"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Samstag, 11. Juli 2020

Neuseeland - Aale, Adrenalin und Alkohol

Nachdem wir Silja am Flughafen verabschiedet hatten, war der weitere Tagesablauf bereits verplant.
Da Sarah am längsten blieb und es ja sehr bald auch eine Zeit ohne mich geben würde, hatte sie sich mit einer möglichen Familie verabredet, auf deren Welpen sie tagsüber aufpassen sollte. Dafür bekommt sie Kost und Logis gratis. Während Sarah die Leute traf, hab ich im botanischen Garten mir die Zeit
vertrieben.

Dann sind wir wieder zur Autovermietung und haben unseren 5-Türer gegen eine kleine rote Dreckskarre eingetauscht. Unfreiwllig! Aber weil wir unsere Miete zu spät verlängert hatten, mussten wir uns nun eben mit einem Toyota Yaris begnügen. Der hatte zu wenig Druck auf den Reifen, das war uns und nicht der Vermietung aufgefallen. Haben sie dann vor Ort aber noch behoben. Unser anderes Auto hatten sie gar nicht mal genauestens gecheckt. 

Zurück bei Logan haben wir Burger gegessen und einen Film geschaut. Genug action für heute. Und irgendwie war die Stimmung auch komisch. Ich hab dann noch bei Etihad angerufen, um das zu erzählen, was mir die Angestellten bei Air New Zealand gesagt haben. Schon witzig, dass man jetzt einer internationalen Fluggesellschaft sagen muss, dass sie wohl doch nicht fliegen können...Ohne, dass mir Bescheid gesagt wurde, wurde ich dann noch von dem 15.7. auf den 24.7. umgebucht. Das war natürlich alles andere als toll (für mich schon), denn mit meinem Arbeitgeber war vereinbart, dass ich am 21.7. wieder arbeiten soll…

Neben der ganzen Recherchiererei mit meinen Rückflug galt es natürlich noch meine letzten Tage in Neuseeland schön zu gestalten! Und das sollte unter anderem in Paihia der Fall sein. Diesen Ort hatten wir beim ersten Mal auf der Nordinsel nur passiert. Dieses Mal wollten wir ihn uns genauer unter die Lupe nehmen. 

 

Couchsurfing bei einem Rentner 

 

Wir kamen bei Laurence unter. Laurence könnte man der Kategorie „Gentleman und Mann der alten Schule“ zuordnen. Er ist leidenschaftlicher (Hobby)Sänger und ich glaube manchmal einsam. Zumindest hat er uns sehr schnell in seinem Apartment vereinnahmt. Er ist älteren Semesters, super nett - aber fordert auch eine gewisse Aufmerksamkeit von uns. Nachdem wir Kartoffengratin gegessen haben, sind wir alle zusammen in eine Bar. Ich hab mir ´nen Drink mit Eiweiß für 18 Dollar bestellt – der war sein Geld jedenfalls nicht wert..

Es war nicht sonderlich viel los, war es ja auch Sonntag. In einer anderen Bar fanden wir aber ein witziges Spiel, bei dem man sich ne Maske aufsetzt und Ringe aufs Gesicht des Gegenübers wirft. Das war schön dumm und machte deshalb besonders viel Spaß :D 


Zurück bei Laurence im Apartment haben wir ihn gefragt, ob er nicht einen Song für Silja improvisieren könnte. Wir sagten ihm ein paar Infos und los ging´s. Silja hat gar nicht gecheckt, was wir ihr da per Whatsapp geschickt haben. Das war mega lustig.

Mit der kleinen roten Kugel sind wir am nächsten Tag nach Russel übergesetzt. In der Oke Bucht haben wir dann ein kleines Nickerchen gemacht. Naja, eigentlich nur Sarah, während ich die Zeit für witzige Fotos genutzt hab -  sorry Sarah :D 

 

Russell

Weiß jemand, was das mal war?

  

Gar nicht so einfach, die schlammigen Wege mit Turnschuhen zu meistern...




