir fielen sofort ins Bett, auch wenn es noch gar nicht so spät war...

SoBe - the place to be?


Am nächsten Tag sind wir erst einmal in den Supermarkt und haben uns mit Dingen für´s Frühstück sowie Snacks eingedeckt und mussten ziemlich schnell feststellen, dass die Preise hier enorm sind! Toastbrot 3.60 Dollar, Hähnchenbrust über 5 Dollar, Milch (470ml) 1.39 Dollar - um ein paar Beispiele zu nennen. Dafür war das Obst ganz erschwinglich. Wir starteten den ersten Tag unseres Urlaubs mit einem tpyischen amerikanischen Frühlück: Pancakes. Im Restaurant für 9 Dollar plus Steuer erhältlich. Deshalb hatte sich Vivis Kochwunsch bereits ab dem ersten Tag wirklich rentiert - nicht nur figurlich ;)





Trolley von außen
Trolley von innen
Wir fuhren mit dem sogenannten Trolley zum South Beach (SoBe genannt). Die Trolley fahren verschiedene Strecken ab, sind klimatisiert (meist viiiiel zu kalt!), mit Wlan ausgestattet und völlig gratis. Eine tolle Sache! Nur eins fetzte nicht: man konnte nie abschätzen, wann sie kommen würden, weil es an den Haltestellen keine Abfahrtszeiten gibt. Google gibt zwar Zeiten an und es soll auch eine App für die Nachverfolgung der Trolley geben...die Realität zeigte uns aber, dass Staus dem Ganzen schnell einen Strich durch die Rechnung machen können.

Aber wir hatten ja Zeit und waren etwa 30 Minuten später am South Beach. Wir erkundeten ein bisschen die Umgebung und machten es uns am Ende am Strand gemütlich. Wenn man das so nennen kann. Denn durch die Kunstmesse "Art Basel" waren am Strand zwei riesige weiße Zelte aufgebaut und das Flair war nicht wirklich nice.





Was wir von dem Strand mitgenommen haben:
-Achtung vor den Möwen, die klauen dir alles Essbare vor der Nase bzw. aus der Hand weg
-es rennen bei weitem nicht nur super fitte, gutaussehende Menschen hier rum (im Gegenteil :D)
-LED Werbung kann man auch auf überdimensionalen Flatscreens auf dem Meer umherschippern
-Bannerwerbung ist auch noch hinter Flugzeugen beliebt
-der Ocean Drive ist eine absolut überteuerte Straße in Strandnähe, die aber keine Aussicht darauf bietet. Den Hype darum konnten wir nicht wirklich nachvollziehen

Der Ocean Drive nachts




Strand Strand Strand

Nachdem der SoBe uns nicht wirklich vom Hocker gerissen hat, haben wir dem Hollywood Beach eine Chance am nächsten Tag gegeben. Wieder wollten wir uns mit dem Bus dorthin begeben. Was wir allerdings nicht wussten ist, wie kompliziert das mit den Bussen bzw der Bezahlung so ist. Unser Tagesticket war abgelaufen,  wir brauchten ein neues Ticket. Da verhält es sich so: man zahlt passend beim Fahrer oder holt sich eine Karte, die man aufladen kann und hält die dann nur an. RIESEN Vorteil der Karte ist, dass die entwertete Fahrt 2h gültig ist, mit Umsteigen in andere Busse. Das war nicht der Fall, wenn man im Bus beim Fahrer zahlt. Wussten wir da aber noch nicht. Zudem gab es diese Automaten, an denen man die Karten kaufen kann, auch nur sehr sehr selten an zentralen Plätzen.

Busfahren für Experten!
Beim ersten Umsteigen waren wir etwas irritiert, weil uns der Busfahrer im nächsten Bus nicht
mitnehmen wollte (zudem waren manche Busfahrer, an die wir gerieten echte Biester!). Angeblich würde er nicht zum Hollywood Beach fahren, Google Maps sagte etwas anderes...Dafür bekamen wir eine Art "Übergangs-Notfahrkarte" ausgestellt, die uns eine Stunde lang einen Anschluss kostenlos nutzen ließ. Nur fuhren die Busse nur aller 30 Minuten und das war alles sehr knapp. Beim erneuten Umsteigen mussten wir dann nur noch eine Art "Anschlussgebühr" zahlen. Eine Karte hätte uns da auch nix gebracht, weil der Hollywoodbeach in einem anderen Bundesstaat lag und da sowieso wieder alles anders war.

Nach etwa 1.5h haben wir dann tatsächlich den Strand unserer Begierde erreicht. Vom Wasser/ Sand her war der auch nicht großartig anders oder besser. Aber im Gegensatz zu Miami Beach gibt es direkt am Strand eine kleine Promenade und dadurch war der Flair ganz nett weil Urlaubsstimmung.


Die Promenade am Hollywood Beach


Ladies Night!
Den Weg zurück wollte Vivi dann auf gar keinen Fall mehr mit dem Bus
zurücklegen (nachvollziehbar) und außerdem hatten wir nicht mehr so viel Zeit, weil wir noch zur Ladies Night wollten.. Wir sind dann mit Uber zu einem All you can eat Restaurant und dann doch wieder mit dem Bus zurück zum Apartment. Schnell frisch gemacht und weiter nach SoBe zum "Foxhole". Dort war Mittwoch Ladies Night und bis Mitternacht konnten Girls alles für umme trinken. Der Schuppen war nicht so einfach zu finden, machte einen recht hippen Eindruck (sehr extravagante Leute dort), alles in schwarz. Doch hab ich das Konzept nicht ganz verstanden. Es war eine Art Bar, aber mit Live-DJ und super lauter Musik. Dafür keine Tanzfläche. Also standen alle um die Bar herum, wippten ein bisschen ihre Körper im Takt und tranken. Nun gut...war trotzdem eine Erfahrung wert :)

Am Tag darauf war Thanksgiving. Unser Supermarkt hatte eine Wärmetheke und die Leute standen Schlange, um sich ihre Vögel dort abzuholen. Vivi und ich verbrachten den Tag an unserem Hausstrand. Und abends holten wir uns dann auch ein Stück vom Federvieh, kochten Mac and Cheese dazu und genossen zu zweit diesen Feiertag in unserem Apartment, mit dem wir uns mittlerweile (vor allem in der Küche durch fehlendes Eqipment) ziemlich gut arrangiert hatten.


