Wo soll ich nur anfangen? Soviel vorweg: die letzten drei Wochen waren einprägsam und so anders als das bisherige Reisen. Doch eins nach dem anderen...
Kokopo und Rabaul: Vulkan und indisch Essen
Der erste Ausflug führte mich zu einer
der Inseln nördlich vom Festland. Das war der bereit erwähnte
geschenkte Flug. Ich bin in Kokopo angekommen und mit einem
öffentlichen Kleinbus (wird PMV -public motor vehicle- genannt) zum
Zentrum gefahren. Neben mir saß ein Herr, dessen Geruch der für
mich schlimmste in ganz PNG war. Eine Mischung auf Essig, alter Oma
und ein paar Tage altem Schweiß. Dazu aber mehr in den allgemeinen
Feststellungen.
In Kokopo hatte ich bereits die Zusage
von einem indischen Pärchen, bei denen übernachten zu dürfen. Und
als ich einen Ausländer (den einzigen weit und breit) nach dem Weg
gefragt habe, hat er mich spontan hingefahren. Diesen Weg sollte man
nämlich um diese Uhrzeit (nach 16 Uhr) nicht mehr entlang laufen, da
in den Büschen böse Menschen lauern könnten..
Den Rest des Nachmittags verbrachten
wir mit Reden, obwohl ich gern das Zentrum mehr erkundet hätte, aber
zum einen war der Weg ja zu „gefährlich“ und zum anderen begann
es zu regnen. Abends gab es das erste Mal lecker selbst gekochtes
indisches Essen.
Am Tag darauf bin ich allein (es war
Sonntag) zum Vulkan in Rabaul gefahren. Mein Gastgeber musste
arbeiten und seine Frau traute sich irgendwie seit sie vor 2 Monaten
von Indien nach Kokopo zogen nicht aus dem Haus. Nur einmal waren sie
zu einer Geburtstagsparty gefahren. Kein Wunder, dass sie den Ort
nicht mochte.
Ich jedenfalls voller Tatendrang habe
mich schnell zum Vulkan
Tavurvur gefunden. Er ist aktiv, der verheerendste Ausbruch
geschah 1994. Eines Morgens spuckten dieser und der Nachbarvulkan
Aschemengen über das Örtchen, alle Häuser wurden darunter
begraben. Seither ist der Ortskern versetzt worden. Auf dem Weg zum
Vulkan läuft man also über die Ruinen des alten Ortes, Häusermauern
und -dächer sind z.T. Noch sichtbar.
heiße Quellen |
Quellen+Meer fließen zusammen |
Vor dem Vulkan brodeln heiße Quellen.
Aus dem Vulkangestein läuft kochend heißes Wasser ins Meer. Die
Frauen vom Dorf verkaufen den Touristen rohe Eier zum Vor-Ort-Kochen.
Ich war an diesem Tag der einzige Tourist. Der Eintritt zur Quelle
kam 5 Kina, etwa 1,40 Euro. Der Guide zur Vulkanbesteigung wollte 50
Kina haben. Ich lehnte ab und wollte den Weg allein meistern, hatte
es doch zuvor eine andere Couchsurferin auch bereits gemacht. Diese
Entscheidung sollte ich bald bereuen...
Aufstieg |
Nachdem ich die Quellen hinter mir
gelassen hatte, lag der Weg zum Vulkan vor mir. Ein Trampelpfad
zeichnete sich aus der Ferne ab. Diesen folgend war ich rasch am Fuße
angelangt. Nach keinen 40 Minuten hatte ich den Vulkan erklommen. In
Flip Flops. Ohne Guide.
Aussicht von oben |
Blick in den Krater |
In der Ferne konnte ich aber bereits fette
Regenwolken erkennen, weshalb ich bemüht war schnellstens wieder
runterzulaufen. Und das war mein Fehler. Ich stieg zu schnell ab,
verlor den Weg und fand mich mitten in den Altlavaströmen des
Vulkans wieder. Rechts und links Gesteinswände, unter meinen Füßen
ein Mix aus Asche, Steinen und Sand. Es begann zu regnen. In meinen
Flip Flops verlor ich nach kürzester Zeit den Halt, die
Plastikhalterung sprang immer wieder aus der Sohle heraus. Egal in
welche Richtung ich auch schaute, ich fand den Weg nicht mehr. In der
Hektik knickte ich auch noch mit meinem rechten Fuß um. Verzweiflung
machte sich breit. Was, wenn ich verloren gehe? Was, wenn ich nicht
mehr auftreten kann? Wer kommt mich retten? Und als wäre das noch
nicht genug gewesen wurde aus dem Regen ein Gewitter. STOP.
Durchatmen, klare Gedanken fassen, Mut
zusprechen und einen Ausweg finden. Caro, du schaffst das. Ein
Schritt zurück und zwei nach vorn. Mittlerweile barfuß, denn die
Schlappen waren eine größere Hürde als Hilfe. Nach schier endlosen
Minuten, einer anstrengenden Kletterei, diversen Schrammen an beiden
Füßen und Händen (die auch oft zum Einsatz kamen),
Schreckenssekunden beim Abrutschen kam ich irgendwann am Fuße des
Vulkans an. Ich hob meine beiden Mittelfinger, Euphorie machte sich
breit, die in der nächsten Minute auch schon wieder verflogen war,
denn ich verlor den Pfad erneut. Der Regen hatte meine Fußabdrücke
mit sich weg geschwemmt.
ein Teil des Weges... |
Ich entschied einem ursprünglichen
Flussverlauf zu folgen. Erneute Akrobatik war erforderlich.
Schließlich kam ich nach fast 1 ½ Stunden wieder an den Quellen an.
Wie habe ich mich gefreut und wie war ich erleichtert. Es regnete
immer noch, Einheimische hatten sich unter einem Unterstand gerettet
und musterten mich. Ich gesellte mich zu ihnen und sie lächelten.
Die Kinder badeten vergnügt im Meer.
Nachdem der Himmel aufklärte, schmiss
ich meine eh nassen Sachen auf den Unterstand und sprang ins Meer.
