So schnell sind wieder zwei Wochen vergangen. Viel gesehen
haben wir dieses Mal allerdings nicht, denn die Auswirkungen von Corona haben
uns schneller eingeholt, als gedacht. Doch von vorn:
Nachdem wir unsere Batterien bei David wieder aufladen
konnten, entschlossen wir, das hübsche Städtchen Napier zu überspringen und
direkt gen Süden zu fahren, aus der Angst, dass die Fähren bald ihren Verkehr
einstellen könnten.
Auf dem Weg nach Wellington haben wir einen Abstecher zu
den „Putangirua Pinnacles“ gemacht. Die Pinnacles sind eine bizarre
Felsnadel-Landschaft & ein gut verstecktes Highlight in der Wairarapa
Region. Für alle Herr der Ringe Fans ein Muss, für uns eine nette Abwechslung
und mal wieder Anlass für eine kleine 3-stündigen Wanderung (die 25 Minuten
Aufstieg zur Aussichtsplattform haben uns nicht gereicht ;) ). Ich war wieder
halbwegs fit und das war eine gute Strecke, um mal wieder etwas Bewegung zu
haben.
Danke für den Hinweis :D |
Am Ende hatten wir mehr Bewegung als wir geplant haben, denn wir sind
irgendwie vom Weg abgekommen (der nur durch kleine orange Dreiecke ab und an
ausgezeichnet war) und der Pfad, den wir einschlugen, wurde immer steiler und
steiler. Das ist auf den Fotos gar nicht so ersichtlich. Irgendwann hatte ich,
die Unerschrockene, keine Lust mehr auf diesen Weg und es schien auch nicht
besser zu werden. Nachdem auch Sarah und Silja gesehen haben, dass es kein
Weiterkommen gab, kehrten wir um und suchten nach Alternativen. Wir sind einen
Hang hochgekraxelt und haben dann zum Glück wieder auf den rechten Weg
gefunden. Der war im hohen Weidegras neben einer Kuhkoppel auch gut versteckt.
wo lang? |
das sind aber auch ungewöhnliche Wanderwege |
jaaaa wieder auf dem richtigen Pfad |
Wir sind dann noch bis in den Ort Featherston gefahren.
Als wir uns abends im öffentlichen Pavillon
Porree mit Kartoffeln gekocht
hatten, hielt ein Auto neben uns. Wir dachten, wir bekämen einen Anpfiff weil
das nicht erlaubt war. Am Ende meinte der Kiwi aber, dass Corona jetzt in der
Stadt angekommen wäre und ob wir einen Job bräuchten. Wir haben dankend
abgelehnt. So schnell wären wir zu Arbeit gekommen ;) In der Nacht hatte Silja
das erste Mal vorn auf den Vordersitzen gepennt, um eine Alternative zum
beengten Schlafplatz hinten auszuprobieren. Der Schlafplatz ist durchgefallen.
Kleine Anekdote zum Van-Leben:
Wir waren nach unserem Frühstück auf der Suche nach einem
Frischwasserspender, um die Tanks für´s Kochen sowie unsere Trinkflaschen aufzufüllen.
Als wir ihn in der Stadt dann endlich gefunden hatten, haben wir gar nicht
bemerkt, dass wir die ganze Zeit mit offener Seitentür durch Featherston
gefahren sind…Wir fühlen uns eben wie zu Hause :D
Am nächsten Morgen hatten wir das große Glück, im
Supermarkt warme Croissants zum Frühstück kaufen zu können. Wie man doch die
kleinen Dinge zu schätzen lernt =)
Danach ging es in die Hauptstadt.
Wellington – neue Entscheidungen mussten her
Es war Sonntag, der mittlerweile 18. Tag unseres
Camperlebens. Trotz des Alert Levels 3, was bereits landesweit ausgerufen
wurde, fand der Wochenmarkt mit diversen Foodtrucks statt.
Massenveranstaltungen über 100 Leute wurden hingegen abgesagt, Museen und
andere öffentliche Plätze hatten geschlossen, Home-Office wurde angekündigt und
auch einige Schulen stellten den Unterricht ein. Aber der Markt war zugänglich.
So richtig verstanden haben wir das nicht.
Es war super windig am Hafen, so machten uns zum
botanischen Garten auf. Dort war es wesentlich besser. Und hier wurden uns die
Auswirkungen von Corona richtig deutlich:
Weil wir kurz in einem Café standen, mussten wir uns in
eine Liste eintragen, in der alle Gäste mit Kontaktdaten aufgenommen wurden
(Datenschutz ist wohl gerade das kleinste Problem). Alle Gebäude im botanischen
Garten waren geschlossen (Museum, Sternenwarte), aber man konnte noch mit dem
Cable Car (Menschen auf engstem Raum) zum Aussichtspunkt hochfahren und sich
ins Café setzen. Mhh.
