"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Montag, 3. März 2014

Zeit für einen Loop! - Thakhek

Ich hatte mal wieder den lokalen Bus genommen und war mal wieder die einzige Nicht-Laotin. Die Fahrt war mit 5 Stunden ausgeschrieben, es wurden dann doch wieder 7. Ich habe in diesem Örtchen, Thakhek, nur Halt gemacht, weil Start- und Endpunkt für den sogenannten „Loop“ ist.

Nachdem ich dann am frühen Abend ankam, suchte ich nach einer Unterkunft. In diesem Örtchen ist das relativ einfach, denn es stehen nur zwei günstige zur Auswahl. Mein Plan war folgender: ich quatsche bestenfalls einen männlichen Alleinreisenden an, ob er mit mir zusammen den Loop fahren möchte und zugleich ob er dann das Motorrad fährt. Dieses Mal hatte ich leider nicht so viel Glück, die alleinreisenden männlichen Kandidaten waren nicht zahlreich und die wenigen, die da waren, hatten die Fahrt bereits gemacht.

Ich unterhielt mich mit einem deutschen Pärchen, die aber jeweils ein Motorrad selbst ausleihen wollten und keiner wollte mich hinten drauf. Dann lernte ich im Schlafsaal drei Mädels kennen (2 Holländerinnen, 1 Polin), die auch die Tour am nächsten Tag machen wollten und nicht sicher waren, ob sie ein Motorrad teilen oder einzeln fahren. Da ich unbedingt am folgenden Morgen los wollte, hielt ich mich an sie. Zur Nachtruhe kamen wir übrigens alle recht spät, weil unser Deckenventilator quietschte. Ein Italiener, der Automechaniker ist, versuchte das Problem fachmännisch zu beheben. Nach zwei Versuchen schien er Erfolg zu haben, wir alle unterhielten uns noch ein bisschen und wollten gerade das Licht ausmachen...Als dann plötzlich der Ventilator von der Decke krachte. Das war neben meinem Bett und genau zu Füßen des Bettes meines Bettnachbarns. Wir hatten recht Glück gehabt. Wir haben dann einen Standventilator bekommen.



Zum Loop: Das ist eine Runde von ca. 450 km, die man mit den Motorrad von Thakhek aus startet und die wieder dorthin führt. Die Strecke hat viel zu bieten: wunderschöne Natur, ursprüngliche Dörfer, Höhlen, einen Wasserfall und diverse Badestellen. Je nach Geschwindigkeit, Ausdauer auf dem Motorrad und Gefallen kann man die Strecke in 2-5 Tagen absolvieren.

Wir peilten drei Tage an. Am Morgen sind wir zu einem der Verleiher gegangen, hatten vorher noch einen anderen Holländer aufgegabelt, der das gleiche Vorhaben hatte. Wir waren also 4 Mädels und ein Kerl. Die Holländerinnen wollten definitiv ihren eigenen Automatik-Roller haben (die teuerste Version). Es gab auch günstigere halb-automatische Motorräder. Dafür entschied sich der Holländer. Nun blieben noch die Polin Martyna und ich übrig. Wir beide sind noch nie im Leben mit einem Roller/ Motorrad gefahren (die kläglichen Versuche mit der Simson meiner Freundin im Alter von 16 Jahren zähle ich jetzt nicht mit dazu). Der Verleiher ließ uns probefahren, er dachte, wir hätten bereits Fahrerfahrung, weshalb er uns nichts erklärt hat. Nachdem mir eine der Holländerinnen erklärte, wie ich starte, ging die Probefahrt auch schon los. Fazit: etwas unsicher aber machbar. Dann das gleiche für Martyna. Fazit: keine 30 Meter gefahren, hingefallen, Schrammen an Armen und Beinen, Schaden am Roller begleichen., auf keinen Fall selbst fahren.

Wir bereits erwähnt war es ebenso mein Vorhaben, nicht allein zu fahren, sondern gefahren zu werden sozusagen. Nachdem Martyna kläglich scheiterte bot der Holländer (Case) seinen Hintersitz an. Den ich auch gern in Anspruch nehmen wollte. Da die Holländerinnen aber mit Martyna bereits eine Woche reisten, wollten sie natürlich sie bevorzugen. Bevor es zu einem Clinch kam, schlug Case vor, dass Martyna den 1. Tag bei ihm mitfährt und die beiden weiteren Tage bei mir (so teilten wir uns auch die Kosten für den Roller). Ich hatte auch die halb-automatische Version probiert, aber das wollte ich nicht mit einer anderen Person hinter mir riskieren.

