"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Samstag, 1. Februar 2014

„Follow the buffalo“ - Trekking zum Inle-See

Kalaw – nur ein Zwischenstopp

Der Nachtbus war wieder einmal wenig erholsam. Über 40 Sitzplätze, jeder davon voll. Vor mir ein Kerl, der seinen Sitz bis auf Anschlag herunter stellte. Ich hatte also genau 5cm Beinfreiheit. Bei so einer Eingeschränktheit konnte ich natürlich kaum schlafen. Und obwohl ca. 90% Ausländer im Bus saßen, wurden dennoch lokale Musik und Serien gezeigt. 
Etwa 3.30 Uhr erreichten wir Kalaw. Da ich wieder kein Hotel reserviert hatte, habe ich mich spontan einer 3er Gruppe angeschlossen. Denn meist sind Doppelzimmer hier günstiger als Einzelzimmer. Ich habe also mit Tuomas, einem Finnen, das Zimmer im „Golden Lilly“ geteilt.

Die Nacht war kurz und kalt. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück (fettiger Eierkuchen mit Nusssplittern, Möhrenraspeln und Bananenscheiben) sind wir zum Nachbarhotel („Golden Kalaw Inn“)gegangen, um dort die Preise zu erfragen. Und siehe da, es war günstiger und wir zogen um. Außerdem waren auch die zwei Australierinnen, die Tuomas bereits kannte, dort untergebracht.

Wir alle wollten eine Trekkingtour zum Inle See machen und so sind wir zu verschiedenen Anbietern gegangen und haben Preise erfragt. Die besten Konditionen hatte für uns Uncle Sam´s Trekking. Ich hatte bereits im Internet viel darüber gelesen. Am nächsten Morgen sollte es bereits 8 Uhr losgehen.
Kalaw
Den restlichen Tag haben wir so gut wie nichts mehr gemacht, da zum einen Kalaw nicht viel Interessantes bietet, wir von der Nachtfahrt müde waren und uns für das bevorstehende Trekking ausruhen wollten.

3 Tage/ 2 Nächte Trekking im Herzen Myanmars
Für das Trekking von Kalaw zum Inle See hat man diverse Optionen. 2 Tage/1 Nacht, 3 Tage/ 2 Nächte und verschiedene Routen. Wir entschieden uns für die längere Variante. Ich habe eh genug verbleibende Zeit und laufen bin ich ja nun schon gewohnt. Die Strecke beträgt ungefähr 60 km. Am ersten Tag läuft man ca. 6h (mit Pausen), am 2. 6-7, am 3. 4,5 Stunden. Frühstück, Mittagessen, Abendbrot, Schlafgelegenheit, Guide und Transfer des großen Rucksacks zum Hotel in Inle inbegriffen hat jeder von uns 40 Dollar gezahlt. Unsere Gruppe bestand dann final aus 8 Personen (Tuomas-Finnland, Sally und Rommy-Australien, Shachar, Kobi und Ayala aus Israel und Agnes aus Frankreich). Die Gruppe war sehr harmonisch und nett. Mich störten anfänglich ehrlicherweise nur die Stimmen der Australierinnen, denn sie waren so präsent und laut. Die wohl am häufigsten gesagten Worte der beiden waren „amazing“, „lovely“ und „exciting“, dann kam auch schon „fuck“. Aber man gewöhnt sich ja an alles ;)

ready to walk

Die ersten drei Stunden laufen vergingen recht schnell. Die Landschaft war leider nicht so atemberaubend, wie ich erhofft hatte (alles etwas dürr, da gerade heiße trockene Zeit hier). Das erste Mittagessen war super. Wir hatten unseren eigenen Koch dabei (Pupoe). Es gab gebratene Nudeln, Gurke, Wassermelone, Suppe und Reiscracker. Nach dem Essen konnten wir uns noch etwas in dem Haus ausruhen.



Mittagsruhe (wie im Kindergarten :D )



Pupoe beim Kochen
Bad
Dann ging es weiter in Richtung eines Dorfes, in dem wir übernachteten. Die Toilette (manuelle Spülung mit Wassereimer) lag außerhalb des Hauses, das „Badezimmer“ bestand aus einem Basin voller Wasser. Ich war froh, eine kleine Taschenlampe eingepackt zu haben, denn Elektrizität gab es nicht. Als wir uns jeder unser „Bett“ ausgesucht hatten, hat Agnes uns dann noch Yogaübungen gezeigt. Das war nicht nur spaßig, sondern auch erholsam und ich denke auch präventiv gegen Muskelkater (den ich übrigens zu keinem Zeitpunkt hatte).
Yoga für Anfänger



Nach dem Abendbrot (Reis, Hühnchencurry, Avocado-Salat, Suppe, diverses Gemüse und zum Nachtisch eine Art Kronkant-juhu) sind wir noch zu einem anderen Haus gegangen, denn dort machten Einheimische Musik. Mit Bambusröhren, Trommeln und einer Flöte machten sie richtig gute Stimmung. Zunächst saßen ein paar von uns nur daneben und hörten zu. Doch am Ende habe ich zusammen mit den Israelis und einem älteren Birmesen getanzt, geklatscht und wir durften sogar die Bambusrohr-Instrumente „spielen“. Aus dem Rückweg zu unserem Haus faszinierte uns dann noch der klare, voller Sternen verzierte Nachthimmel. Ich hatte das Glück, eine Sternschnuppe zu erblicken. Was für ein großartiges Ende dieses ersten Tages!





