"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Dienstag, 9. Juni 2020

Neuseeland - wir lernen aber auch nicht dazu...

Wir ließen die Annehmlichkeiten des urbanen Lebens hinter uns und fuhren im Regen nach Kaikoura. Bekannt ist der Ort vor allem für die hiesigen Meerestiere (Wale!). Die Fahrt war anstrengend. Die Fahrerin fror, weil der kalte Wind durch unsere klapprige Queenie kroch. Während die Beifahrerinnen sich die Füße unter Decken wärmen konnten, musste die Fahrerin durch…

Die Fahrt ging schleppend voran, sah bei Regen die Umgebung auch wenig spektakulär aus. Wir passierten einige Tankstellen und sahen auch zunehmend die Tanknadel sinken. Doch rein von der Entfernung her sollten wir es schaffen. Blöd nur, dass unsere Navigation nicht gesagt hatte, wie kurvig und anstiegreich die Straßen sind! Deshalb näherte die Tanknadel sich der Reserve schneller als uns lieb war. Und wir mussten wieder mal entscheiden: Durchziehen und hoffen anzukommen (und richtig blöd wäre, bei Regen und Kälte im Nirgendwo liegenzubleiben) oder umkehren und bei der letzten passierten Tanke vollmachen.

34 Kilometer vor dem Ziel sind wir demzufolge wieder umgedreht, um dann 32 Kilometer zurück doch nochmal zu tanken. Wir haben wieder mit dem Feuer gespielt aber diese ständigen Anstiege kosten uns so viel Diesel! Wir sind halt auch mega schwer...Und deshalb mussten wir in den sauen Apfel beißen und sind noch gerade so auf gefühlt dem letzten Liter an der Tanke angekommen. Ich hab wirklich echt mal wieder geschwitzt und wieder sagten wir uns, wie unnötig diese Situation war und dass sie so nie wieder vorkommen sollte. Was soll ich sagen…immerhin haben wir so mal wieder eine witzige Geschichte zu erzählen :D Vollgetankt nahmen wir wieder die Fahrt auf.

Da auch keiner in Kaikoura auf uns wartete, war der sinnlose Rückweg kein Problem. In Kaikoura hatte es 4 Grad. Wir haben im Van gegessen und sind dann noch in eine Bar zum Aufwärmen (und natürlich Schoki trinken ;) ). Der gratis Parkplatz war sehr zentral und nah zum Meer gelegen.

Und wieder hoch hinaus


Kaikoura von oben

Kaikoura von unten
Kaikoura vom Strand

 Der nächste Tag begrüßte uns mit einer wunderbaren Sicht auf die schneebedeckten Berge. Wir haben uns den Sonnenaufgang am Meer angesehen, gedrühstückt und sind dann zur Touriinfo, weil wir natürlich am liebsten eine Waltour im Boot buchen wollten. Dank Corona war dies aber nicht möglich. Nur durch einen Flug hatte man aktuell die Chance, die Tiere zu sehen. Tjoah, ist zwar nicht das, was wir uns vorgestellt hatten, aber besser als gar nix. Mit ein bisschen Verhandlungsgeschick haben wir dann 109 statt 129 Dollar pro Person bezahlt. Und sind dann direkt zum Flughafen gefahren.

 

Zu unserer Überraschung hatten wir dieses Mal das Flugzeug sogar für uns komplett allein! Da wir uns nicht einigen konnten, wer vorn sitzen darf, musste natürlich unser alt bewährtes Schnick Schnack Schnuck darüber entscheiden. Silja wollte da gar nicht mitspielen, hat sie doch eh Respekt vor der Höhe (und dafür Respekt, dass sie mitgezogen ist!). Deshalb musste ich nur noch Sarah bezwingen und was soll ich sagen… ich hab das Duell gewonnen und mich richig richtig gefreut :)

 

 

Silja wurde mal wieder (noch) ruhiger :D Echt Hut ab, was sie da mit uns so alles mitmacht! Aber vielleicht braucht sie auch genau diesen kleinen Schupser, um ihre Ängste (mit uns) zu überwinden.

Sie hatte dem Piloten von ihrer Flugangst erzählt. Der hatte aber irgendwie nur dumme Sprüche auf Lager...Zudem roch er komisch. Einziger Nachteil des Vornsitzens *haha
Delfine <3

 

Wir haben schon bald große Schwärme von Delfinen entdeckt. Wale haben wir dann zwei gesehen. Dafür ist der Pilot eeeexxxxxxtra schräge Runden geflogen. Ich glaube Silja hätte darauf verzichten können. Ich habe mich zwar gefreut über den Anblick, nach meinen Erlebnissen in Argentinien war das jedoch ... naja anders. Leider hört man die Tiere nicht und man muss auch schon genau hinschauen...trotzdem bereue ich den Flug nicht. 


so nah kamen wir den Robben
Wir erkundeten die Umgebung noch zu Fuß und sahen eine Robbenkolonie am Strand. Am Ortsstrand von Kaikoura haben wir dann noch Männer gesehen, die einen Hai in meiner Größe geangelt haben. Ich war geschockt! Irgendwo hab ich dann aber gelesen, dass bestimmte Haiarten gefangen werden dürfen...Mhh. 

Zurück auf die Nordinsel und Angst um unseren Van 


Tschö Südinsel!

am Fährhafen in Picton

Am nächsten Tag ging es bereits weiter – bei schönstem Wetter. Wir hatten vorab unsere Fähre für den 8.6. gebucht, um zurück auf die Nordinsel zu fahren. Zurück in die Wärme quasi ;) Nachdem nun alle wieder reisen durften, waren die beliebten Zeiten und günstigsten Preise für die Fähre schnell ausgebucht. Deshalb entschieden wir uns für die späte Variante. 17.30 Uhr begann der Check-In, 22.06 Uhr waren wir wieder in Wellington.

