"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Sonntag, 18. Dezember 2022

Kanada - Big city life (Toronto)

Toronto also. 

Mit einer Mitfahrgelegenheit, die dieses Mal auch planmäßig wie vereinbart abfuhr, machte ich mich auf den Weg zur Millionenstadt. Es war ein Samstag, der letzte Abend in Ottawa ist etwas süffisant geendet. Ich fuhr also mit einem Kerl, der jünger war als ich und indischer Abstammung, allein in seinem Auto nach Toronto. Soweit alles gut. Nur als er stundenlang Schnulzen-Popsongs spielte, da musste ich mich einschalten :D 

Er setzte mich an einer Metro-Haltestelle ab und ich fuhr zu meinem neuen Couchsurfing-Gastgeber, Sud (ebenfalls indische Wurzeln). Da in Toronto Schnee lag, musste ich in der Metro schnell noch die Turnschuhe gegen meine Wanderschuhe eintauschen. 

Sud begrüßte mich herzlich. Er wohnt im 17. Stock eines modernen Hochhauses, in dem es nicht nur ein Fitnessstudio (welches ich nie besuchen werde :D) und Billardtisch gibt, sondern in den unteren Etagen mehrere Ebenen für Shopping und ebenso eine Metro-Haltestelle im Haus. Heißt: Sud kann quasi im Jogger aus der Tür in den Aufzug und im hauseigenen Shoppingcenter vom Apfel bis zur Zahnbürste alles einkaufen. Und wird bei Regen praktischerweise auch nicht nass, wenn er zu den Öffis muss. Eigentlich ganz bequem! Dafür brauchte ich aber auch so 40 Minuten ins Zentrum. 

Glücksgefühl

Den ersten Tag in Toronto nutzte ich, um bei schönem Wetter den High Park anzuschauen. Mein eigentliches Highlight hier war aber nicht der integrierte gratis Zoo, sondern das Telefonat mit Sonia. Sonia von Alaskan Aventure. Dem Hundeschlittentouren-Anbieter im Norden von Montréal, mit dem ich schon seit Mitte Oktober in Kontakt über eine mögliche Anstellung für die bevorstehende Wintersaison war. Das Telefonat war quasi die finale Zusage über die Beschäftigung und die Dinge, die wir vorab besprochen haben (Dauer, Vergütung,..). 

Ich hatte zwischenzeitlich Bedenken, ob es mit dem Job überhaupt noch klappt. Denn Sonia wollte mich gern schon zum Weihnachtsgeschäft vor Ort haben. Ich hatte ja aber nun schon die New York Pläne und konnte da auch nicht mehr von abweichen, denn es war ein Bekannter mit involviert und der hatte seine Flüge schon gebucht. Also hieß es: Alles oder nichts. Entweder diese Firma oder aber keine Huskyfarm für mich. Denn ein weiteres Angebot dieser Art lag mir nicht vor. 

So war es also nun fest: Ich werde ab dem 4. Januar bei Alaskan Aventure als Fotografin anfangen! Im Bewusstsein beider Seiten, dass ich das nicht professionell ausüben werde bzw. nie fundiert gelernt hab. Ich habe privat eine Leidenschaft für´s Fotografieren. Dafür bezahlt worden bin ich jedoch nie. 

Dazu kommt, dass es mit einer für mich bis dahin unbekannten Kamera sein wird, die die Firma mir stellt. Und was noch besser ist: Mir werden auch eine Winterjacke sowie Skihose gestellt. Perfekt! Muss ich mich also nur noch um Schuhe kümmern...Ich bin direkt aufgeregt! Einer meiner größten Träume geht in Erfüllung-  für eine Huskyfarm zu arbeiten - und ich kann trotzdem auch meine Reisepläne für Jahresende realisieren. Was für ein Glückskind ich doch bin <3 

Sonia hatte auch ein paar Bedingungen vorab gestellt: Dass ich Französisch sprechen sollte und am besten mobil sein sollte (Stichwort Auto). Weil die Anlage sehr abgelegen sein soll. Eine Unterkunft wird mir auch nicht gestellt. Das könnte wirklich etwas schwierig werden, liegt das Unternehmen im höherpreisigen Skigebiet. Das schlägt sich sicher auch auf die Mieten nieder :O Aber das wird sich sicher alles regeln lassen!

