"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Sonntag, 23. Februar 2014

Entspannung im Norden

Ich habe mich für einen Kurztrip in den Norden entschieden. In meinem Gästehaus konnte ich Sophie (Französin), mit der ich ins Gespräch kam, mit dieser Idee anstecken, sodass sie mich begleiten wollte. Sparfuchs der ich nun einmal bin habe ich den lokalen Bus bevorzugt. Zumindest dachte ich, dass ein Bus fahren würde. Als wir jedoch an der Bushaltestelle ankamen, wartete ein Pick-Up auf uns. Auf der Hinterfläche, wo die Leute Platz nehmen, haben auf zwei Bänken jeweils 5 Personen gut Platz. Wir saßen zu 8. auf einer Bank. Für fast 4 Stunden. Die ersten Minuten wollte gar nicht vergehen und ich bereute diese Entscheidung. Vor allem weil die Straße auch viele Schlaglöcher aufwies und ich mich ein paar mal am Stahlgestell des Daches (dessen Striemen schon rosteten und wo das ganze schwere Gepäck drauf lag) gestoßen. Und im letzten Drittel entschloss sich das Mädel neben mir dass ihr die Fahrt auf den Magen schlägt...

Tuk Tuk vor der Abfahrt
Neben mir (ich saß ganz außen), saß Sophie, gefolgt von einer älteren Dame mit jungem Kind. Sie nickte ab und an ein und benutzte Sophie als Kissen, woraufhin sie sich in meine Richtung lehnen musste. Kurzum: ein Krampf pur. Als wir in Nong Khiaw ankamen, entschädigte der Anblick aber sofort und wie nach einer Geburt habe ich alle vorausgegangenen Schmerzen vergessen *lach




Noch besser wurde es aber als wir die einstündige Bootsfahrt nach Moung Ngoi antraten. In einem kleinen Schiff mit vielleicht zehn Leuten sind wir durch die wunderschönen Berge gefahren, haben Stromschnellen passiert (dabei wurde ein Mädel ganz schön nass) und Büffel beim Baden zugesehen. Ich fühle mich in Laos angekommen und vor allem: nicht mehr gestresst. Diese Lebenseinstellung des Landes und dessen Bewohner übertrug sich in Windeseile. Zum Glück. 



Im Dorf angekommen trübte sich mein Glücksgefühl aber etwas. Noch vor ein paar Jahren hatte dieses Dorf nicht einmal Strom. Jetzt gibt es an jeder 3. Ecke Pizza, ein All-You-Can-Eat-Buffet und kleine Läden an jeder Seite mit Chips und anderem westlichen Kram. Hier sind bereits zu viele Touristen. Kein Wunder, Moung Noi steht ja auch schon im Lonely Planet. Zurecht aber leider auch zu schade.

Nachdem wir ein Zimmer gefunden hatten, sind wir herumgelaufen und in einem Wat mit einem 17-jährigen Novizen ins Gespräch gekommen, der dank der hier lebenden Ausländer super Englisch sprechen kann. Unterwegs sah ich noch 3 Europäer mit einer guten Kameraausstattung und da wurde meine journalistische Neugier sofort geweckt. Die Gruppe macht ein Feature für das holländische Fernsehen über das Dorf und den Einfluss des Tourismus. Super spannend und ich bin neidisch, nicht Teil des Teams zu sein. Ich fragte, ob ich sie ein bisschen begleiten könnte, aber sie meinten das wäre nicht möglich.

Sophie und ich haben dann den Abend noch am „Strand“ ausklingen lassen und danach in den Hängematten unseres Gästehauses. Viel machen kann man hier abends nämlich nicht, außer essen und trinken. Und lesen und Blogeinträge schreiben. Und über das Leben nachdenken. Denn Wifi gibt es hier zum Glück (noch) nicht!





Sophie und ich haben in einem Zimmer geschlafen, dessen Wände aus geflochtenen Bastmatten bestand und überhalb eines Hühnerstalls gelegen war. Ich als original Dorfkind habe kein Problem damit von einem Hahnenschrei geweckt zu werden. Wenn dieser aber 3 Uhr morgens beginnt und sich stündlich im Chor mit den anderen Hähnen der Nachbarn duelliert, dann finde ich das doch nicht mehr ganz so idyllisch. Kannste nichts machen!

