Kalaw – nur ein Zwischenstopp
Der Nachtbus war wieder einmal wenig
erholsam. Über 40 Sitzplätze, jeder davon voll. Vor mir ein Kerl,
der seinen Sitz bis auf Anschlag herunter stellte. Ich hatte also
genau 5cm Beinfreiheit. Bei so einer Eingeschränktheit konnte ich
natürlich kaum schlafen. Und obwohl ca. 90% Ausländer im Bus
saßen,
wurden dennoch lokale Musik und Serien gezeigt.
Etwa 3.30 Uhr erreichten wir Kalaw. Da
ich wieder kein Hotel reserviert hatte, habe ich mich spontan einer
3er Gruppe angeschlossen. Denn meist sind Doppelzimmer hier günstiger
als Einzelzimmer. Ich habe also mit Tuomas, einem Finnen, das Zimmer
im „Golden Lilly“ geteilt.
Die Nacht war kurz und kalt. Am
nächsten Morgen nach dem Frühstück (fettiger Eierkuchen mit
Nusssplittern, Möhrenraspeln und Bananenscheiben) sind wir zum
Nachbarhotel („Golden Kalaw Inn“)gegangen, um dort die Preise zu
erfragen. Und siehe da, es war günstiger und wir zogen um. Außerdem
waren auch die zwei Australierinnen, die Tuomas bereits kannte, dort
untergebracht.
Wir alle wollten eine Trekkingtour zum
Inle See machen und so sind wir zu verschiedenen Anbietern gegangen
und haben Preise erfragt. Die besten Konditionen hatte für uns Uncle
Sam´s Trekking. Ich hatte bereits im Internet viel darüber gelesen.
Am nächsten Morgen sollte es bereits 8 Uhr losgehen.
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Kalaw |
Den restlichen Tag haben wir so gut wie
nichts mehr gemacht, da zum einen Kalaw nicht viel Interessantes
bietet, wir von der Nachtfahrt müde waren und uns für das
bevorstehende Trekking ausruhen wollten.
3 Tage/ 2 Nächte Trekking im Herzen
Myanmars
Für das Trekking
von Kalaw zum Inle See hat man diverse Optionen. 2 Tage/1 Nacht, 3
Tage/ 2 Nächte und verschiedene Routen. Wir entschieden uns für die
längere Variante. Ich habe eh genug verbleibende Zeit und laufen bin
ich ja nun schon gewohnt. Die Strecke beträgt ungefähr 60 km. Am
ersten Tag läuft man ca. 6h (mit Pausen), am 2. 6-7, am 3. 4,5
Stunden. Frühstück, Mittagessen, Abendbrot, Schlafgelegenheit,
Guide und Transfer des großen Rucksacks zum Hotel in Inle
inbegriffen hat jeder von uns 40 Dollar gezahlt. Unsere Gruppe
bestand dann final aus 8 Personen (Tuomas-Finnland, Sally und
Rommy-Australien, Shachar, Kobi und Ayala aus Israel und Agnes aus
Frankreich). Die Gruppe war sehr harmonisch und nett. Mich störten
anfänglich ehrlicherweise nur die Stimmen der Australierinnen, denn sie waren so
präsent und laut. Die wohl am häufigsten gesagten Worte der beiden
waren „amazing“, „lovely“ und „exciting“, dann kam auch
schon „fuck“. Aber man gewöhnt sich ja an alles ;)
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ready to walk |
Die ersten drei
Stunden laufen vergingen recht schnell. Die Landschaft war leider
nicht so atemberaubend, wie ich erhofft hatte (alles etwas dürr, da
gerade heiße trockene Zeit hier). Das erste
Mittagessen war super.
Wir hatten unseren eigenen Koch dabei (Pupoe). Es gab gebratene
Nudeln, Gurke, Wassermelone, Suppe und Reiscracker. Nach dem Essen
konnten wir uns noch etwas in dem Haus ausruhen.
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Mittagsruhe (wie im Kindergarten :D ) |
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Pupoe beim Kochen |
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Bad |
Dann ging es
weiter in Richtung eines Dorfes, in dem wir übernachteten. Die
Toilette (manuelle Spülung mit Wassereimer) lag außerhalb des
Hauses, das „Badezimmer“ bestand aus einem Basin voller Wasser.
Ich war froh, eine kleine Taschenlampe eingepackt zu haben, denn
Elektrizität gab es nicht. Als wir uns jeder unser „Bett“
ausgesucht hatten, hat Agnes uns dann noch Yogaübungen gezeigt. Das
war nicht nur spaßig, sondern auch erholsam und ich denke auch
präventiv gegen Muskelkater (den ich übrigens zu keinem Zeitpunkt
hatte).