Das Salzwasser brannte in meinen Schürfwunden. Die Wasseroberfläche
war heiß und wurde immer heißer, je näher ich mich den Quellen
näherte. Der Untergrund war angenehm warm. Ich wollte meine
strapazierten Muskeln entspannen, doch im Wasser befanden sich
Fische, die meinen Körper als Nahrungsquelle betrachteten. Keine
Spur von Fisch-Spa, die konnten richtig kniepen! Also immer in
Bewegung bleiben. Nach einer Weile hatte ich genug und die nächsten
dunklen Wolken trieben mich aus dem Wasser. Auf den PMV wartend
spielte ich mit den Kindern Seilspringen.
heißes Bad |
Mikrowellen-Kekse :D |
Am nächsten Tag bin ich nach Korere
gefahren, weil es dort angeblich einen tollen Schnorchelspot geben
sollte. Ich hatte ja Robs Ausrüstung. Als ich den Truck verließ,
stieg auch ein Mädchen aus Korere mit mir aus. Ihr Name ist Joy und
sie wollte auf mich Acht geben. Es regnete wieder, wir warteten in
der Kirche.
Der erste Schnorchelgang war erfolglos,
zu große Wellen, zu aufgerautes Meer. Wir liefen den Strand entlang
zu dem Abschnitt, der zu Joys Haus gehörte. Und dort war dann etwas
bessere Sicht, doch im Regen Schnorcheln macht wenig Spaß. Nach
einer Weile hatte ich genug, überließ Joy den Schnorchel. Sie
nutzte ihn aber nur ganz kurz, ich glaube das war ihr nicht ganz
geheuer.
Ich musste wieder auf einen Truck
warten, Joy lud mich in ihr Haus ein. Dort waren diverse
Familienmitglieder unter dem Haus versammelt. Joy schlug im Garten
Organgen vom Baum, die wir aßen.
Bevor ich mit dem Truck zurückfuhr, fragte mich Joy, ob wir unsere Schuhe tauschen könnten. Aber ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass diese meine Schuhe die schlechtere Wahl seien. Wir hatten auch nicht die gleiche Größe. Auf dem Weg zurück zum Haus wurde ich wieder mitgenommen.
Joy |
Joys Schnorchelversuch |
Bevor ich mit dem Truck zurückfuhr, fragte mich Joy, ob wir unsere Schuhe tauschen könnten. Aber ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass diese meine Schuhe die schlechtere Wahl seien. Wir hatten auch nicht die gleiche Größe. Auf dem Weg zurück zum Haus wurde ich wieder mitgenommen.
Am letzten Tag habe ich früh noch
Eierkuchen zubereitet, nicht ganz uneigennützig, musste ich drei
Stunden am Flughafen in Kokopo auf meinen Flug warten. Ich solle zum
Check-In dasein, man könne mein Ticket sonst an eine andere Person
verkaufen oder sonst was könnte schief gehen. Also saß ich
unnützerweise drei endlose Stunden in dem nicht klimatisierten und
wenig attraktiven Flughafen von Kokopo und resümierte die letzten
Tage.
Wewak: Gratis Flug, Gruselgeschichten und Bismarcksche See
Nach einer Nacht in Port Moresby (Pom)
machte ich mich am 9. April nach Wewak auf. Ich saß in einem der
kleinsten Flugzeuge meines Lebens (nur sieben
Reihen!-Propellermaschine). Also eigentlich hatte ich geplant, von
Pom nach Madang zu fliegen, von dort ein Schiff nach Wewak zu
Privatflugzeug ;) |
Ich also aus dem Flugzeug gerannt und
die Mitarbeiter am Boden diskret gefragt. Ohne Probleme war mein
Anliegen umsetzbar, in Madang sind nur 5 Personen in das eh spärlich
besetzte Flugzeug zugestiegen. Ich war glücklich. Die Stewardess,
Rachel, setzte sich dann neben mich und fragte mich über meine Reise
aus. Bevor ich das Flugzeug verließ, fragte ich noch nach ein paar
Keksen für den Weg. Sie gab mir eine ganze Tüte voll und eine
Packung Orangensaft obendrauf.
Mit dem PMV fuhr ich ins Zentrum. Es
war gegen 17 Uhr. Zu spät für eine Ausländerin wie mich allein
herumzulaufen, vor allem in einem als so riskant geltenden Ort wie
Wewak (ich selbst habe das natürlich überhaupt nicht so
wahrgenommen). Auf der Suche nach einer erschwinglichen Unterkunft
traf ich auf Michael Tang. Er war der Besitzer des Tang-Supermarktes,
ebenso wie einer nach ihm benannten Bucht (Tang-Bay) und fand eben,
dass es für mich allein zu gefährlich war. Nach einem kurzen
Zwischenstopp in seinem Büro (inklusive Fragerunde) fuhr er mich zum
SIL, einer Gemeinschaft, die die Bibel in die 800 einheimischen
Sprachen in PNG übersetzt und die gleichzeitig günstige Unterkünfte
anbot. Mit 65 Kina/Nacht war das wirklich erschwinglich (im Zentrum
kam die günstigste Variante 140 Kina).
Ich war 18.30 Uhr im SIL angekommen,
hatte glücklicherweise eine Küche zu Verfügung und konnte so meine
Notfall-Instantnudeln zubereiten. Tja und was den Rest des Abends
machen? Ich suchte nach Unterhaltung, fand ein Buch. Die Bibel? Nein,
warum auch immer, ein deutsches Buch. Konsalik: Transsibirien
Express. Das sollte meine Unterhaltung für die nächsten Abende
werden.
Am nächsten Tag holte mich Michael von
der SIL ab und brachte mich ins Zentrum. Ich kaufte ein
Ticket für
das Schiff (145 Kina für Studenten) und im Anschluss zeigte mir
Michael sein Haus. Er erzählte mir von einem Angriff auf ihn. Es
passierte an einem Sonntag Morgen in seinem Büro, die Brutalos sind
durchs Dach eingestiegen und haben mit Messern und Pistolen den
Inhalt des Tresors gefordert. Aber Michael hatte keinen Schlüssel
bei sich. Die Brutalos durchtrennten seine Wade und schlugen mit
Macheten auf seinen Kopf ein. Nach mehreren Stunden ließen sie von
ihm ab und er kam ins Krankenhaus. Später ins australische, weil das
in Wewak weder Röntgen noch anderes hilfreiches Equipment hatte.