on the way

Die folgende Nacht war allerdings nicht ganz so toll. Die lokalen Familien stellen den Trekkern ihre „Wohnzimmer“ zur Verfügung und bekommen dafür etwas Geld. Sam schickt Decken und Kissen für die Gäste dahin. Vor der Tour fragten wir ausdrücklich, ob es Matratzen und genug Decken geben würde. Wir hatten von anderen gehört, dass die Nächte sehr kalt werden. Sam meinte nur: ja, es gibt
Schlafstelle
Matratzen und keiner müsse einen Schlafsack mitnehmen. Unsere Matratzen bestanden dann aus 2 Lagen einfachen Decken über Bambusmatten. Zusätzlich hatte jeder 2 Decken (eine normale, eine etwas dickere) zum Schlafen. Die Nacht war kalt, hart und wenig erholsam. Das Haus bestand aus Holzlatten, zwischen denen größere Spalten für direkte Luftzufuhr sorgten. Die Temperatur sank auf 5 Grad und wir konnten unseren Atem sehen. Da wir aber alle in einem Raum schliefen, hatte das Ganze einen Klassenfahrtscharakter und die äußeren Umstände waren nur halb so schlimm :)

Dennoch fiel es uns schwer, am nächsten Morgen 7 Uhr aus dem Bett zu kriechen. Das Frühstück bestand aus zwei Arten von klebrigen Reis, frittiertem Gemüse und Obst. Ziemlich deftig zum Frühstück, aber durch das Trekking was das schon ok. Wir liefen durch Dörfer, Weide- und Ackerland, über Hügel und durch Täler und kamen dann an einem „Restaurant“ an, in dem es Nudelsuppe für uns zum Mittagessen gab. Dazu ein paar Cracker, Süßkram und Obst. Danach hätten wir uns alle am liebsten schlafen gelegt, aber es gab einfach keinen Platz dafür. Also weiter. Unsere Guide, „Susie“, hat uns mit ihrer guten Laune und kleinen Snacks unterwegs immer versucht bei Laune zu halten. Hat auch immer geklappt. Die zweite Übernachtungsmöglichkeit hat uns weniger zugesagt. Die Räumlichkeiten und Verhältnisse waren zwar in etwa gleich, jedoch ist das Dorf schon fast eine reine Touristendestination. Es wird gebaut was das Zeug hält – für alle zukünftige Touris. So gab es viele von uns aber wenige Einheimische. Eine Duschmöglichkeit gab es überhaupt nicht. Unser Koch hat zum Abendbrot diverse Gemüsearten zubereitet, dazu Reis, Suppe, Tofu-Cracker. Diese Nacht war zum Glück etwas erträglicher, da ich zum einen eine Extradecke unter mir hatte und zum anderen mir eine extra mit Agnes teilte. Komfortabel war es aber noch lange nicht.

Zum Frühstück gab es für 7 von uns Pancakes (Eierkuchen). Das hatten wir uns so gewünscht und darauf hatte ich mich auch schon sehr gefreut. Für Rommy gab es frittierten Reis mit Gemüse und Ei, sie ist gegen Weizen, Zwiebeln, Knoblauch und diverse andere Dinge allergisch. Deshalb gab es auch immer 2 Varianten des Essens. Zusätzlich wurde noch in vegetarisch und normal unterschieden. Mit wenig Enthusiasmus (es war verdammt kalt und nebelig) startete dieser Tag. Mit den Temperaturen während des Trekkings verhielt es sich in etwa so:

7-9 Uhr (erste Etappe): immer noch ziemlich kalt, lange Hose und langärmelig nötig
9-15 Uhr: verdammt heiß, Sonnenbrandgefahr
15-17 Uhr: mäßig warm, der eventuelle Schweiß am Körper wird kalt
17-21 Uhr (letzter Klogang): geht auch noch ohne Jacke
21-7 Uhr (Schlafenszeit): verdammt kalt

Was man beim Trekking unbedingt dabei haben sollte:

-ordentliche Schuhe (meine schönen Nikes sahen nach dem roten Sandweg echt mies aus, musste sie manuell waschen)
-Klopapier
-Seife
-Oropax
-Schlafmaske
-Taschenlampe


fast wie in der Heimat ;)
Morgennebel



Der letzte Tag war der anstrengendste da wir nicht nur 4,5h (mit Pausen) in einer Etappe liefen (zuvor immer 3 mit Pausen), sondern auch weil es steinige Wege abwärts ging und es ganz große Streckenabschnitte einfach keinen Schatten gab. Natürlich hatte ich mich eingecremt, aber dennoch hat es mich leicht am Nacken erwischt. Endlich am Ziel angekommen war ich dann leicht enttäuscht. Nicht wegen der 10 Dollar, die man für das Gebiet als „Eintritt“ zahlen muss (Wucher!), sondern auch wegen des Essens. Es gab wieder einmal Suppe, dazu Gurken, Avocadosalat, Cracker und Obst. Keine Süßigkeiten danach oder sonstige Spezialitäten, obwohl es das letzte Essen war.