Dafür hatten wir dann aber diesen tollen Ausblick: 

 

Über den Feldweg sind wir zurück zu Laurence gefahren. Der meinte eigentlich, dass heute Freunde zum afrikanischen BBQ kommen, die kamen aber leider nicht. Für uns gab es das trotzdem. Nicht so meins… Aber lieb.

 

 

 

Adrenalin! Adrenalin! Adrenalin! Und noch ein Rekord.

 

Ich glaube das Wort habe ich in letzter Zeit öfter benutzt. Nunja, es verhielt sich in etwa so: Da wir nun schon landschaftlich viel gesehen haben, wollten wir jetzt unsere Kohle noch in Erinnerungen anderer Art investieren. Nachdem wir bereits den höchst möglich befahrbaren Wasserfall runtergerast sind, wollten wir nun den in Neuseeland höchst möglichen Fallschirmsprung für Normalos machen - aus knapp 6.100 Meter Höhe (in Deutschland max. 4.500m). Weltweit betrachtet geht das aber generell nur in Neuseeland und Amerika. Sarah hat mich auf den Geschmack gebracht.

Ich bin bereits zwei Mal aus einem Flugzeug gesprungen. Das erste Mal mit Anfang 20 in Deutschland, das zweite Mal auf meiner Weltreise in Argentinien. Und ich würde es immer wieder tun! So gingen wir am nächsten Tag zur Info und haben alles gebucht. Jedoch war das Wetter sehr wechselhaft, sodass es nicht sicher war, ob der Sprung stattfinden würde. Man würde uns anrufen. Na toll. Jetzt ist man da so spontan hin und voll heiß drauf, und dann könnte es sein, dass es nicht stattfindet…

Kerikeri Wasserfälle

Wir waren gerade auf dem Weg nach Kerikeri zu Wasserfällen, als der Anruf kam. Der Sprung findet heute statt! Sofortiges Bauchkribbeln setzte ein. Am Flugplatz angekommen wurden wir erst einmal gewogen und dann gab es mit anderen Fliegenden eine Einweisung per Video. Mit uns im Flieger saß eine Asiatin, die bei 16.500 Fuß rausspringen wollte. Das Wetter war weiterhin durchwachsen: sehr bewölkt und auf dem Hinweg hatte es geregnet. 

 

hier sind wir noch optimistisch

Nun saßen wir aber schon im Flugzeug. Die Kommunikation zwischen dem Tandemlehrer der Asiatin und dem Piloten lief über ein Klemmbrett, welches ich immer weitergereicht hab. Wir waren bereits an unseren Skydivemaster eingehakt. Es war Sarahs erster Fallschrimsprung und sie hatte sogar eine Frau als Tandempartner. Das ist eher selten würde ich sagen!

Wir stiegen jedenfalls höher und höher…und die Laune von dem Master der Asiatin wurde immer schlechter, weil er keine Chance zum Sprung sah. „Heavy rain on the ground“ hatte ich verstanden. Ich fand das alles sehr merkwürdig und scheiße, dass der hier die Stimmung so drückt. Hab echt kurz überlegt, ob es das alles wert war. Wäre ich Sarah oder die andere Springerin, hätte ich wohl sehr viele Bauchschmerzen jetzt. Sowas soll Spaß machen! 

 

Dann gab es wohl noch eine Misskommunikation zwischen ihm und dem Piloten, sodass er so richtig angepisst war. Und das arme Mädel hing da in seinem Schoß und musste sich fügen…Irgendwann fiel dann die Entscheidung, dass sie springen. Seitentür auf und tschö. Selbst da war Sarah noch ruhig. Respekt! 

 

Die Luft wurde dünn

Ich war tiefenentspannt. Dafür hab ich deutlich gemerkt (war ja eng mit ihm verbunden und saß in dessen Schoß), dass mein Skydivemaster hinter mir sehr viel schneller atmet als ich. War das gut oder schlecht? Aber Ruhe bewahren war die richtige Option. Denn ab etwa 4.000 Metern haben wir dann Sauerstoffmasken bekommen. Darauf waren wir schon vorbereitet. Und vom Tauchen her weiß ich, dass es förderlich ist, da nicht völlige Schnappatmung zu bekommen.

