"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 4. Juni 2020

Neuseeland - Kindertag! Und eine große Überraschung...

Der Tag der Tage! 6.30 Uhr: Heute sollten Sarah und ich den Gletscherflug absolvieren.Trotz der frühen Uhrzeit bin ich aufgekratzt. Im fetten Nebel und mit offener Scheibe (sonst können wir wirklich nicht sehen, wohin wir abbiegen), schleichen wir zum Flughafen.  Dort wurden wir gewogen, gaben unsere persönlichen Daten ein und zahlten den Flug. Dann bin ich aufs Klo verschwunden und hab nur einen kleinen Schrei vernommen. 

 

Als ich wieder zur Rezeption kam, war klar, dass ein Platz von sieben frei geworden ist und Silja mitfliegen konnte! Sie wusste nicht, ob sie weinen oder lachen soll :D Sarah und ich freuten uns, dass wir zu dritt das Erlebnis bestreiten können. Das Schicksal hat entschieden!

An Board waren vier Männer, wir drei Mädels und der Pilot Dan, der sich im Gegenlicht trotz Sonnenbrille während des Fluges die Hände vor die Augen nahm zum Licht-Schutz. Ich saß neben Silja, die mir während des Fluges die gute Hand zerquetschen durfte ;) 

 

Man beachte Siljas äußerst zuversichtlichen Todesangst-Blick :D


Dieses Mal konnten wir leider nicht per Schere - Stein - Papier entscheiden, wer wo sitzt. Der Pilot hatte uns Plätze zugewiesen. Die waren aber auch ganz nett. Nach einem etwa 20-minütigen Flug landeten wir auf dem Franz Josef Gletscher. Und ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte.

Auf dem Gletscher lag alles voller Schnee. Unter der Schneedecke von 1-2 Metern eine Eisschicht von etwa 400 Metern – der Gletscher. Den wollten wir vor ein paar Tagen noch durch den anstrengenden Roberts Point Track nahekommen und jetzt, ein paar Flugminuten später, standen wir drauf. Waaaaaahnsinn! Ich hab mich gefühlt wie ein kleines Kind, bin durch den Schnee getobt. Freiheit. 

 

Wir mit dem Piloten

Wenn man den Schnee auch nur ein bisschen beiseite schob auf dem Boden, funkelte ein blaues Licht darunter hervor wie bestimmte Eis-Bonbons. Es war surreal. Nach Snacks und warmen Getränken ging es etwa 45 Minuten später wieder zurück. Und obwohl Dan Luftlöcher angekündigt hatte, waren diese so krass, dass ich mich trotz Gurtes im kurzen Sinkflug mit dem Kopf an der Decke stieß. Da hatte selbst ich auch kurz ein bisschen Adrenalin im Körper. Arme Silja!

 

Da der Tag noch jung war, liefen wir noch einen entspannten Weg im Hooker Valley von drei Stunden. Auf dem Track kommt man bis zum Fuße des Mount Cook. Also gefühlt ;) Bevor wir wieder losfahren wollten, hab ich es noch geschafft, mich auf dem Klo einzusperren. Zum Glück kam ich da mit Hilfe von außen wieder zeitnah raus :D 

ein kleiner Trip durch´s Hooker Valley
vor uns der Mt. Cook

 

Der Tag endete in Tekapo mit einer heißen Schoki. Einen besseren Kindertag in meinem Alter könnte ich mir fast nicht vorstellen ;)

Wieder kam der Frost uns über Nacht besuchen. Meine Lippen sind mittlerweile rau und die Haut an den Händen reißt ein. So schön es hier ist, wir sehnen uns aber auch absolut nach wärmeren Gefilden! Den See Tekapo haben wir uns auf dem Weg nach Christchurch aber nicht entgehen lassen, obwohl es leider bewölkt war und wir dadurch das krasse Blau des Sees nicht wirklich gesehen haben. 

 

Der See Tekapo

UFO-Wolken :)


Tekapo am nächsten Morgen


Zurück in die Zivilisation

 

Nächster Halt: Christchurch! Doch bevor wir dort auf unseren Gastgeber stoßen, haben wir einen Abstecher zur Birdlingsflat Bay gemacht. Hier soll es ganz tolle Steine am Strand geben! Nunja, die besten hat wohl schon der Herr gesammelt, der hier das „Gemstone&Fossil“ Museum betreibt. Er ist recht alt, es ist sein Hobby. Die Ausstellung ist gratis, aber man kann dort auch Steine und Muscheln erwerben. Ich war absolut fasziniert von den Dingen, die wir dort gesehen haben, und kann jedem nur einen Besuch empfehlen! Mit dem gewissen Kleingeld würde der gute Mann seine Sammlung auch verkaufen ;) Hier steckt so viel Herzblut drin...