Predigten vor´m Supermarkt |
Andere Banditen versuchten über den
Hang in sein Haus einzudringen. Zwei Mal. Und auf einer Insel, an der
ich später mit dem Schiff vorbeifahren sollte, wurde eine
ausländische Frau vor den Augen ihres Mannes getötet. Soviel zu den
Horrorgeschichten. Kein Wunder also, dass Michaels Frau und Kinder in
Australien leben...
Nachdem ich meine Einkäufe erledigt
hatte, hat mich der Polizist Vincent freundlicherweise zur SIL
zurückgefahren und im Anschluss zum Strand. Es war ein regnerischer
Tag, ich bevorzugte es, die Kinder beim Spielen zu beobachten,
anstatt mich selbst in die Wellen zu werfen (was dann auch nur in
voller Bekleidung möglich gewesen wäre, da die Frauen vor Ort kaum
Haut zeigen und die Männer deshalb verrückt drehen, wenn eine
Ausländerin im Bikini baden gehen würde).
Ich habe Vincent dann noch zu seinem
Rugby-Training begleitet. Rugby ist in PNG äußerst beliebt, ich
glaube auch die meist gesehene und ausgeübte Sportart. Nach der
zweiten Nacht hatte ich diverse Stiche am Körper. Ich bin sicher, es
waren Bettflöhe, die Angestellten meinten, es wären Bisse von
Sandflöhen am Strand. Zum Glück musste ich keine weitere Nacht im
SIL übernachten, denn am vorletzten Tag bot mir Michael an, bei ihm
zu übernachten. Ich schlief in einer kleinen Einliegerwohnung, hatte
einen super Ausblick und einen Pool zu Verfügung.
Glücksgriff :) |
An diesem Tag bin ich mit Bekannten von
Watna zum Schnorcheln gefahren. Leider waren die zwei Damen nicht
ganz so freundlich wie der Rest der bisher kennengelernten Leute. Die
eine wollte, dass ich die komplette Benzinfüllung des Autos ihres
Freundes, der uns fuhr, bezahlte (ich hatte aber zum Glück nur 10
Kina bei mir, was auch ausreichend war), die andere fragte mich ohne
Zögern nach dem Schnorcheln, ob ich ihr meine Ausrüstung überlassen
würde. Naja. Das Schnorcheln an sich war auch nicht so prickeln,
weil die Wellen zu hoch waren und das Riff am Capo Wom nicht
sonderlich spektakulär war. Kein Wunder, wenn da jedes Wochenende
die ganzen Locals einrücken und ein Grillerchen machen.
Nach 2 Stunden hatte ich genug und habe
mich zu einem anderen Strand, in Zentrumsnähe absetzen lassen. Dort
war dann zufälligerweise auch Vincent, der im Auto chillte. Ich
konnte also getrost meine Sachen bei ihm lassen und baden gehen. Aber
das Wetter war wieder nicht so prima und gegen 17 Uhr habe ich mich
zu Michael fahren lassen. Nach einer kurzen Runde im Pool kam Michael
auch schon und wir bereiteten ein fantastisches Abendessen zu (Steak
mit Bratreis und Gemüse, im Anschluss Eis mit Papaya).
Samstag sollte das Boot 15 Uhr
abfahren. Durch technische Probleme kam es allerdings erst
Mitternacht an. Michael verbrachte bis ca. 19 Uhr Zeit mit mir, dann
schickte ich ihn nach Hause, weil er selbst am nächsten Tag nach
Australien fliegen wollte.
Ich wartete dann mit ein paar Mädels,
die ich auf dem Rugbyfeld kennenlernte, auf´s Schiff. Ich hatte das
Glück, in die „erste Klasse“ gebracht zu werden, aus
Sicherheitsgründen (jemand meinte zu mir, ich solle besser nicht
schlafen, weil ich sonst angetatscht werden könnte). Neben mir hatte
nur die Crew Zugang. Ein fensterloser Raum mit Klimaanlage, Toilette,
Dusche und ausgemusterten Flugzeugsitzen. Ich konnte ein paar Stunden
auf einer Matratze auf dem Boden schlafen.
Der Tag auf See verging recht schnell.
Die lieben, wenn auch rauen Jungs von der See boten mir Kaffee an,
zum Abendessen auch Reis mit Fisch, den sie am Vortag gefangen
hatten. Mit etwa 8-9 Knoten war die Fahrt recht entspannt, das Wetter
war ausnahmsweise mal prima und ich genoss die Ruhe und Meeresluft.
Am Nachmittag begleitete uns dann noch eine Gruppe Delfine für etwa
eine halbe Stunde. Ich war glücklich und realisierte im
Sonnenuntergang auf dem Bug
des Schiffes, dass ich mich gerade in PNG befand, 14.000km entfernt
von zu Hause. Allein und nur mit einem kleinen Rucksack, mehr
brauchte es in diesem Moment aber auch nicht. Zur Krönung schenkte
mir der Nachthimmel eine Sternschnuppe.
noch ein Vulkan |
Kapitän bei der Arbeit |
Die "erste Klasse" |
Ich war etwas traurig, als die Fahrt
dann gegen 21.30 Uhr bereits beendet sein sollte. Angekommen in
Madang. Allerdings zu spät, um für mich als Alleinreisende eine
Unterkunft zu finden. Also bat ich den Kapitän noch eine Nacht auf
dem Schiff schlafen zu dürfen und es war kein Problem. Dieses Mal
bevorzugte ich aber die gepolsterte Bank auf der Brücke,
ganz ohne Klimaanlage. Nach einem Kaffee am nächsten Morgen machte
ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft.
