"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Samstag, 8. Februar 2014

Mandalay – meine armen Lungen


Die Busfahrten in Myanmar sind schon eine Sache für sich. Die Fahrt nach Mandalay betrug zwar nur fünf Stunden. Aber sie war dennoch anstrengend, denn im TV lief zuerst ein Film mit viel Gewalt und Toten (mit wenig authentischem Filmblut) in einer Baustellenlautstärke, gefolgt von diversen lokalen Karaoke-Hits. Mit den Popsongs verhält es sich so: man nehme die Melodie eines bekannten internationalen Liedes und mischt diese mit den lokalen Texten und fertig ist der Song. Die Musikvideos dazu beinhalten ein Pärchen welches sich das ganze Lied hindurch anschmachtet, neckt, aber niemals intimer wird als Händchenhalten. Frisuren und Make-Up aus den 90er Jahren. Auf der Straße sieht man eine stylischere Jugend.
Ich finde die lokale Musik nach einer Zeit echt anstrengend. Noch anstrengender war aber der laute Ballerfilm, weshalb ich freiwillig mit meinem Handy Radio hörte. Natürlich lokale Songs. Die waren aber neumodisch und hatten eine nette Melodie.

Die Hupe wird hier ähnlich oft benutzt wie in Nepal, jedoch auf eine andere Art und Weise. In Nepal hupt man, bevor man in eine Kurve fährt, um andere zu warnen. Oder beim Überholen. Oder um Hunde von der Straße zu jagen. Oder aus anderen Gründen.
In Myanmar hupt man immer. Also jedes Mal, wenn ein Gefährt auf ein anderes trifft, wird gehupt, um zu signalisieren, dass ein Gefährt in Anmarsch ist. Besonders für den Überholvorgang ist das Benutzen der Hupe notwendig. Die Straßen haben meist nur die Breite für ein Vehikel, weshalb vor allem Busse alle Mopeds und kleineren Gefährte von der Straße quasi weghupen. Eine dieser sinnlosen Aktionen: wir fahren im Bus von Bagan Richtung Mandalay. Ein Moped fährt vor dem Bus. Der Bus hupt mehrere Male (einmal reicht da nicht aus, der Mopedfahrer muss ganz sicher wissen, dass ein Bus hinter ihm fährt), überholt das Moped um keine 200 Meter später anzuhalten, um einen Fahrgast rauszulassen.

Mich nervt das ganze Gehupe unentwegt. Selbst wenn wir in einer Stadt wie Mandalay auf der Straße am Seitenrand laufen (Gehwege Mangelware) und genug Platz für sämtliche Wagen ist - jeder meint, uns beim Vorbeifahren anhupen zu müssen.

Wir kamen dann nach 5 Stunden in Mandalay an. Am Busbahnhof (ca. 7 km südlich vom Zentrum) versuchte man uns für teures Geld ins Zentrum zu chauffieren. Wir waren aber bereits im fortgeschrittenem Reiselevel und wählten einen Pick-Up (eine Art öffentlicher Verkehr, richtige Buslinien gibt es in Mandalay nur wenig). Eines muss man den ganzen Taxi-, Tuk Tuk- und
Pick-Up-Fahrt in Mandalay
Rikschafahrern aber lassen: auch wenn man ihr Angebot ablehnt, sind sie dennoch stets hilfsbereit, einem den Weg zu zeigen. In diesem Falle ist ein Fahrer sogar mit uns in der Mittagshitze bis zur nächsten Hauptstraße gelaufen und hat dem Pick-Up-Fahrer gesagt, wo wir hin wollen (komischerweise sprechen in Mandalay auch nur wenige Einheimische Englisch, obwohl es eine große Stadt ist. Wenn, dann vor allem die, die oft mit Touris Kontakt haben). Die Rückladefläche vom Auto war bereits gut gefüllt, weshalb man uns den Vordersitzplatz neben dem Fahrer anbot. Das hätte aber deutlich mehr gekostet. Also quetschte sich Tuomas zwischen die Einheimischen und ich stand auf der heruntergelassenen Klappfläche zusammen mit 3 Männern, uns an Eisenstangen haltend. Ich fand das großartig, so etwas wäre in Deutschland offiziell im Straßenverkehr nicht erlaubt.

