"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 19. März 2020

Neuseeland - am anderen Ende der Welt.


Wo soll ich nur anfangen?

Ich wusste, dass diese Reise eine der unvergesslichsten werden würde, doch bereits die ersten beiden Wochen waren so voller einzigartiger und unvergesslicher Erlebnisse, dass ich gar nicht weiß, wie ich nach den 10 Wochen in Australien klar kommen soll und vor allem wie dann wieder in Deutschland.

Doch von vorn, denn der Start war alles andere als einfach.

Bereits im Flughafen von Melbourne (Transfer nach Auckland) bekam ich Probleme beim Check-in, weil ich in Deutschland nicht auf alle Flüge eingecheckt wurde. Da ich 5.30 Uhr morgens und im Transitbereich landete, fand ich leider keinen Ansprechpartner von der Airline. Ich hab es in der Lounge versucht und die nette Dame von Air New Zealand hat mir dann weitergeholfen. Das brauchte aber auch 30 Minuten weil all meine Buchungsnummern und sonstige Infos nicht mit denen im System übereinstimmten. Am Ende hatte ich dann leider keinen Fensterplatz, um dieses Land bereits von oben anzuschauen. Aber immerhin einen Sitzplatz ;) 


Entscheidungen treffen - noch nie fiel mir das so schwer


Ich hatte bereits im Vorfeld in einigen Facebookgruppen herumgestöbert und war in Kontakt zu 3
Couchsurfing in Auckland
deutschen Mädels, die mehr oder weniger alle auch reisen wollten. Zwei von ihnen kamen am gleichen Tag wie ich an. Am Abend hatten wir 4 uns alle zum Essen verabredet. Wir überlegten, wie es denn nun weitergehen soll. Und diese Frage zermürbte uns die nächsten drei Tage echt das Gehirn. Auto kaufen (Druck zum Wiederverkauf aber meist günstiger) oder mieten (teurer aber versichert und kein Druck zum Weiterverkauf)? Wie reisen wir dann? Alle vier zusammen?
Aucklands Hafen
Eine der Mädels hatte schon das Hostelleben satt. Ich konnte mir schwer vorstellen, wie sie dann wochenlang aus dem Rucksack lebend und in einem Auto pennen will ;D Sie entschied sich dann aber auch, erst den Süden zu bereisen. Also blieben noch Sarah (21 aus Bayern), Silja (23 aus dem Norden) und ich übrig. Um die Zeit zwischen der Autosuche sinnvoll zu nutzen, schauten wir uns Dienstag ein bisschen die Stadt an und sind auf den Mount Eden gelaufen. Auckland selbst hatte für mich nicht wirklich viele sehenswerte Stellen und die ganze Stadt war eine einzige Baustelle. Deshalb juckte es uns umso mehr hier weg zu kommen! 
Blick auf die Stadt von Mt. Eden


 

Das Wahrzeicchen der Stadt: der Sky Tower

Autobesichtigung wie eine Fachfrau
Wir hatten Dienstag dann noch spontan eine Autobesichtigung. Das Auto schien sehr okay zu sein. Das Problem war nur, dass es auch nur ein Auto war. Weder bereit, um darin zu schlafen, noch um darin zu leben (Kochequipment etc). Am gleichen Tag schauten wir uns noch abends spontan einen Van an, den wir mieten konnten. Inoffiziell von privat. Hatte ich über Facebook gefunden. ´93 Baujahr, über 350.000 km runter. Dafür voll ausgestattet und abfahrbereit. Der Van stand etwas außerhalb der Stadt. Unser Glück weil keiner von uns sicher im Linksverkehr war. So dauerte die Probefahrt ganze 1.5 Stunden, bis jeder mal hinter´m Steuer saß :D Dabei ist jede von uns nur eine Runde um den Block gefahren. Wir waren uns mit dem Auto nicht sicher, weil es ein paar Mal nicht angesprungen war und der vordere Reifen total runtergefahren war. Immerhin hatten vorn drei Menschen Platz und hinten zwei bequem zum Schlafen. Am Mittwoch Morgen gingen wir noch zu einer Backpacker-Autostation, die sowohl vermieten als auch verkaufen. Aber als die uns das Doppelte des Preises nannten, den wir für den Miet-Van bezahlen sollten, war das auch keine Option mehr. Ich hatte Bauchschmerzen mit der Entscheidung. Mir fällt es in manchen Gebieten sowieso schwer, etwas zu entscheiden. Aber so eine wohlmöglich schwerwiegende Entscheidung treffen zu müssen (Was ist, wenn das Auto nach 200km versagt? Was, wenn wir einen Unfall damit bauen? Wer kommt für welche Kosten auf? Verstehen wir uns alle so gut, dass wir wirklich die ganze Strecke zusammen reisen wollen oder wird das Auto am Ende zum Streitobjekt? Und so weiter). Aber es musste eine Entscheidung gefällt werden. Und auch bei einem Autokauf hätten wir mächtig ins Klo greifen können, weil keiner von uns eine Fachfrau für Autos ist. Demzufolge: Augen zu und machen! Es musste endlich losgehen…Wir sagten der Besitzerin des Autos zu, die in Australien lebt, hatten dann noch Probleme mit dem Geldtransfer aber am 4. Tag nach unserer Ankunft konnte die Reise endlich beginnen!