Madang: himmlische Familie und höllische Schmerzen
Ich hatte bereits diverse Unterkünfte
ersucht, alle mindestens 130 Kina aufwärts. Zu teuer für mich. Ich
trat in das Gelände der lutheranischen Kirche ein. Vielleicht hat
dort ja eine Idee. Der Pastor und seine Familie saßen draußen und
begrüßten mich äußerst nett. Ich schilderte mein Anliegen und
drei der vier Töchter brachten mich zu weiteren Unterkünften, mit
gleichen Preise. Ich fragte, ob sie denn eine Möglichkeit eines
„Homestays“ wüssten, also quasi eine Gastfamilie. Und dann
meinten sie spontan, wir könnten ihren Vater fragen. Und so kam es,
dass ich die nächsten drei Nächte Gast der lutheranischen
Pastorenfamilie wurde.
Am gleichen Tag fuhren zwei der Töchter
und ich auf die Nachbarinsel Krangket,
ich wollte schnorcheln. Aber auch hier, direkt vor der Madang Lodge
(deren Wachhund- ein alter Mann äußerst unfreundlich uns den Weg
verweigerte, wenn wir nicht 5 Kina pro Person zahlen würden) war das
Riff trostlos, tot und mit Müll überschwemmt. Wenigstens war es
sonnig. Abends habe ich zum ersten Mal Taro gegessen, eine Art
Kartoffel. Zuvor haben wir gemeinsam gebetet und die Familie hat
religiöse Lieder gesungen. Danach flochten mit die Schwestern die
Haare. Wir saßen in einer gemütlichen Runde draußen unter dem
Carport, als mir völlig unerwartet ein Gecko auf´s Knie fiel. Und
ich dachte, die würden nie, nieeeeemals irgendwo herunterfallen.
Kleingartenanlage auf Krangket |
Betelnuss erklettern |
Strand auf Krangket |
Zum Früstück gab es Toast mit
gekochten Instantnudeln und Dosenfleisch. Gewöhnungsbedürftig. Das
Fleisch, was in PNG in Dosen verkauft wird, würde bei uns als
Hundefutter durchgehen.
Ich wollte mit dem Boot zur Insel Siar,
eine traditionelle Tanzaufführung hielt mich aber erst einmal davon
ab. Der Kratzer an meinem Fuß war etwas entzündet und nässte. Und
ich hatte leider an diesem Tag kein Pflaster drauf und merkte den
stechenden Schmerz, wenn die Fliegen der Wunde zu nahe kamen.
Verheerend.
Nach dem Tanz wollte ich nach Siar,
aber es fuhr kein Boot. Dafür sind wir dann zur Küste von Madang,
die aber auch keine schönen Schnorchelspots liefert. Die Gegend gilt
auch als unsicher. Am Abend übten die Kinder der Gemeinde ihre
bevorstehende Osteraufführung in der Kirche.
Küste Madang |
Mittwoch, den 16. April bin ich dann
endlich nach Siar gelangt. Da es aber die Nacht und auch am Tag
selbst geregnet hatte, war das Meer zu trüb. Caroline, die Tochter
vom Inselgästehausbesitzer Simon führte mich herum. Auf das Boot
wartend bat mich Simon um einen Gästebucheintrag und Caroline
brachte mir eine frische Kokosnuss, Papaya und gegrillten Fisch.
Solch eine äußerst warmherzige Gastfreundlichkeit ohne
Gegenansprüche habe ich selten wieder gefunden. Die Hütten auf Siar
und die Insel selbst sind super idyllisch, wer bei Simon und Caroline
übernachten möchte, kann die Familie unter +675 70462821 erreichen.
Eine Übernachtung kostete, glaube ich, 80 oder 100 Kina, inkl.
Vollverpflegung.
An diesem Tag verschlechterte sich mein
gesundheitlicher Zustand rapide. Nach dem Inselausflug bin ich schon
leicht humpelnd einkaufen gegangen (wollte wieder Kekse backen). Am
Abend sollte ich dann vor den lutheranischen Studenten der Uni über
Religion in Deutschland sprechen. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt
bereits nur noch zum Raum humpeln. Während des Treffens wurden die
Schmerzen in meinem linken Fuß stärker, er schwoll an, war rot und
heiß. Ich konnte ihn beim Verlassen der Fragestunde nicht mehr
aufsetzen. Zurück im Haus der Familie wurde mir die Situation etwas
unheimlich und eine befreundete Krankenschwester kam vorbei. Sie
meinte, ich solle den Fuß hochlegen und Antibiotika nehmen. Ich
selbst hatte nur Apsirin und ein allgemeines Schmerzmittel dabei,
aber zum Glück hatte die Familie noch Antibiotika im Haus. Aller 8
Stunden, zwei Tabletten. Ich vermute, dass die miesen Fliegenbiester
Bakterien in meine Wunde gebracht haben.
Am nächsten Morgen war meine Situation
unverändert, ich konnte nur auf einem Bein hüpfend mich
fortbewegen. Sobald ich das linke Bein Richtung Boden bewegte, trat
der Schmerz ein. Ich war verzweifelt. Sollte ich ins Krankenhaus in
Madang oder wie geplant mit dem gecharterten PMV (für ein Ostercamp)
und einer der Töchter weiter nach Goroka? Ich entschloss mich für
letzteres, da ich somit einen Begleitschutz/Hilfe hatte und ich zudem
ganz vorne im Wagen sitzen konnte und mein Bein hochlegen konnte (auf
ein Kissen, welches mir die Familie mitgegeben hatte).
Der Bus sollte zwischen 8 und 9
abfahren, es wurde 10 Uhr bis er kam. Und dann dauerte es weiter
geschlagene zwei Stunden !!! bis wir genug Leute im Bus hatten, damit
er Madang verließ. Und ich vorn mit Schmerzen in der prallen Sonne.
Die Fahrt mit einem PMV von Madang (Küste) nach Goroka (Gebirge) war
mit 5-6 Stunden angesetzt. Wir erreichten Goroka 20.30 Uhr.
Irgendwann musste ich auch einmal für kleine Mädchen. Der Bus hielt
an einer ansteigenden Straße, mit kaum einer Versteckmöglichkeit.