Es war Sonntag und der Sonntag hat sich mittlerweile als
Gönn-Tag bei uns etabliert. Deshalb sind wir in ein Café gegangen, dass für
seine heiße Schoki bekannt ist. Und die war nicht so schlecht. Viel besser
waren aber die Pralinen, die man gratis zur Schoki dazu bekam. Nom nom nom.
Corona-Einfluss hier: Man durfte nicht mehr Cash bezahlen aus Hygiene-Gründen.
Let´s get naked.
Zum Glück hatte unser Couchsurfinghost in Wellington Mehl
zu Hause. Und dazu war er ein ganz besonderer Gastgeber:
Ich hatte einen öffentlichen Trip auf dem Portal
gepostet, weil ich wusste, dass es schwer würde, in der Hauptstadt einen gratis
Stehplatz für Queenie zu finden. Ich hatte auch selbst ein paar Leute
angeschrieben. Ohne Erfolg. Dann meldete sich Greg bei mir. Sein Profil wurde
mir als erstes angezeigt aber ich hatte ihn nicht gefragt, denn er ist Nudist
und lebt diesen Lifestyle auch in seinen eigenen Wänden - und erwartet das
schon auch von seinen Gästen. Da ich im ersten Impulse auch nicht sofort von
dieser Idee begeistert war, schrieb ich ihn nicht an. Und dann schrieb er
mir. Ich fragte die Girls. Natürlich
waren alle erst einmal verhalten. Aber Sarah ist genauso ´ne verrückte Nudel
wie ich und war gleich mit am Start. Silja brauchte etwas mehr Bedenkzeit. Am
Ende einigten wir uns auf einen Kompromiss für sie und Greg war auch völlig
fein damit.
Unser Gastgeber sollte erst abends gegen 22 Uhr
eintreffen, aber er hatte uns den Schlüssel hinterlegt, sodass wir bereits in
die Wohnung konnten. Uns erwartete eine kleine, etwas chaotische aber super
warme Wohnung. Zwei Heizkörper standen bereits auf 30 Grad - haha. Was er damit
wohl bezwecken wollte?
Wir als erstmalige Nudistensurfer wussten nicht so
richtig, wie wir ihn (und damit meine ich unser Dress) begrüßen sollten. Denn
er kam ja augenscheinlich angezogen zurück. Wir entschieden uns für eine
Kompromisslösung in Unterwäsche und Shorts. Die letzten Minuten waren so
richtig witzig und aufregend, weil wir alle nicht wussten, wie wir reagieren
würden. Und weil die gesamte Situation an sich super merkwürdig war.
Und dann kam Greg. Er betrat die Tür, schüttelte jeden
die Hand und wir plauschten ganz normal. Sympathischer Typ! Irgendwann ging er
dann ins Bad und kam nur noch mit einem Handtuch um die Hüften zurück. Naja und
nach einem weiteren Weg war er dann nackt. Wir waren dazu noch nicht bereit und
gingen letzten Endes wieder angezogener schlafen. Aber Sarah und ich machten
den Deal, dass wir am nächsten Morgen die Pancakes nackig zubereiten würden.
Der nächste Morgen
Greg schlief noch, was wir deutlich hörten. Also setzten
Sarah und ich den Plan in die Realität um. Und es fühlte sich gar nicht mehr so
merkwürdig an. Irgendwann wachte Greg dann auf und hüpfte ebenfalls nackt durch
die Wohnung. Am Ende saßen wir alle am Tisch mehr oder weniger nackt und aßen
zusammen. Dann machten wir uns fertig und Greg nahm uns mit in die Stadt.
wie passend in dieser Zeit... |
Wir schlenderten durch die Straßen, hatten Spaß in
einigen Läden (in manchen mussten wir uns eintragen, in manchen nicht) und
liefen auf den Berg Victoria hoch. Auf dem Weg zu einem anderen Café kam dann
die Nachricht, dass Level 3 auf 4 angehoben wird und es in den nächsten 48
Stunden einen absoluten Shutdown geben wird. Das bedeutet, dass jeder dann zu
Hause bleiben muss, alle Läden, Schulen, Restaurants etc. bis auf die
Lebensmittelhändler, Doktoren, Apotheken und so weiter geschlossen werden. Und
dass man nicht mehr reisen darf. Nur noch kurze, nötige Autofahrten zu eben
diesen Geschäften, die noch offen waren.