Der Start eines Abenteuers. 

 

Ich, Sarah und Silja (vlnr)


Unser Schlafplatz für die nächsten 2.5 Monate
 
Weit kamen wir nicht. Weil wir nämlich mit der Besitzerin des Vans vereinbart hatten, den
Vorderreifen auf ihre Kosten austauschen zu lassen. Also erst einmal noch zur Werkstatt. Das gab uns aber ein gutes Gefühl, weil die die anderen Reifen sowie die Ölstände gecheckt haben.



Danach kauften wir noch ein gebrauchtes Zelt für die 3. Person, die
der erste Einkauf :)
nicht im Van schlafen konnte, sowie einen zweiten Gaskocher und natürlich gaaaanz viele Lebensmittel. Da es dann bereits Nachmittag war, fuhren wir gen Norden nach Whangarei. Viel Zeit haben wir da aber nicht verbracht, denn es begann zu regnen. Deshalb entschieden wir uns, weiterzufahren und durch diverse Apps einen Platz anzufahren, der gratis für sogenannte „self contained“ Vans wie unser war. Self conained bedeutet, dass das Auto quasi autark sein könnte (also mit Chemieklo,Wasserversorgung,
Waschbecken, Abwassertank, Abwasserschlauch sowie Abfalleimer mit Deckel). Die sc-Vans haben deutlich mehr gratis Parkplätze in Neuseeland als normale Vans. Dass uns am Ende das Zelt Probleme machen würde, wussten wir da noch nicht. Die erste Nacht verbrachten wir vor einer Bar (Runners Travern). Wir kochten im Nieselregen unser Essen, machten uns auf der Damentoilette frisch und wuschen dort auch ab. Und es fühlte sich alles genau richtig an und wir konnten unser Glück kaum fassen.

Strand von Waipu



Einmal Norden und zurück


Am zweiten Tag (für mich beginnt die Zählung erst ab dem Zeitpunkt, ab dem wir mit dem Auto unterwegs waren) schrubbten wir ordentlich Kilometer. Wir besuchten die Bay of Isles, in der man ohne Bootstour aber nicht viel sieht. Dann ging es weiter zur Doubtful Bay, die sehr schön war und dann noch einen kurzen Abstecher zu den Sanddünen Te Paki. Dort war es so windig, dass die Sandkörner teilweise wie Messerstiche auf unserer Haut waren. Am Ende hatten wir sie überall. Und ich meine überall! Es dauerte drei Tage bis ich die letzten Sandbestände von meiner Kopfhaut wegbekam… Aber es war das alles wert. Freiheitsgefühl. 

Aussichtspunkt bei der Doubtful Bay
am Strand der Doubtful Bay

Auf dem Weg zu den Sanddünen


Sand überall!





Sandboarding



irgendwo zwischendurch :)

Camping im Nirgendwo
Weiter ging es hoch zum Cape Reinga, der nördlichste Punkt Neuseelands. Hier treffen der Tasmansee und der pazifische Ozean aufeinander. Und das sieht man auf dem offenen Meer. Es war beeindruckend. Der Ort hatte eine magische Anziehungskraft auf mich und ich hätte stundenlang hier sitzen können. Allerdings frischte der Wind auch auf und wir hatten noch keine Unterkunft für diese Nacht. Dies gestaltete sich auch recht schwer, weil die meisten Campingplätze in der Gegend keine Zelte erlaubten oder aber schwer zugänglich waren. Am Ende blieb uns eine abgelegene Wiese direkt am Meer. Wir hatten niemanden auf der Nummer erreicht, aber das Gate war nicht verschlossen. So fuhren wir einfach rein. Aber siehe da, selbst 21 Uhr kam da der Besitzer rum und kassierte noch von jeden von uns 10 Dollar. Für eine windige Nacht auf der Wiese mit Plumpsklo.




