"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Dienstag, 21. Juli 2020

Neuseeland - der große Abschied

hier verschwimmen die Grenzen

Zwei Tage vor meinem nächsten Rückflugversuch sind Sarah und ich noch einmal etwas wandern gegangen. Mit Logans Auto fuhren wir zum Kitekite Falls track, den wir in einer Stunde absolviert haben. Danach machten wir den Mercer Bay Loop Walk - ebenfalls in einer Stunde. Wie schön es hier war! Auch wenn das Wetter wieder sehr wechselhaft war: eine tiefe Wolkendecke hing über uns, leichter Nieselregen begleitete uns. Ich passte mich der Stimmung an und wurde melancholisch. Ich glaube, dass ich erst genau jetzt und hier begriffen habe, dass meine Reise nun wirklich zu Ende ist. Und das brach mir das Herz, denn so eine geile Zeit lässt sich nicht wiederholen. Auch nicht, wenn ich hier geblieben wäre. Dann wäre Sarah irgendwann geflogen und dann blieben mir zwar noch die schönen Orte, aber die Menschen, die sie noch schöner machten, waren dann beide weg. Zumindest redete ich mir so meine Rückkehr schön. 

 

Gut dass Sarah dabei war, alleine hätte ich wahrscheinlich geheult. So hab ich es runtergeschluckt. Kopf gerade rütteln und nach vorn schauen! Am Karekare Strand haben haben wir dann noch schwarzen und blauen Sand vorgefunden. Wirklich, blau! Kommt auf den Bildern leider nur bedingt rüber.. Auf dem Rückweg tankten wir Logans Auto voll, gingen einkaufen und chillten am Abend. Die letzten Tage waren aufregend genug.

Mein vorletzter Tag in Neuseeland, es war Samstag. Wir sind zum French Market gefahren und konnten uns bei vielen Händlern durchprobieren. Leckere Schoki und Limoncello waren nur ein paar der köstlichen Proben. Ein Markt reicht uns ja nicht, weshalb wir zum Catalina Bay Markt weiterzogen. Der war so gut wie vorbei, weshalb wir dann auch noch mit etwas Charme und Glück Cupcakes geschenkt bekommen haben. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die Freude bereiten können…

Ein letztes Mal sind wir zu unserem Lieblingssupermarkt „Pak n Save“ gefahren. Hier hab ich ein paar typisch neuseeländische Dinge für meine Lieben zu Hause und mich besorgt (unter anderem Schokolade und Manuka Honig). Da es Samstag war, wollte ich unbedingt nochmal feiern gehen, bevor ich nach Deutschland zurückkehren würde. Denn da sah es ja mit den ganzen Coronaregeln viel strikter aus als in Neuseeland. Doch bevor Sarah und ich loszogen, sind wir noch mit Logan und dessen Tochter Billard spielen gegangen. Er hat uns dann wieder an der K Road abgesetzt, von der unsere Partynacht startete.

Weil wir etwas zu früh dran waren, haben wir im Park noch einen kleinen heimlichen Umtrunk zu uns genommen (Alkohol trinken ist in Öffentlichkeit nicht erlaubt), bevor wir das Nachtleben unsicher gemacht haben. Heute waren auffällig viele Homosexuelle hier unterwegs. Aber die wissen ja für gewöhnlich am besten, wie man Party macht. Und wir mittendrin: In den Clubs ging es heiß her. Unbewusst sind wir auch in einem Schwulen- und Lesbenclub gelandet. Aber damit hatten Sarah und ich gar kein Problem. Alle haben so richtig wild gefeiert :D

 

Sarah wollte dann irgendwann zu Logan und ich konnte aber nicht genug bekommen, weshalb ich noch ein bisschen blieb. Da mitten in der Nacht – sagen wir besser am frühen Morgen – nix zu Logan fuhr, versuchte ich, per Anhalter in etwa in seine Richtung zu kommen. Geling mir leider nicht. Also entschied ich mich, nach einer durchtanzten Nacht, 10 Kilometer zu Fuß zurück zu Logan zu laufen. Am Anfang habe ich geflucht, aber zum Glück hatte ich Turnschuhe an. Deshalb bin ich einen Teil der Strecke sogar gejoggt (den schönen am Meer) und habe währenddessen den Tag anbrechen sehen. Etwa vier Kilometer vor meinem Ziel hielt dann noch eine Frau neben mir an und wollte mich mitnehmen. Da war aber bereits mein Ehrgeiz geweckt und ich wollte den Weg komplett laufen. Das war für mich auch eine Art des Loslassens von dieser Reise mit jedem Schritt, den ich ging. Ich war traurig, aber auch voller tiefster Zufriedenheit und Wohlgefühl.

Ganze 2,5 Stunden habe ich gepennt. Dann gab es für mich das traditionelle Pancakefrühstück. Ich lief ein letztes Mal zum gegenüberliegenden Strand. Die Sonne schien. Tief durchatmen!

 

Nun muss ich wirklich gehen.