Okay. Also noch ein paar Punkte mehr auf der todo-Liste (außer dem Autokauf, das war keine Option für mich), neben der Urlaubsplanung für New York, meiner weiteren Reiseplanung und eben auch wieder Jobsuche. Denn ich wollte ebenfalls etwa drei Wochen in Toronto verbringen und die nicht nur rumbummeln! Ein bisschen mehr zur Jobsuche erfahrt ihr hier.


Die Sightseeing-Liste abarbeiten...

Toronto hat mich sofort in seinen Bann gesogen. Allein an meinem ersten Tag hier hab ich schon so viel Abwechslung gehabt und diverse Dinge gesehen...Das liebe ich! Und natürlich gibt es hier auch verschiedene Weihnachtsmärkte, die ich nach und nach besuchen will. Ich traf mich abends mit Sud in der Innenstadt auf einen Drink und schon war der erste Tag auch vorüber. 

Weihnachtszauber auf dem Nathan Phillips Square

  

eine Bar mit dezenter Weihnachtsdeko :D

Auf Empfehlung Suds habe ich mir am nächsten Tag eine vorgelagerte Insel angeschaut (Ontario Place). Ganz nett aber nicht super spektakulär. Dann ging es weiter zur Graffiti Alley, nach Chinatown und dann hab ich eine ganz besondere Dame getroffen: Anne, die ich durch meinen Couchsurfer Blaine in Prince-Edward-Island kennenlernte und mit der ich die Ostküste der Insel erkundet hab. 

in der Graffiti Alley









Sie war zu Besuch bei ihrem Sohn und wir waren seit meiner Abreise sporadisch in Kontakt. Wie hab ich mich gefreut, ein bekanntes Gesicht wiederzusehen! Wir haben uns zum Mittagessen mit der Tochter ihrer Freundin verabredet. Und es war, als hätte ich eine alte Freundin wiedergetroffen. Wie schööööön. Noch ein Abstecher in den botanischen Garten und zum St. Lawrence Markt, zum Wintermarkt im Distillery District (okay, hiermit offiziell der schönste Weihnachtsmarkt, den ich bisher in Kanada gesehen habe!), nach Little Italy und schließlich zum Stackt Market (hier gab es ebenfalls einen Weihnachtsmarkt im Containerdorf) und dann war der Tag auch wieder rum. 

Weihnachtsmarkt im Distillery District



St. Lawrence Markt außen

St. Lawrence Markt innen
mobile Saunen auf dem Weihnachtsmarkt - I like!

auf dem Stackt Markt



der besondere Raum mit Anmeldung




























Anschließend erkundete ich noch die AGO Kunstgalerie, die mittwochs zwischen 18 und 21 Uhr freien Eintritt bietet (25 CAD gespart :), Garderobe jedoch kostenpflichtig). Drei Stunden reichen eigentlich nicht aus, um sich die Galerie entspannt anzuschauen. Zumal man sich für den neuesten Ausstellungs-Raum vor Ort anmelden musste, um darin jeweils eine Minute ohne andere Besucher zu verbringen. Was ich an dieser Galerie eher weniger mochte war, dass sie fast wie ein Labyrinth aufgebaut war. Von einem Raum gab es zig andere Abzweigungen. Die wiederum hatten weitere Abzweige oder eben nicht -  also Sackgasse. Ich mag das nicht, weil ich dann das Gefühl habe, etwas verpasst/ nicht angeschaut zu haben. 

Was jedoch beeindruckt hat, ist neben den durchaus internationalen Namen und Werken eine innenliegende, komplett geschlossene Treppe sowie der Ausblick auf die Stadt im hinteren Treppenhaus, das ich zufällig entdeckt habe (Geheimtipp!). 

Blick auf die City

Ein bisschen Zeit sollte man auch für die Innenstadt mit ihren besonderen Ecken einplanen. Nicht nur diverse Shoppingmöglichkeiten finden sich hier. Auch diverse Hochhäuser und andere interessante Bauten. 