Das ganze Prozedere hat dann gut 2 Stunden gedauert, bis wir dann 3 automatische Roller und ein halb-automatisches Motorrad entliehen. Dann ging die Fahrt los. Voller Adrenalin und Tatendrang ging es in Richtung erster Höhle. Die beiden Holländerinnen wollten da nicht hinein, sie sind währenddessen Dörfer besuchen gefahren. Die Höhle war wenig spektakulär, ganz okay. Am Ende stellte ich fest, dass ich irgendwo unterwegs den Schlüssel für den Roller verloren hatte. Zum Glück hat ihn ein Einheimischer gefunden und mir gebracht *der Herzstillstand des Tages*


In der Höhle

Unterwegs mussten wir verschiedenen Gefahrenquellen ausweichen: Tiere, Kinder, überholende Fahrzeuge, ausparkende Fahrzeuge, parkende Fahrzeuge. Ein leicht mulmiges Gefühl machte mir die Markierung in Form eines Körpers auf dem Boden (siehe Krimifilme). Aber zum Glück sind wir schnell weitergefahren.
Dann machten wir zwischendurch Halt für ein Mittagessen.
Die Biker-Gang
Ziemlich schnell war ich recht sicher im Fahren, sodass ich währenddessen Fotos machen konnte ;) Fasziniert haben mich auch die vielen Kinder am Straßenrand, die uns ganz oft zu winkten. Und ganz lustig waren die aufgeregten Männer, die die unterschiedlichsten Geräusche von sich gaben, als wir vorbeifuhren. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass -obwohl im Lonely Planet erwähnt- noch nicht sooo viele Touris hier rumtouren wie ich den anderen Städten. So haben wir stets viele Blicke auf uns gerichtet, aber auch viele lächelnde Gesichter.

Der Weg war größtenteils geteert, am Ende des Tages war er steinig. Wir kehrten in einem Guesthouse am See ein, aßen ein BBQ (Gegrilltes, selbst gebackenes Brot und Pizza, Salat) und schliefen alle zusammen im Schlafsaal. 

Case und Martyna




die Bikes

Schlafsaal


Nach dem Frühstück musste ich nun meine Fahrkünste unter Beweis stellen. Nach einem etwas wackeligem Start habe ich ziemlich schnell die Balance gefunden. Musste ich auch, denn wir mussten zum Teil an diesem Tag unter Schranken durchfahren (kopfeinziehend, weil niemand öffnete), mussten Schotterpisten mit Schräglage bewältigen und Baustellen passieren. Zudem ging es auf Feldwegen bergab (mit vielen, vieeeelen Schlaglöchern), einmal sogar unter der Baggerschaufel hindurch und reichlich Kurven entlang. Ich muss schon etwas stolz sagen, dass ich alle Herausforderung super gemeistert habe. Bis auf eine zu enge Kurve hatte ich keine ängstliche Situation (und ich glaube Martyna auch nicht). 




Wir haben einen Abstecher zu den „Cool Springs“ gemacht, einem fließenden See unterhalb der Karstberge. Wir sind natürlich baden gegangen und haben diese Abkühlung sehr genossen. Meinem beginnenden leichten Sonnenbrand tat es auch ganz gut. Nachdem wir aus dem Wasser raus waren, haben wir dann auch eine Schlange durchschwimmen sehen. Gutes timing ^^


cool springs

Das zweite Ziel des Tages war das Dorf nahe der Konglor Höhle. Diese ist ein Must-Do für alle Looper. Dazu später mehr. Nach langem Hin und Her (unterwegs verließen uns die Holländerinnen, sie wollten nicht so schnell reisen und mehr Zeit in den Dörfern verbringen), schliefen Case und Martyna und ich in „Homestays“ (Unterbringung bei Einheimischen). Abendessen und gebratener Reise zum Frühstück 7 Uhr inklusive ;)

Danach sind wir zur Höhle gefahren. Diese kann man nicht zu Fuß durchqueren, denn es fließt ein Fluss hindurch. So haben wir drei ein Boot mit Fahrer und Cofahrer gemietet. Der war an vielen Stellen auch dringend nötig, denn das Boot musste durch das Flachwasser manövriert (zum Teil mussten wir auch aussteigen) sowie eine Stromschnelle hochgezogen werden. In der Höhle selbst war es komplett dunkel, aber wir hatten starke Taschenlampen mit dem Erwerb des Tickets erhalten. Einen Teil der Erkundungstour haben wir auch zu Fuß zurückgelegt. Dort waren Stalagmiten und Stalaktiten beleuchtet. 