Wir wurden vor einem Hotel herausgelassen. Dort kam das Doppelzimmer mit externem Bad 17 Dollar. Ganz okay, aber wir haben gezögert und wollten weiterschauen. Im Nachhinein war das das günstigste Zimmer von allen Unterkünften, die wir abklapperten. Aber wir hatten abgelehnt. Und so sind wir im Sabai Phyu gelandet. Zum ersten Mal hatten wir Betten mit Moskitonetzen und die brauchten wir auch. Obwohl heißes Wasser in der Dusche versprochen wurde, war natürlich das Gegenteil der Fall.

Nach dem Check-In sind wir direkt zum Straßencafé „Ney“ gegangen, das uns von anderen
Chapati, Chapati!
Reisenden empfohlen wurde. Ohne nach dem Preis zu fragen, orderten wir Chapati (indisches Brot), welches vor unseren Augen frisch zubereitet wurde. Wir waren die ersten Kunden des Tages (öffnet erst ab 16 Uhr). Wir aßen die Chapati mit einem Kartoffelcurry und süßer Kondensmilch (also jeweils separat). Zwei waren nicht genug, der Geschmack war einfach unfassbar gut nach Wochen mit Reis und Nudeln, vor allem in der gebratenem Variante.
Mit der Rechnung die nächste Überraschung: wir mussten jeweils nur 700K (50 Cent) bezahlen für jeweils 3 Chapati mit 2 Beilagen. Natürlich sind wir am nächsten Tag gleich wieder dahin.

Wir liefen noch zum Bahnhof (Tuomas wollte am übernächsten Tag nach Hsipaw weiterreisen) und zum Nachtmarkt. Am nächsten Tag ging Tuomas erneut zum Bahnhof und ich zum Touri-Informationszentrum. Ich hatte diverse Fragen. Mandalay ist ähnlich wie Yangon: auf der Karte liegt alles nah beieinander. In Wahrheit sind es aber nicht zu unterschätzende Distanzen. 

Indiana-Caro
Ich machte unter anderem Halt in einer Bäckerei und gönnte mir 10 kleine

Windbeutel für 1000K. Die waren zwar etwas trocken, aber dennoch eine nette Abwechslung. Ich aß sie vor einem kleinen Laden. Die Mitarbeiterin dort (mein Alter?) kam heraus und brachte mir kaltes Wasser. Ich fand diese
Geste so nett, dass ich dort gleich noch etwas kaufen musste. Das fand sie wohl so nett, dass sie mir wiederum diese Paste im Gesicht auftrug, die viele der Frauen und Kinder (und selten auch Männer) tragen. Ich weiß nicht genau, aus was sie besteht. Aber sie ist weiß-gelblich, kühlt, riecht gut und schützt vor Sonnenbrand.

Auf dem Rückweg lief ich am Palast vorbei. Hierfür und für die anderen Hauptsehenswürdigkeiten in Mandalay muss man 10.000K Einritt bezahlen.
Tuomas und ich wollten eigentlich den Sonnenuntergang vom Mandalay Hill aus betrachten. Aber selbst um auf diesen Hügel zu gelangen, braucht man angeblich das Ticket. Also dann lieber die kostenfreie und nicht weniger schöne Variante der U Bein-Brücke in Amapura (ca. 11km südlich von Mandalay). Wir fuhren wieder mit einem Pick-Up für unglaublich günstige 200K hin. Dann mussten wir ca. 20 Minuten zur Brücke laufen, aber es hatte sich gelohnt. Diese Brücke ist angeblich die weltweit längste Holzbrücke für Fußgänger (1,2km) und hat dem Lonely Planet für Myanmar (aktuellste Ausgabe 2011) zum Titelbild gedient.


Fischer ;)






Ich hatte mittlerweile schon meine „Kriegsbemalung“ vergessen, aber wurde dennoch oft daran erinnert. Die Leute waren so viel freundlicher zu mir, lächelten mich unentwegt an und bekundeten ihre Verwunderung (oder Entzückung?). Diese spezielle Gesichtsbemalung machte diesen Tag wirklich besonders. Ich falle ja schon so als Tourist immer auf, aber mit diesem Gesicht waren alle Leute um mich herum noch viel freundlicher. Ich war entzückt. Ich werde noch einmal zu diesem Laden zurückkehren und dem Mädel das Foto, welches ich von uns beiden gemacht habe, ausgedruckt übergeben.

