Montag, 9.Dezember
Zunächst habe ich Ramjee auf Arbeit
begleitet, um später von dort aus zur Botschaft Myanmars zu fahren.
Als wir am Büro ankamen, war niemand da. Es ist Ramjees Büro (er
hat also eine eigene Firma) aber keinen Schlüssel dazu. Schon
merkwürdig. Aber das war mein Vorteil, weil Ramjee mit mir zum
Durbar Square von dem Stadtteil Patan gefahren ist. Das sah ganz
ähnlich aus wie in Bhaktapur, nur zentrierter. Kostet eigentlich
auch 500 Rupien Eintritt, aber wenn man sich von hinten anschleicht
und nicht ganz vor die Häuser tritt, sieht man auch alles und muss
nichts bezahlen :) Im Anschluss ging es noch zu einem hinduistischen
Tempel und wieder zurück zum Büro, wo bereits die Angestellten
fleißig waren.
Durbar Square Patan |
Die wollten bei der Beantragung des
Visas für Myanmar übrigens den Namen meines Vaters wissen. Vati, an
dieser Stelle: keine Sorgen, ich bleibe anständig ;)
Auf dem weg dahin (ich musste es Punkt
13 Uhr abholen), der erste Schock: Motorrad startete nicht. Nach
diversen Anläufen fuhr es dann, erster Schreck überwunden. Doch
dann ließ es sich nicht in den 2. Gang schalten. Wir sind
stehengeblieben, Ramjee hat etwas dran rumgerüttelt und nach
mehreren Stop&Go-Anläufen fuhr es uns dann pünktlich zur
Botschaft (keine 10 Min. von Ramjees Arbeit) und ich konnte nach kurzer Wartezeit endliche wieder meinen Pass in Empfang
nehmen.
Thamel |
Wir haben dann noch einen Abstecher
nach Thamel gemacht. Die Area, in der alle Touris absteigen und schon
für 3 Euro/Nacht ein Zimmer im Mehrbett-Raum erhalten können. Als
wir dort ankamen war ich wirklich froh, bei Ramjee übernachtet zu
haben. Tausende Schilder, Souvenir-Stände überall und überteuerte
Preise. Das ist nicht das
authentische Nepal, nachdem ich gesucht habe. Von daher war Ramjee
die beste Wahl.
Im Anschluss
haben wir dann noch ein Busticket für mich gekauft, für die Fahrt
nach Pokhara am nächsten Morgen. Der Bus sollte 8 Uhr abfahren. Der
Rest des Tages war nicht weiter spannend. Sachen gepackt und früh
ins Bett gegangen.
Dienstag,
10.Dezember und die Zeit in Pokhara
Mein lokaler Bus
(Micro-Bus genannt, 12 Sitzplätze+Fahrer) sollte 8 Uhr losfahren,
was für mich bedeutete, dass ich mit dem anderen öffentl. Bus 6.30
Uhr in Gokarna losfahren musste, um 7.30 Uhr dazusein. Ich habe den
Bus pünktlich gefunden und hatte auch einen guten Sitzplatz
(Einzelsitz,
Fensterplatz). Der Bus fuhr aber erst 20 Min. später ab, da wir wieder mal so viele Menschen wie möglich zur Mitfahrt überzeugen mussten. Es dauerte eine ganze Stunde, bis wir aus Kathmandu raus waren (diverse Stops zum Einsammeln von Mitfahrern, Verkehrschaos). Und dann ging die Fahrt los (aus den 12 Sitzplätzen wurden dann übrigens 18, indem man in die Zwischenräume der Sitzreihen kleine Hocker stellt und 3 statt 2 Personen auf eine Sitzbank quetscht). Wer Probleme mit Serpentinen hat, sollte nach Pokhara fliegen, denn die Strecke ist voller Kurven. Wenn man nicht nach links und rechts geschüttelt wird, dann nach oben und unten durch die vielen Schlaglöcher. Dennoch war die Fahrt ganz nett, weil die Umgebung schön anzusehen war. Ein größerer Fluss (Rafting möglich), Berge, Wasserfälle. Der erste Halt nach 2 Stunden. Ich wusste nicht, warum. Nachdem die Tür aber 10 Sekunden offen stand, konnte ich riechen, dass es sich um einen Toiletten-Halt handelte. Zum Glück musste ich da nicht aussteigen. Nächster Halt für ein Mittagessen. Ich hatte aber Proviant dabei. Viele Einheimische, vor allem die Kinder, essen Instand-Nudeln inkl. Pulver als kleinen Zwischensnack (also ungekocht!). Zwischendurch stiegen immer wieder ein paar Menschen aus. Dann rückte eine Dame neben mich. Ich saß mit Gesicht in Fahrtrichtung, sie mit ihrem Gesicht zu mir (siehe Hockersitz). Störte mich nicht weiter, bis zu dem Punkt, an dem sie anfing zu husten. Natürlich in meine Richtung (keine 30 cm Abstand). Natürlich ohne Hand. Ich hielt dann immer die Luft an (bringt das überhaupt was?) und irgendwann habe ich demonstrativ zurückgehustet. Da das aber in Nepal nun einmal so Sitte ist, hat sie nicht verstanden, was ich ihr damit sagen wollte...
