"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Dienstag, 20. Dezember 2022

Kanada - Niagarafälle


Auf meinem Weg Richtung New York wollte ich unbedingt noch einen Zwischenstopp bei den Niagarafällen einlegen. Ich habe meiner Freundin Kate aus Toronto von meinen Plänen erzählt, die ich in Halifax im Hostel kennengelernt hab. Und sie war so spontan und meinte, mitkommen zu wollen. Das fand ich natürlich richtig nice! 

Kate war zwar schon einmal bei den Niagarafällen, aber noch nie im Winter. Und im besagten sehen die Fälle noch einmal anders aus bzw. gibt es ein spezielles Programm (vor allem an den Wochenenden): 

Besondere Weihnachtsbeleuchtung, kleine Veranstaltungen, das Beleuchten der Fälle in den unterschiedlichsten Farben sowie ein Feuerwerk. 

Da wir den Freitag zuvor noch zusammen feiern waren, entschieden wir uns für den Zug 10 Uhr. Wir hatten mal wieder Glück und die Zugfirma "Go Train" hatte ein spezielles Angebot für Wochenend-Reisende, sodass ich für die einfache Fahrt nur 10 Dollar bezahlt hab (Kate 20, da sie zurück nach Toronto fuhr).

Ich hatte mich um die Unterkunft gekümmert und natürlich als erstes instinktiv Couchsurfing durchforstet. Da gibt es aber tatsächlich nur zwei aktive Gastgeber vor Ort. Einer war an dem Samstag nicht vor Ort, der andere sagte mir zu und ein paar Tage vor unserer Ankunft wieder ab. Ich war trotzdem noch mit dem, der nicht da war, in Kontakt. Othello sein Name. Und wie es das Schicksal mal wieder gut mit mir meinte, stimmte er am Ende doch zu, uns für eine Nacht zu beherbergen. 

Othello war in Toronto und sollte erst spät abends wieder zu Hause sein. Nur Dank einer Referenz, die ich von einem anderen Couchsurfer, mit dem ich in Montréal etwas unternahm, erhielt, und der selbst bei Othello zu Gast war, hatte der Gastgeber so viel Vertrauen, dass er seine Haustür von Toronto aus entsperrte und wir unsere Sachen schon einmal abstellen konnten. Dann galt es, die Umgebung zu erkunden. 

Disneyland für Erwachsene

Wir liefen ins Zentrum (ca. 40 Minuten) und ich hatte direkt mit einer Reizüberflutung zu kämpfen: Überall Musik, Lichter, Bewegung. Hier ein Indoor-Vergnügungspark, da ein Restaurant, dort ein Souvenirshop. Und das in unzähligen Ausführungen. 


Ich hatte irgendwie die Vorstellung, dass die Fälle atemberaubend sein werden, gelten sie doch mit zu den bekanntesten der Welt. Nicht die höchsten oder breitesten, aber mit 57m immer noch imposant. Dachte ich. Wir liefen auf die Fälle zu, die zur amerikanischen Seite gehören und ich war tatsächlich wenig beeindruckt.


"amerikanische Niagarafälle"

Blick auf die kanadischen Fälle

Irgendwie nett, aber mehr auch nicht. Da haben mich die Foz do Iguacu in Brasilien mehr beeindruckt. Doch je näher wir an die kanadischen Fälle kamen, desto spannender wurde es auch. Die Menge der Touristen, die heute hier zusammen mit uns waren, war angenehm. So gelang es uns auch, einen recht guten Platz direkt an der Kante der Fälle zu erhalten. Und das war dann doch sehr beeindruckend. Diese Wassermassen, die da 2 Meter vor deinen Füßen in die Tiefe stürzen...Ich hätte stundenlang zusehen können! Aber es wurde auch schon wieder kälter und Kate und ich wärmten uns im angelagerten Infocenter auf, bevor wir die Lichtershow und das Feuerwerk ansehen wollten. 