Ich humpelte bzw. sprang aus dem Bus, so weit die Straße herunter
wie möglich. Die Pastorentochter kam mir hinterher. Ich bat sie,
sich vor mich zu stellen. Denn das bisschen Gras, was ich vorfand,
bot kein Versteck. Gedemütigt und unter Schmerzen versuchte ich ohne
den linken Fuß auszusetzen, mein Bedürfnis zu erledigen. Doch das
war nicht möglich, fast wäre ich hingefallen, musste also das Bein
aufsetzen. Nachdem ich wütend, unter Schmerzen und machtlos wieder
Richtung Bus hoch humpeln wollte, verließen mich meine Kräfte. Das
war einfach alles zu viel in diesem Moment. Ich konnte nicht anders
uns musste weinen.
Keiner der um den Bus herumlungernden
Männer half mir, ich bat darum, dass der Bus mir entgegenkommen
würde. Im Bus selbst übermannten mich dann meine Gefühle und die
Tränen kullerten zahlreich. Vor allem, nachdem ich feststellte, dass
dieser unausweichliche Toilettengang einen Bluterguss mit sich
brachte. Ich war Gesprächsthema des Busses. Auch wenn ich kein
Pidgin spreche, ich verstand, worum es ging. Bereits in Madang wurde
ich als „white meri“, „weiße Frau“ bezeichnet und diese
Worte fielen auch diverse Male im Bus. Und anstatt Empathie zu
zeigen, begann Gelächter im Bus. Das war der zweite Moment, in dem
ich Heimweh hatte. Verdammt großes Heimweh.
Goroka: Rehabilitation und Gebirgsfeeling
In Goroka war ich mit den Tanten von
Watna verabredet. Ich bat den Busfahrer, mich ins Krankenhaus zu
fahren. Er hielt davor an. Ich meinte zynisch, ob er denn nicht
hereinfahren könne, da ich nicht laufen kann. Mit meinem Rucksack
und ohne Hilfe der anderen Fahrgäste sprang ich zur Notaufnahme.
Dort warteten mindestens 20 andere
Leute und der einzige behandelnde Arzt war in einer OP. Da frage ich
mich, was echte Notfälle in solch einer Situation machen. Ich sprach
mit einem Mann im Wartezimmer, der dort irgendwie ein bissl für
Ordnung sorgte. Dann kamen auch schon Watnas Tanten und empfingen
mich herzlich. Nach einer weiteren kurzen Weile kam ein zuständiger
Arzt (?) und kümmerte sich um mich. Das war mir einerseits etwas
unangenehm, weil ich bevorzugt behandelt wurde. Andererseits wollte
ich Watna Tanten nicht ewig warten lassen.
Treffpunkt: Krankenhaus |
Ich sprang in den Behandlungsraum, aber
schnell wieder von der Liege weg. Die war mehr als dreckig und noch
mit den Spuren meines Vorgängers versehen. Man brachte schnell einen
Bezug (ich glaube der wurde auch extra nur für mich irgendwo
herausgekramt) und ich schilderte mein Problem. Möglichkeit 1:
Spritze mit Antibiotika. Möglichkeit 2: Röntgen, Ergebnisse ansehen
und dann höchstwahrscheinlich Spritze mit Antibiotika.
Also gleich Variante 1. Ich hoffte auf
eine Injektion in der Armbeuge, der Arzt wollte meine Hand. Da ich
ein gebranntmarktes Kind bin, was Spritzen angeht, haben sich meine
Venen in Blitzesschnelle versteckt. Versuch 1: gescheitert. Versuch
2: erfolgreich, aber die Injektion bzw. Verteilung im Arm und der
Einstich waren so schmerzhaft, dass der Schmerz den im Bein glatt
übertünchte.
Der Arzt verschrieb mir noch
Antibiotika, aller 6 Stunden zwei Tabletten. Und Schmerzmittel, die
ich aber nicht nahm, weil ich wenn mein Bein oben lag, keine
Schmerzen hatte. Kostenfaktor: 10 Kina
(Schnäppchen!). Glücklicherweise hatte der Mann der Tante
Knieprobleme, weshalb ich seinen Krückstock zum herausspringen
benutzen konnte. Nach einer Tasse Kaffee fiel ich müde ins Bett.
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich
im Haus. Ich schaute Filme oder hörte Radio. Zum Glück war bis auf
die Dusche alles ebenerdig. Am zweiten Ruhetag massierte ich meinen
Fuß den ganzen Morgen und sprach mir gut zu. Und siehe da, ich
konnte ihn leicht aufsetzen und ein paar Schritte machen.
Das motivierte mich, dass ich am
nächsten Tag mit der Familie ins Zentrum gefahren bin und mir den
Markt angeschaut habe. Dann wieder zurück zum Haus, Ruhepause und
weiter zu einem Fußballspiel. Als ich langsam lief, war alles ganz
okay. Sobald ich aber pausierte und stehenblieb, fing der Schmerz an.
Sitzen war kein Problem. Ich hörte, dass im Viertel eine
Hochzeitszeremonie stattfand und da ich unbedingt traditionell
gekleidete Personen sehen wollte, liefen wir auch noch dort hin. Die
„white meri“ wurde als Ehrengast begrüßt. Ich gestehe,
vielleicht etwas zu viel für diesen Tag, aber eine gute
Bewährungsprobe für die kommenden Tage.
Markt |
An meinem letzten Tag in Goroka
schauten wir uns die Universität an, liefen auf den Mt. Kis (wegen
der Aussicht) und ich bereitete den Teig für die Eierkuchen vor, die
die 8 Kinder der Familie zum Frühstück am Folgetag bekommen
sollten. Der Zustand meines Fußes verbesserte sich, äußerlich war
zwar fast immer noch alles beim Alten (Schwellung ging leicht
zurück), aber ich fühlte mich besser.
Meinem Bein ging es gut genug, um die nächste Etappe in
Angriff zu nehmen.
