Ich habe mich für einen Kurztrip in
den Norden entschieden. In meinem Gästehaus konnte ich Sophie
(Französin), mit der ich ins Gespräch kam, mit dieser Idee
anstecken, sodass sie mich begleiten wollte. Sparfuchs der ich nun
einmal bin habe ich den lokalen Bus bevorzugt. Zumindest dachte ich,
dass ein Bus fahren würde. Als wir jedoch an der Bushaltestelle
ankamen, wartete ein Pick-Up auf uns. Auf der Hinterfläche, wo die
Leute Platz nehmen, haben auf zwei Bänken jeweils 5 Personen gut
Platz. Wir saßen zu 8. auf einer Bank. Für fast 4 Stunden. Die
ersten Minuten wollte gar nicht vergehen und ich bereute diese
Entscheidung. Vor allem weil die Straße auch viele Schlaglöcher
aufwies und ich mich ein paar mal am Stahlgestell des Daches (dessen
Striemen schon rosteten und wo das ganze schwere Gepäck drauf lag)
gestoßen. Und im letzten Drittel entschloss sich das Mädel neben
mir dass ihr die Fahrt auf den Magen schlägt...
Tuk Tuk vor der Abfahrt |
Neben mir (ich saß ganz außen), saß
Sophie, gefolgt von einer älteren Dame mit jungem Kind. Sie nickte
ab und an ein und benutzte Sophie als Kissen, woraufhin sie sich in
meine Richtung lehnen musste. Kurzum: ein Krampf pur. Als wir in Nong
Khiaw ankamen, entschädigte der Anblick aber sofort und wie nach
einer Geburt habe ich alle vorausgegangenen Schmerzen vergessen *lach
Noch besser wurde es aber als wir die
einstündige Bootsfahrt nach Moung Ngoi antraten. In einem kleinen
Schiff mit vielleicht zehn Leuten sind wir durch die wunderschönen
Berge gefahren, haben Stromschnellen passiert (dabei wurde ein Mädel
ganz schön nass) und Büffel beim Baden zugesehen. Ich fühle mich
in Laos angekommen und vor allem: nicht mehr gestresst. Diese
Lebenseinstellung des Landes und dessen Bewohner übertrug sich in
Windeseile. Zum Glück.
Im Dorf angekommen trübte sich mein
Glücksgefühl aber etwas. Noch vor ein paar Jahren hatte dieses Dorf
nicht einmal Strom. Jetzt gibt es an jeder 3. Ecke Pizza, ein
All-You-Can-Eat-Buffet und kleine Läden an jeder Seite mit Chips und
anderem westlichen Kram. Hier sind bereits zu viele Touristen. Kein
Wunder, Moung Noi steht ja auch schon im Lonely Planet. Zurecht aber
leider auch zu schade.
Nachdem wir ein Zimmer gefunden hatten,
sind wir herumgelaufen und in einem Wat mit einem 17-jährigen
Novizen ins Gespräch gekommen, der dank der hier lebenden Ausländer
super Englisch sprechen kann. Unterwegs sah ich noch 3 Europäer mit
einer guten Kameraausstattung und da wurde meine journalistische
Neugier sofort geweckt. Die Gruppe macht ein Feature für das
holländische Fernsehen über das Dorf und den Einfluss des
Tourismus. Super spannend und ich bin neidisch, nicht Teil des Teams
zu sein. Ich fragte, ob ich sie ein bisschen begleiten könnte, aber
sie meinten das wäre nicht möglich.
Sophie und ich haben dann den Abend
noch am „Strand“ ausklingen lassen und danach in den Hängematten
unseres Gästehauses. Viel machen kann man hier abends nämlich
nicht, außer essen und trinken. Und lesen und Blogeinträge
schreiben. Und über das Leben nachdenken. Denn Wifi gibt es hier zum
Glück (noch) nicht!
Sophie und ich haben in einem Zimmer
geschlafen, dessen Wände aus geflochtenen Bastmatten bestand und
überhalb eines Hühnerstalls gelegen war. Ich als original Dorfkind
habe kein Problem damit von einem Hahnenschrei geweckt zu werden.
Wenn dieser aber 3 Uhr morgens beginnt und sich stündlich im Chor
mit den anderen Hähnen der Nachbarn duelliert, dann finde ich das
doch nicht mehr ganz so idyllisch. Kannste nichts machen!
Auch der Regen, der ab ca. 7.30 Uhr
einsetzte, hielt sie nicht davon ab. Dass es hier in der Winterzeit regnet ist übrigens echt selten. Und wir dachten es würde unser
Vorteil sein, wollten wir doch später Höhlen erkunden. Ja, es war
nicht so super heiß wie sonst, dafür hat die Luftfeuchtigkeit ihr
Übriges getan. Der Aufstieg zu den Höhlen war spektakulär.
Wir
balancierten zwischen selbst gezimmerten Stufen, Felswänden und
Gebüsch. Die erste Höhle war nichts Besonderes. In die zweite
konnte man jedoch an die 20 Minuten hineinklettern. Ich war froh,
dass Sophie mit mir war. Allein hätte ich wohl zu viel Schiss gehabt
(vor Bären, Werwölfen und Mutanten ;) ). Im Anschluss wollten wir
zu einem Dorf laufen. Aber 1 ½ Stunden in der Hitze..nein danke.
Nach 30 Minuten sind wir umgekehrt und haben stattdessen den Tag am
Strand ausklingen lassen (und sind sogar zusammen mit den Kindern des
Dorfes im Nam Ou baden gegangen).
Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl von Urlaub =)
Am Morgen ging es wieder mit dem Boot
zurück nach Nong Khiaw. Ich dachte die Rückfahrt müsse eigentlich
ruhiger vonstatten gehen, da wir mit dem Stromverlauf fuhren. Aber
dieses Mal kam eine noch größere Welle ins Boot geschwappt. Der
Kapitän hat nur gelacht.
In Nong Khiaw angekommen wollten Sophie
und ich zum nächstgelegenen Dorf laufen, um einen „Homestay“ zu
machen, also im Dorf bei den Einheimischen übernachten. Wir wollten
das reale laotische Leben kennenlernen. Das nächste Dorf sah vom
Boot sehr nahegelegen aus. Wir hatten den Bootsticketverkäufer
gefragt, er meinte es wäre eine Stunde Fußmarsch. Ich schlug Sophie
vor, dass ich ihre eventuellen Nachtsachen in meinen kleinen Rucksack
nehme (da sie keinen hatte), aber sie meinte, ihr würde es nichts
ausmachen, ihren Backpack mitzunehmen. Also liefen wir wirklich eine
Stunde lang in der zum Teil mehr als prallen Mittagshitze und auf
einem staubigen Weg zum Dorf. Ich war mehrere Male davor, einfach
umzukehren (dabei hatte ich nur den kleinen Rucksack).
Im Dorf angekommen versuchten wir einer
Frau unser Anliegen zu vermitteln. Sie sprach kein Wort Englisch. Zum
Glück hatte Sophie ihren Lonely Planet mit, in dem einige Wörter
und Sätze in laotisch standen. Zwischenzeitlich blies Sophie
Luftballons für die Kinder auf (welch großartige Idee! Besser als
Süßes oder Geld) und ich bemalte sie mit Gesichtern.
Sophies Ballons waren beliebt! |
Auf dem Weg zur Hütte kamen immer mehr
Kinder hinzu (das sprach sich mehr als schnell herum) und Sophie war
von ihnen umzingelt. Eines der Kinder zeigte uns die Hütte. Nicht
abschließbar, auf der einen Seite Gerümpel, auf der anderen eine
Art Luftbett aber mit einer Folie überzogen. Keine Kissen, keine
Decke, kein Bezug, kein Moskitonetz (trotz offener Stellen zwischen
Dach und Wänden), keine Toilette, kein Bad, kein Strom, kein
Ventilator, nichts außer einer staubigen Matratze in einem Schuppen.
Der Preis für eine Übernachtung? 50.000 Kip. Das sind ca. 5 Euro,
für 40.000 Kip bekamen wir ein Zimmer in Nong Khiaw. Für den
gleichen Preis eine Übernachtung in einem privaten Bungalow mit
Hängematte und Flussblick. Wir haben uns für den Bungalow
entschieden. Selbst wenn die Übernachtung kostenlos gewesen wäre,
wäre ich sicher nicht dort geblieben. Wir haben uns nicht wohl
gefühlt, außer den Kindern hat uns scheinbar niemand im Dorf
willkommen geheißen.