Sarah hatte zu ihrem Sprung ein Fotopaket dazugebucht. Da es nicht mein erster war, hab ich mir das geschenkt. Mein Sprungmeister hat trotzdem ständig mit seiner GoPro Fotos von mir gemacht – wohl in der Hoffnung, dass ich sie nachträglich erwerbe. Zwischenzeitlich hab ich ja schon gar nicht mehr dran geglaubt, dass wir überhaupt springen…Mich hat das jedenfalls dezent genervt.

 

Dann wurde es ernst

Sarah ist als Erste raus. Als ich kurz vor Absprung die Sauerstoffmaske abnahm, hab ich den Unterschied deutlich gespürt. Alles war super laut, die Tür noch geöffnet. Es ging super schnell, keine Zeit für klare Gedanken. Zur Tür gerobbt, hinsetzen, JUMP! Die minus 25 Grad kalte Luft schlug mir ins Gesicht. Ich konnte meinen Mund kaum offen halten, musste aber schreien. Sofort war alles trocken bei der Höhe und Geschwindigkeit. Herzrasen.Die ganzen Eindrücke konnte ich gar nicht so schnell verarbeiten. 

kurz vor dem Sprung

Meine Ohren hatten so derbe Probleme mit dem Luftdruckausgleich, dass das das Einzige war, was ich aktiv wahrnehmen konnte: meine schmerzenden Ohren. Ich hab versucht während des freien Falls einen Ausgleich zu schaffen – Fehlanzeige. Tja, da werden aus 40-60 Sekunden bei einem normalen Sprung schier endlose 85 Sekunden bei 6.100 Meter.

Dann öffnete sich der Schirm und ich hatte endlich die Chance, mit meinen in fette Handschuhe eingepackten Fingern meine Nase druckauszugleichen. Das half dann etwas. Der Regenbogen vor uns und der Sonnenuntergang hinter uns entschädigten für alles. Dazu die unglaublich schöne Landschaft...

Am Boden angekommen umarmten Sarah und ich uns. Für den Flug haben wir –wieder im Angebot – jeweils 445 Dollar statt 559 bezahlt. Sarah hat etwas mehr für´s Fotopaket draufgezahlt. Dafür hatte sie etwa 160 von 185 Fotos mit gleichem Motiv :D :D :D

Sie nahm es sportlich und stellte mir die, auf denen ich auch war, zur Verfügung <3

 

Die Reise geht weiter


Zurück bei Laurence half ich ihm dann noch für eine Werbekampagne einer Pizzeria, die er gerade am konzipieren war. Ich würde mal sagen seine Expertise darin ist ebenfalls eher von hobbyfachmännischer Natur. Was macht man nicht alles als guter Gast ;)

Damit mussten wir ihn allein lassen, denn es ging für uns weiter. Und zwar nach Kawakawa. Dort gibt´s nicht wirklich etwas Spannendes zu sehen, bis auf die öffentliche Toilette, die vom Künstler Hundertwasser in dessen typischen Stil gebaut wurde. Leider war die aber geschlossen. So blieben wir nur kurz im Ort und fuhren auch schon weiter, denn es hatte den ganzen Tag bereits geregnet.

 

Party-WG in Whangarei

Unser nächstes Ziel war Whangarei. Auch hier sind wir schon mal lang gekommen, aber auch hier gab es noch mehr zu entdecken. Sarah hatte den Host und dessen Wohngemeinschaft klar gemacht. Dieses Mal hatte ich absolut keine Ahnung, bei wem wir unterkommen würden. Unser Couchsurfing Host Nick wohnte mit zwei weiteren Mitbewohnern und einem Hund in einem riesigen Haus. Die Jungs waren bereits in Partylaune, als wir ankamen. Doch der Abend blieb dann noch ruhig. 