Und auch das fand ich toll. Genauso wie die weihnachtliche Umgebung. Die Hauptstraße, die gefühlt zehn Meter von den Fällen vorbeiführte, war wiederum irgendwie uncool. Aber die Lichter und das Feuerwerk haben es mehr als kompensiert. Ich liebe Feuerwerke ja sowieso und das war eine echt spezielle Atmosphäre! Und als das Feuerwerk aufhörte, fing es an zu schneien. Richtig fette Flocken. Das war wild. Und schön. 


Kate und ich aßen noch bei einem Inder zu Abend und liefen dann den Weg wieder zu unserem Gastgeber Othello. Der war mittlerweile auch zu Hause, wir quatschten noch ein bisschen und dann war es auch schon Zeit, ins Bett zu gehen. Oder sagen wir, wir versuchten es. Denn Kate und ich mussten uns eine recht übersichtliche Couch teilen. Aber irgendwie geht immer alles. 


Zu Fuß in die USA 

Am nächsten Früh bin ich überpünktlich aufgestanden und mit Kate weitergezogen. Sie zurück Richtung Toronto, ich über die Rainbow Bridge zu Fuß in die USA. Fast hätten wir noch den Bus verpasst, sodass ich mit meinem ganzen Gepäck noch einen ordentlichen Sprint hinlegen musste. Aber hat doch geklappt. Kate hat mich noch bis zur Brücke gebracht und musste dann umkehren, weil man nach dem Bezahlen von einer kanadischen Dollarmünze in einem Drehkreuz (warum?) nur noch eine Richtung zur amerikanischen Immigration hatte. 

Ich hatte so noch die Chance, die amerikanische Seite der Fälle etwas genauer anzuschauen. Die Einreise in die USA war übrigens sehr unspektakulär. Ich war die einzige Reisende vor Ort (es war Sonntag gegen 9 Uhr). Der Beamte fragte ich ein paar Sachen und durch ein weiteres Drehkreuz war ich auch schon in den USA. 

Grenzkontrolle/ Immigration








11 Uhr sollte mein Bus hier abfahren, der mich in 9 Stunden nach New York bringen sollte. Für 56 US-Dollar. Ich ab mich absichtlich für diese Art des Reisens entschieden, weil ich zum einen etwas vom Land sehen wollte, dann aber auch Zeit für die Verarbeitung der letzten Erlebnisse haben wollte, bevor mich das verrückte New Yorker Leben einholt. Und ja, die hatte ich auch, denn das Wifi an Bord hat nicht funktioniert, sodass ich auch nicht (wie geplant) ein bisschen am Laptop arbeiten konnte. 

Dafür war die Fahrt aber ganz angenehm. Mit einer kleinen Verspätung von etwa einer halben Stunde war ich dann tatsächlich in New York angekommen. 


Kleines Zwischenfazit nach drei Monaten Kanada (oh mein Gott, wie die Zeit verfliegt!):

Ich liebe es hier! Die Menschen sind sehr offen, nett und hilfsbereit. Zwar nicht so überschwänglich wie in Halifax, dennoch um Einiges besser als im oftmals sehr grummeligen und skeptischen Deutschland (verallgemeinern möchte ich das natürlich nicht). Die Lebenserhaltungskosten hier sind deutlich teurer als in Deutschland, gerade was Kosmetik und gesunde Ernährung angeht. Und je weiter westlich ich omme, desto schlimmer wird es. Aber die Preise in Deutschland scheinen ja auch angezogen zu haben...

Und noch ein kurzes finanzielles Update: 
Ausgaben in den ersten drei Monaten: ca. 3.300 Dollar (da hab ich sicher ein paar Kaffee vergessen zu berechnen :D)
Einnahmen in den ersten drei Monaten: ca. 2000 Dollar 
[ich war bei der Kalkulation selbst positiv überrascht :D]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen