"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 20. März 2020

Neuseeland - damit hatte ich nicht gerechnet


Jetzt nehmen wir Fahrt auf


Wir haben die Nordroute ja quasi in 3.5 Tagen gemacht. Dafür nehmen sich andere sieben Tage Zeit. Ich selbst kam mir manchmal vor wie im Rausch und habe zu Silja und Sarah gesagt, dass wir etwas entschleunigen sollten. Der 4. Tag war so ein Tag. Wir verbrachten ihn mehr oder weniger auf der Straße, beim Einkaufen oder mal hier mal da einen Aussichtspunkt anfahren. Dann haben wir uns zum ersten Mal getrennt über Nacht, weil wir auf dem gratis Parkplatz kein Zelt aufbauen durften. Wir quartierten Silja in einen bezahlten Campingplatz ein (10 Dollar), gingen da alle duschen und aßen zusammen Abendbrot und dann fuhren Sarah und ich auf den gratis Parkplatz. So geht´s auch. 

Ein Hoch auf Couchsurfing!
Der fünfte Tag war ein Strandtag für uns. Wir fuhren diverse Strände an, darunter den New Chums Beach, der auch sehr schön war. Am Nachmittag sagte die Vorhersage aber Regen an. Wir wollten irgendwo in Tairua unterkommen, aber da gab es keine gratis Campingplätze mit Zelt. Also schrieb ich bei Couchsurfing mal einen an, der da wohnt, ob er uns weiterhelfen könne. Und siehe da, wir hatten zwei Tage lang ein eigenes Haus mit mega geilen Betten, Blick und Gesellschaft (Amy, seine Kollegin) sowie ein tolles BBQ am zweiten Abend. Das tat gut! Und es kam wie gerufen, hatte es beide Nächte geregnet. 


Cathedral Cove
Mondaufgang
Am darauffolgenden Tag haben wir die Cathedral Colve besucht, eine nette
Höhle, aber super touristisch und den Hot Water Beach. Hier kann man bei Ebbe Thermalströme im Sand freischaufeln und da kommt dann heißes Wasser raus. Wir waren zu früh dran und hatten kein Glück. Aber als wir dann gehen wollten, waren Menschenmassen am Buddeln. Und bereits wenn man seine Füße eingegraben hat, konnte man das super heiße Wasser spüren. Trotzdem hatte ich mir davon und von der Cave irgendwie mehr versprochen…Naja. Dafür haben wir mit Amy und Nick nach dem BBQ den Mondaufgang am Meer angeschaut. Wahnsinn.


unsere Bemühungen - vergebens
Hot Water Beach


Weil der Sonnenaufgang da auch so toll sein soll, standen wir am nächsten Tag 6 Uhr auf, um pünktlich zum Sonnenaufgang am Strand zu sein. Und was soll ich sagen: der war schon echt nice! 









Am gleichen Tag sind wir dann noch zu den Wairere Falls getrekkt (3h hoch und runter). War schon sehr beeindruckend, da oben auf dem Überlauf des Wassers zu stehen! Außerdem war das eine gute Probe, um zu checken, wie fit wir für das bevorstehende Tongariro-Crossing (19.4km) sein würden. Hat gut geklappt :)



Wairere Wasserfälle




Dann ging es weiter nach Rotorua, der Stadt der heißen Quellen, die auch dementsprechend nach faulen Eiern stinkt… Wir schauten uns am Abend noch die gratis Quellen mitten im Zentrum an (muss erwähnen, dass wir bis hier für keine der Dinge, die wir uns angeschaut haben, Geld bezahlt hatten!) und suchten uns einen Platz für die Nacht. Den mussten wir uns leider mit tauend kleinen Fliegen teilen, er war dafür direkt am See <3 






Die "schöne Seite" der Stadt ;)




Von einem anderen Reisenden bekamen wir den Tipp, gratis und heiß am MTB Car Park duschen zu können. Das war nur 7 Minuten Fahrt entfernt und der Tipp war echt Gold wert.

