"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Dienstag, 30. Juni 2020

Neuseeland - Roadtrip gut bürgerlich

Tag eins ohne unseren Van Queenie. 


unser neuer kurzzeitiger Wegbegleiter

Es fühlt sich absolut komisch an aber auch irgendwie befreiend. Keine Angst mehr haben, dass was mit dem Auto sein könnte und wir deshalb in Verzug geraten. Kein Hippieleben im Auto mehr. Ein lachendes und ein weinendes Auge. Wir werden also sesshaft –zumindest temporär. 

Diesen Zustand nutzten wir aus und liefen von unserem Gastgeber mit Strandhaus im Randbezirk Aucklands in die Stadt, haben uns eine Art botanischen Garten angeschaut. Dann ein todo auf der Tagesordnung, der eher lästig als amüsant war: Ich bin zum australischen Konsulat, in der Hoffnung dort was über die Flüge, die von Neuseeland nach Australien gingen, zu erfahren. Denn auch ich musste so einen nehmen, um nach Deutschland zurückzufliegen. 

Fliegen in Zeíten von Corona

Ganz ursprünglich sollte mein Rückflug ja eigentlich aus Australien starten, weil ich nach Neuseeland noch Australien bereisen wollte. Die Flüge ab Australien flogen sogar relativ zuverlässig. Nur eben nicht die Maschinen von Neuseeland nach Australien, weil diese zum Teil mit weniger als der Häfte der Passagiere (aus Schutzgründen wegen Corona) fliegen durften. So sie fliegen durften. Manche Flughäfen in Australien machten als Corona-Hotspot komplett dicht. 

Der Besuch war auch nur semi erfolgreich. Ich bekam einen Infozettel mit Links in die Hand gedrück. Die meisten kannte ich bereits. So eine Situation war eben noch nie zuvor da und deshalb gab es auch kein Raster, nachdem gehandelt werden konnte. Tjoah. Bin gespannt, was mein Arbeitgeber dazu sagt… Ich hatte die Umstände via Mail geschildert und um weiteren Urlaub oder ein remotes Arbeiten aus Neuseeland gebeten, weil ich meine neu verhandelte Rückkehr augenscheinlich auch nicht einhalten konnte…Die Antwort steht aus. 

Die letzte kleine Reise zu dritt

Noch etwa eine Woche, bis Silja zurückfliegen muss. Die wollten wir gut nutzen! Wir packten unseren neuen Mietwagen mit ein paar Sachen (den Rest durften wir bei Logan lassen) und fuhren 10.30 Uhr Richtung Rotorua. Komisches Gefühl in einer normalen Karre. Wir konnten nicht mehr nebeneinander sitzen, das war schon ein großer Nachteil. Dafür hatten wir eine funktionierende Heizung/ Kühlung sowie funktionierende Bremse :D Und sprittsparend war der Nissan auch! 

In Rotorua waren wir schon einmal. Mir gefiel es, überall brodelt es und es gibt was zu entdecken. Sarah und Silja fanden die schwefelhaltigen Gerüche damals besonders schlimm. Nunja, wir nutzen Rotorua eigentlich auch nur als Zwischenstopp, schauten aber noch einmal zu den Schwefelquellen und liefen durch die Stadt. Dadurch, dass wir jetzt nur einen Mietwagen hatten, mussten wir unsere Stopps unter anderem auch mit der Verfügbarkeit von Unterkünften abgleichen. 

Rotorua ist für seine geothermische Aktivitäten

Die letzten Tage hatten wir damit verbracht, uns interessante Dinge in naher Umgebung rauszusuchen und dann in der Umgebung Couchsurfing-Hosts anzufrgaen. Und so hat sich dann unser Reise-Plan gestaltet und war auch gut eng getaktet. In Rotorua fanden wir auch relativ einfach einen Couchsurfing-Host, Craig (Lehrer). Schon krass, dass so viele Leute drei Gäste gleichzeitig aufnehmen! Und auch immer Platz für uns haben! Am nächsten Tag wollten wir noch eine kleine Unternehmung machen. Soetwas wie eine Sommerrodelbahn - nur mehr Freestyle (https://www.skyline.co.nz/en/rotorua/things-to-do/skyline-luge-rotorua/). Leider war das Wetter richtig mies, es regnete. Die Bahn war geschlossen und somit entfiel dieser Programmpunkt. 