 

Kauris

Das war gut so, hatten wir für den nächsten Tag wieder ein paar Sachen auf der todo: Wasserfälle, den Kauri Park (große, landestaypische und wunderschöne Bäume!) sowie den botanischen Garten. Leider war auch heute ein sehr wechselhafter Tag… 

 

Eingang zu einer Höhle

Bevor wir aber zum Haus zurückkehrten, gingen Sarah und ich relativ unvorbereitet in die bekannten Abbey Höhlen. Wir wussten, dass es dunkel und nass werden würde. Deshalb ließen wir unsere Wertsachen im Auto und kamen schon in Flip Flops hingelaufen. 

 

 

 

Eine gute Taschenlampe hatten wir dann noch von Nick bekommen. Durch den Regen der letzten Tage war aber viel Wasser in den Höhlen, sodass wir nicht sehr weit rein kamen. Okay, lag vielleicht auch an der Tatsache, dass Nick meinte, dass es hier Aale gibt. Aber auch das Wasser war verdammt kalt. Naja und die Umgebung matschig. Aber das war auch irgendwie witzig. Expedition unvorbereitet musste abbrechen. 

Höhle 1:

 

Höhle 2: 


Die Kriegerinnen haben das Abenteuer überlebt!

Mehr Erfolg verhofften wir uns vom Aufstieg auf den Mount Manaia einen Tag später. 1060 Stufen und 45 Minuten hat es nur gedauert. Die Sicht war super! 

Am Fuße des Mr. Manaia
da ging es hoch

Aussicht hat entlohnt

Nur wurden wir auch hier auf dem Rückweg wieder nass. Zuerst harrten wir unter Sarahs Regenschirm aus, dann entschieden wir uns aber, einfach durchzuziehen. Wir machten noch einen Abstecher zum Strand, denn es hatte aufgehört zu regnen (hier bereiteten wir schon ein Geburtstags-Gruß-Video für Silja vor) und schauten uns den Sonnenuntergang an der Smugglers Bay an. Das war richtig nice. 

Zurück in der WG war Nick allein. Seine Jungs waren bei einem Konzert, kämen vor 2 Uhr nicht nach Hause. Nick war ein bisschen gemütlich eingestellt, obwohl eine Party im Raum stand. Dann haben Sarah und ich eins unserer letzten Dosengetränke aus Auckland gezischt und ich hab gute Partymukke rausgesucht, da kam Nick auch in Stimmung. 

 

Drei Leute sind eine Party! 

Er zog überraschenderweise eine Kostümkiste hervor. Da konnte ich mich natürlich nicht mehr halten. Ich liebe Verkleiden, Mottopartys, Fasching und Co! Und zack, die Stimmung war sooooooo meeegaaaa, dass wir dann zu dritt Limbo tanzten, Beerpong und Dart spielten. Okay, vielleicht war dann noch mehr Alkohol im Spiel, aber wir hatten so viel Spaß und das nur zu dritt, ich war beeindruckt. 

Dann kamen die anderen Jungs dazu und wir hatten ne richtige Hausparty. Trotz erhöhtem Alkoholpegel konnten wir die Jungs aber leider nicht überreden, für uns einen Harka vorführen. 

Nach nur drei Stunden Schlaf haben Sarah und ich uns dann leise davon geschlichen, weil wir zurück nach Auckland mussten und unterwegs mit einem weiteren Couchrufing Gastgeber verabredet waren, aber die anderen nicht aufwecken wollten.

Sarah fühlte sich im Stande, zu fahren. Wir hielten kurz an einem Bauernmarkt und dann noch am Langs Strand, um etwas Sonne zu tanken. In den Manganai Heads sind wir zufällig Gast eines Samstagsmarkts geworden. Dann lief im Radio ein Song (Surf Mesa – ILY), den ich sowieso schon mega finde. Das in Kombination mit Sonne, Sarah und meiner guten Laune waren Glücksgefühl pur.Ich genieße jeden letzten Moment dieser Reise. 


Am Langs Beach

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