"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 5. Dezember 2013

What a day.


Namaste aus Nepal. 

Die letzten Stunden in Doha:

Ich hatte auf dem Flughafen einen Ruheraum entdeckt. Prima Sache! Mit Liegestühlen, abgedunkelt und auch entspannender Musik. Wollte demnach meine letzten 1 1/2 h hier verbringen. Doch kaum auf der Liege fing das Schnarchkonzert an. Start in der hintersten Ecke rechts. Circa 5 Minuten. Dann Einsatz von einem Mann direkt hinter mir. Genau immer in den Atempausen des anderen. Das heißt, es gab ein kontinuierliches Geschnarche im Raum. Gut, dachte ich mir, musst du dich eh dran gewöhnen, wenn du im Hostel übernachten willst. Und siehe da, nach einer gewissen Zeit hatten beide auch aufgehört. Zu diesem Zeitpunkt habe ich allerdings schon feststellen müssen, dass der Raum mehr als klimatisiert war und trotz 3-facher Schicht fing ich an zu frieren. Und wenn ich friere, kann ich nicht schlafen. Also raus aus dem Raum und den Flughafen noch etwas ausgecheckt.
 <- Doha aus der Luft

3 Uhr 30 war dann Boarding-Zeit.

Während des Fluges konnte ich kaum schlafen, obwohl ich mir das ja so vorgenommen hatte. Neben mir ein spanischer Herr mit seiner Mutter. Die konnten mich durch etwaige Gespräche also schon einmal nicht um den Schlaf bringen. Dafür aber die Verteilung der  Visa-Blätter (und das Ausfüllen) sowie das anschließende Frühstück. Dann wären theoretisch noch 1 1/2h Zeit gewesen, aber es wurde bereits hell und ich hatte das Glück auf der Seite des Flugzeugs zu sitzen, bei der man die komplette Gebirgskette zu sehen bekommt. Auch wenn dieser Anblick sich zu wiederholen schien, konnte ich mich nicht abwenden, aus Angst, etwas zu verpassen. Schon beeindruckend, ein paar der höchsten Berge der Welt unter und neben sich zu sehen.
Im Hintergrund die 8000er, im Vordergrund "Sun" in Wolken :)






In Kathmandu


Zuerst muss ich mich korrigieren: der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt 4 Stunden und 45 Minuten. Ich bin 11.30 Uhr lokaler Zeit gelandet. Kein Jetlag, aber Übermüdung macht sich breit. Dafür wurde ich mit einem Sonnenschein und ganz viel Wärme begrüßt. Der Flughafen verfügt über keinen Internetzugang/ Wifi, weshalb ich meinem selbst auserwählten Host (der 2.) eine Sms geschickt habe (kostet mich übrigens 39 Cent, wer es wissen will).
Er hatte darauf nicht geantwortet. Währenddessen wurde ich natürlich von diversen männlichen Personen angequatscht. Mit einem kam ich ins Gespräch. Natürlich war er Tourenanbieter, aber er wollte mir nichts aufquatschen und hatte sogar angeboten, mit seinem Handy meinen Host Ramjee anzurufen. Haben wir dann auch gemacht und er sagte zu, mich abzuholen. Ich bedankte mich beim Touristenguide mit einer kleinen Süßigkeit.

Nach ca. 30 Minuten kam Ramjee. Netter Mann (42). Am Anfang gab es ein paar Verständigungsschwierigkeiten, weil sein Englisch sehr "spezifisch" ist. Die S-Laute spricht er beispielsweise anders. Ich dachte, er könnte kein „sch“ aussprechen. So sagt er nicht „Fisch“ sondern „Fis“. Aber er kann es doch. Anstatt „Pizza“ zu sagen, brachte er „Pischa“ hervor. Jetzt wisst ihr wahrscheinlich, dass es schwierig ist, alles zu verstehen ;)



Dann fing das eigentliche Abenteuer an
 
Mein Reisegepäck
 Ramjee kam mit seinem Motorrad. Er vorn mit meinem kleinen Rucksack um, ich hinten drauf mit meinem 15kg Backpack. Ohne Helm. Die Straßen: voll. Voller Leute, Abgase, Fahrzeuge und vor allem voller Müll, Löcher und Chaos. Ich wundere mich eigentlich, dass ich von der ca. 30-minütigen Fahrt keinen Muskelkater habe, weil ich schon etwas "konzentrierter" hinten drauf saß. Nach einer Weile konzentrierte ich mich aber nur noch auf das Geschehen links und rechts von mir. Hätte ich nach vorn geschaut, wäre mir wohl einige Male mulmig geworden. Aber an dieser Stelle: habt keine Angst um mich! Der Mann lebt sein Leben lang in Kathmandu und hat 24 Jahre Fahrerfahrung. Er selbst sag ja auch: "Wer hier fahren kann, kann es auf der ganzen Welt." - Recht hat er!
Hier herrscht übrigens Linksverkehr. Ampeln, Schilder oder sonstige Regeln sind Mangelware. Bevor man in eine kurve fährt, hupt man. Kann ja jemand von vorne kommen. Wenn man überholen will, hupt man. Kann ja jemand von vorne kommen. Wenn man die Richtung ändern will, hupt man. Kann ja jemand von vorne oder der anderen Seite kommen. Wenn man sich den Fußgängern bemerkbar machen will, hupt man. Ihr sehr, es wird also ständig gehupt. Ramjee hat auch ein Auto. Wenn wir damit fahren, dann mit geöffnetem Fenster, sonst wird es zu warm. Aber das ständige Hupen und die Abgase sind schon nervig. Die vielen Autos und Motorräder setzen Kathmandu übrigens unter eine Dunstglocke aus Staub, Dreck und Abgasen. Dass was aus meiner Nase beim Putzen rauskommt, sieht auf jeden Fall nicht gesund aus. Die meisten nehmen deshalb einen Schutz vor´s Gesicht (Tuch, Mundschutz o.Ä.). Diese Dunstglocke verhindert leider auch einen tollen Ausblick auf die Berge.