Dann weiter nach Akaroa: Einer kleinen Siedlung mit französischem Charme. Die Wege dahin haben mich schon wieder Nerven gekostet, denn sie waren sehr steil, kurvenrreich und ich habe kurz Queenies Bremsleistung in Frage gestellt. Nach einer Portion Fish and Chips und ein bisschen flanieren ging es dann über Lyttleton zurück nach Christchurch.

Akaora
Christchurch

 

auch neun Jahre nach dem Erdbeben ist noch nicht alles aufgebaut

 

 

Couchsurfing in Christchurch

Unser Couchsurfing-Gastgeber Carlos war bereits zu Hause. Wir haben angekündigt, dass wir wieder kochen. Doch im Laufe des Abends kamen dann einfach zwei weitere Couchsurfer hinzu, von denen er nix gesagt hat. Das brachte uns in eine Zwickmühle. Zum Glück hatte die eine davon sich bereits Sushi geholt. Also reichte unser Curry für alle. Carlos hat dann seine Gäste einfach irgendwann allein gelassen und ist schlafen gegangen. Okay :D Aber wir wollen uns nicht beschweren!



Der nächste Tag war ein Schlechtwetter-Tag. Ein Glück, dass Christchurch soooo viele tolle Museen hat, die gratis sind! So waren wir im Modern Art und Canterbury Museum. Sind dann noch über den Food Market gelaufen (mit verdammt vielen Verlockungen) und sind weiter zu anderen Gastgebern, weil wir bei Carlos raus mussten. In Christchurch selbst sieht es sehr schlecht aus mit gratis Van-Plätzen – die liegen sehr weit außerhalb der Stadt und sind auch immer gut besucht. Deshalb schauten wir uns weiter nach privaten Kontakten um.

 

 

 

Sieht größer aus, als es sich anfühlt :D

 

 

 

 

 

Helen und Wallis haben mich über eine Facebook-Gruppe kontaktiert, in der ich einen Aufruf startete. Was für herzliche Menschen! Helen und Wallis kamen vor 20 Jahren aus Südafrika hierher, weil sie Neuseeland als sicherer betrachten. Und beide haben sehr von Christchurch geschwärmt! Hier hast du Meer, Berge und den internationalen Flughafen in unmittelbarer Umgebung! Recht haben sie. Sie luden uns zum Abendessen und Nachtisch ein. Wir brachten ihnen Chips und Muffins mit. Und obwohl sie uns auch ein Bett anboten, war uns das zu viel der Gastfreundlichkeit und wir schliefen wieder wie Eichhörnchenbabys in unserem eigenen Nest – in Queenie, die vor ihrem Haus stand. So hatten wir wenigstens eine ordentliche Sanitäranlage 😊

Nach dem Frühstück sind wir zurück nach Christchurch und haben uns da noch mehr draußen umgesehen. Und nach zig Läden, die ich bereits in den letzten drei Wochen ab und an mal durchquert habe, um die perfekten Socken zu finden, die mir die Mädels ja zum Geburtstag schenken wollten, war es in Christchurch endlich soweit! Also ich freue mich wirklich über Socken als Geschenk! Und über diese ganz besonders <3.

Wir machten einen Abstecher zum Flughafen, weil meine Rückflugsituation ungeklärt war. Der geplante Rückflug am 28. Juni wurde bereits storniert. Doch Etihad hat dort und auch in keinem anderen Flughafen in NZ einen Ansprechpartner, weshalb man mich auf die Hotline verwies. Blöd nur, dass ich nicht so einfach mit meinem Handy telefonieren konnte...Die Sim-Karte war ja weiterhin nicht voll nutzbar, weil unser Paket abgelaufen war und Anrufe nach Deutschland waren auch nicht in einer Flat vorhanden…

Das Problem musste vertagt werden. War ja noch knapp ein Monat Zeit und was sollte ich jetzt ausrichten. Etwas frustriert hat es mich schon, aber ich muss die Dinge eben so nehmen, wie sie sind. Vor allem in Zeiten, die so noch nie da waren. Wir fuhren noch zum Strand, aßen Pizza in Queenie und fuhren extra zu einem Shoppingcenter (mit Klos), um uns dort bettfertig machen zu können.

 

 

Wir hatten einen Stellplatz am Brighton Beach, an dem wir dann auch frühstückten und spazieren gingen.

Wenn wir schon mal hier waren, haben wir noch fix Sarahs Gastfamilie besucht. Sarah wollte ja eigentlich nach einem Monat Rumreisen mit uns Au Pair sein. Es ist eine Deutsche, die mit einem Kiwi verheiratet ist. Zwei Kinder, ein Hund, mega krasses Vorstadthaus. Es war sicher komisch für Sarah, aber ich fand es schön, dass wir mit durften, hatte sie doch schon so viel von denen erzählt. Am Ende sagt Sarah, dass sie es keinesfalls bereut hat, die Reise mit uns fortzusetzen. Mein Herz macht einen kleinen Sprung. 

 

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