Kundiawa: Zwischenstopp
Eine Nacht habe ich in diesem kleinen
Örtchen in den Bergen verbracht. Papa Palma, Watnas Onkel hat mich
empfangen. Eigentlich sollte ich im Dorf schlafen, aber das hätte
einen Aufstieg von 30-40 Minuten erfordert. Die Kombination aus
krankem Fuß und Regen führte uns zu einem anderen Haus von Palma,
zu dem er aber keinen Schlüssel hatte. Also stieg er durchs Dach ein
und öffnete von innen. Die fehlende Strom- und Wasserversorgung
veranlassten mich, Palma dann doch zu bitten, noch einmal zum Busstop
zu gehen und zu schauen, ob ein PMV nach Kegsegul
abfahren würde. Der Bus fuhr aber viel zu spät los. Beim Warten kam
Grace zu uns, sie kennt Palma und bot uns an, bei ihr zu übernachten.
Es gab wenigstens Strom, Wasser floss aber nur im Fluss neben dem
Dorf. Und die Toilette war ein Bodenloch mit Holzverkleidung. Aber
für eine Nacht vollkommen okay. Grace bot mir ihr Bett an, das war
super gemütlich.
Grace und die Dorfkinder |
Dorfleben |
Am nächsten Morgen waren wir bereits 8
Uhr am Busstopp, weil jemand meinte, dass die PMVs Richtung Kegsegul
frühs abfahren würden. Kegsegul ist ein kleines Örtchen am Fuße
von Mount Wilhelm, der größte in PNG und sogar des ganzen Pazifiks.
Und ich wollte bis auf die Höhe von 3500 Metern. Dort befinden sich
zwei Seen, die Landschaft soll wunderschön sein.
Ich hatte mir ein Wartelimit bis 12 Uhr
gesetzt, dann wäre es zu spät gewesen, noch zu starten. Und siehe
da, Punkt 12 Uhr nahm mich dann ein PMV mit. Die Fahrt war eine der
härtesten meiner Reise, Huckelpiste, Abgründe, Schlaglöcher,
Schlammspritzer, durchdrehende Räder. Ich dufte neben dem Fahrer
Platz nehmen und fühlte mit den anderen Passagieren auf der
Ladefläche.
Beim Warten.. |
Das Vehikel - Zwangspause |
Neben mir saß ein Knirps von 3-4
Jahren, der vom Vater ein Getränk und Kekse mitbekam. Wie
selbstverständlich schmiss er nach dem Verzehr die Verpackungen aus
dem Fernster. Und so sieht es auch im Rest des Landes aus. Dazu mehr
unter Allgemeines. Jedenfalls sind wir dann nach etwas mehr als 3
Stunden und zwei kurzen Herzstillständen, als ich dachte, dass der
Wagen umkippt, angekommen.
Ich habe wieder einmal den Fahrer nach einem Homestay gefragt und er rief seinen Bruder an, der eigentlich sein Cousin ist. Sie nahmen mich in Empfang. Eine herzliche Familie! Der Vater John aus den Gebirgen, die Mutter Celestine aus der Küstenregion. Und hier er Konflikt: seine Eltern mögen sie deshalb nicht. Er hätte sippentreu heiraten sollen. Celestine erzählte mir noch von ihrem „Stamm“, der z.Bsp. die Tradition hat, ein Wettstreit mit Ehepärchen zu veranstalten. Die meisten jungen Paare heiraten Ostern oder Weihnachten, dann bleiben Braut und Bräutigam 4-6 Monate im Haus der Familie, werden betütelt, gemästet und umsorgt. Nur das Beste! Jeder Toilettengang wird begleitet, Kokospaste sorgt für weiße Haut. Nach ein paar Monaten trifft man sich dann in der Kirche und vergleicht, welches Pärchen am besten von der Familie gepflegt wurde, welches also am meisten an Gewicht zugelegt hatte. Verrückt.
Ich habe wieder einmal den Fahrer nach einem Homestay gefragt und er rief seinen Bruder an, der eigentlich sein Cousin ist. Sie nahmen mich in Empfang. Eine herzliche Familie! Der Vater John aus den Gebirgen, die Mutter Celestine aus der Küstenregion. Und hier er Konflikt: seine Eltern mögen sie deshalb nicht. Er hätte sippentreu heiraten sollen. Celestine erzählte mir noch von ihrem „Stamm“, der z.Bsp. die Tradition hat, ein Wettstreit mit Ehepärchen zu veranstalten. Die meisten jungen Paare heiraten Ostern oder Weihnachten, dann bleiben Braut und Bräutigam 4-6 Monate im Haus der Familie, werden betütelt, gemästet und umsorgt. Nur das Beste! Jeder Toilettengang wird begleitet, Kokospaste sorgt für weiße Haut. Nach ein paar Monaten trifft man sich dann in der Kirche und vergleicht, welches Pärchen am besten von der Familie gepflegt wurde, welches also am meisten an Gewicht zugelegt hatte. Verrückt.
Begrüßungserdbeeren ;) |
John arbeitete in Australien als
Geologe, ist z.Z. arbeitslos aber nicht untüchtig. Er hat eine
kleine Solaranlage auf dem Haus installiert, ist glaube ich einer der
wenigen mit Stromversorgung im Dorf. Für einen Kina kann man sein
Handy bei ihm aufladen. Zudem hat er einen kleinen Kiosk, der die
Familie über Wasser hält. Der hauseigene Garten sorgt für eine
Vielfalt an Gemüse und sogar Erdbeeren.
Am nächsten Morgen sollte unsere halbe
Bergbesteigung losgehen. Man sagte mir, der Aufstieg dauert ca. 3-4
Stunden. Mein Fuß war ja soweit wieder i.O.. Also ausgeliehene
Klamotten von der Familie angezogen (meine waren nicht auf die Kälte
ausgelegt) und 8.45 Uhr mit Celestine und den zwei ältesten und eine
Cousine losgezogen. Auf dem Weg musste ich eine Trekkinggebühr an
den Landbesitzer zahlen (10K). Im Gegenzug gab es zwei Walkingstöcke,
die noch sehr nützlich wurden.