Das Haus, in dem Ramjee mit seiner Frau, den zwei Söhnen (11 und 18) und seinen Eltern lebt und in
dem ich schlafe, liegt in einer ländlichen Gegend. Nach der Ankunft hat er mir seinen Garten und die
Nachbarschaft gezeigt. Natürlich schauen mich die Leute an, weil hier kaum Touris herkommen. Die Kinder sind noch viel goldiger, sie scheuen sich regelrecht mich anzuschauen, kichern unentwegt.. Wenn ich ihnen aber zulächle, freuen sie sich und winken. Nach
dem Ausflug gab es Mittagessen im "Restaurant" gegenüber. Platt gewalzte Reiskörner, Linsen, scharfe Kartoffeln und Fleisch. Kühe werden hier übrigens nicht gegessen, sie gelten als heilig und laufen auch überall auf der Straße rum. Büffel hingegen kommen auf den Tisch. Die Locals essen mit der rechten Hand (die linke gilt als unrein) und ich mit Besteck. Zum Runterspülen gab es für mich den einheimischen Reisschnaps (ohje).















Nepalesische Hochzeit

Die Braut und ich
Im Anschluss kamen die Söhne heim und wir machten uns alle fertig für eine Hochzeitsfeier. Es war eine hinduistische Feier. Sie besteht aus drei verschiedenen Feiern. Bei einer davon feiert nur die Braut mit ihren Freunden und Verwandten. Da waren wir gestern. Sie sitzt vor ihrem Haus an einem Tisch mit einer Schüssel Geld vor sich. Dort wirft jeder etwas rein, der mitfeiern will. Die verheirateten Frauen tragen Saris in der traditionellen Farbe rot. Bevor es zum Festzelt geht (Bauzaun mit Stoff abgehängt, darüber Stoffe gespannt, Plastikstühle drinnen), bekommt jeder der mag einen roten Klecks auf die Stirn. Das soll dem Pärchen Glück bringen. Der Klecks besteht aus Reiskörnern und gefärbtem Jogurt. Auf der linken Seite steht das Buffet.
Diverse Fleischspeisen (von der ich keine freiwillig gegessen hätte), frittiertes Gemüse, Krabbenchips (wie die bei unserem Asiaten), Erdnüsse und sonstige diverse Köstlichkeiten. Ich selbst habe mir keinen Plasteteller genommen, aber ich konnte/ durfte/ musste bei Ramjee mitessen. Die Reste werden übrigens einfach auf den Boden geworfen. Das Fleisch wird von den vielen herrenlosen Straßenhunden gegessen (schon während der Feier), den Rest machen dazu bestimmte Leute weg.
Zu trinken gab
es wieder (unfreiwillig!) den Reisschnaps. Zum Glück kamen auch noch Mädels mit Cola rum und ich konnte das mischen. Ramjee war verwundert über mein langsames Trinken und wollte mir ständig neuen Alkohol bringen. Aber dem konnte ich freundlich entgehen.

Im Nebenzelt gab es dann die Hauptmahlzeit, die auf dem Boden sitzend mit den Händen gegessen wurde. Ich habe dankend abgelehnt, sollte aber dennoch mich mit hinsetzen. Jeder der da an uns vorbeikam (und es waren viele!), fragte natürlich, warum ich nichts essen will. Zum Glück musste ich mich nicht dazu äußern (die meisten hier, vor allem Älteren, verstehen kein Englisch). Die Musik war gemixt. Von Gangnam Style über indisch-nepalesische Lieder (die Sprachen hören sich ziemlich identisch an!) zu Musik, der ich keinen Stil zuordnen könnte.
Ich wurde jedem vorgestellt, war die einzige Ausländerin da. Aber ich wurde herzlich aufgenommen. Zu späterer Stunde tanzten die Jugendlichen dann noch und ich wurde da quasi mit auf die Tanzfläche geschliffen. Alle Augen auf mich! Ein Lied lang habe ich mitgemacht, dann hatte es mir gereicht.