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Yoga für Anfänger |
Nach dem Abendbrot
(Reis, Hühnchencurry, Avocado-Salat, Suppe, diverses Gemüse und zum
Nachtisch eine Art Kronkant-juhu) sind wir noch zu einem anderen Haus
gegangen, denn dort machten Einheimische Musik. Mit Bambusröhren,
Trommeln und einer Flöte machten sie richtig gute Stimmung. Zunächst
saßen ein paar von uns nur daneben und hörten zu. Doch am Ende habe
ich zusammen mit den Israelis und einem älteren Birmesen getanzt,
geklatscht und wir durften sogar die Bambusrohr-Instrumente
„spielen“. Aus dem Rückweg zu unserem Haus faszinierte uns dann
noch der klare, voller Sternen verzierte Nachthimmel. Ich hatte das Glück, eine Sternschnuppe zu erblicken. Was für ein
großartiges Ende dieses ersten Tages!
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on the way |
Die folgende Nacht
war allerdings nicht ganz so toll. Die lokalen Familien stellen den
Trekkern ihre „Wohnzimmer“ zur Verfügung und bekommen dafür
etwas Geld. Sam schickt Decken und Kissen für die Gäste dahin. Vor
der Tour fragten wir ausdrücklich, ob es Matratzen und genug Decken
geben würde. Wir hatten von anderen gehört, dass die Nächte sehr
kalt werden. Sam meinte nur: ja, es gibt
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Schlafstelle |
Matratzen und keiner müsse
einen Schlafsack mitnehmen. Unsere Matratzen bestanden dann aus 2
Lagen einfachen Decken über Bambusmatten. Zusätzlich hatte jeder 2
Decken (eine normale, eine etwas dickere) zum Schlafen. Die Nacht war
kalt, hart und wenig erholsam. Das Haus bestand aus Holzlatten,
zwischen denen größere Spalten für direkte Luftzufuhr sorgten. Die
Temperatur sank auf 5 Grad und wir konnten unseren Atem sehen. Da wir
aber alle in einem Raum schliefen, hatte das Ganze einen
Klassenfahrtscharakter und die äußeren Umstände waren nur halb so
schlimm :)
Dennoch fiel es
uns schwer, am nächsten Morgen 7 Uhr aus dem Bett zu kriechen. Das
Frühstück bestand aus zwei Arten von klebrigen Reis, frittiertem
Gemüse und Obst. Ziemlich deftig zum Frühstück, aber durch das
Trekking was das schon ok. Wir liefen durch Dörfer, Weide- und
Ackerland, über Hügel und durch Täler und kamen dann an einem
„Restaurant“ an, in dem es Nudelsuppe für uns zum Mittagessen
gab. Dazu ein paar Cracker, Süßkram und Obst. Danach hätten wir
uns alle am liebsten schlafen gelegt, aber es gab einfach keinen
Platz dafür. Also weiter. Unsere Guide, „Susie“, hat uns mit
ihrer guten Laune und kleinen Snacks unterwegs immer versucht bei
Laune zu halten. Hat auch immer geklappt. Die zweite
Übernachtungsmöglichkeit hat uns weniger zugesagt. Die
Räumlichkeiten und Verhältnisse waren zwar in etwa gleich, jedoch
ist das Dorf schon fast eine reine Touristendestination. Es wird
gebaut was das Zeug hält – für alle zukünftige Touris. So gab es
viele von uns aber wenige Einheimische. Eine Duschmöglichkeit gab es
überhaupt nicht. Unser Koch hat zum Abendbrot diverse Gemüsearten
zubereitet, dazu Reis, Suppe, Tofu-Cracker. Diese Nacht war zum Glück
etwas erträglicher, da ich zum einen eine Extradecke unter mir hatte
und zum anderen mir eine extra mit Agnes teilte. Komfortabel war es
aber noch lange nicht.
Zum Frühstück
gab es für 7 von uns Pancakes (Eierkuchen). Das hatten wir uns so
gewünscht und darauf hatte ich mich auch schon sehr gefreut. Für
Rommy gab es frittierten Reis mit Gemüse und Ei, sie ist gegen
Weizen, Zwiebeln, Knoblauch und diverse andere Dinge allergisch.