Eingang zur Konglor-Cave
Flachwasser-aussteigen!


Nach gut einer Stunde haben wir die Höhle komplett durchquert und am Ende haben natürlich kleine Buden mit Snacks und Getränken auf die Touristen gewartet. Ich wusste nicht, wie es weiterging, bis mich die anderen informierten, dass wir wieder die gleiche Strecke zurückfahren würden. Mir hätte eine Durchfahrt durchaus gereicht, zumal ich etwas fror und unsere Füße ständig nass waren (wenn wir nicht im Fluss auf das Boot warten mussten, dann lief das Boot recht zügig mit Wasser voll). Aber gut. So hatten wir dann wirklich viel für unser Geld erhalten :) Außerdem hatten wir ein super timing, denn wir waren im 2. Boot, welches an dem Tag startete. Das bedeutet, dass wir auf er Hinfahrt niemanden begegnet sind, auf der Rückfahrt uns aber diverse Boote kreuzten und anleuchteten. Die Konglor-Höhle war bisher eine der eindrucksvollsten für mich. Diese Ausmaße, komplette Dunkelheit und dann dieses Flüsschen hindurch – faszinierend. Zumal der Berg von außen noch viel imposanter scheint. 
Am Ende der Höhle


Der Rest des Tages bestand dann aus stupiden Fortbewegen. Zum Teil wieder kurvenreich, den größten Teil der Strecke allerdings nur Hauptstraße. Ich konnte den Roller bis auf knapp 100 bringen, konnte aber gleichzeitig zusehen, wir die Tanknadel kontinuierlich fiel. Deshalb sind wir den Rest der Strecke (an diesem Tag knapp 200km insgesamt) nur noch 60 gefahren. Das war auch angenehmer mit dem Gegenwind. Getankt haben wir übrigens nur 3,5 Mal. Das erste Mal gleich nach dem Entleihen, denn der Tank war super leer (es passen knapp 3 Litern rein). Die weiteren Male unterwegs und das halbe Mal ganz zuletzt, als wir nur noch 20km vor uns hatten. In Laos gibt es neben normalen Tankstellen auch Privatleute, die Sprit in Flaschen am Straßenrand verkaufen. Wir hatten dann keine 500ml eingefüllt und sind tatsächlich (allerdings im roten Bereich) bis ans Ziel gekommen. Von allen vier Rollern war unserer am sparsamsten, das lag natürlich größtenteils auch an meiner Fahrweise ;) 
"Highway"

Glücklich aber erschöpft kamen wir dann am Nachmittag in Thakhek an. Den Rest des Tages verbrachten wir entspannt, denn am nächsten frühen Morgen wollten wir (Martyna+ich) ca. 500-600km in den Süden trampen ! Zumindest ist das unser Plan...


Allgemeine Bemerkungen:

  • in ganz Laos, besonders in dieser Region, scheint es keine Kleinwagen zu geben (überall weiße und silber-farbene Pick-Ups mit Ladefläche)
  • Fast 100 auf der Hauptstraße zu fahren macht eine Menge Spaß. Weniger spaßig ist es, bei dieser Geschwindigkeit Insekten gegen den Körper, speziell das Gesicht, geknallt zu bekommen
  • Staub in den Augen und auf dem restlichen Körper ist hinderlich für das Vorankommen
  • lieber einmal mehr als zu wenig hupen (wobei das auch nicht immer etwas bringt, so beispielsweise wenn ein Pick-Up rückwärts ausparkt)
  • bei solch einer Unternehmung lieber etwas mehr Geld in die Roller investieren. Wir haben Reisende getroffen, die ein Drittel des Preises bezahlten, aber 5 mal die Kette reparieren mussten
  • ich habe festgestellt, dass mir eins meiner Lieblingsshirts fehlt. Ich vermute das hat mir jemand in Myanmar stibitzt, als ich es zum Trocknen aufhing =(

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