"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Montag, 5. Dezember 2022

Kanada - Big city life (Ottawa)

Der Couchsurfer David, mit dem ich die Weihnachtsmärkte Montréal erkundet hab, wurde dann auch spontan zu meinem Gastgeber in Ottawa. David hatte zwar noch keine Referenz als Gastgeber, aber ich habe ihn ja nun bereits real kennengelernt und er scheint ein echt netter Kerl zu sein. 

So hab ich mich entschieden, meine erste Nacht in Ottawa auf seiner Couch zu verbringen. Für die weiteren Nächte hatte ich bereits einen anderen Gastgeber. Ich dachte, David sei darauf eingestellt, ist er doch bei Couchsurfing und hat es von sich aus angeboten. Aber tatsächlich sind wir dann noch Bettzeug einkaufen gefahren. Das war mir echt unangenehm, aber David meinte, er bräuchte es dann eh noch. Sehr süß! Das hab ich bisher noch nicht erlebt :D 

Und was mir direkt auffiel: Hier sprechen die Leute wieder Englisch. Und ich verstehe sie. Und das, obwohl Ottawa direkt an der Landesgrenze zu Quebec liegt und damit die meisten Menschen auch Französisch können. Aber Englisch dominierte und ich war sehr froh darüber :)

Mein neuer spontaner Gastgeber ist Mexikaner und lebt mit einer Hand voll seiner Landsmänner (und gleichzeitig seine Angestellten) in einem Haus etwas außerhalb des Zentrums. Und mit ihnen zusammen ein junger Bernhardiner. Ich liebe Hunde und habe durch meine Zeit im Tierheim auch schon viel erlebt, aber dieser hat selbst mich verängstigt. Jung, wild und laut. Ein haariger Rambo ohne Anstand. Der mich umrämpelte, ankläffte und mich als Feind ansah. Zum Glück hatte David ihn unter Kontrolle. Alleine mit dem Hund wollte ich jedoch nicht bleiben...

Ich schlief mit Ohrenstöpseln und Schlafmaske, mussten die Jungs früh raus für ihren Job. David hatte einen Zahnarzttermin und konnte länger pennen. Auf dem Weg zu diesem setzte er mich an den Hog´s Back Wasserfällen ab. Es war schon wieder echt frisch und ich zu kühl angezogen. Also nicht lange verweilen und weiter gen Zentrum (etwa 10km). Dort dann noch etwas rumgebummelt bis ich abends wieder mit dem Bus zu David gefahren bin, der mich dann mit Sack und Pack zum neuen Gastgeber gefahren hat (guter Mann <3). 



Hotel Chateau Laurier

Parliament hill


die Basilika von außen

die Basilika Notre Dame von innen

ByWard market



Vom Gastgeber ohne Schlafmöglichkeit zur Schlafmöglichkeit ohne Gastgeber

Ich liebe Couchsurfing und den Spirit dessen Mitglieder. Ich treffe dort immer wieder außergewöhnliche Menschen - oder wie in diesem Fall eben auch nicht. Ich hatte mich vorab echt bemüht, relativ zentral in Ottawa unterzukommen. Die Abgeschiedenheit von Brossard zu Montréal brauchte ich nicht gleich wieder. Aber das geling mir nicht sehr gut, sodass es am Ende zur folgender Übernachtungssituation kam:

Mattie, ein sehr aktiver und mit überdurchschnittlichen vielen positiven Bewertungen ausgezeichneter Gastgeber bot mir an, in seinem Haus unterzukommen, währenddessen er selbst beruflich in Europa war. Seine beiden Kumpels würden auf mich aufpassen und mir das Haus zeigen. Und so kam es auch. Mattie gründete vorab eine Whatsappgruppe und ich wurde da bereits herzlich aufgenommen. 

happy couchsurfing!

Genauso herzlich wurde mir dann die Tür zum Haus vom Kumpel geöffnet. Und was hatte ich mal wieder noch mehr Glück: Neben einem eigenen Zimmer mit meeeegaaaa tollen Bett hatte das Haus auch einen beheizter Außenwhirlpool, den ich die nächsten Tag dann auch mitbenutzte. 

Das Haus war perfekt gelegen und ich so dankbar für das Vertrauen und diese Gastfreundschaft! Ich bin mal wieder sprachlos...So ähnlich hatte ich es ja in meinem Neuseeland-Abenteuer erlebt. Aber das war noch eine Stufe krasser.

