Ich habe erklärt, dass ich couchsurfen
wollte und mich der Gastgeber am Flughafen abholen würde. Wie der
Typ denn hieße. „Mitch“. Nachname? Keine Ahnung. Anschrift?
Keine Ahnung. Telefon? Auch das wusste ich nicht (normalerweise frage
ich immer danach aber das ging dieses Mal unter). Hmm. Ich wurde
gebeten, dem Beamten zu einem Büro zu folgen. Sein Vorgesetzter
fragte mich die gleichen Dinge. Er rief dann in der Cafeteria in der
Ankunftshalle an (das war unser verabredeter Treffpunkt) ob denn ein
Mitch auf mich warten würde. Dem war nicht so. Nach ein paar
Schweigesekunden meinte ich: „Können Sie nicht einfach irgendeinen
Namen einen günstigen Hostels eintragen?“. Und nach einem
Namensvorschlag seitens des Beamten konnte ich schließlich
passieren.
Doch dann nächster Rüffel: Früchte,
Tierprodukte, Pflanzen etc. dürfen nicht mit ins Land eingeführt
werden. Fiji hat Angst vor Keimen anderer Länder, deshalb hatte sich
auch nach der Landung eine Stewardess mit zwei Chemiekeulen links und
rechts bewaffnet und den Innenraum des Flugzeuges ausgesprüht.
Während die Passagiere noch im Flugzeug saßen...
Jedenfalls führte diese Regelung dazu,
dass ich meine extra für den Flug gekauften zwei Bananen und zwei
Äpfel wegschmeißen sollte. Ich versuchte zu verhandeln, aber keine
Chance. Wir einigten uns schließlich darauf, dass ich einen Apfel
direkt vor Ort verzehren dürfte, den Rest musste ich in eine Tonne
werfen...
Ich wartete in der Cafeteria auf Mitch,
der mich abholen sollte. Tat er auch. „Vom Flughafen abholen“
bedeutet bei ihm aber, dass er sich ein Taxi von sich zu Hause aus
nimmt, zum Flughafen kommt, mich einsammelt, wir zu ihm fahren und
ich alles zahle. Super. Aber da hab ich nichts weiter gesagt. Ich
schlief ein paar Stunden soweit das möglich war bei dem Krach im
Haus (auf zwei Etagen haben ca. 10 Personen gewohnt plus
Couchsurfer). Am Morgen dann nahmen mich dann ein paar Mädels des
Hauses mit in die Stadt, die ca. 40 Minuten Busfahrt entfernt lag.
Wir sind umhergelaufen, haben den Souvenirstand der Cousine besucht
und als ich nach der Touristeninformation gefragt hatte, meinte
Victoria (Vica) nur, dass ich dort nicht hin müsse, sie wüsste alle
Informationen und Preise und hätte auch Karten für mich. Das kam
mir schon suspekt vor. Als ich dann vor einem Laden – auf die
Mädels wartend – mit einem Local ins Gespräch kam und der mich
vor Vica und der Bande warnte (sie ist nämlich ein travel agent, sie
verkauft also Reisen an ihre Gäste), war es mir dann klar. Drei der
Leute in dem Haus sind Couchsurfing-Hosts, also Gastgeber. Und alle
sind scheinbar nur zu dem Zwecke dort angemeldet, da sie ihren Gästen
überteuerte Reisen andrehen wollen. Das hat auch scheinbar gut
geklappt, es waren jeweils zwei mal zwei Deutsche Mädels da, die bei
Vica gebucht hatten und eine Französin, die mehr als 700 Euro
dagelassen hat.
Das war mir Warnung genug, ich wich den
Angeboten aus. Am Abend hatten wir noch eine traditionelle
Kava-Zeremonie (der Kava wurde von Giuseppe bezahlt, der auch gerade
mit mir zu Gats war). Dabei wird Kava-Pulver (ein Pfeffergewächs) im
Wasser gemischt und die braune Brühe dann nach Tradition in
Kokosnussschalen herumgereicht. Schmeckt natürlich nicht gut, soll
aber beruhigen und für einen guten Schlaf sorgen. Man dürfe
währenddessen keinen Alkohol trinken, kiffen war aber okay. Es saß
sogar ein Polizist mit in der Runde. Ich ging 23 Uhr ins Bett.