Der dritte Tag startete mit einem Besuch am 90 Mile Beach. Grandios. Ich liebe ja lange, flache Strände. Und da passte der 90 Mile Beach genau rein. Wir beschlossen unsere Queenie (so hatten wir den Van getauft) mit an den Strand zu nehmen und hier zu frühstücken. Die Sonne kam raus, dann regnete es, ich rannte durch die saichten Wellen, ich fühlte mich lebendig. So lebendig, dass ich sogar bei 20 Grad Wassertemperatur baden gegangen bin. Die beiden anderen Mädels schlossen so lange Kontakt zu anderen Reisenden. Wir hingen dann alle zusammen am Beach ab, bis sich unsere Wege trennten. Wir cruisten dann noch etwas mit der Queenie am Strand herum (da fahren wirklich riesige Busse mit Touris lang, nur um genau das zu machen).




Und zogen weiter zum Waipoua Forest. Doch auf dem Weg dahin ging uns fast der Sprit aus, weil es in dem Gebiet nicht viele Tankstellen gibt und wir auch einen kurzen Umweg gefahren sind. Mit roter Nadel kamen wir aber rechtzeitig bei einer an. Die Preise für Benzin sind hier um die 1.90-2.30 NZD. Günstiger als in Dtl aber mit einer Tankfüllung (etwa 55Liter) kommen wir nur etwa 350-380km weit. Deshalb mussten wir fast jeden Tag tanken…In Waipoua, diesem ursprünglichen Wald, stehen die riesigen Kauri-Bäume, die größten von ganz Neuseeland (mehr als 50m hoch). Um den Wald nicht zu bedrohen, muss man vorher seine Schuhe vor Ort desinfizieren. Wir waren abends da und hatten den Wald fast ganz für uns. Das war toll.





Weil es hier aber auch keine guten Campingspots gab, zogen wir durch und fuhren noch einmal 1.5h weiter zu den Waipu Caves. Die Höhle gilt als kostenfreies Equivalent zur Waitomo-Cave (Glühwürmchen!!!) und wir machten und kurz vor Mitternacht auf, sie zu erkunden. Leider liefen wir erst einmal 20 Minuten in die falsche Richtung. Sarah fragte irgenwann, ob wir überhaupt richtig sind. Ich schaute auf der Offline-Karte maps.me (super hilfreich!) nach und siehe da, wir liefen völlig falsch. War aber auch irgendwie lustig. An der Höhle angekommen (die wirklich direkt am Campinkplatz liegt), sahen wir nach wenigen Metern in der Höhle diese blauen kleinen Punkte am Deckenhimmel. Das waren fluoriszierende Larven der Langhormücken. Faszinierend! Natürlich kam der Entdecker in mir durch und wir drangen immer tiefer in die Höhle ein. Die war übrigens schön mit Lehm und Matsch überall. Ab einem gewissen Punkt kam ich nur noch mit Händen und Füßen weiter. Sarah und Silja hielten sich zurück. Ich kroch durch sämliche Ritzen und irgendwann kam Sarah einfach um die Ecke - es gab einen sehr viel einfacheren Weg *haha 






Nach ein paar Metern waren dann aber wirklich nur noch große Steine, die ich versuchte, zu bezwingen. Blöd nur, wenn dabei das Handy als Lichtquelle dient…deshalb hab ich es auch irgendwann aufgegeben. Die Erfahrung da nachts allein drin herum zu spazieren und diese Lichter zu sehen war aber einzigartig. Und die kalte Dusche auf dem Parkplatz um ein Uhr nachts nichts sehnlicher erwünscht. Das hätte ich von mir selbst auch nie gedacht ;) 

Echt überraschend, wie schnell man sich an das Camper-Leben gewöhnt, wie schnell daran, nicht jeden Tag duschen zu können (keine Angst, wir verwahrlosen und stinken nicht. Wir betreiben trotzdem Körperpflege, nur eben in minimalen Zügen), den Abwasch provisorisch auf dem Feld zu machen oder das dreckige Geschirr mitzunehmen, bis man eine öffentliche Toilette findet (wovon es zum Glück suuuuper viele gibt), in der man abspülen kann. Wir lernen jetzt sehr zu schätzen, heiß duschen und unsere Wäsche waschen zu können ;)  Deshalb rettet uns Couchsurfing auch oft, aber dazu mehr im nächsten Teil :)

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