Wir sind dann also nach einer kurzen
Verschnaufpause wieder in Richtung Hauptdorf=Touristenzentrum zurück.
Auf den letzten Metern spürte ich, dass Sophie absolut keine
Ambitionen mehr hatte. Das Schicksal meinte es mal wieder gut mit
uns, sodass wir auf einer Ladefläche eines Autos die letzten Meter
mitgenommen wurden.
Diesen Tag ließen wir dann mit einem
Nickerchen am Strand, einem lokalen Cocktail, einer Pizza zum
Abendbrot und live Gitarrenmusik zum Einschlafen ausklingen.
Aussicht unseres Bungalows |
Nachts regnete es, weshalb es morgens
recht kühl war. Wir liefen zum Busbahnhof, um mit dem Tuk Tuk 10 Uhr
(ausgeschriebene Abfahrt) zurück nach Luanag Prabang zu fahren.
Dieses Tuk Tuk fuhr dann allerdings erst 11.30 Uhr los, weil es auf
diverse Fahrgäste wartete. Zwischenzeitlich regnete es erneut und
der Wind war sehr frisch. Clever wie ich bin habe ich die zwei
Sitzplätze neben dem Fahrer, also im Inneren, gesichert. Für uns
war die 4-stündige Fahrt also recht erträglich ^^
In Luang Prabang (LP) angekommen
checkten wir wieder im gleichen Gästehaus ein, sind umhergelaufen
und haben uns dann noch eine laotische Massage gegönnt. Eine Stunde
lang wurden wir durchgeknetet. Von Entspannung kann aber nicht die
Rede sein.
Folgender Ablauf:
Gast liegt auf dem Boden auf einer
Matratze auf dem Bauch. Ein laotisches Mädchen, einen Kopf kleiner
und keine 50kg schwer fängt dann an, mit ihren Handballen und
Fingerknochen diverse Punkte am Körper zu stimulieren. Oder auch mit
ihren Händen zu klopfen und klatschen. Zum Teil setzte sie sich mit
ihrem ganzen Körper auf mich. Besonders fies war der Rücken und die
Kniebeugen. Besonders schön war die Massage an Füßen, Händen und
Kopf. Nach der Massage fühlten wir uns wie nach einem Work-Out, ich
musste lachen. Ebenso, als Sophies Masseurin einfach mal ans Handy
gegangen ist oder aufgrund ihres Schlucksen den Raum verlassen hatte.
Wieder eine Erfahrung reicher!
klein aber oho! |
Am nächsten Tag sollte es mit dem
öffentlichen Bus nach Vang Vieng (VV) weitergehen. Vor dem Hotel am
Morgen hatte ich zufällig Steffi wiedergetroffen, mit ihr hatte ich
die letzte Nacht in LP ein Zimmer geteilt. Sie wollte auch nach VV,
hatte aber bereits ein Mivivan gebucht. Wir verabredeten uns für ein
paar Stunden später.
Im Bus war nur noch ein Platz frei, wir
wollten aber unbedingt mit diesem mitfahren und meinten, wir würden
uns auch in den Gang setzen. So erhielten wir Tickets für
Platznummern, die es gar nicht gab. Man reichte uns Plastikhocker,
aber die vordersten zwei Plätze ganz oben waren noch frei. Der Bus
fuhr ab, tanken. Auf dem Rückweg stieg dann ein Pärchen ein, das
aber die Sitzplätze 29&30 hatte. Sie beschwerten sich nicht
weiter, setzten sich in den Gang und wir hatten die Deluxe-Plätze :)
Deluxe war die Fahrt an sich allerdings
nicht. Wir haben 3 unfreiwillige Stopps gemacht (einmal kroch der
Fahrer unter den Bus- keine Ahnung was kaputt war, einmal Kühlwasser
nachfüllen und einmal Keilriemen wechseln oder so). Wir kamen
deshalb 1 ½ Stunden später an, waren 7 insgesamt unterwegs. Aber
die Landschaft, die wir passierten, war sooo wunderschööön!
Wie es mir dann in Vang Vieng gefallen
hat und was ich mir dort gegönnt habe erfahrt ihr bald ;)
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