"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Sonntag, 14. Juni 2020

Neuseeland - unfreiwillige Zwangspause in Wellington

Never ending story?

Morgens, bei unserem Couchsurfing-Host Greg in Wellington. Wir sind extra früh aufgestanden, denn die Werkstatt wollte uns eigentlich 8 Uhr am Folgetag anrufen und informieren, wie der Stand der Dinge mit unserem Van Queenie ist. Es kam aber nichts. Greg empfahl uns, die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Er meinte, dass alle „Amüsierangebote“, für die man sonst teuer Eintritt zahlt, gerade wegen Corona kostenlos sind. Um die Leute nach dem langen Lockdown zu belohnen und wieder vor die Tür zu bekommen. Welch wunderbare Idee! Das soll man sich mal in Deutschland vorstellen...

So liefen wir zuerst zum Zoo, für den wir uns eigentlich hätte vorab registrieren müssen. Wir hatten aber Glück und wurden auch so reingelassen (nach dem Ausfüllen eines Formulars). Der war ganz nett gemacht. Ich kam sogar in die Nähe von Kängurus, die ich ja nun leider nicht mehr in Australien sehen konnte (ich wollte ja eig. nach 2,5 Monaten Neuseeland weiter nach Australien. Aber dann kam Corona..). Und wir hatten eine adrenalinhaltige Begegnung mit einem Emu.  

 

Emu gegen Sarah (Emu hat gewonnen)

Danach ging es mit dem gratis Hop-on-Hop-off-Touri Bus nach Zealandia. Ein Biotop mitten in der Hauptstadt, das seltene Tier- und Pflanzenarten beherbergt und als ursprüngliches Neuseeland gilt. Zum Schutz der Vögel wurde der Zaun sogar unterirdisch fortgeführt, damit keine Ratten und Mäuse eindringen und das Biotop ins Ungleichgewicht bringen können. 

 

Zealandia

Bevor man in das Areal darf, wird auch der Inhalt des Rucksacks gecheckt und es gibt Desinfektionsstopps und Schleusen. Das war echt ganz nett so einen Urwald mitten in der Stadt zu erleben. Aber um ehrlich zu sein, hätte ich auch keine 15 Euro dafür bezahlt. Denn spektakuläre Flora und Fauna gibt es in Neuseeland ja fast an jeder Ecke gratis ;)

 

Mit dem Touribus sind wir dann noch ins Regierungsviertel gefahren, als ich einen Anruf einer unbekannten Nummer erhielt. Leider habe ich das erst zu spät gesehen. Ich vermutete, dass es die Werkstatt war. Weil meine Simkarte ja nur für ursprünglich zwei Monate ausgelegt war und ich kein Guthaben mehr hatte, konnte ich nicht zurückrufen. Deshalb  fuhren wir einfach direkt zur Werkstatt, die zum Glück mitten im Zentrum lag. Da bekamen wir die schlechte Nachricht: Der Typ vom „ADAC“, der unsere Queenie abgeschleppt hat, hat die ganzen Kabel durcheinander gebracht und nun müsste sich das ein Elektriker ansehen. Der konnte aber an dem Tag nicht mehr. Und einen teureren, der sofort gekommen wäre, wollte die Vanbesitzerin Bonnie, von der wir Queenie privat mieteten, nicht zahlen.

Die Werkstattinhaberin hat gecheckt, dass Bonnie natürlich auch so wenig wie möglich Geld noch in den Van stecken wollte. Sie wollte ihn ja eh am liebsten verkaufen. Deshalb hatte Liz, die Werkstattmeisterin, wohl Mitleid mit uns und versprach uns, einen gratis Sicherheitscheck am Auto vorzunehmen und uns dann mitzuteilen, ob das Auto fahrtauglich sei oder nicht. Dass das solche Ausmaße annimmt und nun sogar die komplette Fahrtauglichkeit des Autos infrage gestellt wird, fühlte sich gar nicht gut an.

Tag 3 ohne Queenie:

11 Uhr standen wir wieder in der Werkstatt. Der Elektriker war immer noch nicht da. Liz hatte sich mittlerweile den Van mal genauer angeschaut und uns gesagt, dass wir damit besser nicht mehr fahren sollten. Sie sei selbst Mutter und würde ihre Kinder nicht damit fahren lassen. Die Karosserie (A-Säule) sei unfachmänisch mal geteilt und wieder zusammengeschweißt worden. Bei einem Unfall hätten wir null Chance.

Na prima. Wir wussten erst gar nicht, was wir machen sollten, nutzen dann die Zeit aber, um diverse Alternativen für eine Weiterfahrt zu checken (neues Auto mieten? Rückführung von vermieteten Autos? Busse? Anhalter? Flug?). Die Ungewissheit macht uns kirre. Wir sind noch zu einer der bekanntesten Autovermieter des Landes (Jucy) gefahren, aber das Büro war geschlossen. Um etwas Zeit zu überbrücken, haben wir uns auch noch die Kunst Galerie angeschaut. So richtig Spaß gemacht hat es aber nicht, weil wir gedanklich ganz woanders waren...Sollte unsere Reise mit Queenie hier so ein tragisches Ende nehmen?  

 

14.30 Uhr: zurück in der Werkstatt. Der Elektriker bekam es nicht hin. Wir verzweifelten langsam. Die Szenerie echt verzwickt: Die Werkstattbesitzerin musste alles mit der Eigentümerin absprechen, die nicht vor Ort war (und dazu Zeitverschiebung nach Australien). Wir mitten drin, unfähig uns an den Entscheidungen zu beteiligen. Und trotzdem auch etwas in Eile, weil Silja mittlerweile ihren Rückflug ja für den 4.7. gebucht hatte (ein bisschen mehr als 3 Wochen). Aber wir hatten uns inzwischen dazu entschieden, die Reise mit Queenie auch zu beenden. Einerseits, weil wir keine gute und bezahlbare Alternative auf die Schnelle gefunden hatten. Andererseits waren wir bisher auch die ganze Zeit mit diesem Van unterwegs, in viel anspruchsvolleren Gegenden und alles ging gut. Wir können unsere Fahrweise ja an die Umstände anpassen. Unseren Eltern zu Hause haben wir davon erstmal nix gesagt… ;)

Die Werkstattbesitzerin schien mittlerweile Mitleid mit uns zu haben und spendierte uns im Restaurant um die Ecke Getränke. Sie habe wohl mit denen einen Special Deal, das sei alles fein.

17 Uhr: wir stehen wieder in der Werkstatt. Keine Neuigkeiten. Liz will die ganze Nacht an Queenie arbeiten und jetzt kommt der Oberhammer: Sie hat uns zudem zusammen mit ihr selbst in ein richtig schickes Hotel (QT Hotel) gegenüber kostenlos untergebracht (kostet sond 270 Dollar/Nacht)! Auch mit denen hat sie wohl einen special deal. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Greg hätte uns natürlich auch weiter beherbergt aber das Angebot konnten wir nicht ausschlagen. Natürlich mussten wir auch den Pool, das Fitnesscenter und die Sauna ausprobieren. 

 

Doch es kam noch besser: In dem Restaurant, in dem wir am Nachmittag ´ne Cola gezischt haben, durften wir jetzt uns auch noch den Magen vollschlagen. Glückskinder! 
 

Happy Ending?

Am nächsten Morgen haben wir entspannt gefrühstückt und Sport gemacht und sind dann wieder zur Werkstatt. Liz war bereits tätig, saß in Queenie und fuhr sie vom Gelände runter. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder! Wirklich! Nach dem Ganzen Hin und Her lief unsere Lady wieder. Wir haben Liz ne Schoki als Dank gegeben, sie gedrückt. Das Finanzielle würde sie ja mit der Vanbesitzerin klären. 

Liz, die Werkstattbesitzerin und wir mit unserer Queenie

 

11.30 Uhr waren wir dann zurück auf der Straße!

 

 

Das Trio ist wieder on the road <3

Und Leute, jetzt mal ehrlich. Ich bin ja Optimist und versuche immer das Gute im Schlechten zu erkennen. Aber rückblickend fiel mir das jetzt nicht schwer, auch wenn der Moment, als Queenie auf der Fähre stehen blieb, erst einmal ein Schock war. 

Wie viel Glück muss man bitte haben, dass Queenie uns nicht bereits im Süden abgestorben ist und wir deshalb die Fähre verpasst hätten (auch nicht günstig!). Nein, wir stranden in der Hauptstadt, in der gerade sowieso alles gratis ist, in der wir bereits Kontakte haben und damit eine sichere Unterkunft und dann noch diese unfassbare Nettigkeit von Liz! Manchmal kann ich es selbst kaum glauben :D

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