Ausblick vom Mt. Victoria |
Und dann waren wir mittendrin.
Zum Glück hatten wir noch eine Fähre auf die Südinsel
buchen können. Einen Tag nach unserer Abfahrt gingen die letzten. Es waren zwar
nationale Flüge ebenfalls noch buchbar, aber Queenie hätte da nicht mitgekonnt.
Wir wussten nicht, ob das die richtige Entscheidung sein würde. Der Norden gilt
als günstiger und wärmer. Aber wer weiß, wie lange der Stillstand anhalten
sollte. Und wir hatten zu dem Zeitpunkt noch den kleinen Hoffnungsschimmer,
vielleicht doch sehr langsam aber irgendwie weiterfahren zu können. Diese
Hoffnung wurde allerdings sehr schnell zerschlagen. Trotzdem hatten wir Glück
im Unglück. Dazu aber später mehr.
Das Café in Wellington hatte sich schnell erledigt, denn
selbst wenn wir gewollt hätten, hatte das Restaurant vor unserer Nase bereits
angefangen, dicht zu machen. Wir entschieden, zurück zur Wohnung zu laufen (50
Minuten) und im Supermarkt noch ein paar Einkäufe zu erledigen (weil es auf der
Nordinsel günstiger sein sollte als im Süden). Naja und weil wir uns darauf
vorbereitet haben, vier Wochen lang zur Not im Van zu überleben. Wir haben uns
auf alles eingestellt und das Schlimmste erwartet, aber es lief noch (oder
wieder) ganz human ab.
Wir haben sofort einen Parkplatz gefunden und es waren
auch nicht so viele Menschen drin. Greg, der im Supermarkt arbeitet, meinte
aber, dass es schon eine schlimmere Zeit gab, in der 10 Leute reingelassen
wurden, als 10 raus kamen.
Bis auf Schokocreme, Wraps, kleine Portion Reis (1kg und
nicht 5 oder 10) und Kaffeepulver haben wir alles bekommen. Das indische Essen
hatten wir ja bereits gekauft *haha. Abends wollten wir eigentlich noch mit
Greg zusammen kochen aber der musste länger wegen der Umstände im Supermarkt
bleiben.
Wie geht´s weiter?
Bluebridge Fähre |
Am Dienstag, den 24.03. um 13.30 Uhr sollten wir und
Queenie die Fähre nehmen. Etwa drei Stunden vor der Abfahrt erhielt ich eine
SMS der Fährgesellschaft. Kurzer Herzstillstand, weil die SMS mit den Worten
„We are sorry“ begann. Sollten unsere Pläne alle durchkreuzt werden?
Aber Glück gehabt, die Fähre hatte nur Verspätung. Wir
haben noch kurz im Baumarkt angehalten und Gaskartuschen gekauft. Wir wollten
ja für vier Wochen sicher Essen zubereiten können. Und dann ging es auch schon
auf die riesige Fähre. Wir entschieden uns für Bluebridge, denn die war etwas
günstiger und die Fährzeiten kamen uns entgegen. Die Überfahrt sollte etwa 3,5
Stunden dauern, am Ende waren wir etwa 18 Uhr in Picton.
Bye Bye Nordinsel! |
Hier eine kleine Zusammenfassung sowie Statistik unserer
Zeit auf der Nordinsel (drei Wochen und 1 Tag komplett, zwei Wochen und 5 Tage
im Van):
Ups :D |
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Wir haben in 2,5 Wochen reine Reisezeit vier Mal
Couchsurfing betrieben
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Haben für drei Stellplätze bezahlt
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Haben 3 Mal eine Waschmaschine benutzen können
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Haben 4 Mal zu dritt hinten geschlafen
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Hatten nur 2 Tage Regen (whoop whoop)
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Haben leider unfreiwillig zwei Vögel mit der
Windschutzscheibe mitgenommen (sorryyyyy!!!)
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Ich war einmal krank
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Haben uns 0 Mal gestritten (Yay!)
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Haben eine Haarspange und ein Messer verloren
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Haben es geschafft, einen Campingstuhl (nicht unsere
Schuld), ein Kehrblech, die Holzkiste sowie Vorhänge zu schrotten (alles
repariert!) und den Riss in der Frontscheibe hat sich vergrößert
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Haben 11 Mal getankt
·
Haben dafür 613.63 Euro ausgegeben
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Sind ganze 3444 Kilometer gefahren!
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