Volle Tage, müde Füße 

Meinen Aufenthalt in der Landeshauptstadt habe ich etwas länger veranschlagt (5 Tage), als viele raten würden. Aber da ich auch hier Touren in den Ministerien gebucht hatte (und die durchaus beliebt und daher mit nur noch wenigen Optionen verfügbar waren) und auch den Tag abwarten wollte, an dem die Nationale Kunstgalerie Kanadas freien Eintritt bot (jeden Donnerstag zwischen 17 und 20 Uhr: www.gallery.ca/visit/admission -> 20 Dollar + tax gespart ;), wurden es eben 5 Tage. Außerdem gab es auch in Ottawa einen Weihnachtsmarkt *wohoo

Obwohl Matties Haus sehr zentral war, bin ich sehr viel gelaufen. Weil ich es mag. Und weil ich sonst auch nicht wirklich Sport mache, dafür aber die süßen Vorzüge des Stadtlebens genieße ;) Die Zeit, ich ich über habe, fließt in die New York-Planung. Denn da will ich natürlich auch die volle Zeit bestmöglich ausnutzen.

Ich erkundete Chinatown (und dort, dass ich mein Portemonnaie im Haus vergessen hab, also wieder 30 Minuten zurück laufen und dann nochmal los), den Parlamentshügel, die Innenstadt, Märkte, dies und das und die Regierungsgebäude. Im Gegensatz zu Quebec, wo die Gesetze für die Provinz gemacht werden, wird hier landesweit entschieden. Und hier wirkt auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau. 

Wenn gerade keine Sitzungen sind (die zum Teil auch öffentlich zugänglich sind oder per Schalte übertragen werden), kann man den Senat (aktuell bis 2030 in der ehemaligen Bahnhofshalle untergebracht, da das eigentliche centre block Gebäude mit Glockenturm renoviert wird) und das "confederation building" besichtigen. Im Senat werden übrigens Gesetzesentwürfe erarbeitet und im Parlament dann bestenfalls verabschiedet. Dieses Mal war ich nicht die Einzige zur englisch-sprachigen Führung ;) 

im Senat
im Senat

Ob das Dacht im überdachten Parlamentsinnenhof geöffnet werden kann oder ob es eine Kleiderordnung für die Sitzungen dort gibt, konnte mir die studentische Tourenleiterin leider nicht beantworten. Dafür aber viele andere Fragen ;) 

das confederation building

Ottawa hat einen ganz anderen Eindruck bei mir hinterlassen als bspw. Montréal. Von der Einwohnerzahl deutlich kleiner, scheint die Landeshauptstadt etwas verschlafen. Es war hier besonders kalt (hat geografische Gründe) und auch die Menschen kamen mir etwas unterkühlt vor. Vielleicht lag das aber auch an der überdurchschnittlich hohen Anzahl von Anzugträgern. Einige Leute, mit denen ich in Kontakt kam, arbeiteten für die Regierung. 

Ottawa ist aufgeräumt, geordnet. Zwar gibt es hier auch einen (!) Nachtclub, der elektronische Musik spielt. Der setzt jedoch bereits 2 Uhr seine Gäste vor die Tür. Ich selbst war nicht da, hat mir David aber so erzählt. Im Kontrast dazu habe ich hier den ersten Laden gesehen, in dem Pilze verkauft werden. Damit meine ich nicht die, die man zum Zwecke der Nahrungsaufnahme zu sich nimmt (...). Und das legal, in der Hauptstadt...schon irgendwie witzig. Einen Berliner Döner gab es auch, aber auch den hab ich nicht probiert (das Verlangen nach drei Monaten Kanada hält sich noch in Grenzen. Mit ca 14 Dollar auch kein Schnapper).

Apropos deutsche Tradition: Pünktlich zum 1. Dezember hab ich mir einen Weihnachtskalender beschafft. Gibt es auch relativ verbreitet. Der, für den ich mich entschied (günstigste Option), hatte auch die schlechteste Schokolade, die ich bis dato im Land probiert hatte. 

Meine Highlights Ottawas waren die nationale Kunstgalerie (für die 3 Stunden Zeit echt knapp sind) und tatsächlich der Weihnachtsmarkt. Neben dem Außengelände liegt eine große Halle, in der sonst Märkte stattfinden. Dort gab es eine Art Weihnachts-Flohmarkt mit Ständen zwischen Handwerk und Second-Hand.

in der nationalen Kunstgalerie

Der Weihnachtsmarkt hat hier übrigens nur am Wochenende geöffnet. Der Hype wie in Deutschland scheint nicht so ausgeprägt zu sein. Unter der Woche will niemand abends im Kalten draußen stehen...Und hier ist es halt auch wirklich kalt (die -2 Grad fühlen sich wesentlich unangenehmer an, als man denken mag) :D 

Nächster Halt: Toronto! 



Mein Fazit zu Ottawa:

Ich finde nicht, dass man diese Stadt auslassen sollte. So hab ich das von einigen Reisenden mitbekommen. Klar, wenn man vielleicht nur 3 Wochen Zeit für einen Kanadaurlaub hat, gibt es sicher spannendere Orte. Aber wenn man ein bisschen mehr Zeit hat, so wie ich, würde ich unbedingt auch Ottawa besuchen. Ich finde es faszinierend, welch einen kleinstädtischen Eindruck die Stadt auf mich macht, obwohl sie Regierungssitz des flächenmäßig zweitgrößten Landes der Welt ist. Besucht die Museen und Regierungsgebäude! 

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