Am 8. Tag schauten wir uns die Stadt noch ein bisschen an, bevor wir dann zu heißen Quellen gefahren sind (ebenfalls gratis) und im Anschluss zu Wai o Tapu, einem ebenfalls geothermalen und vulkanischen Gebietes (33 Dollar Eintritt). Wir kamen genau 2h vor Feierabend und hatten so das Gebiet auch fast ganz für uns. Es war beeindruckend aber quasi nur die große Schwester der kleinen Quellen in der City ;) 


In Wai O Tapu





















Und dann wurde ich krank


Heiße Quellen
Ich weiß nicht, warum. Aber am 9. Tag plagten mich neben den beißenden Sandfliegen am Campingplatz Hals- und Kopfschmerzen. Trotzdem schaute ich mir ´mit den Mädels die Huka Falls mit an, ging wieder in heiße Quellen und haben am Taupo-See ein Eis gegessen und den Tag genossen. Abends wurde es so kalt, dass wir beschlossen, erstmals zu 3. Im Auto zu pennen. 
Kleiner Exkurs an dieser Stelle: Das mit uns Dreien klappt echt prima! Wir essen alle mehr oder weniger das Gleiche, wollen das Gleiche sehen - oder nicht. Stehen fast alle zur gleichen Zeit auf und verstehen uns einfach. Als ich vorher allein gereist bin, fand ich es immer super schwierig, jemanden zu finden, der genauso reist wie ich (low budget high adventure). Aber irgendwie passt das mit den Mädels einfach super. Auch der Altersunterschied spielt absolut keine Rolle. Und ich weiß das sehr zu schätzen. 


Huka Falls


und wieder heiße Quellen :D

Taupo See

Am nächsten Tag fühlte ich mich wie gerädert. Ich erwachte mit Schwindel und mein Hals brachte mich um. Natürlich hatte ich für 3 Sekunden den Gedanken, mich hätte Corona jetzt auch erwischt. Aber ich hatte nicht viel mehr Symptome und habe auch kurz vor dem Abflug bereits Halsschmerzen gehabt. Blöd war nur, dass wir am nächsten Tag den bisher größten Hike vornehmen wollten (Tongariro Alpine Crossing mit 19.4 km).Ich glaube, da kam ein Sonnenstich und eine Angina zusammen. Keine gute Kombi..

zu Beginn des Trekkings
Deshalb ließen wir es heute ruhig angehen und kümmerten uns nur um den Shuttle zum Nationalpark und kauften etwas Proviant für die Wanderung.5.25 Uhr klingelte unser Wecker. Und ich fühlte mich zum Glück viel fitter als am Vortag. Salzwasser gurgeln sei Dank! Zwar waren die Halsschmerzen nicht weg, aber ich fühlte mich halbwegs fit, um diesen Marsch in Angriff zu nehmen. So standen wir 7 Uhr morgens bei 3 Grad hochmotiviert am Anfang des Trails und kämpften uns Stück für Stück auf den Gipfel. Die ersten 5 km waren easy. Anstrengend wurde der Auf- und Abstieg (jede Menge loses Geröll). Die letzten fünf Kilometer sind eigentlich die langweiligsten. Denn da geht es nur in Schlängellinien bergab. Die Sonne brannte nieder. Beim 16. Kilometer rieb ich mir dann auch noch ein Blase…
Aber auch da muss ich sagen, dass wir es uns viel schlimmer vorstellten. Tongariro Alpine Crossing: check!










nach dem Trekking: Alle lächeln noch =)
Waschtag ^^
Am Folgetag hielt das Hoch leider nicht an und ich fühlte mich so richtig schlapp. Klar, die Nächte im Van zu dritt waren nicht wirklich erholsam (engster Raum, viel Bewegung, keine Dauerschlafphase, Kälte). Das traf sich aber ganz gut, denn wir haben wieder einen Fahrtag gemacht und kämpfen uns auf richtig ätzenden Straßen bis nach Stratford vor. Da gabs aber nicht viel zu sehen, weshalb wir weiter nach New Plymouth fuhren. Beim Einkauf holte ich mir dann noch etwas gegen die Angina (meine deutschen Lutschtabletten wirkten irgendwie so gar nicht) und quartierten uns auf einen der bisher schönsten Campingplätze ein (am See Rotomanu). Der Sonnenuntergang hier war der bisher krasseste, den wir in NZ gesehen haben! 


Tag 13 unseres Camperlebens. Wir wollten eigentlich zum Mount Egmont Visitor Center und dort ein
Mt Egmont
Trekking machen. Da der Vulkan an diesem Tag allerdings in einer Wolke gefangen und der Wind in der Stadt auch recht frisch war, entschieden wir uns spontan für Plan B und verbrachten 3 Stunden im Schwimmbad. Ich persönlich die ganze Zeit im 38 Grad warmen Pool (wenn man schon kein Erkältungsbad nehmen kann). ;) Praktischerweise konnten wir da auch mal wieder heiß duschen *yay*

Den Tag darauf war das Wetter wieder bombe. Wir wollten den Viktoria Loop Track machen und noch einen anderen Walk. Nach zehn Minuten des Treppensteigens entschied ich mich allerdings, umzukehren, weil ich mich zu schlapp fühlte. Habe in der Zeit im Van auf dem Parkplatz gepennt, während die Girls den Trck gemacht haben. Dann haben wir noch ein bisschen an der Küste gechillt bevor wir entschieden, weiterzufahren.

Ein Königreich für ein Brot!

 

Wir steuerten Opunake an. Auf dem Weg dahin 7 oder 8 Supermärkte, um irgendetwas Brotarrtiges zu finden, was Toast nicht ähnelte. Einmal hatten wir in einer Kleinstadt Glück und haben wirklich tolles Vollkornbrot für 5.50 Dollar gefunden. Leider danach bisher nie wieder...

Am Ende gaben wir auf und kauften Maismehl (weil es richtiges Mehl nur in 1.5kg Portionen gab)
und machten uns eigene Fladen. Fazit: Aufwand-Nutzen stehen in keinem Verhältnis *haha

Nach knapp zwei Wochen fehlt es uns noch nicht wirklich an etwas Bestimmten. Klar ist die Auswahl in Deutschland um Einiges vielfältiger und auch sehr viel kostengünstiger. Aber wir arrangieren uns. Mit all den Dingen, die man halt so auf zwei Gaskochern und ohne Kühlung präparieren kann. Und immer, wenn wir das Glück haben, bei einem Couchsurfer unterzukommen, machen wir Ofengerichte. Denn die bekommen wir im Van ja nicht hin. Das lief bis jetzt allerdings eher auf Junkfood hinaus :D 
botanischer Garten in Wanganui

Mittlerweile sind wir in Wanganui angekommen. Wir haben uns den
botanischen Garten und die City etwas angeschaut. Ich hatte wieder spontan bei einem Couchsurfinggastgeber um einen Schlafplatz gebeten und hier wurden die Einschränkungen durch Corona das erste Mal auch für uns sichtbar:

Ein Gastgeber lehnte uns ab, weil seine schwangere Frau kein Risiko mit Corona eingehen wollte (absolut nachvollziehbar!) und Gastgeber zwei fragte in einem Telefonat, wie lange wir im Land seien (wir sind ja knapp eine halbe Woche aus der Quarantänezeit raus, die eingeführt wurde, als wir bereits im Land waren) und wie unser Gesudnheitszustand sei. Ich war ehrlich und erzählte ihm von meinem Leiden, dass ich aber kein Fieber hätte. Und wir durften anreisen. David arbeitet u.a. in einem Krankenhaus und deshalb ist es mehr als verständlich, dass er da so akribisch ist! 
Er wohnt allerdings nicht in dem Haus, in dem wir schlafen. Dort warteten aber bereits zwei weitere deutsche Mädels sowie 3 Israelis auf uns. Weil wir die Vorzüge eines eigenen Bettes sowie Wifis, warmer Dusche, Waschmaschine, Whirlpool und Netflix sehr zu schätzen wissen, bleiben wir noch eine Nacht länger. Dann geht es aber zügig gen Süden, denn wir haben Angst, dass vielleicht auch bald die Fähren ihren Verkehr einstellen. Und dann wird es schwierig mit unserer Queenie den Süden zu erkunden! Das wäre der schlimmste Fall. 

Mir gehts jetzt übrigens langsam wieder besser. Mein Rachen ist noch super rot aber das Schlucken geht langsam wieder (keine anzüglichen Gedanken an dieser Stelle, danke.). 

Corona und Co.

 

Viele von euch fragen mich, wie es hier drüben um Corona gestellt ist. Als es in Deutschland bereits mit Hamsterkäufen eskalierte, haben wir hier noch gar nix mitbekommen, außer, dass es an den Kassen überall Desinfektionsmittel gab. In den Supermärkten war aber alles noch vorhanden, alle Veranstaltungen fanden normal statt etc. 

Mittlerweile (heute, Freitag der 20.03.) gibt es ein absolutes Einreiseverbot für Touristen. Was ich sehr gut nachvollziehen kann, denn wie auf der Website https://www.health.govt.nz/our-work/diseases-and-conditions/covid-19-novel-coronavirus/covid-19-current-cases zu erkennen ist, sind alle Corona-Fälle in NZ bei Touristen identifiziert worden. Mich wundert es, dass das nicht sogar der erste Schritt war. Von anderen Reisenden hier bekomme ich mit, dass es in manchen Supermärkten jetzt auch Engpässe gibt (Klopapier, Nudeln, Weißbrot). Dass Veranstaltungen über 100 Personen abgesagt werden müssen. Dass Campingplätze geschlossen werden, Hostels keine Reisenden mehr aufnehmen (wegen der Selbstisolation der Touristen für 14 Tage, die noch eingereist sind vor dem Stopp, die aber in einem Hostel nicht gewährt werden kann). Dass Homeoffice verhängt wird. 

Uns persönlich hat es bis gestern gar nicht betroffen. Doch dann bekam Sarah die Absage für ihren Aupair-Job. Sarah wollte eigentlich ab April für drei Monate die Kinder einer Familie sitten. Doch nun ist die Mum selbst zu Hause und das alte Aupair kommt nicht weg. Und Siljas Freundin, die im Mai kommen wollte, ist sich auch nicht mehr sicher. Deshalb werden wir nun wohl zu dritt die Südinsel erkunden. Zudem kursieren jetzt in den sozialen Gruppen die Aussagen, dass einige Auslandskrankenversicherungen in ihren Klauseln haben, bei einer internationalen Reisewarnung nicht mehr zu greifen. Die Allianz gehört dazu. Ich hab denen geschrieben aber noch keine Antwort erhalten. Wäre richtig kacke.

Ob ich am 10. Mai nach Australien weiterreisen darf, weiß ich nicht. Der Flug wurde jedenfalls noch nicht gestrichen. Im Gegenteil zu vielen anderen Reisenden, die jetzt panikartig das Land verlassen wollen, halten wir uns bereit aber setzen uns auf keine Liste, um ausgeflogen zu werden. Denn in Deutschland scheint die Situation ja wesentlich schlimmer als hier. Und irgendwie passiert ja immer etwas aus einem Grund. Wir warten also ab und schauen, was passiert. Immer auf der Hut und mit einem wachsamen Auge. Aber wir ziehen unsere Reise durch, so weit es geht und sind ja meist nur zu 3. unterwegs und in der Landschaft. Und wir hoffen natürlich, dass sich die Lage schnellstmöglich entspannt. Macht euch also keine Sorgen.

Haere rā, Caro

Erste Feststellungen nach zwei Wochen:

-bereits bei der Anreise fiel mir auf, dass in den Flughäfen etwa 50 Prozent der Menschen Mundschutz trugen
-Simkarten sind am Flughafen etwas günstiger als in der Stadt, vor allem, weil man da spezielle Deals bekommt (wie bspw. 2 für 1)
-auf den Straßen sieht man seeeeeehr viele überfahrene Tiere 
-dafür an den Straßenrändern aber auch wunderschöne, riesig große Bäume
-es ist meist überall sehr sauber
-bis auf wenige Orte herrscht überall striktes Alkoholverbot (wirklich sehr präsent!) 
-bereits am 4. Tag habe ich einen Mix aus Englisch und Deutsch gesprochen 
-überall gibt es gratis Toiletten mit Klopapier (!) und zu 80%  sogar mit Seife (in Corona-Zeiten sehr wertvoll!)
-die Vegetation ändert sich sehr schnell
-den anfänglichen Benzingeruch unserer Queenie (der Motor ist unter dem Beifahrersitz) bekommen wir schon nicht mehr mit
-wir treffen eigentlich überall Deutsche
-man kommt super schnell mit anderen ins Gespräch - ich liebe es!
-die Einheimischen sind super freundlich und interessiert (wir haben von einem Angler Fisch angeboten bekommen, man half uns wo man kann)
-Sandflies sind ätzender als Mücken, deren Stiche machen uns total wuschig!  
-der klare Sternenhimmel macht uns immer wieder sprachlos.
-auf der rechten Seite Auto fahren fühlt sich komisch an! ;)


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