Es hatte die letzten Tage oftmals
geregnet und das hatte den Boden zu einer einzigen Schlammmasse
werden lassen. Ich musste meine geliebten Laufschuhe dadurch
manövrieren. Und wenn es allzu rutschig wurde, nahmen wir die Stöcke
zum Aufstützen. Kurz gefasst: Der Aufstieg was rückwirkend
betrachtet der härteste Weg, den ich in meinem Leben bewältigt
habe. Ich habe trotz Kälte geschwitzt wie blöde. Die Höhenluft,
der fehlende Halt, mein nicht vollkommen intaktes Bein und der
Anstieg machten mir zu schaffen. Nachdem wir den Wald durchquerten,
dachte ich, das Schlimmste wäre vorüber. Dann kam das Moor. Und der
Wasserfall. Unterwegs machten wir diverse Halte, kurz vor dem Ziel
war ich nah dran, aufzugeben. Aber das wäre nicht ich. Mit
zitternden Beinen habe ich dann im Schneckentempo die letzten Meter
zurückgelegt, der älteste der Familie war mir eine große Hilfe. Er
stützte mich wo immer ich Hilfe benötigte. Nach dann knapp 4
Stunden kamen wir am See an.
dort unten fing alles an... |
Ich musste einen Jubelschrei ausstoßen.
Das Ambiente war wirklich ganz nett, aber ehrlich gesagt: hätte ich
gewusst, welche Strapazen es mich kosten würde, um einen See zu
sehen, dann hätte ich mir das dreißig Mal überlegt. Anfangs hatte
ich noch damit geliebäugelt, Mt. Wilhelm komplett zu besteigen. Aber
aufgrund des Zeitmangels und meines Fußes musste ich das verwerfen.
Wir verweilten in etwa eine Stunde und picknickten (Erdbeeren,
jummy!). Ich habe hier zum ersten Mal Betelnüsse in PNG probiert-
auf die traditionelle Art mit Muschelkalk und Senfgemüse. Die
Kombination verfärbt sich rot und färbt Zähne und Zunge. Bei zu
häufigem Genuss die Zähne schwarz. Man sagt den Nüssen eine
berauschende Wirkung nach. Und dann kam die Sonne hinter den Wolken
hervor und wärmte unsere Körper. Der älteste und das Mädel sind
noch zum höhergelegenen anderen See gelaufen, meine Energiereserven
waren aufgebraucht. Ich gab ihm meine Kamera mit.
Auf dem Weg zurück waren meine Füße
bereits komplett durchgeweicht, meine Schuhe schrottreif und meine
Muskeln schmerzten. Vielleicht lag es an den zwei Betelnüssen, aber
der Rückweg dauerte nur knappe 3 Stunden, obwohl schlammige Wege
bergab viel gefährlicher sind. Ich führte die Statistik mit drei
Ausrutschern, gefolgt von dem Mädel mit zwei. Der Rest blieb
verschont. Auf dem Rückweg füllte ich mir Quellwasser ab.
Betelnuss |
und wieder zurück.. |
er lief alles barfuß! |
Schuhe - ruiniert :( |
im Dorf angekommen |
beide Seen Mt. Wilhelm |
Ich freute mich auf die heiße Dusche
im Haus. Bzw. unter dem Haus, außerhalb. Wie auch die Toilette
befand sich die Dusche draußen. Wasser wurde auf dem Ofen gekocht
und dann in einem Eimer zur Dusche gebracht. Eigentlich
verwunderlich, dass ich mich nicht auch noch erkältet habe.
Der einzige Vorteil, nachts mit
Taschenlampe zum Plumpsklo zu gehen: der volle Genuss des
Sternenhimmels. Da das Dorf nachts fast komplett im Dunkeln in den
Bergen lag, waren die Sterne herrlich klar und zahlreich.
Am nächsten Früh um 6 Uhr ging es mit
dem PMV des Cousins wieder zurück nach Kundiawa und von dort gleich
weiter nach Mount Hagen (insgesamt 5 h Fahrt).
Mount Hagen: großes Finale
Da ich mit meinem kranken Fuß in
Zeitverzug geriet, blieb mir nur eine Nacht für Hagen. Aber das
Schicksal machte zwei daraus. Ich kam am Freitag, den 25. April in
Hagen an und der Cousin von Watna holte mich vom Busstopp ab. Wir
fuhren zum Haus und im Anschluss mit weiteren Verwandten durch die
Gegend. Er zeigte mir verschiedene Dörfer, den Markt, Flüsse, Tee-
und Kaffeeplantagen. Welche schönes Fleckchen Erde!
Teeplantage |
Markt |
Am Abend haben die Jungs für uns Reis
und Huhn gekocht. Am nächsten Morgen fuhren wir zu einem schönen
Aussichtspunkt, wo auch ein Hotel gelegen war (430 Kina/Nacht). Es
war später Mittag, als wir mit unserem Programm fertig waren. Wir
fuhren zurück zum Haus, ich packte meine Sachen und checkte 15 Uhr
am Flughafen ein. Da der Flughafen nur 5 Minuten Autofahrt entfernt
lag und der Aufenthaltsraum grausam war, überzeugte mich Augustine,
wieder mit ins Haus zu fahren. Ich hatte eigentlich geplant, am
Flughafen auf meinen Flug (Abflug war für 17.10 Uhr angesetzt) zu
warten und meine Gedanken niederzuschreiben. Aber aufgrund der
mangelnden Sanitäranlagen bin ich wieder mit zurück.
16.25 Uhr habe ich Augustine gebeten,
mich zum Flughafen zu fahren. 16.32 Uhr waren wir da, aber keine
weitere Person. Ich wurde nervös. Ich lief ins Wartezimmer: weder
Passagiere, noch Gepäck, noch Angestellte. Ich rannte zurück zu
Augustine, berichtete ihm aufgeregt. Er meinte, das Flugzeug wäre
sicher noch nicht da und ich solle im Auto warten. Aber ich wurde
skeptisch. Ich fragte die Security-Leute und die meinten, dass es
heut keinen Flug mehr gäbe. Ich sagte, dass aber der Abflug 17.10
Uhr angesetzt war und ein Angestellter sagte uns dann, dass das
Flugzeug vor 15 Minuten gestartet wäre, wegen einer drohenden
Schlechtwetterfront. Wo bitte in der Welt ist so etwas noch üblich?
Man hätte nach mir gesucht, da ich nur eine internationale
Kontaktnummer angegeben hatte, konnte man mich nicht kontaktieren.