Auch der Regen, der ab ca. 7.30 Uhr einsetzte, hielt sie nicht davon ab. Dass es hier in der Winterzeit regnet ist übrigens echt selten. Und wir dachten es würde unser Vorteil sein, wollten wir doch später Höhlen erkunden. Ja, es war nicht so super heiß wie sonst, dafür hat die Luftfeuchtigkeit ihr Übriges getan. Der Aufstieg zu den Höhlen war spektakulär. 
                                                        Wir balancierten zwischen selbst gezimmerten Stufen, Felswänden und Gebüsch. Die erste Höhle war nichts Besonderes. In die zweite konnte man jedoch an die 20 Minuten hineinklettern. Ich war froh, dass Sophie mit mir war. Allein hätte ich wohl zu viel Schiss gehabt (vor Bären, Werwölfen und Mutanten ;) ). Im Anschluss wollten wir zu einem Dorf laufen. Aber 1 ½ Stunden in der Hitze..nein danke. Nach 30 Minuten sind wir umgekehrt und haben stattdessen den Tag am Strand ausklingen lassen (und sind sogar zusammen mit den Kindern des Dorfes im Nam Ou baden gegangen). 

Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl von Urlaub =)

Abends haben wir uns dann tourimäßig dem All-you-can-eat-Buffet hingegeben (was allerdings nur aus 5 verschiedenen Gemüse-Currys, Reis und Nudeln bestand). Hat aber dennoch ganz gut geschmeckt. Der Hahn hat uns natürlich wieder den nächsten Tag angekündigt...

Am Morgen ging es wieder mit dem Boot zurück nach Nong Khiaw. Ich dachte die Rückfahrt müsse eigentlich ruhiger vonstatten gehen, da wir mit dem Stromverlauf fuhren. Aber dieses Mal kam eine noch größere Welle ins Boot geschwappt. Der Kapitän hat nur gelacht.

In Nong Khiaw angekommen wollten Sophie und ich zum nächstgelegenen Dorf laufen, um einen „Homestay“ zu machen, also im Dorf bei den Einheimischen übernachten. Wir wollten das reale laotische Leben kennenlernen. Das nächste Dorf sah vom Boot sehr nahegelegen aus. Wir hatten den Bootsticketverkäufer gefragt, er meinte es wäre eine Stunde Fußmarsch. Ich schlug Sophie vor, dass ich ihre eventuellen Nachtsachen in meinen kleinen Rucksack nehme (da sie keinen hatte), aber sie meinte, ihr würde es nichts ausmachen, ihren Backpack mitzunehmen. Also liefen wir wirklich eine Stunde lang in der zum Teil mehr als prallen Mittagshitze und auf einem staubigen Weg zum Dorf. Ich war mehrere Male davor, einfach umzukehren (dabei hatte ich nur den kleinen Rucksack).

Im Dorf angekommen versuchten wir einer Frau unser Anliegen zu vermitteln. Sie sprach kein Wort Englisch. Zum Glück hatte Sophie ihren Lonely Planet mit, in dem einige Wörter und Sätze in laotisch standen. Zwischenzeitlich blies Sophie Luftballons für die Kinder auf (welch großartige Idee! Besser als Süßes oder Geld) und ich bemalte sie mit Gesichtern.

Sophies Ballons waren beliebt!
Auf dem Weg zur Hütte kamen immer mehr Kinder hinzu (das sprach sich mehr als schnell herum) und Sophie war von ihnen umzingelt. Eines der Kinder zeigte uns die Hütte. Nicht abschließbar, auf der einen Seite Gerümpel, auf der anderen eine Art Luftbett aber mit einer Folie überzogen. Keine Kissen, keine Decke, kein Bezug, kein Moskitonetz (trotz offener Stellen zwischen Dach und Wänden), keine Toilette, kein Bad, kein Strom, kein Ventilator, nichts außer einer staubigen Matratze in einem Schuppen. Der Preis für eine Übernachtung? 50.000 Kip. Das sind ca. 5 Euro, für 40.000 Kip bekamen wir ein Zimmer in Nong Khiaw. Für den gleichen Preis eine Übernachtung in einem privaten Bungalow mit Hängematte und Flussblick. Wir haben uns für den Bungalow entschieden. Selbst wenn die Übernachtung kostenlos gewesen wäre, wäre ich sicher nicht dort geblieben. Wir haben uns nicht wohl gefühlt, außer den Kindern hat uns scheinbar niemand im Dorf willkommen geheißen. 