Deshalb gab es auch immer 2 Varianten des Essens. Zusätzlich wurde
noch in vegetarisch und normal unterschieden. Mit wenig Enthusiasmus
(es war verdammt kalt und nebelig) startete dieser Tag. Mit den
Temperaturen während des Trekkings verhielt es sich in etwa so:
7-9 Uhr (erste
Etappe): immer noch ziemlich kalt, lange Hose und langärmelig nötig
9-15 Uhr: verdammt
heiß, Sonnenbrandgefahr
15-17 Uhr: mäßig
warm, der eventuelle Schweiß am Körper wird kalt
17-21 Uhr (letzter
Klogang): geht auch noch ohne Jacke
21-7 Uhr
(Schlafenszeit): verdammt kalt
Was man beim
Trekking unbedingt dabei haben sollte:
-ordentliche
Schuhe (meine schönen Nikes sahen nach dem roten Sandweg echt mies
aus, musste sie manuell waschen)
-Klopapier
-Seife
-Oropax
-Schlafmaske
-Taschenlampe
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fast wie in der Heimat ;) |
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Morgennebel |
Der letzte Tag war
der anstrengendste da wir nicht nur 4,5h (mit Pausen) in einer Etappe
liefen (zuvor immer 3 mit Pausen), sondern auch weil es steinige Wege
abwärts ging und es ganz große Streckenabschnitte einfach keinen
Schatten gab. Natürlich hatte ich mich eingecremt, aber dennoch hat
es mich leicht am Nacken erwischt. Endlich am Ziel angekommen war ich
dann leicht enttäuscht. Nicht wegen der 10 Dollar, die man für das
Gebiet als „Eintritt“ zahlen muss (Wucher!), sondern auch wegen
des Essens. Es gab wieder einmal Suppe, dazu Gurken, Avocadosalat,
Cracker und Obst. Keine Süßigkeiten danach oder sonstige
Spezialitäten, obwohl es das letzte Essen war.
Susie
und Pupoe brachten uns dann noch zum Steg. Mit einem Boot fuhren wir
dann in ca. einer Stunde und 15 Minuten vom Süden gen Norden zu dem
Örtchen mit den Hotels (das mussten wir übrigens schon im Voraus
buchen, damit unser Gepäck dahin geliefert werden konnte). Die Fahrt
war für mich das beste Ereignis des Tages. Fischer auf dem See,
Möwen über uns, frischer Wind um uns herum. Und leider auch
gefühlte hundert andere Touriboote. Ich bin froh, jetzt hier zu sein
und nicht in ein paar Jahren, denn auch in diesem Ort (Nyaung Shwe)
erwartet man anscheinend einen Ansturm von Touristen. Neue Hotels
entstehen, neue Pagoden und die Preise sind auch bereits im Vergleich
zu den vorherigen Orten erhöht. Abends sind wir in einem sehr guten
Restaurant essen gewesen. Zusätzlich zum bestellten Hauptessen
bekommt man Knabberzeugs, eine Suppe und Süßes und Obst kostenlos
dazu. Das ist bei weitem eine Ausnahme.
Den ersten Tag in Nyaung Shwe haben wir
mal wieder das Hotel gewechselt (von 20$ pro Nacht/Zimmer zu 16$) und
Tuomas und ich haben dann zusammen das Örtchen erkundet. Die Sonne
hier ist ziemlich aggressiv, sodass Tuomas gegen 14 Uhr keine Lust
mehr hatte und ich allein umherzog. Abends trafen wir uns aber alle
wieder zum letzten gemeinsamen Abendessen. Agnes ist allerdings schon
abgereist.
Wir sind wieder ins gleiche Restaurant
gegangen. Danach haben wir noch den Nachtmarkt besucht und uns mit
Süßigkeiten, Whiskey, Cola und Kartenspielen den Abend versüßt.
Ich habe so oft herzhaft lachen müssen, ich werde die Bande äußerst
vermissen. Schon beeindruckend, wie man innerhalb von 5 Tagen eine so
enge Beziehung zu zuvor fremden Personen aufbauen kann.
Den zweiten Tag wollten wir eigentlich
die Gegend mit dem Rad erkunden. Naja, ich wollte noch eigentlicher
seit unserer Ankunft hier einen weiteren Tag auf dem See verbringen.
Aber man muss immer das gesamte Boot mieten und die anderen hatten
keine Lust, also hatte ich mir diese Variante aus dem Kopf
geschlagen. Dann aber fragten uns gestern 3 Leute aus unserem Hotel,
ob wir nicht ein Boot teilen wollen und so bin ich dann doch noch zu
meiner zweiten Bootsfahrt gekommen. Der Haken an der Sache: die Tour
startete 5.45 Uhr, sie wollten den Sonnenaufgang sehen. Da ich erst
gegen Mitternacht ins Bett kam, fiel mir das Aufstehen mächtig
schwer, aber die Kälte hielt mich wach.
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zu früh und zu kalt! Tuomas und ich auf dem Boot |
Insgesamt waren wir mit Pausen von 6
Uhr bis 16 Uhr unterwegs für 3,600K pro Person (ca. 2,80Eus). Ich
hätte fast auf dem Boot einschlafen können...Aber es hat sich echt gelohnt.
Danach haben wir noch
die Bustickets für den Tag darauf gekauft (9h Busfahrt, dieses Mal
bei Tage für 10000K), sind etwas essen gegangen und sind früh ins
Bettchen gegangen.
Mittlerweile war ich schon in Bagan und Mandalay. Dazu später mehr :)
Herzliche Grüße,
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