Einen Tag fuhr mit der Fähre rüber nach Toronto Islands, eine ebenfalls vorgelagerte Inselgruppe, jedoch um Einiges größer und sogar bewohnt. Von hier hat man einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt. Ich nahm eine recht späte Fähre nachmittags halb vier, um bei der Hinfahrt die Skyline im Tageslicht und bei der Rückfahrt bei Nacht zu sehen. Die knappe Stunde, die ich auf der Insel rumspaziert bin, zog sich dann doch etwas. Der Wind war kalt und es gab keine Möglichkeit, sich im Warmen aufzuhalten bis auf die sehr geräumige, beheizte Sanitäranlage :D Es ist der 8. Dezember und ich habe bereits zwei Paar Socken, zwei paar Hosen und ein paar Lagen unter meiner Jacke an. Das kann ja was werden mit dem kanadischen Winter und mir :D 










Ein weiteres Highlight meiner Zeit hier war die Reunion mit Kate, die ich in Halifax kennenlernte und mit der ich einen Kurztrip nach Brier-Island unternahm. Wir haben uns zum Schlittschuhlaufen und auf einen Kaffee verabredet. Später waren wir dann auch zusammen feiern, was mich richtig gefreut hat. Denn seit Montréal war ich nicht mehr aus. 


Die beste Party Kanadas

Ich weiß gar nicht mehr genau, wieso ich einem Typen geschrieben hab, der die Party bei Facebook promotete. Aber durch ihn haben wir letztendlich Rabatt beim Einlass erhalten. Der eigentliche Preis lag schon bei 45 Dollar pro Person plus Steuern. Mit seinem Rabattcode wären wir bei 35 gewesen. Wenn wir vor Mitternacht ankämen, 25 Dollar p.P.. Also kamen Kate und ich natürlich vor Mitternacht an. Wir sagten, wir seien auf der Gästeliste. Die witzige Damen am Einlass meinte dann, dass der Akku ihres Handys tot sei, wo die Gästeliste drauf wäre. Sie fragte dann, ob wir gratis Einlass hätten. Ich druckste rum, die Stimmung war gut und am Ende zahlten Kate und ich zusammen 25 Dollar Eintritt. Glückskinder :) Die Party war mega! Gute Partycrowd gemischten Alters, toller Club, nice Soundanlage, Drinks zu fairen Preise und mega DJs. Einer davon war DJ WEISS. Ich tanzte durchweg. Und als wir gehen wollten, kamen wir noch mit jemandem ins Gespräch. Der sagte zu uns: "you had the best vibes" (bezogen auf unser Tanzen und positive Ausstrahlung)! Was für ein tolles Kompliment :) 

Viel mehr Freizeit hatte ich dann auch schon nicht mehr, denn am 11. Dezember hab ich zu arbeiten angefangen. 



Mein erster "richtiger" Job 

Nach einer ebenfalls recht intensiven Suche habe ich in Toronto einen richtig tollen Job gefunden: Ich war Einlasser/Grüßer für den Toronto Wintermarkt! Das ist quasi einer der Weihnachtsmärkte bei dem ich die Besucher willkommen heiße, Fragen beantworte und am Wochenende nach 16 Uhr die Eintrittskarten kontrolliere (da kostenpflichtig).

Ich kam überpünktlich beim Treffpunkt an. Es gab eine Einweisung, eine Ausrüstung und dann ging es auch schon los. Ich lief mit meiner Gruppe zu unserem Gate (insgesamt gab es vier) und meine Aufgabe war es, die Leute richtig rauszulotsen. Da es mein erster Arbeitstag war, hat man mir noch kein Scangerät für die Eintrittskarten in die Hand gedrückt. 

Meine erste Schicht ging sechs Stunden. Und obwohl ich dachte, dass ich gut für einen Außenjob gekleidet gewesen wäre, war dem nicht so. Meine Füße wurden sehr schnell sehr kalt und sobald die kalt sind, war´s das. Ich hab trotzdem tapfer durch- und mich in Bewegung gehalten. Wenn es gar nicht ging, bin ich kurz in´s beheizte Klohäuschen, mich aufwärmen. 

Die nächsten Tage habe ich dann aufgestockt: zwei Lagen unter der Jeans, vier !!! Paar Socken, vier Lagen unter der Jacke, dass ich diese kaum mehr zubekam. Und obwohl es auch Handwärmer von meinem Arbeitgeber gab, könnte ich nie behaupten, dass es mir mal warm war :D Außer vielleicht eine der wenigen Tagesschichten, die ich hatte. Ansonsten war ich meistens an einem Einlass, wo es mächtig und frostig zog. Das Geld ist wirklich verdient :D 

Einen Tag hatte es so krass geregnet und gewindet, dass wir zwar fast alle zur Schicht ankamen...dann aber im Büro gewartet haben, ob wir rausgehen sollen oder nicht. Und das für drei Stunden, ehe dann entschieden wurde, dass es nichts bringt. Drei Stunden waren quasi Taktik. Denn auch wenn schon eher festgestanden hätte, dass die Schicht nicht stattfinden wird, hätte man uns laut Vertrag drei Stunden Minimum zahlen müssen. 