Susie und Pupoe brachten uns dann noch zum Steg. Mit einem Boot fuhren wir dann in ca. einer Stunde und 15 Minuten vom Süden gen Norden zu dem Örtchen mit den Hotels (das mussten wir übrigens schon im Voraus buchen, damit unser Gepäck dahin geliefert werden konnte). Die Fahrt war für mich das beste Ereignis des Tages. Fischer auf dem See, Möwen über uns, frischer Wind um uns herum. Und leider auch gefühlte hundert andere Touriboote. Ich bin froh, jetzt hier zu sein und nicht in ein paar Jahren, denn auch in diesem Ort (Nyaung Shwe) erwartet man anscheinend einen Ansturm von Touristen. Neue Hotels entstehen, neue Pagoden und die Preise sind auch bereits im Vergleich zu den vorherigen Orten erhöht. Abends sind wir in einem sehr guten Restaurant essen gewesen. Zusätzlich zum bestellten Hauptessen bekommt man Knabberzeugs, eine Suppe und Süßes und Obst kostenlos dazu. Das ist bei weitem eine Ausnahme.

Den ersten Tag in Nyaung Shwe haben wir mal wieder das Hotel gewechselt (von 20$ pro Nacht/Zimmer zu 16$) und Tuomas und ich haben dann zusammen das Örtchen erkundet. Die Sonne hier ist ziemlich aggressiv, sodass Tuomas gegen 14 Uhr keine Lust mehr hatte und ich allein umherzog. Abends trafen wir uns aber alle wieder zum letzten gemeinsamen Abendessen. Agnes ist allerdings schon abgereist.
Wir sind wieder ins gleiche Restaurant gegangen. Danach haben wir noch den Nachtmarkt besucht und uns mit Süßigkeiten, Whiskey, Cola und Kartenspielen den Abend versüßt. Ich habe so oft herzhaft lachen müssen, ich werde die Bande äußerst vermissen. Schon beeindruckend, wie man innerhalb von 5 Tagen eine so enge Beziehung zu zuvor fremden Personen aufbauen kann.

Den zweiten Tag wollten wir eigentlich die Gegend mit dem Rad erkunden. Naja, ich wollte noch eigentlicher seit unserer Ankunft hier einen weiteren Tag auf dem See verbringen. Aber man muss immer das gesamte Boot mieten und die anderen hatten keine Lust, also hatte ich mir diese Variante aus dem Kopf geschlagen. Dann aber fragten uns gestern 3 Leute aus unserem Hotel, ob wir nicht ein Boot teilen wollen und so bin ich dann doch noch zu meiner zweiten Bootsfahrt gekommen. Der Haken an der Sache: die Tour startete 5.45 Uhr, sie wollten den Sonnenaufgang sehen. Da ich erst gegen Mitternacht ins Bett kam, fiel mir das Aufstehen mächtig schwer, aber die Kälte hielt mich wach.
zu früh und zu kalt! Tuomas und ich auf dem Boot


Mit uns startete ein weiteres Boot Richtung See. Zufälligerweise waren im Morgengrauen genau zwei Fischer auf dem Wasser, die mit ihrer Art, Fische zu fangen, typisch für den Inle See ist.

nur für uns Touris
und noch einmal
"zufällige" Begegnung

noch eine "Touristenattraktion"
Sie verwenden ein Geflecht und steuern mit den Füßen das Paddel. Natürlich haben die Fischer dann auch für uns gepost. Und natürlich hatte jeder von ihnen zwei Fische im Boot, die sie uns stolz präsentierten. Dieses ganze arrangierte auf Touristen zugeschnittene Programm gefiel mir gar nicht.

Frühstück-eine Art Kräppelchen
Sonnenaufgang
Der Sonnenaufgang war ganz schön, hat aber auch sehr lange gedauert (gegen 7 Uhr). Danach sind wir zu einem Markt gefahren, haben diverse Pagoden angeschaut, Dörfer durchquert und leider mussten wir auch bei Schmuck- und Schirmherstellern Halt machen.


unser Kapitän




Nach zwei Läden sind wir aber nicht mehr aus dem Boot ausgestiegen und wir haben unseren 15 (!)- jährigen Fahrer mitgeteilt, dass wir diese Geschäfte überspringen können.

Insgesamt waren wir mit Pausen von 6 Uhr bis 16 Uhr unterwegs für 3,600K pro Person (ca. 2,80Eus). Ich hätte fast auf dem Boot einschlafen können...Aber es hat sich echt gelohnt.





Danach haben wir noch die Bustickets für den Tag darauf gekauft (9h Busfahrt, dieses Mal bei Tage für 10000K), sind etwas essen gegangen und sind früh ins Bettchen gegangen. 

Mittlerweile war ich schon in Bagan und Mandalay. Dazu später mehr :)

Herzliche Grüße,


Caro

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