"Unser" Strand am North Beach

Zwei magische Worte: Black Friday

Ja, ich bin ein absoluter Schnäppchenjäger. Ja, ich gehe gern shoppen. Aber als wir die Reise buchten, hatte ich keine Ahnung, dass wir genau zum Black Friday in den Staaten sein würden. Ich hatte schon von Freunden gehört, dass die Menschen an dem Tag alle freidrehten und so schlossen wir uns ihnen an und fuhren in die größte Mall der Umgebung (die sowieso schon ein Outlet war): Die Sawgrass Mills. Wir bestellten uns ein Lyft - wir hatten ja keine Zeit mit den Bussen zu verlieren (Lyft ist ähnlich ähnlich wie Uber nur schien der Fahrer gar keinen Bock auf Menschen zu haben *haha), teilten uns das mit zwei weiteren Damen. Dementsprechend wenig Platz war im Auto. Zum Glück fuhren die Damen aber nicht die ganze Strecke mit. Und als sie ausstiegen zog der Fahrer schön über sie her.
Bereit für die Schnäppchen!


An der Mall kurz vor 9 Uhr angekommen waren wir ganz aufgedreht. Es waren schon gut Leute
unterwegs. Aber wir waren auch nur an einem Seiteneingang. Was wir später noch so erlebt haben, hätten wir zu dem Zeitpunkt nicht gedacht.

Wir gingen zum Info Point, holten uns eine Karte, um die 350 Shops irgendwie halbwegs strategisch abzuarbeiten. Utopisch :D
Wir zogen stundenlang durch die Läden, kämpften uns durch Menschenmassen, die mit riesigen leeren Rollkoffern die Mall stürmten. An den begehrtesten Läden waren Menschenschlangen vor dem Eingang, die sicher ne Stunde und länger anstanden. Ich muss aber auch zugeben, dass heute echt krasse Schnäppchen zu schlagen waren! So kam bspw. eine Umhängetasche von Michael Kors statt 260 Dollar um die 70. Kann nicht beurteilen, ob das eine alte Kollektion war oder nicht, aber die Menschenmengen rissen sich darum. Nicht zu unterschätzen bzw beachten sollte man aber, dass auf den ausgezeichneten Preis immer noch eine zusätzliche Steuer drauf kommt. Auch in Restaurants. Die berechnen häufig/ immer (?) auch schon ihr Trinkgeld automatisch mit ein.


Jedenfalls dachte ich, dass ich nicht viel finden werde, aber ich täuschte mich :D Neben Laufschuhen und ein paar Klamotten kam in mir auch die Elster durch und neuer Schmuck und zwei Sonnenbrillen kamen noch hinzu.
die Ausbeute

Nach 13 Stunden Shoppingwahn und laut Vivis Zähler etwa 11km Laufwegen haben wir noch was gegessen und wussten nicht so richtig, wie wir zurückkommen sollten.
Da Vivi noch nie Couchsurfing betrieben hat noch per Anhalter getrampt ist, mit mir aber nun diese verrückte neue Freundin an der Backe hatte, die das alles ganz toll findet, musste sie wenigstens eine der beiden Dinge probieren und so entschieden wir, spontan versuchen, zu trampen. Und wär das nicht geglückt, hätten wir wieder ein Uber oder Ähnliches genommen.

Ich malte Miami Beach auf zwei Zettel und sprach aktiv die Leute vor der Mall an, ob sie uns mitehmen könnten. Vivi und ich setzten uns eine Deadline, bis wann ich fragen würde. Wie aus dem Nichts kamen dann zwei ältere Ladies auf uns zu, die uns mitnehmen wollten. Sie sind gebürtige Latinos aber lebten in Miami. Eigentlich wohnten sie etwas nördlich von unserem Apartment aber die netten Damen ließen sich nicht abbringen, die 15 Minuten Umweg auf sich zu nehmen und uns direkt vor dem Apartment abzusetzen. Ich sag mal so: Vivi hat das Trampen gut gefallen und ich konnte meine Spanisch-Skills etwas auffrischen :)
per Anhalter zurück nach North Beach

Nach so viel Aktion, Adrenalin und 13 Stunden Kaufhauslicht und -luft mussten wir uns am nächsten Tag erst einmal wieder am Strand erholen ;)
Abends sind wir noch einmal nach SoBe, waren vom Tex Mex Restaurant aber super enttäuscht (Preis-Leistung) und fanden auch nicht wirklich eine Location, die uns so für einen Drink zugesagt hätte. Deshalb sind wir nach einer Weile dann wieder zurück. Wir wollten auch nicht zu spät ins Bett, denn am nächsten Tag stand ein Tagesausflug an!

Weiter zu Teil 2 :)

1 Kommentar:

  1. Das Foto mit den beiden Palmen und dem lifeguard Häuschen finde ich am gelungensten! Sehr gut getroffen, sehr symbolisch für diese Reise.
    Maik

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