Rotorua

Meine Stimmung war übrigens auch nicht so gut, weil ich morgens erfuhr, dass mein Arbeitgeber mir leider keinen weiteren Aufschub der Rückkehr geben konnte/ wollte. Das hat mich sofort in einen absoluten Stresszustand versetzt. Weil ich mit Etihad eben keine verfügbaren Optionen hatte! Aber auch jetzt konnte ich eben nicht viel an der Situation ausrichten und ich konnte nur hoffen, dass Melbourne, über das ich fliegen sollte, die Luft-Sperre bis zu meinem Ablugdatum wieder aufhebt. 

Unser End-Ziel war abermals Gisborne. Hier hatten wir ja vor kurzem Gary kennengelernt, aber leider zu wenig Zeit eingeplant, weil wir Queenie zurückbringen mussten. Gisborne an sich ist jetzt keine absolute Perle. Aber Gary versprach eine Unternehmung, die ich noch nie in meinem Leben gemacht hab… Und da wir ja jetzt einen schnelleren Wagen hatten, waren 480 Kilometer von Auckland hierher auch kein größeres Hindernis oder mehrtägiger Trip mehr :D

Jeder Tag voll Adrenalin 

Etwa 17 Uhr sind wir in Gisborne angekommen. Wir steuerten erst einmal wieder den Supermarkt an, denn dieses Mal wollten wir für Gary und uns kochen. Witzigerweise treffen wir hier zufällig auf einen Reisenden, den wir während unserer Zeit in Nelson und im Lockdown kennenlernten. So klein ist die Insel :) 

Als wir bei Gary ankamen, informierte der uns erst einmal, dass es in Auckland wohl einen Tornado gegeben hätte :O Wir schrieben unserem Gastgeber dort, bei ihm war alles okay. Mit uns waren zwei weitere Deutsche bei Gary: das Pärchen Elisa und Markus aus Süddeutschland. Wir kochten Pasta Funghi und ich konnte meinen Flug auf den 15.Juli buchen. Endlich eine Lösung in Sicht! 

Der Spaß meines Lebens

Zugegebenermaßen kamen wir nach Gisborne zurück, weil Gary uns sagte, dass wir beim nächsten Mal mit seinen Armeeautos fahren können. Nicht, dass ich extremer Fan dieser Autos bin. Aber es ist ja schon eine einmalige Chance, in so einem Auto mal zu fahren. Bevor es dazu kam, gingen wir vier Mädels vorbildlich ne Runde joggen. Dann haben wir alle zusammen gefrühstückt (selbstgemachte Brezn und Brötchen von uns) und dann sind wir wirklich mit den Armeeautos zum Strand.

hätte ich auch gern zu Hause


Die Autos kamen wohl im zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Sind Baujahr 1943, aus Amerika. In Auto #1 saßen Elisa, Gary, seine Hündin und ich. Gary fuhr den Wagen aus der Stadt, dann haben wir durchgewechselt zum Strand. In Wagen #2 saßen Sarah, Silja und Markus. 

Der Wagen ließ sich noch schwerer als Queenie lenken. Da musste man das Rad schon echt handfest rumdrehen, damit sich da was tat. Am Strand angekommen gab es eine kleine Einweisung von Gary, der sich dann verabschiedet hat und mit seinem Hund spazieren gegangen ist. 