 

Logan war so super lieb und fuhr Sarah und mich zum Flughafen. Sarah ist heute selbst auch geflogen, allerdings „nur“ zurück auf die Südinsel, nach Christchurch. Denn hier hatte sie eine neue Aufgabe gefunden: Auf Loki aufpassen, einem süßen weißen Welpen, während dessen Herrchen arbeiten. Doch das machte es mir auch irgendwie leichter, dass sie auch weiterzieht.

Naja und so entspannt wie Logan eben war, meinte er auch, erst kurz vor knapp losfahren zu müssen. Das würde locker reichen für Sarahs inländischen Flug (sie war als Erste dran). Tatsächlich war dann unterwegs aber Stau und Logan hatte sich darüber hinaus noch verfahren. Ich war bereits mehr als angespannt aus Angst, dass Sarah ihren Flug verpasst. Da will ich nicht wissen, wie es Sarah gerade ging! Richtig unangenehm war mir das vorn auf den Beifahrersitz…

Letztenendes kamen wir rechtzeitig an. Was aber bedeutete, dass keine Zeit für epische Abschiede war. Das war vielleicht auch gut so? Oder sogar Logans Absicht? Ich drückte Sarah ganz fest und dieses Mal konnte ich meine Tränchen nicht unterdrücken. Ich hatte kleinste Bedenken, die Restzeit nur mit ihr zu verbringen. Und das völlig unnötig. Mit Sarah habe ich noch einige adrenalinhaltige Momente erlebt. Aber auch Nachtleben, Natur und fast das Schönste von allem: viele gemeinsame Lacher. Und das alles ging hier jetzt gerade zu Ende.

Als ich dann wieder ins Auto musste, um mit Logan zum internationalen Abflug zu fahren, war es dann vollends vorbei bei mir. Die Tränen kullerten nur so über meine Wangen. Und Logan versuchte, die Situation souverän zu händeln. Er hat mir sogar angeboten, ihn zu heiraten, damit ich eine Greencard bzw. Aufenthaltsgenehmigung erhalte. Ich werde darüber ernsthaft nachdenken ;) Jedenfalls war ich sehr dankbar und froh, dass er mich als letzte Person in Neuseeland verabschiedete und mich mit Humor von der ganzen Situation ablenkte. 

Reisen in Zeiten von Corona

Zwei Stunden stand ich im Check-In. Und dann durfte ich tatsächlich das Flugzeug betreten, bin direkt nach Dubai geflogen und von dort weiter nach Frankfurt. Ich war am 20.7. 18 Uhr in meiner Wohnung, um am 21.7. pünktlich 9 Uhr meine Arbeit zu beginnen. Im Schleudersitz zurück in den Alltag. Und gefühlt weit weit weg von einer der geilsten Zeiten meines Lebens. Danke dafür, Sarah und Silja!  

 

Eine Gesamtstatistik meiner fünf Monate in Neuseeland hab ich leider nicht für euch. Wir sind nämlich irgendwann vom Touristatus zum Vanlife-Status übergegangen und dann kam auch noch Corona und zerschlug eh alle unsere Pläne…sodass ich nur ein paar Fakten der Nordinsel-Statistik erneuern kann:

 

-wir sind mit Queenie 11.718 Kilometer gefahren

-hatten uns danach noch zwei Mietautos geholt (Kilometer unbekannt)

-haben bei 21 fremden Personen übernachten dürfen (ich bei 22), davon war nur eine Übernachtungsmöglichkeit ein Paar, eine ein Mädel. Ansonsten hatten die Herren die Ehre :) Und wir das Glück, unter anderem dadurch so einzigartige Erlebnisse erfahren haben zu dürfen

-hatten mittlerweile so oft Regen, dass wir ihn nicht mehr zählen wollten :D

-haben uns insgesamt 0 Mal gestritten!

-es ging nix weiter verloren oder kaputt – bis auf Queenie diverse Male (Platten und zwei Mal liegen geblieben)

 

Kommen wir zur spannendsten Frage: Wie viel hat mich der Trip gekostet?

Für das Leben (insgesamt 20 Wochen) in NZ inkl Vanmiete, Spit, Lebensmittel und Miete zum Lockdown hab ich 3328 Euro ausgegeben. Die eigentlichen Flugkosten beliefen sich auf 938 Euro für Hin- und Rückflug. Wären wir bei 4266 Euro komplett, wenn nicht noch der zweite Zusatzflug durch den terminlichen Zeitdruck dazugekommen wäre, der mit gut 1.200 Euro zu Buche schlägt. Wie ihr seht, bin ich wieder echt günstig unterwegs gewesen, was zum einen daran liegt, dass wir viele Kosten durch 3 teilen konnten. Zum anderen, dass wir durch Corona super Preise für Unternehmungen hatten und sowieso Glückskinder sind.

Würde ich alles wieder genauso machen? 

Auf jeden Fall. Bis auf eine Sache: Ich würde das nächste Mal nicht nach Deutschland zurückfliegen, weil es andere von mir verlangen…

In diesem Sinne: Es lebe die Freiheit!

Bis zur nächsten Reise.

Eure Caro.

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