Wir hatten in den letzten Tagen bereits Schwierigkeiten, Queenie zu starten. Das hat manchmal echt lang gedauert aber wir haben es auf die Kälte geschoben. Nunja, als wir die Fähre verlassen wollten, sprang sie nun gar nicht mehr an. Das kam überraschend und äußerst ungünstig. Wobei eigentlich gut, dass wir es überhaupt noch auf die Fähre geschafft hatten! 


Die netten Männer der Fähre kamen und haben versucht, uns zu helfen. Und das sehr lang und geduldig. Wir waren die letzten auf der Fähre. Als einer der letzten Versuche haben wir Queenie zur Rampe geschoben (wir waren auf dem Oberdeck) und ein Helfer wollte sie während des Runterkullerns quasi reanimieren. Ich hatte mal kurz wieder Panik weil ich an den Ausfall auf dem Takaka Hügel denken musste. Aber nein, das half auch nichts. Meine Emotionen waren zwischen Heulen und Lachen. Ich entschied mich für letzteres, weil wir ja zum Glück mit der Miete eine Versicherung bei der AA (sowas wie dem neuseeländischen ADAC) inklusive hatten.

Die vier Männer konnten nur Vermutungen anstellen und am Ende hat uns einer mit einem Seil abgeschleppt. Wir durften auf dem Parkplatz des Fährunternehmens stehen und hatten wieder mal Glück, dass wir gratis Wifi in deren Empfangshalle hatten (also mussten wir vom Van ein paar Meter dahin laufen). So konnten wir die Vanbesitzerin, die gerade in Australien war, über die Situation informieren. Sie meinte, dass 8 Uhr die Road Assistance kommen soll (sowas wie der ADAC).

Wir waren eigentlich mit Greg verabredet, unserem Nudisten-Gastgeber, bei dem wir bereits auf dem Hinweg mal Gast waren. Greg hatten wir bereits während der ganzen Rettungsaktion über unsere Lage informiert und er war so herzensgut, uns abzuholen. Denn ansonsten hätten wir auf dem Parkplatz nicht nur pennen, sondern auch pieseln müssen (keine Klos) :D

Bei Greg war schon Karen aus den USA zu Gast. Für das realativ kleine Wohnzimmer eine Menge an Schlafgästen. Aber immer noch mehr Platz als in Queenie, hehe. 

Der frühe Vogel

Weil wir 8 Uhr am Auto sein mussten, mussten wir bereits 6.30 Uhr aufstehen. Mal wieder Glück im Unglück: Durch Corona entschied sich die Regierung, in der Landeshauptstadt Wellington den  öffentlichen Verkehr gratis anzubieten. Wir waren pünktlich am Van - doch keine Spur vom „ADAC“.

8.45 Uhr hat sich die Vanbesitzerin Bonnie gemeldet und uns mitgeteilt, dass die Versicherung nur Unfallschäden deckt und nur auf sie läuft. Grandios. Ihr Vorschlag war aber trotzdem mehr als fair: Wir haben eine AA auf mich aber zu ihren Kosten abgeschlossen. Bei der Versicherung konnte man 6 Mal im Jahr gratis eine Pannenhilfe in Anspruch nehmen. 

 

Zwangschillen auf dem Fähr-Parkplatz


10.20 Uhr kam dann jemand der AA. Der Mann war nett und schien kompetent. Er hat alles gecheckt, die Zündspule sei kaputt. Aber konnte uns letztendlich doch nicht helfen, weil er keine Teile für so ein altes Auto dabei hätte. Deshalb musste Queenie in eine Werkstatt. Wohlbemerkt mussten wir jeden Schritt parallel mit Bonnie in Australien kommunizieren. Das war dezent anstrengend (wir mussten immer zur Wifi-Zone laufen). Sie hat dann die Werkstatt rausgesucht.

12 Uhr kam dann ein Abschleppwagen. Wir haben zu 3. nicht in den Abschleppwagen gepasst und in Queenie durften wir nicht bleiben. Also sind wir eine Stunde zur Werkstatt gelaufen. Auch hier hatte die gute Frau (welch Seltenheit aber cool!) keine Teile da, sie wollte sie aber aus Auckland bestellen. Morgen seien sie da und Queenie wieder fahrbereit! Das sollte um die 250 Dollar kosten. Da Queenie ein Van ist, der von Privatpersonen eigenhändig umgebaut wurde, erzählte uns die nette Werkstattinhaberin, dass auch etwas mit der Batterie nicht stimmt. Sie war auf jeden Fall nicht da, wo sie hätte sein sollen...

Wir nutzen den unfreiwilligen Stopp und schauten uns das Te Papa Museum an, dass jetzt wieder geöffnet war (auch der Hinfahrt coronabedingt geschlossen). Wir fuhren zurück zu Greg und ich kontaktierte erstmals meine Vorgesetzen, um sie über meine Lage zu informieren – also die mit den annulierten Flügen, nicht mit dem Van ;)  Wieder einmal hatte ich Glück und ich erhielt das Angebot, annschließend an mein Sabbat, was eigentlich am 30.6. endet, noch drei Wochen Urlaub dran zu hängen. Damit bin ich mehr als einverstanden. Wenigstens eine gute Nachricht am Tag. 

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