Erste Nacht außer Haus

Die Hochzeitsfeier war weiter weg von Ramjees Haus. Wir übernachteten im Haus der Schwiegereltern. Riesig groß, 6 Personen leben dort. Der Opa (Vater von Ramjees Frau) konnte zum Glück Englisch sodass wir uns verständigen konnten. Wir saßen nach der Feier alle zusammen in einem Raum und redeten noch. In diesem Raum befand sich in der hintersten Ecke eine schwarze fette Spinne. Ich hatte die Wahl des Schlafplatzes und war heilfroh, nicht in diesem Zimmer schlafen zu müssen. Beim Frühstück im selbigen war sie übrigens weg. Geschlafen habe ich im Zimmer der Enkelin. Sie kam am Abend noch einmal zu mir hoch und überreichte mir ein Geschenk (ich weiß gar nicht, warum). Es ist eine kleine Tasche/ Geldbeutel mit Elefanten drauf. Sehr hübsch! Im Gegenzug ließ ich wieder ein paar Süßigkeiten da (zum Glück habe ich davon noch ein paar!).Die Matratze war extremst hart und es waren sicher nur einstellige Gradzahlen im Zimmer. Mit 2 Lagen Klamotten ließ es sich dann aber ganz passabel schlafen. 22 Uhr ging ich ins Bett, 6.30 Uhr ging jemand mit einer Glocke durch´s Haus und weckte alle.

Dann saßen wir zusammen bei Tee und Kaffee (beides, nacheinander). Während ich mir meine Nase mit einem Taschentuch putzte, machte der Opa einen Kutscherpfiff aus dem Fenster (kleine Ausflug: während ich hier auf dem Balkon diese Worte schrieb, sitzt Ramjees Mutter neben mir, pult Maiskörner und rülpst und röchelt fröhlich vor sich rum).
Dann stiegen Ramjee und ich auf´s Dachund schauten und redeten. Mir ist aufgefallen, dass hier sehr viele Tiere auf der Straße leben. Kühe, Hühner, Ziegen, Hunde, Nutria-große Ratten,...aber ich habe noch keine Katze gesehen. „Cat´s are not available“ (innerlich musste ich herzhaft lachen). Katzen sind als Haustiere nicht beliebt, weil sie keinen Nutzen erfüllen. Ganz einfach. Gesehen hab ich dann doch noch eine.
Nach den Getränken ging es in die Küche zum Frühstück. Es gab gekochten Reis mit scharfem

Blumenkohl, Gurkenmatsch und Huhn. Gar nicht einmal so schlecht, bis auf den Gurkenmatsch. Ich habe auch einen Brocken Huhn gegessen, die anderen beiden waren zu knochig.

Im Anschluss fuhren wir Ramjees jüngsten zur Schule dann nach Hause. Danach sind Ramjee und ich zur myanmar´schen Botschaft, die jetzt meinen Pass bis Montag haben (die wollen wohl ganz sicher gehen, dass ich keine Böse bin). Der Weg dahin hat uns bei dem Verkehr eine Stunde gekostet, obwohl er kilometertechnisch nicht weit war. Danach sind wir in einen Tempel. Einheimische müssen keinen Eintritt zahlen, Touris 200 Rupien (ungefähr 1,40 Eus). Dort gab es vor allem viele viele Affen, buddhistische Tempel und Statuen, einen Panoramablick über Kathmandu und Hundewelpen. .

Blick auf Kathmandu

Die Hausherren und -damen


Gebetsmühlen

           

Nach der Besichtigung sind wir wieder nach Hause, denn in 30 Minuten waren wir schon wieder auf
die nächste Hochzeitsfeier eingeladen. Diese war noch viel toller, weil es kleiner und familiärer war. Ich war dieses Mal mir Ramjee allein da und bei den Kindern der Star ;D "Photo, Miss, Photo". Natürlich stand ich da gern zur Verfügung.

Frische Zubereitung im Garten








Hochzeitsmahl

Ramjee und ich beim Hochzeitsmahl




















Mit diesen letzten Eindrücken verabschiede ich mich für heute, denn es geht morgen wieder 6.30 Uhr aus dem Bett, obwohl wir erst 9 Uhr das Haus verlassen werden -.-
Achja, ich schlafe anscheinend nicht allein in meinem Zimmer. Soeben huschte eine Maus größeren Ausmaßes unter meiner Tür durch und nicht wieder raus. So lange sie leise ist, kann sie bleiben. Meine kostbaren Süßigkeiten verstaue ich mal lieber neben mir im Bett.



Buddhistische Grüße,


Caro



P.S.: Ich habe einen leichten Sonnenbrand im Gesicht ;)
P.P.S. Ist wohl doch keiner. Seit gestern feuern meine Ohren und ich habe Flecken auf den Wangen. Zudem juckt beides ab und an. Höhenkrankheit bei nur 1300m? Wenn jemand Ahnung hat davon bzw. dagegen, bitte melden :D
















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