Das hab ich von einer Deutschen erfahren, die seit Kindesalter in Kanada lebt, aber noch sehr gut Deutsch sprach. Sie war eine Koordinatorin und damit quasi eine meiner Vorgesetzten. Von ihr hab ich viele interessante Dinge über die Arbeitsmentalität der Kanadier gelernt (es stresst sich kaum jemand. Fußball schauen während der Arbeitszeit ist okay, so lange man seine Arbeit erledigt,...). Und weitere interessante kulturelle Finessen. 

Ich mochte den Job. Die Leute sind gut gelaunt, die Kollegen waren nett und das Beste neben der guten Bezahlung von 20 Dollar/ Stunde: Ich hab für jede Schicht einen Gutschein für ein Essen im Areal bekommen. Und nach ein paar Schichten wusste ich dann auch, wo ich ab und an eine heiße Schoki oder Donuts für umme bekam ;) 

Mein Vertrag war eigentlich bis zum 31. Dezember deklariert. Und das erste Mal in meinem Leben habe ich quasi unter falschem Vorsatz gehandelt: Ich wusste bereits bei der Unterzeichnung, dass ich nicht so lange dort arbeiten würde. Aber wie ich aus diversen Reisegruppen entnommen habe, ist das halt auch gang und gäbe, dass man befristete Jobs einfach hinwirft/wechselt /abhaut. Und nachdem ich in Montréal ja ebenfalls von gestern auf heute bei meinem Putzjob ersetzt worden bin, dachte ich, dass ich mindestens eine Revanche gut hatte ;) 

Trotzdem fiel es mir schwer, vor der eigentlichen Zeit zu kündigen. Ich sprach mit meinem aktuellen Gastgeber Shamil über die Sache (nach einer Woche hatte ich den Couchsurfing-Host gewechselt). Shamil sah das ganz locker und meinte, ich solle nur eine Mail schreiben und begründen, dass wegen "unforseen personal reasons" ich nicht weiterarbeiten könne. Habe ich dann auch so gemacht. Als Antwort bekam ich eine nette Mail, die mein Gehen bedauerte und mir viel Erfolg wünschte. Mhh, das war (erschreckend) einfach. 

Letzte Vorbereitungen

Mein nächstes Ziel sind die Niagarafälle. Quasi eh ein praktischer Stopp auf dem Weg nach New York. Und auch Kate ist wieder spontan mit am Start, darüber freute ich mich am meisten. 
Doch bevor ich Toronto hinter mir lasse, wollte ich noch ein klein wenig aufstocken, was meine Ausrüstung für meinen Job auf der Huskyfarm anging. Denn ich wusste nicht, ob ich in New York überhaupt Zeit für Shopping hätte und wenn ja, was der Markt dort so zu bieten hat und zu welchem Preis. 

Aber natürlich musste ich auch kalkulieren, wie viel ich schon mit auf Reise nehmen wollte, denn bis zu meinem neuen Job waren es noch etwa 2,5 Wochen Zeit. Ich stöberte ein paar Second Hand Shops für Winterschuhe ab, eher ohne Erfolg. Dafür haben es drei Paar Wollsocken in meinen Backpack geschafft. Den Rest besorge ich dann noch, bevor ich nach Arundel (neuer Arbeitsort) fahre. 

Nächster Halt: Niagarafälle! 


Allgemeine Feststellungen:

-hier leben auffällig viele Inder und Asiaten 

-ich war in einer Sauna in einem Fittnessstudio. Nicht, dass man hier nur in Badesachen reingehen sollte. Die Damen in der Damensauna sind sogar mit Sportklamotten  und Handy rein. Unfassbar. 



-Toronto hat mir auch gut gefallen, hat für mich aber weniger Charme als Montréal und ich kann gar nicht mal sagen, wieso. 

-preislich legt die Stadt auch noch einmal eine Schippe drauf (im Vergleich zu Montréal was bspw. Restaurants angeht)

-Toronto ist die erste Stadt mit einer Straßenbahn! 

-Toronto gilt als New York Kanadas ;) 



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