Mitch bereitet Kava zu |
das Bild wurde VOR dem Trinken aufgenommen ;) |
Der nächste Morgen begann regnerisch.
So schlecht wie das Wetter war auch Dianes Laune. Sie ist der Kopf
der Bande, Irin und mit einem Einheimischen, Paul, verheiratet. Wir
tauschten ein paar Worte aus und nachdem ich ihr mitteilte, dass ich
gern noch eine Nacht bleiben würde, flippte sie fast aus. Sie wäre
davon ausgegangen, dass ich an diesem Tag an die Coral Coast wollte
(weil ich danach gefragt hatte), es sei kein Platz im Haus. Ich
fragte nach der Couch, sogar der Sonnenliege, aber nein, keine
Möglichkeit. Es kämen neue Gäste, ich wäre der Gast von Mitch
(der auf Arbeit war), Mitch hat keinen Platz für mich also muss ich
gehen. Am besten in ein Hostel. Wäre so kein Problem gewesen, aber
ich hätte gern den Großteil meines Gepäcks vor meiner Reise bei
einer vertrauenswürdigen Person gelassen. So vermittelte mich Vica
an Makelesi, die schließlich auch Buchungen macht, aber viel
herzlicher und weniger geschäftlich mit ihren Gästen umging.
Übrigens sind wohl mindestens 90% der
Gastgeber in Fiji Reiseagenten. Traurig, aber wahr.
Bei ihr buchte ich dann (natürlich mit
Aufschlag, aber es regnete den ganzen Tag und es war recht spät um
in die Stadt zu fahren) bei ihr drei Tage Hostel auf dem Festland.
Ich zahlte gut 20 Dollar zu viel (8 Euro), aber dafür konnte ich ja
zwei Tage bei ihr schlafen und mitessen (aber eigentlich ist das ja
nicht der Sinn von couchsurfing).
Unterkunft im "Beach House" |
Schlafsaal |
Zum Glück war die Unterkunft recht
nett, obwohl ich mir mit 4 Kerlen ein Zimmer teilte (einer deutsch
und ein Schnarcher). Am ersten Tag regnete es, was mir recht gelegen
kam um meine Reiseplanung voranzutreiben. Den zweiten Tag verbrachte
ich entspannt am Strand, ich fuhr ein bisschen Kayak und las. Am
Abend gab es Livemusik.
Den dritten Tag verbrachte ich ähnlich,
habe am Abend noch mit einer Gruppe Jugendlicher Billard gespielt.
Am Tag darauf fuhr ich wieder mit dem
Bus zurück. Der Motor begann auf halber Strecke zu qualmen und der
Bus fuhr keinen Meter mehr. Wir warteten 20 Minuten auf einen
weiteren. Gleiche Gesellschaft, aber dieses Mal mit kostenlosem Wifi
und Klimaanlage. Hat doch alles einen Sinn ;)
Lieblingsplatz (Ebbe) |
Ich hatte nach meiner Ankunft noch ein
paar Dinge für den bevorstehenden Inselurlaub eingekauft. Da das
Wasser auf den Inseln recht teuer ist (5 Fiji-Dollar, ca. 2 Euro),
empfahlen mir diverse Leute, selbst Wasser mitzunehmen. Also 7
Flaschen, ein bisschen Knabberzeugs und Obst und gut. Vor einem
Supermarkt kam ich noch mit einem Inder ins Gespräch, wie sich
herausstellte der Besitzer. Er fuhr mich netterweise zum nächsten
Bankautomaten und bot mir an, seinen Jetski oder sein Boot zu
benutzen. Er meinte sogar, ich solle doch für immer nach Fiji
kommen, zu ihm. Ich lehnte höflich ab.