In Pokhara
angekommen hat mich mein Host mit dem Moped von Busbahnhof abgeholt.
Wir sind dann erst einmal Mittagessen gefahren (er hat bezahlt) und
dann in seinen Shop. Tariq verkauft
Tariq vor seinem Geschäft |
im Kerzenschein). Dann schauten wir noch etwas TV aber ich war so müde dass ich halb 9 ins Bett bin (was übrigens auch knochenhart war). Aber siehe da, am nächsten Morgen kein Mondgesicht. DER Beweis, dass es am Zimmer/ Bett in Kathmandu gelegen haben muss. War ich froh! In Pokhara ist warmes Wasser aus der Leitung übrigens Mangelware. Die Häuser dort haben im Gegensatz keine Solarmodule auf dem Dach. Ergo habe ich auch nicht ausgiebig duschen können.
Wir sind dann
nach dem Frühstück (Chapati → indisches Brot mit Omelette) um
Laden, saßen dann so in einem Café davor und ich fragte ihn nach
den Aktivitäten im Ort. Ich las zuvor, dass die Region besonders für
den Luftsport bekannt ist. Denn außer dem See, den Bergen und ein
paar „Attraktionen“ gibt es in Pokhara nicht viel zu sehen.
Spontan wie ich nun einmal bin entschloss ich mich in die Luft zu
gehen. Und zwar auf diese Art und Weise:
im Hintergrund das Bergmassiv |
Paragliding! Das
wollte ich in Deutschland sowieso schon immer mal machen. Und da die
blöden Wolken mir die Sicht auf die Bergkette versperrten, hoffte
ich aus der Luft wenigstens einen Blick darauf erhaschen zu können.
Ein Anruf von Tariq (sogar zu besseren Konditionen, ich habe
umgerechnet ca. 55 Euro bezahlt) und 1 ½ Stunden später sollte ich
abgeholt werden. Whoop whoop Adrenalin schoss durch meine Adern.
Okay, soviel Geld hatte ich nicht dabei, also musste ich zu einem
Automaten gehen und habe dabei gleich einmal den Ort und den See
erkundet. Pünktlich um 11 wurde ich dann von Tariqs Shop mit einem
Jeep abgeholt. Dann ging es erst einmal ins Büro von denen
(Formalitäten wie Bezahlung,...) und halb 12 mit dem Jeep auf den
Berg. Mit mir saßen noch eine Nepalesin und die zwei
Paraglider-Experten im Auto (einer davon kein Nepalese). Keine großen
Worte unterwegs. Am Berg angekommen war ich so nervös wie vor meinem
Tandemsprung aus dem Flugzeug in Magdeburg. Vielleicht sogar noch
etwas nervöser. Sergej war mein „Betreuer“. Er ist Russe und ist
seit September vor Ort, um zu fliegen. Er hat es vor 10 Jahren
innerhalb einer Woche erlernt. Nachdem ich das Geschirr um hatte, er
alles vorbereitet hatte, gab er mir genau diese Einweisung:
„So
I will count until 3 and then we will run.“ (Ich zähle bis drei
und dann rennen wir los). Ich war zu allem Übel auch die Erste von
uns (oder war das vielleicht ganz gut so?). Ich hätte natürlich
noch tausend Fragen gehabt, aber er ließ sie mich nicht stellen. Ihr
könnt euch nicht vorstellen, wie sehr man seinen Verstand
unterdrücken oder ausschalten muss um in einen Abgrund reinzurennen.
Ich wollte noch meine Augen schließen aber dann hatte ich Angst,
hinzufallen. Wir streiften noch das Unkraut am Hang und dann flogen
wir auch schon.
Hier mussten wir runter rennen |
Ich saß in
einer Art Hängesitz vor ihm und umklammerte krampfhaft die Gurte vor
mir. Nach dem ersten Schock zücke ich gleich meine Kamera und filmte
:) Und dann machte ich Fotos. Gefühlt tausend. Und dann genoss ich.
Um uns herum weitere Paraglider (zu Höchstzeiten zählte ich 50 vom
Boden aus). Links von uns das Bergmassiv (von dem ich leider nur die
Spitzen gesehen habe). Rechts von uns die Weite Nepals und unter uns
der Berg, der See und die ganze weite Stadt. Über uns leider
Greifvögel, die uns in einer Situation zu nahe kamen. Sergej machte
komische Laute, um sie zu verscheuchen. Mir blieb das Herz stehen.
Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Zum Glück war das die
einzige brenzliche Situation. Vor diesem Moment wollte ich so hoch
wie möglich (wir waren bis dahin auf einer Höhe von ca. 1,5 km
ü.M.). Danach war mir das dann nicht mehr ganz so wichtig *lach
Ich habe für 25
Minuten bezahlt, Sergej machte 30 draus. Zwischendurch hatte er sich
immer nach meinem Befinden erkundigt. Auf den letzten Metern über´m
See hat er dann noch diverse Flugmanöver gemacht, die richtig Spaß
machten (eine Art Schwerelosigkeit durch diverse Pendel- und
Schraubbewegungen). Schließlich kamen wir sicher auf dem Boden an
und ich fühlte mich so energievoll wie noch nicht zuvor in Nepal.
Sergej |
So sieht ein gepackter Glider aus |
Viele viele bunte Flieger |
Nach diesem
Abenteuer sind Tariq und ich dann noch mit seinem Moped zu einer
japanischen Pagode gefahren, die ebenfalls auf einem Berg gelegen
war. Die Stufen dahin waren hart aber lohnenswert. Von hier hat man
einen fast 360 – Grad – Überblick über Pokhara. Am Abend kam
Silvia zum Laden. Eine andere Couchsurferin aus Deutschland, die
zuvor bei Tariq nächtigte und auf einem Trek war, während ich
ankam. Wir verstanden uns sofort auf Anhieb und so wurde es mir auch
nicht langweilig, den Rest des Abends bis zur Schließung des Ladens
mit ihr zu reden (Tariq musste Kunden betreuen). Zurück in Tariqs
Haus gab es dann noch Abendbrot (Reis mit Beilagen). Ich schlug für
den nächsten Morgen vor, Eierkuchen zu machen. Damit Tariq mal die
deutsche Küche kennenlernt und wir nicht immer Reis essen müssen.
Hat prima geklappt :)
Pokhara |
Um neun bin ich
dann zurück nach Kathmandu (diverse Kopfstöße durch die fehlende
Qualität der Straße inbegriffen). Da ich noch ein paar Rupien übrig
hatte, habe ich mir noch schnell eine neue Sonnenbrille und Obst
gekauft (meine ist ja bereits bei der Ankunft in Kathmandu kaputt
gegangen, weil sie mir vom Kopf fiel). Dann zurück zu Ramjee, wo
eine Amerikanerin ebenfalls zu Gast war (auch sie hatte bereits bei
Ramjee gesurft und wollte ihre letzten Tage vor dem Abflug noch
einmal da verbringen). Abendbrot inkl. Reisschnaps (wir wurden dazu
genötigt, Liz mag den genauso wenig wie ich). Dann zu Bett gegangen,
zwei Mal durch das Nagen der Maus an der Gitarre hinter meinem Bett
wach geworden und heut Morgen dann alles gepackt und um 10 war ich am
Flughafen von Kathmandu (Ramjee hat mich aufgrund meines Gepäcks mit
dem Motorrad gebracht).
Als ich diesen Eintrag verfasste, wartete ich
auf das Boarding nach Bhutan. Da ich eine der ersten beim Check-In
war, habe ich natürlich einen Platz am Fenster, linke Seite im
Flugzeug erhalten. Das ist DER Jackpot, denn ich hatte noch
einmal eine der besten Sichten auf das Himalaya-Gebirge.
Ich
habe das Ultrabook IdeaPad Yoga 11S,
mit dem ich euch immer fleißig informieren kann, übrigens von der
Firma Lenovo gestellt bekommen. An Windows 8 musste ich mich erst einmal gewöhnen,
aber die Bedienung des Ultrabooks an sich ist sehr einfach da
intuitiv. Ich bin voll zufrieden damit und möchte mich an dieser
Stelle noch einmal recht herzlich bei Herrn Delfs für das
Ausleihen bedanken.
Letzte Alltagsfeststellungen für Nepal
--alle Kinder
sind wirklich niedlich und meist auch freundlich und neugierig
(Ausnahmen in Bhaktapur)
--die Frauen
tragen gern Strümpfe in offenen Schuhen, gern auch farblich
hervorstechend (wie Sandaletten, Flip Flops)
--alle
einheimischen Frauen haben lange Haare und keinen Pony, tragen die
Haare aber so gut wie nie offen
--man putzt nur
frühs die Zähne
--mit dem Kopf
nach links und rechts wackeln bedeutet ja
--Oberlippenbärte
sind bei jungen Männern im Trend
Zusammenfassend für Nepal hier mein Fazit:
+
*die
Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen (vor allem auch
untereinander)
*die
wunderschöne Natur
*günstige
Preise
*leckeres Essen
*das Wetter
*viele Menschen
sprechen und verstehen Englisch (besonders die jüngere Generation)
-
*die
Umweltverschmutzung (Müll, Dreck, Staub, Abgase)
*die Armut
*der Eigennutz/
die Habgier mancher Menschen
*Stromausfälle
*die
Beschaffenheit der Straßen
Den nächsten Eintrag gibt es dann aus Bhutan.
Tipp: fleißig in den Wochenspiegel schauen, da werde ich euch auch sehr bald wieder berichten.
Liebste Grüße,
die Weltenbummlerin
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