Wir sind dann also nach einer kurzen Verschnaufpause wieder in Richtung Hauptdorf=Touristenzentrum zurück. Auf den letzten Metern spürte ich, dass Sophie absolut keine Ambitionen mehr hatte. Das Schicksal meinte es mal wieder gut mit uns, sodass wir auf einer Ladefläche eines Autos die letzten Meter mitgenommen wurden.
Diesen Tag ließen wir dann mit einem Nickerchen am Strand, einem lokalen Cocktail, einer Pizza zum Abendbrot und live Gitarrenmusik zum Einschlafen ausklingen.

Aussicht unseres Bungalows
Nachts regnete es, weshalb es morgens recht kühl war. Wir liefen zum Busbahnhof, um mit dem Tuk Tuk 10 Uhr (ausgeschriebene Abfahrt) zurück nach Luanag Prabang zu fahren. Dieses Tuk Tuk fuhr dann allerdings erst 11.30 Uhr los, weil es auf diverse Fahrgäste wartete. Zwischenzeitlich regnete es erneut und der Wind war sehr frisch. Clever wie ich bin habe ich die zwei Sitzplätze neben dem Fahrer, also im Inneren, gesichert. Für uns war die 4-stündige Fahrt also recht erträglich ^^

In Luang Prabang (LP) angekommen checkten wir wieder im gleichen Gästehaus ein, sind umhergelaufen und haben uns dann noch eine laotische Massage gegönnt. Eine Stunde lang wurden wir durchgeknetet. Von Entspannung kann aber nicht die Rede sein.
Folgender Ablauf:
Gast liegt auf dem Boden auf einer Matratze auf dem Bauch. Ein laotisches Mädchen, einen Kopf kleiner und keine 50kg schwer fängt dann an, mit ihren Handballen und Fingerknochen diverse Punkte am Körper zu stimulieren. Oder auch mit ihren Händen zu klopfen und klatschen. Zum Teil setzte sie sich mit ihrem ganzen Körper auf mich. Besonders fies war der Rücken und die Kniebeugen. Besonders schön war die Massage an Füßen, Händen und Kopf. Nach der Massage fühlten wir uns wie nach einem Work-Out, ich musste lachen. Ebenso, als Sophies Masseurin einfach mal ans Handy gegangen ist oder aufgrund ihres Schlucksen den Raum verlassen hatte. Wieder eine Erfahrung reicher!
klein aber oho!

Am nächsten Tag sollte es mit dem öffentlichen Bus nach Vang Vieng (VV) weitergehen. Vor dem Hotel am Morgen hatte ich zufällig Steffi wiedergetroffen, mit ihr hatte ich die letzte Nacht in LP ein Zimmer geteilt. Sie wollte auch nach VV, hatte aber bereits ein Mivivan gebucht. Wir verabredeten uns für ein paar Stunden später.
Im Bus war nur noch ein Platz frei, wir wollten aber unbedingt mit diesem mitfahren und meinten, wir würden uns auch in den Gang setzen. So erhielten wir Tickets für Platznummern, die es gar nicht gab. Man reichte uns Plastikhocker, aber die vordersten zwei Plätze ganz oben waren noch frei. Der Bus fuhr ab, tanken. Auf dem Rückweg stieg dann ein Pärchen ein, das aber die Sitzplätze 29&30 hatte. Sie beschwerten sich nicht weiter, setzten sich in den Gang und wir hatten die Deluxe-Plätze :)

Deluxe war die Fahrt an sich allerdings nicht. Wir haben 3 unfreiwillige Stopps gemacht (einmal kroch der Fahrer unter den Bus- keine Ahnung was kaputt war, einmal Kühlwasser nachfüllen und einmal Keilriemen wechseln oder so). Wir kamen deshalb 1 ½ Stunden später an, waren 7 insgesamt unterwegs. Aber die Landschaft, die wir passierten, war sooo wunderschööön!

Wie es mir dann in Vang Vieng gefallen hat und was ich mir dort gegönnt habe erfahrt ihr bald ;)

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