Die Hauptmahlzeiten auf der Insel waren
bereits im Preis enthalten, aber ich hatte auch gelesen, dass diese
manchmal recht mickrig gewesen sein sollten. Ich buchte 7 Nächte im
Mana Backpackers, auf der Insel Mana. Vica hatte mir
erstaunlicherweise den besten Preis dafür geboten (nachdem ich noch
in weiteren Reiseagenten war, sie ist mit dem Besitzer des Hostels
wohl verwandt) und Makelesi wickelte alles für mich ab. 7 Nächte im
8-Bettt-Zimmer inkl. 3 Mahlzeiten und Boot kosteten mich knapp 160
Euro.
Zimmer im Mana Backpackers |
Die letzte Nacht vor der Abreise zur
Insel plagten mich Kopfschmerzen. Ich schwitzte und fror
gleichzeitig. Ich befürchtete schon, mir eine Tropenkrankheit
eingefangen zu haben (die Mücken hier sind recht aktiv). Aber zum
Glück ging es mir am Folgetag besser und den Tag darauf war alles
wieder gut.
Nachdem ich mit zwei anderen Deutschen
auf Mana angekommen war (einer davon ein Ossi ;) ), gab es gleich
Mittagessen und daraufhin einen Kurs im Kokosnussschmuck basteln.
Jetzt schmücken zwei handgewerkelte Kokosnussringe meine Hände.
Bastelrunde |
Die Unterkunft liegt mitten im Dorf,
sie wird von den Dorfbewohnern betrieben. Ich lernte einen Koch der
Konkurrenzunterkunft kennen, der mich am Tag darauf mit zum Fischen
nahm. Nach einiger Zeit fingen wir auch einen Fisch, aber der tat mir
recht Leid. Der Fischer wollte ihn in einem kleinen Pfützchen im
Stein ersticken lassen, ich hab ihm frisches Wasser ins Loch
geschüttet.
Als der Fischer einmal seine Sehne zum
Schwingen ausholte, landete der Haken in meinem Hinterkopf. Der
Fischer schwang die Sehne nämlich wie ein Lasso, um sie weit ins
Meer zu werfen. Glücklicherweise blieb aber außer eines kleinen
Schocks nichts an meinem Kopf zurück, mein Haar hatte den Haken
abgefangen.
Haie hatten wir nicht gesehen, obwohl
das wohl durchaus möglich gewesen wäre.
im Überlebenskampf |
und noch ne Kokosnuss |
Und dann kamen die Deutschen. Auf Fiji
habe ich die bisher meisten Deutschen während meiner ganzen Reise
angetroffen – und die schlimmsten. Junge Kerle, Abi in der Tasche,
in Australien work&travel gemacht und nun zum krönenden
Absch(l)uss die Kohle auf Fiji verballern. Und dann gleich vier von
denen. Die waren so betrunken, dass zwei von ihnen beim Lagerfeuer
meinten, es wäre eine grandiose Idee, sich mit Zigaretten vier
Punkte in die Knöchel zu brennen, als Erinnerung. Zwei der vier
waren so dumm. Einer schlief bereits noch knülle vom Vortag. Aber
als der dritte zum Feuer kam, fand er die Idee der beiden anderen
doch recht bescheuert. Dafür hat dann ein anderer sich mit einer
Nadel und Filzstifttinte versucht, ein eigenes Tattoo zu stechen. Und
war sich im Anschluss ziemlich sicher, jetzt AIDS zu haben, weil er
nichts desinfiziert hatte. Jaja, ziemlich unterhaltsam die Bande.