Ich solle morgen wiederkommen.
Morgen???Nichts morgen! Ich wollte, ich
MUSSTE an diesem Tag nach Pom zurück, hatte ich doch noch so viel zu
erledigen! Mein nächster Flug war bereits zwei Tage später, wie
sollte ich alles organisieren? Ich brach in Tränen aus, wieder
einmal. Verzweiflung. Die Konkurrenzairline flog am Folgetag 9.35 Uhr
in Hagen los. Aber dort kein Erbarmen mit meiner Situation und meinem
verheulten Gesicht. Wenn ich 630 Kina (175 Euro) zahlen würde,
könnte ich mitfliegen. Nein! Ich zahle doch nicht extra für das
fehlerhafte Handeln anderer! Ich zu er Airline, wo ich den Flug
gebucht hatte. Ich musste etwas warten, bevor ich zum Chef kam
(sonntags hat hier ja nichts auf). Ich schilderte wieder meine
Situation, erbat die Übernahme der 630 Kina. Dies wäre nicht
möglich, die einzige Möglichkeit für mich wäre, den Flug 12.15
Uhr zu nehmen. Der würde mich eigentlich auch 450 Kina kosten, aber
weil der Chef gestern selbst die Situation miterlebte und aufgrund
der Wettersituation alles passierte, könnte ich kostenlos mit. Na
wenigstens etwas. Um dieses Mal kein Risiko einzugehen, blieben
Augustine und ich am Flughafen. Nur ein kurzer Ausflug mit der Tante,
um Frühstück zu holen, brachte mich außerhalb. Dann konnte ich
schließlich 20 Stunden später als geplant nach Pom. Und ich habe
auch fast alle Dinge geschafft, die ich mir vorgenommen hatte. Rob
bekam ein dt. Abschiedsessen und Kekse, ich habe meine Sachen und
Schuhe gewaschen und 100 Mails gecheckt.
Die drei Wochen Rundreise in PNG waren
eine sehr intensive Zeit für mich. Im Gegensatz zu den anderen
bisher bereisten Ländern (Bhutan leicht ausgenommen), ist in PNG
nichts auf (Low Budget-)Touristen ausgelegt. Keine Hostels, zu teure
Übernachtungen, zu gefährlich, kaum typisches Sightseeing, keine
Struktur, kaum andere Touristen. Und ich habe es genossen. Das ganze
Chaos war einzigartig. Ich hatte die Möglichkeit, mit den Leuten vor
Ort in Kontakt zu kommen, bei Familien zu übernachten, das
authentische Alltagsleben in PNG erleben zu dürfen. Ich konnte
Fragen stellen, ich konnte Fragen beantworten und ich habe Dinge
(noch) mehr zu schätzen gelernt. Ich bin dankbar für all diese
einprägsamen Begegnungen, diese liebenswerten, ehrlichen Menschen,
die mich als Fremde ohne Bedenken in ihre Familie aufgenommen haben
und meinen Aufenthalt unvergesslich haben werden lassen. Ich bin auch
überaus dankbar, eine „Basis“ für meine Ausflüge bei Rob
gefunden zu haben, mit Elektrizität, fließend Wasser, einer
Kloschüssel, Waschmaschine und sogar Internet.
Ich muss die Eindrücke jetzt alle
verarbeiten und brauche dringend ein paar Tage Entspannung am Strand.
Allgemeine Feststellungen:
-„I´m sorry“ wird sehr häufig
verwendet. Aber es bedeutet nicht, dass sich ein Einheimischer für
etwas entschuldigt, sondern dass er Mitgefühl empfindet, also sich
quasi für eine Situation entschuldigt.
-so gut wie niemand benutzt Parfüm,
was soweit nicht schlimm wäre, wenn der Körpergeruch der Mehrheit
der Leute nicht übermäßig schlimm wäre
-blonde Haare und Albinos sind keine
Seltenheit
-es werden meist dreckige, kaputte
Sachen getragen
-Second Hand ist ein normales
Einkaufen, auch hier habe ich Sachen mit Löchern gesehen
-Shirts werden mit Absicht verkehrt
herum getragen (also Inneres nach außen), warum? Konnte ich nicht
herausfinden. Vermute die dadurch längere Tragezeit (ähnlich wie
beim berühmten Wendeschlüppi)
-dunkelhäutige Personen sind in der
Dunkelheit absolut nicht erkennbar
-Songs aus den 80er Jahren sind beliebt
-viele Männer tragen Bart
-99% der Einheimischen sind christlich,
das restliche Prozent sind die immigrierten Asiaten, die die
Supermärkte regieren
-95% der Autos sind Toyotas, 90% davon
Pick-Ups (braucht man bei den Straßen auch!)
-Coca Cola ist das Nationalgetränk
(wird auch vor Ort abgefüllt)
-Männlein wie Weiblein trägt ein
bilum (gewebte Umhängetasche)
-Korruption ist an der Tagesordnung
-Umweltverschmutzung leider auch (an
jeder Ecke Dreck, Plastik überall, nur für Dosen gibt es Geld,
Flaschen fliegen auf die Straße, der Abfall mischt sich mit dem Rot
der Betelnussspucke)
-85% Arbeitslosenrate
-Familie über alles!
FAZIT:
+
*die Menschen
*die Landschaft – von Küste über
Berge bis Urwald alles vorhanden
*die Kultur – über 800 Dialekte und
mindestens genauso viele Stämme!
*die Sprache (viele englische Wörter,
könnte man einfach erlernen)
*Früchte und Gemüse in Hülle und
Fülle, viel süßer und günstiger als in Dt.
*Englisch als eine der Landessprachen
-
*mangelnde Sicherheit
*Umweltverschmutzung
*Armut
*teures Land! (bis auf Obst+Gemüse)
*viele Ziele nur mit Flügen erreichbar
*keine öffentlichen Toiletten (was
aber vielleicht auch besser so ist)
Expect the Unexpected.
Hi Schwiegercousinchen,
AntwortenLöschenbin beeindruckt und wir drücken Dir die Daumen, dass Du gesund und munter weiterkommst. :-D
LG
die Bonner ;-)