Bemerkenswert, wie er seine Schätze einfach so fremden Händen anvertraut! Die erste Runde startete ich mit Elisa. Schon das Fahren auf den Wegen in den Dünen hat mega Spaß gemacht. Ich war zögerlich, weil ich das Auto nicht kenne und Elisa auch nicht den Adrenalin-Move gemacht hat. Dann haben die anderen aber unsere Wege gekreuzt. Und damit meine ich wirklich offroad und mit einer Geschwindigkeit, die mich veranlasst hat, das Auto zu wechseln. Bei Sarah und Silja sah es nämlich sehr viel witziger aus. 


 Eine Fahrt mit Elisa:

  

Eine Fahrt mit Sarah (Geräuschpegel unterscheidet sich deutlich):

 

Ich wusste nicht, dass das 2. Getriebe es uns möglich machte, absolut verrückte Turns und Moves hinzulegen. Da reichten die Anschnallgurte nicht. Nachdem ich gesehen hab, was sich meine Mädels zugetraut hatten und wie viel Spaß das macht, hab ich dann auch Vollgas gegeben und bin sprichwörtlich am Steuer freigedreht. 

Fahrt mit mir: 


Ich kann wirklich schwer sagen, warum. Aber ich hatte wirklich einen der größten Späße meines Lebens. Dabei würde ich behaupten, dass ich immer gern und viel Spaß habe, auch aus dem tiefsten meines Körpers herzlich lache. Aber das hier war einfach die perfekte Kombination aus Adrenalin, Spaß, Neuem, tollem Schauplatz, geiles Wetter, tolle Menschen und Unberechenbarkeit. Wieder einmal kann ich das nur der Couchsurfing-Gemeinschaft verdanken. Solch Autos habe ich nirgendwo in Neuseeland gesehen! Da ist es dann auch echt scheiß egal, wenn die Unterkunft nicht super sauber ist…die Menschen, die dort leben, schenken dir die besten Erinnerungen. 

Die Gisborne-Crew <3

Elisa und Markus waren eher nicht so wild unterwegs, haben es dann aber geschafft, ihr Auto festzufahren :D Wir haben uns von einer Moto-Cross-Clique ein fettes Seil ausgeliehen und konnten sie mit dem anderen Auto rausziehen. Gary war weiterhin entspannt. Ich hab mich tausend Mal bei ihm bedankt und kann nur hoffen, dass ich ihm all meine Begeisterung in Worten nur annähernd so vermitteln konnte, wie ich sie empfand. Da waren die unzähligen blauen Flecke ein paar Tage später auch nicht der Rede wert. Den großen Abschluss des Ausflugs bildete das Durchbrettern einer riesigen Pfütze. Herrlich! 

Als wäre das nicht genug, sind wir alle noch zu einem Aussichtspunkt gefahren. Dann ging es wieder nach Hause. Elisa und ich sind noch ne Runde joggen gegangen (das Adrenalin musste ja raus aus dem Körper) und dann haben wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen. 

Blick auf Gisborne

Zeit, weiterzuziehen 

ein Fantail <3
Der nächste Morgen, 6.20 Uhr: Aufstehen! Wir wollten auf Empfehlung von Gary den Sonnenaufgang anschauen. Der war…okay. Im Vergleich zum East Cape eher unspektakulär. Tja, man wird halt umso anspruchsvoller/ verwöhnter, je mehr tolle Sachen man in so kurzer Zeit erlebt :D Immerhin haben uns Fantails begleitet. Diese neugierigen Vögel, die ich zu meinen Lieblingen in Neuseeland erklärt hab. 


Mit Elisa und Markus sind wir dann noch zu einem Platz gefahren, wo man im Sommer einen Stein ins Wasser rutschen kann. Sehr verlockende Vorstellung, aber es war mir definitiv noch zu kalt (und den anderen auch). Noch einen Wasserfall mitgenommen und dann ging es zurück nach Rotorua und wieder zu unserem Gastgeber Craig. Jetzt heißt es nochmal, Energie zu sammeln. Denn der morgige Tag verspricht ebenfalls ein ganz besonderer zu werden.

Im Sommer sicher ganz witzig :)

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