Aber leider auch ziemlich nervig, wenn man im gleichen Haus
untergebracht war...
bestes Essen: Fisch |
Krabbenrennen |
unsere war zu langsam :( |
Einen Teil des Sunsetbeaches durfte
kein Tourist betreten. Es sind gerade Dreharbeiten für eine
australische Reality-Show in Gange. Als ich das hörte, wurde
natürlich mein Interesse geweckt. Ich ging mit einem der normalen
Deutschen (die mit mir auf der Insel ankamen) zum Flugplatz und traf
zufälligerweise auf einen Australier, der in einem der nur drei
Häuser am Sunsetbeach lebte – mit Blick auf die Kulisse. Und
„zufälligerweise“ lud er mich dann zu seinem Haus ein. Am
nächsten Tag gesagt getan und ich bin dann noch den kompletten
Strand entlang gelaufen. Da Mittagszeit war, hielt mich niemand auf.
Nur auf dem Rückweg wurde ich gestoppt. Viel mehr habe ich nicht
gesehen, aber der Strand an sich war schon ein Besuch wert. Ich wurde
dann vom Security Mensch zum Haus zurück geleitet und er verriet mir
noch ein paar witzige Interna von anderen Produktionen (darunter auch
„Ich bin ein Star, holt mich hier raus“).
Hat sich also gelohnt der Ausflug.
Zudem soll im Haus vom Australier Tom Hanks gewohnt haben, als sie
auf einer Nachbarinsel Cast Away gedreht hatten.
Sunset Beach |
Im Buggy vom Amerikaner |
Die habe ich dann ein paar Tage später
besucht. Leider hatten wir einen recht windigen Tag erwischt. Die
Wellen waren gnadenlos, das Boot eine Nussschale. Das war einer
meiner adrenalinreichsten Fahrten. Diverse Male dachte ich, das Boot
würde kentern. Wir hatten uns auf Rettungswesten gesetzt, damit
jeder Aufprall auf dem Wasser etwas gedämpft wurde. Brachte nur
nicht viel, ich hatte die beiden Tage danach diverse blaue Flecke und
Rückenschmerzen.
Der Auslfug an sich war aber ganz nett.
Wir sind zuerst auf einen Berg geklettert, haben Drehorte bestaunt
und danach Kokosnüsse gegessen und sind geschnorchelt.
Auf Mana bin ich dann einem weiteren
dt. Pärchen begegnet, die auch bei Diane eine Nacht schliefen. Ihnen
wurden 50 Dollar geklaut. Nur gut, dass ich da nicht meine Klamotten
gelassen hatte. Mir wurden übrigens auch Käsecracker aus meinem
Rucksack entwendet, meinem Bettnachbarn Chips. Kein Drama, wir hatten
den Raum auch nicht verschlossen. Aber als dann aus einem Privatraum
ein Tablet gestohlen wurde (obwohl der Manager noch meinte, hier in
der Dorfgemeinde wäre alles sicher), war das Drama groß. Es tauchte
natürlich nicht wieder auf.
Daraufhin verschlossen wir auch unser
8-Bett-Zimmer (wir waren maximal zu 4.). Ich hatte meine Wertsachen
bis auf Kamera und Portemonnaie auf dem Festland gelassen.
Dann war für jeweils eine Nacht mal
das Wasser weg. Spülung, Dusche und Handwaschbecken funktionierten
also nicht. Wir waren wenigstens so clever, beim Nachbarresort die
Sanitäranlagen zu nutzen. Andere standen es einfach aus. Strom gab
es von 18 bis 6 Uhr. Hier ein paar finale Eindrücke:
traditionelle Tänze |
Frühstück |
abendliche Beschäftigung |
Band |
Zum krönenden Abschluss haben mich die
letzte Nacht in Nadi noch Bedbugs so richtig schön angezapft. Und
zwar nicht im Bett, sondern in der Sitzgelegenheit im Foyer des
Wailoaloa Beach Resorts. Dafür bekomme ich im Gegenzug jetzt
wenigstens einen gratis Shuttle zum Flughafen...
Nächster Halt: Mexiko!
Zusammenfassend wäre zu sagen: Fiji
ist schon schön. Zumindest das, was ich sehen konnte. Aber es war
für mich keineswegs ein Paradies. Für das Preis-Leistungsverhältnis
würde ich dann Reisenden eher die Philippinen, Indonesien oder die
Inseln Thailands empfehlen.
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