Auf dem Rückweg zur der Straße, von der wir aus Mandalay mit dem Pick-Up kamen, wurde es bereits dunkel.
Es war kurz vor 18.30 Uhr und wir warteten und warteten auf ein Pick-Up. Es hielt eins neben uns an, leer. Der Fahrer meinte, dass kein anderes mehr kommen würde – er würde uns für 4000K mit nach Mandalay nehmen. Das war uns entschieden zu viel und wir trauten ihm nicht. Er ging schließlich mit dem Preis auf 1000 runter, aber wir blieben stur. Mit uns warteten noch weitere Personen, sodass wir zuversichtlich waren.
Es fuhren auch diverse beladene Pick-Ups an uns vorbei, aber hielten nicht. Nach 30 Minuten kam ein Tuk Tuk-Fahrer (mit Passagieren). Auch er meinte, es würde nichts mehr fahren. Auch er wollte 1000K pro Person, aber wir konnten uns schließlich auf 500 einigen.

Tuomas wollte den Zug 4.00 Uhr am nächsten Morgen nehmen. Aber als ich 5.50 Uhr aufwachte, lag er immer noch im Bett. Ich wollte ihn nicht wecken, war es eh schon zu spät. Am nächsten Morgen erzählte er mir, dass er bereits am Bahnhof war, aber der Zug einfach nicht kam und man ihm mitteilte, dass er vor 9.30 Uhr nicht wiederkommen bräuchte. So konnten wir noch ein letztes Mal zusammen frühstücken. Wir sind insgesamt 11 Tage zusammen gereist und haben so nicht nur eine Menge Geld gespart, sondern konnten auch schöne Momente zusammen erleben.

Pyin Oo Lwin


Ich bin am 1.Februar mit dem Pick-Up (2h Fahrt, 1.500K) nach Pyin Oo Lwin gefahren.
Ich mag den Ort. Klein, super Nachtmarkt mit frischem, günstigem Essen und eine grandiose Bäckerei unter Leitung eines Amerikaners. Jetzt kommen wir auch schon zum Punkt mit dem Gönnen: ich gönne mir jeden Tag ein Stückchen Kuchen. Und ich meine echten, guten Kuchen (Golden Triangle Café, jeweils 1500K).
Tag 1: weiße Schokolade-Torte



Tag 2: Sacher-Torte (ohne Marmelade)




Tag 3: Brownie-Kuchen
Beim Umherlaufen bin ich dann zufällig (ich würde es eher als Schicksal bezeichnen) auf Kobi getroffen (dem Israeli vom Trekking). Wir beide haben uns suuuuper doll über das Wiedersehen gefreut und Kobi musste dann auch gleich die weiße Schokoladen-Torte probieren *lach

Am nächsten Morgen waren wir zum Frühstück verabredet. Anschließend sind wir zum botanischen Garten gelaufen. Eine Strecke hat ca. 45 Minuten gedauert. Plus den diversen Rundgängen im Garten selbst. Wir mussten 5000K Eintritt zahlen, aber es war okay. Das war ein netter, entspannter Tag. Leider haben wir nicht bedacht, dass es Sonntag war, sodass ganz viele Einheimische vor Ort waren (und picknickten und ihren Müll auf der Wiese liegen ließen trotz Mülleimern).


Pool


 

Abends aßen wir dann noch zusammen (auf dem Nachtmarkt- unglaublich günstiges und gutes Straßenessen!). Da mein Zimmer leider zur Straßenseite liegt, war auch diese Nacht wenig erholsam.

Am nächsten Tag haben wir uns dann Fahrräder ausgeliehen, um zu einem der beiden Wasserfälle zu fahren. Die Distanz beträgt ca. 8km. Vor Ort waren wir anfänglich enttäuscht, weil wir für 500K eher Wasserstufen anstelle eines Wasserfalles entdeckt haben.
Nachdem ich aber für 500K ein Körbchen voller Erdbeeren ergattern konnte, war mein Tag gerettet.
Sie hatten die perfekte Süße. Auf der anderen Seite des Areals fanden wir dann schließlich noch einen größeren „Wasserfall“ und wir waren friedlich gestimmt.
Kobi und ich vorm größeren Wasserfall
Zum Abendbrot gab es für mich selbstgemachten Tomaten-Avocado-Zwiebel-Salat mit frischem Baguette von der Bäckerei. Insgesamt kam mich das auch nur 500K und hat meinen Tag perfektioniert.

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